Pester Lloyd - esti kiadáa, 1935. augusztus (82. évfolyam, 173-197. szám)

1935-08-01 / 173. szám

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Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Harsány!, Haasenstein & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető­­iroda, Bosse Rudolf A.-G., Julius Tenzer. Einzelnummer für Budapest und für üeProvinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 3a Heller, Abendblatt 10 Heller. Für Oesterreloh: Morgenblatt an Wochen­tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Administration: V., HÁBIA VALÉR IA-UCCA lii. Telephone: Redaktion: 848—20. Nach Mltternaoht: 848—26. Administration: 849—00. 82. Jahrgang. Budapest, Donnerstag, 1. August 1935. Nr. 173 Im AngenMiclf Entspannung in Genf. Die englisch-französische Einigungsformel: fortgesetzte Verhandlungen der Schlichtungskommission bis zum 4. September. — Plan einer Dreimächtekonferenz Eng­lands, Frankreichs und Italiens zur Regelung der meri­torisehen Fragen. Budapest, 1. August. In den gestrigen Verhandlungen des Völkerbund­rats, die inmitten der größten Verwirrung und Rat­losigkeit eröffnet wurden, ist schließlich doch eine momentane Entspannung eingetreten. Zunächst kann als positives Resultat gewertet werden, daß England. Um überhaupt die weiteren Verhandlungen zu er­möglichen, von der Aufrollung der meritorischen Frage der Völkerbundintervention einstweilen Ab­stand genommen hat. Dieses englische Entgegenkom­men ist von außerordentlicher Bedeutung, da im Falle der englischen Intransigenz Italien sich vom Völkerbunde zurückgezogen hätte. Nach der gestrigen Aussprache im Rate wurde zunächst ein Aufschub von 24 Stunden vereinbart, um inzwischen eine Eini­­gungsformel in der weiteren Verfahrensfrage der Verhandlungen der Schlichtungskommission auszu­arbeiten, der sowohl Italien, als auch Abessinien zu­­stimmen können, ferner zumindest über die Umrisse der Methode einig zu werden, mit der m$n an die meritorischen Fragen herantreten könnte. Diese Eini­gung ist denn auch nach den übereinstimmenden Be­richten der Weltpresse aus Genf zwischen Laval und Eden nach langwierigen Verhandlungen gefunden worden. Das Wesen des Kompromisses betrifft zwei Fragenkomplexe: das formelle Problem der Schlich­tungskommission und das sachliche der Stellung der Großmächte zum Gesamtkomplex des abessinischen Konflikts. Die Verhandlungen der Schlichtungs­­kommission sind nach italienischer Auffassung nur auf den Zwischenfall von Ualual begrenzt, so daß ihre Fortsetzung eigentlich nur dazu dient, den international-juristischen Faden nicht abreißen zu lassen und zu keiner sofortigen Gewalt zu greifen. In die Kommission soll durch den Völkerbundrat ein fünfter Schiedsrichter ernannt und ihre Verhand­lungen sollen um einen weiteren Monat, bis zum 4. September verlängert werden. Dann hat die Kommission an den Rat Bericht zu er­statten, und falls ihre Verhandlungen keine positiven Ergebnisse gezeitigt haben sollten, soll dann der Rat die Lesung des gesamten italienisch­­abessinischen Konflikts selbst in die Hand nehmen. Der gegenwärtige Resolutionsentwurf des Rats wird auch, falls Italien heute zustimmen sollte, nur auf diese Punkte beschränkt sein. Da jedoch die Ver­handlungen der Schlichtungskommission selbst nur Zeitgewinn für die Vorbereitung der meritorischen Entscheidung bedeuten sollen, mußte schon jetzt da­für gesorgt werden, wie man an die Lösung der sach­lichen Streitfragen nicht nur zwischen Italien und Abessinien, sondern in erster Linie zwischen England und Italien herangehen solle. In dieser Beziehung tauchte jetzt der Plan einer Dreierkonferenz der Signatarmächte des Vertrags vom Jahre 1906, Eng­land, Frankreich und Italien, auf, die möglichst un­ter persönlicher Teilnahme Mussolinis abgehalten werden sollte. Das Zustandekommen einer solchen Konferenz würde schon einen wesentlichen Fort­schritt bedeuten und es ist kaum zu erwarten, daß über ihre Einzelheiten schon jetzt eine völlige Eini­gung zwischen den drei Mächten zustande kommen könnte. Selbst zur englisch-französischen Einigungs­formel in der Frage der Schlichtungskommission steht noch die italienische Zustimmung aus, doch kann wohl nicht angenommen werden, daß Laval mit Eden etwas vereinbart hätte, wovon Baron Aloisi nicht von vornherein informiert gewesen wäre. Eine besondere Frage ist die der Dreierkonferenz, mit der der Völkerbund formell nichts zu tun hat und die auch später in direkten diplomatischen Verhandlun­gen vereinbart werden kann. Stimmt Italien dem er­sten Teil des englisch-französischen Vorschlages über die Schlichtungskommission zu, dann ist schon Zeit gewonnen und das bedeutet heute schon eine momentane Entspannung. All das muß sich in der heutigen Nachmittagsitzung des Völkerbundrates ent­scheiden. ; Der Inhalt der Lavalschen Einigungsformel. London, 1. August. (DNB.) Der Sonderkorrespondent der Times in Genf meldet, daß die auf Grund von Besprechungen zwischen Eden, Laval und Litwinoiv abgeänderte Formel nunmehr folgende Punkte umfaßt: 1. In den Versöhnungsausschuß soll ein fünfter Schiedsrichter ernannt werden. 2. Der Versöhnungsausschuß muß bis zum 4. September Bericht erstatten. 3. An diesem Datum wird eine Sitzung des Völkerbundrates abgeludten werden. 4. Falls in der Zwischenzeit keine Einigung zu­stande gekommen ist, soll der Völkerhundrat an dem genannten Datum eine Erörterung der italienisch­­abessinischen Frage in ihrer Gesamtheit beginnen. Der Times-Korrespondent fügt hinzu: Diese For­mel wird im Falle der italienischen und der abessini­schen Zustimmung dem Völkerbundrat als Ent­schließung zur Annahme unterbreitet werden. Falls Italien und Abessinien mit diesem Verfahren einver­standen ist, soll sofort eine Konferenz zwischen den drei Signatarmächten des Vertrages von 1906 (Eng­land, Frankreich, Italien) abgehalten werden und es wird angeregt, daß die abessinische Regierung noch im ersten Stadium zur Teilnahme eingeladen werden soll. Es wird ferner vorgeschlagen, die Konferenz, wenn nicht in Rom, so doch an einem passenden Platz in Italien abzuhalten, um Mussolini die persön­liche Teilnahme zu ermöglichen. Falls dies seinen Wünschen entspricht, ist es durchaus möglich, daß in diesem Falle Laval der französische Vertreter sein würde. Der heutige Vormittag in Genf. Genf, 1. August. (Inf.) Im Laufe des Vormittags wurden die diplo­matischen Verhandlungen über die heute nacht aus­gearbeitete Formel fortgesetzt. Der französische Ministerpräsident Laval, der englische Minister für Völkerbundangelegenheiten Eden und der russische ' Außenkommissär Litwinow verhandelten ununter­brochen über den endgültigen Text des Beschluß­antrages, der heute nachmittag dem Völkerbundrat vorgelegt werden soll. Uber die Antwort der englischen Regierung er­fährt man, daß man in London an dem ausgearbeite­ten Text einige Änderungen vorzunehmen wünsche. Die englische Regierung besteht vor allem darauf, daß man genauer definiere, was man unter „Anwen­dung von Gewalt“ verstehe. Andererseits wünscht man in London, daß man die Anwendung von Ge­walt nicht nur bis zum 3. September ausschalte, son­dern daß die beiden Parteien sich verpflichten sollen, auf eine Anwendung der Gew(dt auch über diesen Termin hinaus zu verzichten. England wünscht in dieser Hinsicht weitergehendere Garantien, als sie die ausgearbeitete Formel beinhaltet. Das Verfahren der Schlichtungs- und Schieds­­geriehlsikommission wurde dein Wunsche Mussolinis gemäß festgestellt. Danach würde sich diese Gerichts­kommission auf die Untersuchung des Inzidenzfalles von Ualual beschränken und sich auf Fragen der Grenzziehung nicht erstrecken. In Völkerbundkreisen befürchtet man, daß man in diesem Punkte auf einen starken Widerstand Abessiniens stoßen werde, nach­dem — wie bekannt — die abessinische Regierung in dieser Frage einen entgegengesetzten Standpunkt ein­­nimmt. Baron Aloisi, der die heute nacht ausgearbeitete Formel unverzüglich nach Rom weitergeleitet hat, hat bis heute mittag die Antwort Mussolinis noch nicht erhalten. Man erwartet diese Antwort für die eisten Nachmittagsstunden. Ministerpräsident Laval hat den Text der Formel heute früh der abessinischen Delegation mitgeteilt. Man hofft, daß auch die Ant­wort der abessinischen Regierung noch vor der für 5 Uhr anheraumten Ratssitzung einlangen wird. Englands Zustimmung mit Vor­behalten. Genf, 1. August. (DNB) In einer heute am frühen morgen ein­gegangenen Reuter-Meldung aus Genf heißt es: Bei den Besprechungen, die bis kurz vor Mittiernacht dauerten, beantragte der englische Völkerbundmini­ster Eden, der mit London telephonisch beraten hatte, mehrere wichtige Änderungen des französi­schen Entschließungsentwurfs. Es verlautet, daß diese Abänderungen des Wortlautes das Mindestmaß dessen darstellen, was von der britischen Regierung als befriedigend bezeichnet werden würde. ln einer anderen Genfer Reuter-Meldung heißt es, wenn es nicht gelinge, die italienische und die abessinische Zustimmung zu der auf gestellten For­mel zu erhalten, dann werde Großbritannien voraus­sichtlich eine Erörterung der Gesamtfrage während der gegenwärtigen Völkerbundtagung verlangen. Italien ist gegen das Völkerbund­­niandat. London, 1. August. (DNB) Reuter meldet Mittwoch abend aus Rom, Italien erwarte immer noch, daß Großbritannien und Frankreich etwas unternehmen werden, um eine Konferenz zustande zu bringen, auf der der ita­­lienisch-abessinische Konflikt auf der Grundlage des Drei-Länder-Vertrags von 1906 erörtert werden würde. Man glaube, daß Italien seinen Standpunkt vor einer solchen Konferenz vertreten würde. Aber irgendein Versuch, die Kolonialpolitik Italiens zu kontrollieren, würde von Italien abgelehnt werden. Italien würde es ferner ablehnen, der Konferenz bei­zuwohnen, wenn sie sich nicht auf die Unterzeichner­staaten des Vertrages von 1906 beschränken würde. Die Frage eines Völkerbundprotektorats über Abessi­nien, die in gewissen Kreisen erwähnt wurde, sage den Italienern nicht zu. Mussolini habe es bereits klargemacht, daß er ein Protektorat, das Italien mit England und Frankreich teilen müßte, als unmög­lich betrachtet. Er wünsche die Kontrolle über die Rohstoffe zu erhalten, und diese würde im Falle eines Völkerbundprotektorats schwierig sein. Französische Pressestimmen. Paris, 1. August. (Havas.) Die Morgenpresse äußert sich im allge­meineil günstig über den Verlauf der gestrigen Sitzung des Völkerbundrates. Nach Petit Párisién wurde die gestrige Sitzung vom guten Willen und von der Vernunft beherrscht. Die nachdrückliche Erklärung Edens, daß der Rat die Angelegenheit in ihrem ganzen Umfange unter­suchen müsse, falls das Schlichtungsverfahren er­gebnislos verlaufen werde, könne als eine Warnung an die Mächte aufgefaßt werden. Nach einem Blatte wurden an der Formel, auf Grund deren das Schlichtungsverfahren fortgesetzt werden soll, bereits Änderungen vorgenommen, die auf den Wunsch Englands zurückgehen, Italien sidle feierlich seine Verpflichtung wieder bestätigen, wäh­rend des Schiedsverfahrens nicht zu den Waffen zu greifen. Aloisi war bereit, diese Verpflichtung bis 25. August zu übernehmen, worauf Eden entgegnete, daß die genannte Verpflichtung laut dem abessinisch­­italienischen Vertrag unbefristete Geltung habe. Nach Le Matin soll zum fünften Schiedsrichter ein Schwede ernannt werden. L’Oeuvre findet die Lage bei allem Wohlwollen doch nicht sehr günstig für Italien und meint, daß eine Aktion Italiens in Abessinien keine Unter - stützung finden würde. Übrigens glaube man noch daran, den Krieg verhindern zu können. Italienische Presse ändert den Ton gegenüber England. Rom, 1. August. (Inf.) In Erwartung der Genfer Ergebnisse hat die italienische Presse auf höhere Weisung jede Po« lemik gegen England eingestellt. Die Presse ist sogar bemüht, England gegenüber eher einen versöhnlichen Ton anzuschlagen. Rückwirkungen auf Arabien. Aden, 1. August. (Inf. Wie verlautet, hat der Imam von Jemen sich geweigert, der italienischen Militärbehörde von Ergthräa die Erlaubnis zur Anwerbung von Arbeitern in Jemen zu erteilen. Der Iman soll jedoch bereit sein, die Anwerbung von Freiwilligen für die abessinische Armee zu gestatten und den Abtransport der Freiwilligen über Hodeida zu fördern. Diese Meldung steht jedoch im Gegensatz zur bis­herigen Haltung des Iman, der einen Vertrag mit Italien

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