Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. szeptember (82. évfolyam, 198-222. szám)

1935-09-01 / 198. szám

SONNTAGSNUMMER 32 HELLER Abonnement: Inseratenaufnahme: Für Budapeet: mit täglich zweimaliger In Budapest. Inder Administration des Zustellung und für das Inland Morgen« HRngK WBKKBBRKM mtmmm nn mí mm\ i>n» Pester Lloyd und in den Annoncen­und Abendblatt: mfaSIPTOk SÍHrJMb VESPt^Bk JfSSjS WlJlJl áÉSBa. R99I aH SffiKcjtk Bureaus .Balogh Sándor, J. Blookner, i.Elau, Vierteljährlich 18 P, monatlich MO P. |W ffl |§Hg W MlM IfN bUT ifik VBSk M* BaÉT Kfh Boros, Braun, Josef Erdős, Győri A Nagy, Für das Morgenblatt allein vierteljährlich gfl HM S9| 9 ML Q g| BUH B 1® ■ $3 Nil ££& Big ági gfrl M MS SB Harsány!, Haasensteln 4 Vogler. Cornel 11 P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt l|§6 WS Bi Tgfca. KM SSi /EB iSN BH NB Mg* MN (1$! Bll Leopold, Julius Leopold, Mag,, hlrdetö­allehi vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. jWrtét&P hBmw SgE »3812 »Jf RS ySM IKS läfc Iroda, Mosse Rudolf A-Q., Julius Tamer. Für die separate Zusendung des Abend- ggp»'’ RN fSS*® PPWÁ ii IH SP fü Wi II Einzelnummer für Budapest und für bla%.ir5^g[r^.elerte- BT | | » ü ITg i| fl 1 B fl | fl SP 1# ^Heller,: ^n^StoMtagen^ äs*'Helfer* J| JO Bür JL JBJ JIbIi AJJLlv JL Aß {er Kreuzbandsendung rnerteljährlich. Fflr Kmatm W T tagen 80 Or„ an Sonntagen 40 Qr. und Österreich vierteljährlich ö.Sch. 30.—,für ° Abendblatt 20 Qr. menu "werden8 a'ueh 3b e T s Sínt iloben° aus" M A O P 17 \T D T ATT R Redaktion u. Administration: ländiaohenPoatämtern entgegengenommen II Ql tu |l| I 1 ES StABIA VALÉR IA-ICCA 1«, Nicht verlangte Manuskripte werden Telephone: weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Redaktion: 848—ao. Naoh Mltterneehfc Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet 848—*6. Administration 849—09 82, Jahrgang. Budapest, Sonntag, 1. September 1935. Nr. 198 Italien und Europa« Die europäische öffentliche Meinung beschäftigt sich lebhaft mit den Proble­men, die sich aus dem italienisch-aibes­­sinischen Konflikt für die internationale Politik ergeben. Wir veröffentlichen im nachstehenden zwei Artikel bekannter politischer Persönlichkeiten, die kurz vor dem Zusammentritt der Genfer Völ­kerbundratstagung die europäischen Zu­sammenhänge der ostafrikanischen Frage beleuchten. Der erste dieser Artikel stammt von Dr. Albert Berzeviczy, der »weite von Henry de Jouvenel; beide Autoren sind als Vorkämpfer einer ita­lienfreundlichen Politik in ihren Ländern bekannt. Wir übergeben den beiden Autoren das Wort: I, Das angeieißdete Italien. Von Dr. ALBERT v. BERZEVICZY, Minister a. D., Vorsitzender des auswärtigen Ausschusses des Oberhauses. Italien erscheint heute vielfach angefeindet, und ■ — setzen wir gleich hinzu -— ungerecbterweise an­­gefeindet. Sein eigentlicher Feind ist heute Abessi­nien, dessen Freundschaft Italien derzeit auch gar nicht anstrebt. Aber auch in England ist man — seit dem Konflikt mit Abessinien — Italien übel­­gesinnt; die Organe der englischen Presse über­­bieten sich in Vorwürfen, Belehrungen oder wenig­stens Stichelungen an die italienische Adresse, und finden gelehrige Schüler in Nordamerika; selbst in neutralen Ländern wie Spanien und der Schweiz scheinen sich die Sympathien mehr Abessinien zu­zuwenden, und in der Presse der Kleinen Entente fehlt auch jede entschiedene Stellungnahme für Italien. Sehr bemerkenswert ist die feste Haltung Frankreichs an der Seite Italiens, das heißt an der Stresafront, bemerkenswert um so mehr, weil wir ja gewohnt sind, Frankreich als den obersten Patron der Völkerbundorthodoxie zu begegnen, und die Haltung Italiens scheint immer mehr zu einem schweren Konflikt mit dem Völkerbund zu führen. Es scheint eben, daß Frankreich sich endlich auch zu der Erkenntnis durchringt, die wir längst verkünden, daß nämlich der Völkerbund nicht ein­fach dazu berufen ist, den jetzigen Stand der Dinge auf dem ganzen Gebiet der Mitgliedsstaaten auf ewige Zeiten zu petrifizieren. Diese einseitige Ver­tragsorthodoxie, die die Siegerstaaten in ihrem In­teresse ausgeklügelt und den Besiegten auferlegt haben', würde früher oder später zum gänzlichen Ruin der Genfer Institution führen, weil sich elemen­tare Kräfte und mächtige Interessen nicht dauernd in eine Főnnel festbinden lassen, die Dynamik des politischen Lebens nicht dauernd statisch behandelt werden kann. Will der Völkerbund bestehen und gedeihen und seinen hehren Beruf: die größtmögliche Sicherung des Völkerfriedens wirklich erfüllen, so muß er vor allem das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigen, indem er wichtige Aufgaben, wie die Abrüstung und der Schutz der Minoritäten nicht durch Sabotage­akte vereiteln läßt, und ebenso muß er bestrebt sein, durch entsprechende Elastizität den Forderungen der realen internationalen Politik gerecht zu werden und sich nicht dem Irrglauben hinzugeben, daß in der Welt alles auf immer unverändert so bleiben kann, wie es im Jahre 1920 schlecht und recht ge­regelt wurde. Übrigens gehört kein besonderer Scharfblick dazu, um zu erkennen, daß das strikte Geltend­machen der Formeln des Völkerbundstatuts im Falle Italiens nicht der eigentliche Beweggrund ist, der den Völkerbund einer Krise zutreibt. Es sind da mächtige politische und wirtschaftliche Interessen im Spiel, die sich vom Streben Italiens gefährdet er­blicken und darum diesem Streben auf eine allge­mein gefällige und löbliche Weise Einhalt gebieten möchten. ivian muß eben auf den Ursprung der heutigen Lage zurückgreifen, um die wahren Beweggründe auf allen Seiten zu erkennen. Nach dem siegreichen Feldzug haben die Sieger­staaten in Form eines Diktatfriedens auch über den Kolonialbesitz Deutschlands frei verfügt. Er wurde als Beute unter den Siegern verteilt. Da Italien da­mals in der Friedenskonferenz schwach vertreten war, und die Führung französische und englische Staats­männer innehatten, wurde Italien, obgleich es den übrigen Siegerstaaten gleiche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, bei der Verteilung der eroberten Kolonien ganz übergangen. Das Inter­esse der Sieger erheischte es aber, daß das in Ver­sailles schlecht und recht geschaffene Werk für sakrosankt und unantastbar erklärt wurde. Zu die­sem unantastbaren Werk sollte auch die Verteilung des Kolonialbesitzes gehören, nicht nur vom Ge­sichtspunkt des tatsächlichen Besitzes, sondern auch von dem der verhältnismäßigen Größe des Kolonial­besitzes der einzelnen Siegermächte. Dieses Verhält­nis kann indessen nicht nur dadurch gestört werden, ds[ß ein Partner dem anderen Gebiete entreißt, son­dern auch dadurch, daß er durch die Erwerbung neuen Kolonialbesitzes in seiner Verhältniszahl ver­rückt. Dieser Fall würde nun eintreten, wenn Italien — dessen Kolonialreich durch freie Zugeständnisse Englands und Frankreichs nur unwesentlich ver­größert werden konnte —- seine Absicht verwirk­lichen und von Äthiopien Besitz ergreifen sollte; und darum muß der Völkerbund herhalten, uni eine solche Störung des in Versailles beschlossenen Ko­lonialgleichgewichts zu verhindern. Die Schöpfer des Versailler sogenannten Friedens­vertrages. haben teils ans Unkenntnis, teils aus Rache­­und Habgier, auch aus Liebedienerei gegenüber den Helfershelfern so ungeheure Ungerechtigkeiten be­gangen, daß daneben die an Italien begangene sicher­lich noch als sehr glimpflich erscheint. Vom Gesichts­punkte der Gerechtigkeit aus müßte eben das ganze Friedenswerk umgestürzt und neugeschaffen werden. Davon kann jetzt leider nicht die Rede sein; wie wenig man sich um Gerechtigkeitsrücksichten küm­mert, beweist am besten der Umstand, daß, nachdem Deutschland nach dem unleugbaren Scheitern der Abrüstungskonferenz sich eigenmächtig die Gleich­berechtigung im Rüstungswesen zugeeignet hat, wir, Feuilleton. Der Lebenskünsfler. Novelle. Von FRIEDRICH KARINTHY, Auch ein Zivilist über vierzig gewöhnt sich an den Tod, wie der Soldat im Felde sich an den Tod gewöhnt: einer nach dem andern fallen die Kamera­den rings um ihn, als verstärke sich das Feuer aus dem Jenseits, und als ob dessen Artillerie und Infan­terie, die Batterien und die serienweisen Nieder­­brüche, sich irgendwie dem Schützengraben nähern würden, in dem man so gute und bequeme Deckung gefunden hatte. Fast haben wir schon vergessen, wo wir sind (und „wohin“ uns unsere geliebten guten Eltern gebracht haben, als sie uns zur Welt ge­bracht), und es beginnen auch Leute zu sterben, die, wie Tante Amalie so treffend bemerkt, „bisher noch nie gestorben waren“. Urplötzlich greift sich der nächste gute Kamerad ans Herz, einer, mit dem wir einst gemeinsam auszogen und in der gleichen Schwarm'linie kämpften, zankten und haderten; (nämlich miteinander). Da lugen wir dann auf dem Heimweg vom Friedhof beunruhigt nach der Him­melsdecke, — tausendnocheinmal, der unsichtbare Schuh beginnt recht empfindlich zu drücken, den Teufel auch, mein Tod muß aber nahe bevorstehen, wenn wohlbekannte Namen so häufig in jener ge­wissen imheimlichen Rubrik der Zeitungen unter den Tagesneuigkeiten oder weiter hinten in breitem Trauerrahmen Vorkommen ... Am nächsten zu mir schlug die Granate nach je­nem denkwürdigen Bankett ein. Wir feierten eine Pariser geistige Berühmtheit im Klub. Waren in stattlicher Anzahl erschienen. Vor dem Festessen, während sich der ganze Vor­stand des Klubs mit unserem vornehmen Gaste be­faßte, rottete sich oben im Spielsaal eine beschei­dene kleine Baccarat-Partie zusammen, an der auch ich mich bis zur Höhe von ein paar billigen Einsätzen beteiligte. Die Bank gab Vater Geier; mein Nachbar am Spieltisch war Karl Térey, der feinsinnige Ästhe­tiker und namhafte pessimistische „Dichter“. Er spielte jedoch nicht, sondern beobachtete unter sei­nen verdüsterten Brauen die Vorgänge und flüsterte mir in seiner grotesken Manier gepfefferte Bemer­kungen auf Kosten der Klubmitglieder ins Ohr. Oben neben dem Bankhalter „nahm“ Andreas Hódy „das Blatt“, nachlässig, gemessen, mit bezaubernder Eleganz, wie immer; seinen Antinouskopf stützte er zur Seite geneigt auf die linke Handfläche über die leuchtende Hemdbrust. „Da blick einmal hin“, stieß mich Térey mit heiserem Lachen in die Seite, „euer Abgott Andreas Alkibiades Hódy, Liebling der vereinten Götter Grie­chenlands, der Lebenskünstler! Der Lebenskünstler schielt.“ „Warum sollte er das?“ entgegnete ich nervös, denn mein Einsatz wurde eben zum zweiten Male eingezogen. „Weil er dem Bankhalter unter die Karten blicken möchte. Der Lebenskünstler, der gefeierte Schriftsteller, der Löwe aller Theatergarderoben, der Verkünder der ewigen Schönheit und Herold des Mutes und der Tapferkeit. Mogeln möchte er, gleich uns jämmerlichen Unglücksraben, Lebensverneinern und Ideenbettlern.“ „So schnattere doch keinen Unsinn,“ gab ich zur Antwort, nachdem ich Minuten lang hingeblickt hatte, „er kümmert sich ja nicht einmal um seine eigenen Einsätze.“ Und in der Tat. Andreas Hódy schob eben träge und gleichgültig einen ganzen Haufen Spielmarken hinter die Linie, rote, blaue, gelbe, und ohne auch nur annähernd zu berechnen, wie viel er aufs Spiel setzte (es mochte nach meiner Schätzung eine sehr ansehnliche Summe sein), wandte er den Kopf rückwärts und ließ sich in einen freundlichen Ge­dankenaustausch mit einem unserer Klubkollegen ein, der eben hinter seinen- Stuhl getreten war. Der Ankömmling lachte laut auf, Andreas Hódy mochte ihm etwas äußerst Angenehmes gesagt haben, irgendeinen seiner entzückenden Einfälle in bezug auf Frauen oder Theater. „Neun für die Bank,“ schnarrte der Croupier und zog die Sätze ein. Der abgewandte Kopf Hódys zuckte keine Sekunde lang. Ich konnte mich eines leisen Pfiffes des Staunens nicht enthalten. Hódy plauderte unbeirrt liebenswürdig weiter. „Da siehst du’s also,“ raunte ich Térey ins Ohr, „er ahnt nicht einmal, wie hoch sich die Summe beläuft, die er eben verloren hat.“ „Schon gut, aber warte nur, bis er gewinnt,“ flüsterte Térey zurück. Blindlings und willkürlich griff Andreas Hódys schöne Aristokratenhand in den Haufen Jetons, fast die Hälfte schob er aufs Geratewohl hinter die Linie, er selber aber plauderte, immer noch dem Tische den Rücken zugewandt, munter fort. „Gagné!“ schmetterte der Croupier und begann auch schon, die gewonnenen Einsätze den Spielern zuzuschieben. Auch da wandte sich Hódy nicht um, doch als das Rateau bei seinem Einsatz angelangt war, um den Gewinn auszuschütten, und dann sachte weiter gleiten wolte, sagte er über die Schulter hin­weg leise und gelassen zum Spielknecht: „Sechs weiße Marken bekomme ich noch, mein Sohn, sie liegen vor der Linie“. • Der Croupier sah näher hin, nickte höflich und zahlte die sechs kleinsten Einheiten aus, die seiner Aufmerksamkeit entgangen waren. Die volle Höhe des Einsatzes belief sich" auf nahezu tausend. Térey knuffte mich triumphierend. Ich war sel­ber perplex. „Der weiß alles aufs genaueste, mein Junge“, zischelte er, „bloß nach außenhin verbreitet er leicht­sinnigen dionysischen Heidengleichmut. Unter sei­nem prachtvollen Künstlerschopf, zwischen den Strähnen seiner Mähne liegt ein Shylocksauge auf der Lauer und beobachtet den Kreuzer, aus dem der Gulden wird“. Später, beim Bankett, kam ich abermals neben Térey zu sitzen. Schon bei der Suppe begann er sei­nen bitteren Schnabel zu wetzen. „Wie ich merke, säßest auch du lieber in der

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