Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. november (82. évfolyam, 249-273. szám)

1935-11-02 / 249. szám

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B?a«, Boros, Braun, Josaf Erdős, Győri & Nagy, Harsányi, Haasenstein & Vogler. Cornel Leopold, Julius Leopold, Wag/, hir-daio­­iroda. Mossa Rudolf A.-Q., Julius fer.zér, Einzelnummer für Budapest und für dieProvinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 3 s Heller, Abendblatt io Heller. Für Oeeterreioh: Morgenblatt an Wochen­tagen 80 Gr., an Sonntagen 4-J ür. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Administrator!]: V., MAHIA VALläKIA-llilCA nt, Telephons: Redaktion: 848—20. Naoh hiii.ternsohb 848—26. Administration r.49—0!> 82. Jahrgang. Budapest, Samstag, 2. November 1935. Nr, 249 Wiedcrverschärfung der englisch-italienischen Spannung. England vermindert nicht seine Mittelmeerflotte und lehnt die Friedensvorschläge Lavals ab. — Enge Zusammenarbeit zwischen Frankreich und England in Genf. — Antienglische Kundgebungen in Italien. — Beginn der Sanktionen am 18. November. Budapest, 2. November. Die letzte Welle des Optimismus, die durch die Zurückziehung einer italienischen Division aus Libyen und durch die Kunde von der bevorstehenden Verminderung der englischen Seestreitkriifte ausge­löst wurde, war von kurzer Dauer. Was man von Mitte dieser Woche vermuten konnte, erscheint jetzt sicher: die Vermittlungsaktion, die der franzö­sische Ministerpräsident 14 Tage vor der Verhän­gung der Sanktionsmaßnahmen gegen Italien einge­leitet hatte, hat mit einem völligen Mißerfolg ge­endet. Das ist die Folge der unnachgiebigen Haltung Englands, das die Friedensvorschläge, in denen von einer Abtretung eines großen Teiles Nord- und Ost­abessiniens die Rede war, kurzerhand abwies. Zur , Unterstreichung seiner Stellungnahme hat England J bis jetzt auch jene Reduktion seiner Flottenstärke j im Miitelmeer abgelehnt, ja es ist sogar davon die Rede, daß neue Schiffe in die Gewässer Südeuropas entsandt werden sollen und daß die fieberhafte Ver­stärkung der englischen Flottenstützpunkte keine Unterbrechung, sondern eine Steigerung erfahren wird, Bemerkenswerterweise hat die Versteifung der englischen Politik zu keiner Lockerung der englisch­französischen Beziehungen geführt; nach den heuti­gen Meldungen scheint das Einvernehmen zwischen Sir Samuel Hoare und Laval im Augenblick ganz un­getrübt zu sein. In der französischen Öffentlichkeit melden sich zwar kritische Stimmen, die die immer weiter gehenden Forderungen Englands nach einer militärischen Zusammenarbeit mit Frankreich im Mittelmeer ablehnen, aber die Führung der franzö­sischen Diplomatie läßt sich davon offenbar nicht stark beeinflussen. Italiens freundschaftliche Demon­stration, Baron Aloisi nach Genf zu entsenden, scheint bis jetzt keine Konsequenzen gehabt zu haben. In der Unterredung, die Laväl mit dem ita­lienischen Delegierten gestern hatte, dürfte der fran­zösische Ministerpräsident dem Vertreter Mussolinis nur das negative Ergebnis seiner letzten Bemühungen mitgeteilt haben. Genf, als Verhandlungsort zwischen England, Frankreich und Italien, scheint jetzt nicht mehr viel zu versprechen und das Interesse konzen­triert sich darum auf die Beratungen der Sanktions­konferenz. Auch da kommt man nur sehr 'langsam vom Fleck, die technischen Schwierigkeiten sind so groß, daß man mit einer längeren Dauer der Ver­handlungen rechnen muß. Im Prinzip hat der Acht­­zelmerausschuß bereits, wie eine Havas-Meldung aus Genf besagt,' den Beginn der Anwendung der Sank­tionen am 18. November beschlossen. Die meisten Mitgliedstaaaten des Völkerbundes haben sich zwar das Prinzip der wirtschaftlichen Sanktionen zu eigen gemacht; wie wenig damit für die Praxis ausgesagt ist, ersieht man daraus, daß selbst die entschieden­sten Vertreter des Sanktionsprinzips täglich auf die ; Schwierigkeiten seiner Durchführung hinweisen. Nachstehend lassen wir unsere Meldungen über die diplomatische Lage folgen: Der Stand der diplomatischen I i Besprechungen. Die Friedensbemühungen ergebnislos« 1 , Paris, 2. November, (Inf.) Die heutigen Morgenblätter stimmen be- ( ziiglich der am Freitag in Genf geführten Bespre- i «hungen darin überein, daß bisher keine greifbaren ) Ergebnisse erzielt und keine nejuen , Verhandlungs- ] grundlagen gefunden worden seien. i Der Sonderberichterstatter des Petit Journal er- i klärt, das einzige Ergebnis des Tages sei eine Reihe , pon Dementis..Es sei unzutreffend, daß zwischen i Bark und London ein Plan zur Beilegung des ita- ] lienisch-abessini'schen Streitfalles ausgearbeitet wor­den sei. Es sei unzutreffend, daß Aloisi nach Genf gekommen sei, um mit den Vertretern • Frankreichs und Englands Verhandlungen über die Beendigung der Feindseligkeiten einzuleiten. Es sei unzutreffend, daß zwischen Frankreich und Großbritannien auch nur die geringsten Meinungsverschiedenheiten , hin­­hinsichtlieh der Anwendung der Sanktionen oder der Fortsetzung der diplomatischen FühlnngsnaInnen bestünden; Oie Besprechungen zwischen Laval, Hoare und Eden verlaufen in vollständigen Einvernehmen. Als wesentlichster Punkt des italienisch-abessinischen Problems sei vor allem die Notwendigkeit festgestellt worden, nach der Inkraftsetzung der Sanktionen die | Tür zu Besprechungen offen zu lassen. Jedoch seien I Laval und Hoare erneut zu dem Schluß gekommen, I daß nur.eine Lösung in Frage kommen könne,"die die abessinische Souveränität wahre und durch die militärischen Eroberungen Italiens nicht aner­kannt und gebilligt würden. Von der für Samstag angekündigten Zusammen­kunft zwischen Aloisi Und Hoare sei ebenfalls kein praktisches Ergebnis zu erwarten. Man sei also noch weit von der Verwirklichung der Hoffnungen ent­fernt; die man vor einigen Tagen auf die Wiederauf­nahme der Arbeiten des Fünfer-Ausschusses gesetzt hatte. . Auch der *Vertreter des Jour gibt seiner Ent­täuschung darüber Ausdruck, daß von einer Ver­wirklichung der Hoffnungen, die an die Zusammen­kunft Lavals, Hoares- und Alois is geknüpft worden waren, nicht mehr die Rede sei. Zu der Unterhaltung Aloisis mit LavaL berichtet der Vertreter des Blattes, der italienische Delegierte habe Lava! erklärt, für Italien sei jeder Vorschlag, der sich auf das berühmte Projekt des Fünfer-Aus­schusses stütze, heute ebenso unannehmbar wie im vergangenen September. Gutes Einvernehmen zwischen Laval und Hoare. London, 1. November. (Inf.) Nach den hier' vorliegenden Meldungen über die* Genfer Besprechungen begegnen die Ver­handlungen zwischen Frankreich, Italien und Eng­land über die Beilegung der ostafrikanischen Krise großen Schwierigkeiten oder dürften bereits ganz ins Stocken geraten sein. t In den vorliegenden Meldungen wird besonders unterstrichen, daß die zivischen^England upd Frank­reich bestehende Harmonie auch nicht im geringsten hiedurch beeinträchtigt worden séi. Man erwartet vielmehr, daß Hoare im Laufe des Samstag eine Er­klärung über den Verlauf der Friedensverhandlun­gen abgeben und dabei von Laval unterstützt werden wird. Italiens guter Wille. Genf, 31. Oktober. (Havas.). In Genfer italienischen Kreisen wird erklärt, daß die italienische Regierung über die Arbeiten der englischen und französischen Sachver­ständigen in Paris nur aus den Berichten der Nach­richtenagenturen und aus Zeitungsmeldungen Kennt­nis erlangt habe. Damit, daß sie trotzdem Baron Aloisi nach Genf entsandt hat, will sie beweisen, daß sie keinerlei Besprechungen aus dem Wege gehe, und auch fernerhin bereit sei, sich mit den übrigen Mächten um die Beilegung des Konflikts zu bemühen. In Verbindung mit der Anwendung der Sanktionsmaß, nahmen wird in italienischen Kreisen betont, daß 53 Prozent des italienischen Außenhandels «ich aus jenen Ländern zusammensetzt, die im Koordinations­ausschuß nicht vertreten sind, und 30 Prozent des Handelsverkehrs wird mit Deutschland abgewickelt. Kein englisches Entgegenkismmert* Paris, 2. November. (Inf.) Der Londoner Vertreter' des Echo de Paris meldet, die englische Regierung denke nicht nur nicht daran, auch nur ein einziges Kriegsschiff aus dem Mittelmeer zurückziehen, sondern sei. fieberhaft mit Vorbereitungen auf lange Sieht be­schäftigt, wie z. B.' Einberufung der Reserven, in­­standsetzung desarmierter Schiffe, Einrichtung von Stützpunkten im östlichen Mittelmeer, Anlegung von Arsenalen, Verhandlungen mit der spanischen ReÄ gierung asw. Die französische Regierung habe Lon-u don um Aufklärung über die Gründe dieser Maß A nahmen gebeten und daran erinnert, daß die Unter­stützung Frankreichs sich im Rahmen und Geiste des Völkerbundes halten müsse, also eine friedliche Regelung des Streitfalles zum Ziele habe. In engli­schen politischen Kreisen werde, jedoch heute zuges geben, daß die englische Regierung die Friedensvor­­schlägc schroff abgelehnt habe, die ihr Kardinal-! Staatssekretär Pacelli und Ministerpräsident Laval Übermittelt hätten. Die englische Regierung habe sich geweigert, diese Vorschläge auch nur als Ver­­handlungsgrundlage anzunehmen. Die britische Admiralität verlange jetzt von Frankreich sogar Maßnahmen, die einer wahren Mobilmachung gleich­­kämen. So hätten die englischen Behörden bereits diie Bekanntgabe von Bewegungen der französischen Luftstreitkräfte gefordert und sie wünschten, daß Frankreich gleichfalls durch das Einsetzen seiner militärischen Machtmittel Italien zum Nachgeben veranlasse. Will England die Fricdenshedingungen diktieren? Paris, 2. November. (Inf.) Der Londoner Vertreter des Jour belich­tet. daß in allernächster Zeit mit einer erheblichen Verschärfung der bereits bestehenden italienisch­­englischen Spannung zu rechnen sei. Die amtlichen englischen Kreise und die Blätter der Regiernngs­­presse treten heute sogar dafür ein, daß der Völker­bund Mussolini die Bedingungen für die Beilegung des italienisch-abessinischen Streitfalles diktieren müsse. Die Regierung Baldwin habe Laval klar vor die Entscheidung gestellt, entweder den Völkerbund und den guten Willen Englands in den Frankreich direkt angehenden Problemen oder Mussolini und Italien mit der Aussicht auf einen baldigen Sturz der französischen Regierung zu wählen. In amtlichen englischen Kreisen scheine man heute mit einer ge­wissen Gleichgültigkeit auf den Augenblick zu war­ten, in dem Mussolini beredt sein werde, Verhandlun­gen auf normaler Grundlage einzuleiten, daß heißt auf der Grundlage der Bedingungen, die ihm die eng­lische Regierung im Rahmen der Bestimmungen des Völkerbundes zu diktieren beabsichtige. England hält die Truppenstärke Sn Libyen noch immer für zu hoch. Rom, 31. Oktober, Zu den neuerlichen Besprechungen des briti­schen Botschafters in Rom mit Mussolini wird be­richtet, daß die Besprechungen der Aufklärung von Mißverständnissen gedient hätten. Die Zurück­ziehung einer Italienischen Division aus Libyen werde in London als befriedigend angesehen. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, daß die britische Handlungsweise, und zwar gemäß den Völkerbun d­­satzungen noch immer in Italien falsch dargestellt werde, und daß in Libyen immer noch ein Über­schuß italienischer Truppen über die normale Stärke hinaus vorhanden sei. Es sei mehrfach darauf hlingewiesen worden, daß von einer allgemeinen Entspannung und Besse­rung der Lage so lange nicht die Rede sein könne, als Italien sich Großbritannien und die bribis- be'X Interessen gesondert heraussuche; daher könnten auch die Mindestvorsichtsmaßnahmen nicht abge­mildert werden, die Großbritannien iiu Mittelmeer für notwendig halte. Scharfe Reaktion in Italien. Rom, 1. November. (Inf.) Englands unnachgiebige Haltung hat neuerdings die englandfeindliche Einstellung des italienischen Volkes verstärkt und den Boykott eng­lischer wie überhaupt ausländischer Waren schlag­artig ausgelöst. Dabei richtet sich die Boykolt­­propaganda besonders gegen solche Geschäfte, die Firmenschilder mit ausländischen Warenbezeichnun­gen, führen. Die Studenten der römischen Hoch­schulen durchzogen heute'die Hauptstraßen der Stadt . r , ■ ; b ..*«

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