Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. december (82. évfolyam, 274-297. szám)

1935-12-01 / 274. szám

PESTER LLOYD • 2 • Sonntag, 1. Dezember 1935 Standard SUPER 3 <5 RADIOVAL Ha érdekli a fenti készülék, ' fordujjpn■ bizalommal- hozzánk. Tjakásár., szakszerűen bemutatjuk. M ORVÁI RÁDIÓ Budapest, tilt., Erzsébet-körut 40. Tel. 34-3-64. A rádiókészüléket készségesen bemutatja: Magy. kir. udv. hangszergyár, VR.. íiákoczi-ut 60. Länder tatsächlich den Versuch machen, den Ab­schluß des ostafrikanischen Krieges durch die öl­sperre zu erzwingen, so würde wieder der Beweis geliefert sein, in wie ungleicher Weise die Güter der Erde unter «die Nationen verteilt sind. Virginio Gayda hat vor einigen Tagen geschrieben, daß die Ölsank­tionen Italien vielleicht zum Abbruch des Krieges zwingen könnten, aber sie würden seinem Anspruch auf gerechtere Aufteilung der Naturschätze noch größeres moralisches Gewicht geben. Der Friede, falls er erzwungen wird, kann nur dann dauerhaften Bestand haben, wenn er den Anlaß zu einem billigen Ausgleich bildet, nach dem die benachteiligten Län­der verlangen. . können hinzufügen: es kann sein, daß ein'unbekann­ter Dante zweiten Ranges über Raum und Nationen hinweg kleine und große Dichter aufleben läßt, die nichts um diese Verwandtschaft wissen. Es gibt auch eine anonyme Literaturgeschichte... Das große Fluten der Literatur wird bisweilen durch geheim­nisvolle Seen gespeist, durch verborgene Meer­augen der Füllé, wie den Nil der zurzeit so oft ge­nannte Tanasee speist. Um ihre Existenz wissen bloß die Gelehrten der Geographie und die Einge­borenen, unff dennoch, dieser von nebelhafter Unge­­kanntheit umgebene See speist den großen Strom, der aus der Wüste Leben und Zivilisation hervor­zaubert. Ein so unsichtbares, bloß den Eingeweihten be­kanntes Meerauge ist das Buch Jules Renards. Sert 25 Jahren wird von seiner Existenz gémünkéit, és finden sich unerschrockene Forscher, die ihn auf­suchten, seine Natur, seine Ausmaße, seine Schön­heiten vermittelten. Ein künstlerischer Typograph hat das Tagebuch vor zehn Jahren in einer kost­spieligen Luxusausgabe veröffentlicht. Diese seltene Auflage des wertvollen Buches ist dann in den eifer­süchtig gehüteten, mit sieben Schlössern verwahrten Bücherschränken verschwunden. Jetzt ist das Tage­buch dank der volkstümlichen und ihr Preise er­schwinglichen Ausgabe endlich für alle Welt zu­gänglich geworden. Einer seiner Kritiker hat aus­gerufen: „Endlich findet niemand mehr einen Vor­wand, das Tagebuch ReriaTds abzuleugnen!“' Über die Tage voff .,23 Jahren gibt dieses Buch Rechen­schaft. Die erste Eintragung,- stammt aus dem Juni 1887, die letzte hat er einige Tage vor seinem am 22. Mai 1910 eingetretenen Tode zu Papier gewor­fen. Die erste Eintragung lautet: „Der Satz Baude­laires ist wuchtig, als wäre er von einem elektri­schen Strom durchpulst.“ Die letzte Eintragung lautet: „Heute nacht wollte ich von meinem Bett aufstehen, meine Glieder sind schwer, eines meiner Beine hängt kraftlos vom Bett herab.“ Das sind seine letzten geschriebenen Worte. Was auf.\den 861 dicht bedruckten Seiten zwischen , diesen beiden Sätzen aufgezeichnet ist, das ist Wahrnehmung. Nervenregung, Feststellung,; Selbstanklage und Be­schuldigung anderer, unglückliche Seufzer, verzwei felter Ausruf in unbewußten Offenbarungen des Charakters, röchelnde Angst, gähnende Langweile; das alles zusammen ist die* Geschichte von 23 Jah­ren, genau: die Geschichte eines Menschenlebens, einer Jugend und eines Mannesalters. Wir lernen eine Seele kennen, wir gelangen in Gegenden, in die uns ein seiner selbst bewußter Führer niemals füh­ren könnte. Diese Seele ist wie jede andere Seele unendlich und formlos wie der Kosmos. Sie ist voll von Abgründen und Höhlen, aber nie und nirgend ist sie leer; wie die Natur, so hat auch diese Seele ihre Scheu vor dem Leeren. Das Tagebuch ist ziel­los; es will keine Selbstläuterung wie Tolstoi; es will keine Landschaft malen von ihrer Zeit, wie die Brüder Goncourt; dreiundzwanzig Jahr hindurch hat der Verfasser an diesem Buch geschrieben, ohne besonders darauf zu achten, und dennoch ist das Tagebuch nicht leer; keine einzige Zeile darin ist leer, seine Aufrichtigkeit ist nicht beab­sichtigt. Hat Renard, als er diese Zeilen in den einsamen, verzweifelten, glücklichen oder erbitterten Augenblicken von 23 Jahren zu Papier warf, je daran gedacht, daß das Ganze zusammen ein „Werk“ sein wird — Lektüre —, Worte, für Men­schen? Ich glaube, das ist der Fall gewesen. Renard war unbedingt ein Schriftsteller, und der Schriftstel­ler schreibt jede seiner Zeilen, sogar seine Privat­briefe, für die Öffentlichkeit. Schreinen heißt soviel, wie mit den genauesten Worten nahezu unabänder­lich konzipieren. In dieser Genauigkeit, dieser Un­abänderlichkeit hat Renard sein Tagebuch, seine Briefe geschrieben; ebenso unbewußt, mit der glei­chen bitteren, künstlerischen Sorgfalt, mit der • er seine Romane und seine Abhandlungen schrieb. Der Brief an den Hausherrn, das Unterbringen eines Strichpunktes in diesem Briefe; der Rhythmus des der Anrede folgenden Wortes, die Auswahl eines Beiwortes sind für den Schriftsteller ebenso rheto­risch und kennzeichnend und sind aus demselben Stoff gefertigt, aus dem Dante seine „Göttliche Komödie“ wob. Für den Schriftsteller gibt es keine kleine und keine große Aufgabe; auch dieses Tage­buch, das Tagebuch Jules Renards, ist mit künst­lerischer Sorgfalt geschrieben. Das Geheimnis seiner Unmittelbarkeit besteht eben darin, daß der Verfasser - - --------------- ■ - - —.......... a | die Immer pünktliche \ #1 USCH O üi elektrische Uhr óragyár, Tömö-ucca unmittelbar, vorsätzlich und konsequent unmittelbar 'Sein will. Ohne Vorsatz gibt es keine Literatur. Hin­ter den Zeilen blinzelt der Schriftsteller dem Leser zu, auch wenn er seiner Mutter einen Brief schreibt, und auch wenn er an einem „streng vertraulichen“ Tagebuche arbeitet. Das Pathos der Eintragungen, die Formgebung der Sätze, die Interpunktionen, das Hingeworfensein einer Meinung oder eines mensch­lichen Profils, all das ist selbstverständlich keine Privatsache. Es findet sich darin Übertreibung, Koketterie, Ingrimm, Rachsucht, Aufrichtigkeit, und es findet sich darin der Vorsatz, all diese auf diese Art mit dieser 'erlesenen Sorgfalt herausgearbeitete Unmittelbarkeit dem unsichtbaren Publikum, der Nachwelt, zu überliefern. -Ich glaube nicht an die „vertraulichen Auf­zeichnungen“ der Schriftsteller, die eben bloß irgend­eine unlöschbare Schreibwut stillen wollen, — der Schriftsteller, der in seinem Tagebuch oder in seinem Privatbrief mit literarischen Mitteln einen Satz formt, rechnet insgeheim damit, daß auch diese seine vertraulichen Zeilen eigentlich mit zu seinem Oeuvre gehören werden. Und das ist menschlich, und es kann auch gar nicht anders sein. Auch große Maler verwahren sorgfältig jeden Abfall der aus ihrer Hand hervorgegangenen Werke, legen alles Gekritzel in ihre Mappen, empfinden jede gezeichnete Linie als wertvoll, weil sie etwas von ihrer künst­lerischen Eigenart aufdeckt und vererbt. Nehmen wir es ' also zur Kenntnis, daß der Schriftsteller, dér Künstler, unbedingt für die Öffent­lichkeit lebt und stirbt, für jedes seiner Worte, jede seiner Offenbarungen den menschlichen Widerhall heischt, — auch wenn erst die Nachwelt seinen: Werk diesen Widerhall geben wird. In das Nichts läßt bloß der Narr sein Wort hineindröhnen. Der Schriftsteller, wenn er in der Einsamkeit sein« Stube „ein vertrauliches Tagebuch“ schreibt, denk sich auf die Bühne der Nachwelt, gebärdet sich über­haupt nicht natürlich, und nach einer wohlgelun­genen vertraulichen Eintragung verneigt er sich und dankt für die späteren Beifallskundgebungen eine fernen Zukunft. Auf diese Art will auch dieses Tagebuch gelesen werden, — die vertraulichen, während der Lebens- Jg------------------------ylf. ..V,., J ...U, A es A eredeti párisi modellek ^ 9 V . szőrme szerint, rendkívül olcsó árban. Perzsa ounoak iái 3 World Copyright 1935 by Cooperation. Englands zukünftige Außenpolitik. Von Lord CEGIL. 11 *£--• Welche Schlußfolgerungen können wir aus den englischen Wahlen ziehen? Wenn Seine Majestät der König feierlich seinen Einzug in das Haus der Lords halten wird mit'all dem Pomp, den die Engländer lieben, um das. neue Parlament zu eröffnen, wird niemand behaupten können, daß eine neue Ära be­ginne. Der oberflächliche Beobachter wird sein Urteil in dem Spruch zusammenfassen: „Plus ca change, plus «’est la meine chose.“ Baldwins Regierung hat mit, 248 Stimmen eine genau so starke Stellung wie vor einigen Wochen mit 418 Stimmen Mehrheit. In gewisser Hinsicht ist die Stellung der Regierung so­gar besser, denn sie hat vom englischen Volke in einer Atmosphäre der Ruhe, die in wohltuendem Gegensatz zur Panikstimmung der Wahlen im Jahre 1931 stand, ein Vertrauensvotum erhalten. Selbst die Ausschaltung- der kleineren Parteien — die Anzahl, der Abgeordneten der „National Labour Party“ ist auf 8, die der Liberalen auf 19 und die der „Nationalliberalen“ auf 31 gesunken — bedeutet praktisch die . Rückkehr zum . vertrauten Zwei-Parteien-System, dem einzigen, dem die engli­schen Wahlmethoden angepaßt sind. Statt der alten Trennung zwischen „Tories“ und „Whigs“ haben wir eine Rechtsregierung mit einer starken Linksopposi­tion. Wir haben, vom innerpolitischen Standpunkt aas gesehen, eher die Rückkehr zu einer alten Form als eine Revolution erlebt. Außenpolitisch jedoch werden die Wahlen meiner Ansicht nach wichtige Folgen haben. Eins sieht fest: Englands Anteil an der Verteidigung des Friedens hat noch niemals eine so überragende und entscheidende Rolle gespielt, wie bei den letzten Wahlen. Die Zeiten sind vorbei, da die Wahlkandi­daten gegen das Programm ihrer Gegner polemisier­ten und dann verkündeten, sie würden sich für bil­ligeres Brot oder Bier, bessere Löhne, Verringerung der Arbeitslosigkeit, Freihandel Oder Schutzzölle ein­­selzen, um ganz zuletzt als Anhängsel irgend’etwas über den Völkerbund zu sagen. Diesmal sind Hunderte von Ansprachen und Wahlreden gehalten, wonden,. aus denen hervorgeht, daß der Friede an' ersfer Stelle steht. Die nationalen Kandidaten haben mit ^geringen Ausnahmen alle ihre Reden damit begönnen, daß sic Unterstützung der Regierungspolitik eines energischen Eintretens für iden Völkcrbundpakt forderten. Die Kandidaten der Opposition — für die. Opposition wurden 9,930.460 gegen 11,581.163 Stimmen lür die Rtgierungsliste abgegeben —: argumehtieften nicht etWa damit, daß sie die Sanktionispolit^ gegeft Italien ^mißbilligten, sondern sie warfen dem Kafünett vpr.’fss' habe niit seinem Eintreten für die Volkerbundgnundsaize zu lange gewartet. Ihnen kam die Unzufriedenheit des gesamten Landes gegen die wirkungslose und farb­lose Diplomatie des Kabinetts Macdonald-Simou in großem Umfange zugute. Man kann in der Tat aus beidern — sowohl aus der Verteidigung der augenblicklichen Außenpolitik, als auch aus der Art der Angriffe gegen die Regie­rung — darauf schließen,' daß, wäre die Kabinetts­umbildung, die Sir Samüel Hoare zum Außenmini­ster und Captain Eden ziuu Völkerbundminister machte, nicht erfolgt, die Wahlergebnisse ganz an­ders ausgefallen wären. Statistiken können immer verschieden gedeutet werden. Es ist 'schwer, genau zu wissen, was die Wähler eigentlich wollen; denn dieselben Motive können unter gewissen Umständen verschiedene Ergebnisse zeitigen. Aber es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Kandidaten, die das Publikum für nicht „völkerfoundsicher“ hielt, zahlreiche Stimmen verloren haben. Sir John Simon konnte sein Mandat nur mit der knappen Mehrheit von 642 Stimmen behalten. Die überwältigende Mehrheit gegen Ramsay Macdonald rührt zwar hauptsächlich von der Erbitterung der Labour Party her, ist aber zweifellos durch die weitverbreitete Überzeugung, er sei kein aufrichtiger Freund des Völkerbundes, erheblich gesteigert worden. Andererseits haben zahlreiche Wähler, die aus innerpolitischen Gründen vielleicht für einen Kurs­wechsel eingetreten wären, sich einer entsprechen­den Wahl enthalten, weil sie glaubten, daß sich die Regierung die Erfüllung einer lebenswichtigen Auf­gabe in Sir Samuel Höares berühmter Rede in Genf zum Ziel gesetzt habe und daß man ihm die Möglich­keit geben müsse, sie auch durchzuführen. „Man weiß nicht recht, was man tun soll,“ äußerte ein alter Gärtner am Vormittag des Wahltages, „man, kann nicht mitten im Fluß die Pferde wechseln.“ Sir Samuel Hoare und Captain Eden siegten in ihren Wahlkreisen’ mit einer überwältigenden Mehrheit. Die Vertreter einer Isollerungspolitik spielten trotz der gewaltigen Unterstützung durch die Daily Mail und den Daily Express überhaupt keine Rolle. Pazi­fisten wurden nicht gewählt, es sei denn, man halte Lansbury und Sir Stafford Cripps dafür, die nicht bereit sind, wirtschaftlichen Sanktionen gegen Ita­lien zuzustimmen. So hat Baldwin trotz der großen Unzufriedenheit breiter Be Völker ungsxchiohten, besonders in den Koh-' 'lenbezirken, mit der Arbeitslosenpolitik der Regie­rung einen großen Sieg errungen, einen Sieg, der IST, WER NICHT VERGISST. OASS VERSTOPFUNG HEILBAR IST \

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