Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. május (83. évfolyam, 100-125. szám)

1936-05-01 / 100. szám

PREIS 16 HELLER Abonnement i Inseratenaufnabme: nr Budapest: mit täglich zweimalig« : m Budapest, In der Administration del Zustellung und für das Inland Morgen« mhhhhh www^m wwwwtm Pester Lloyd und in den Annoncen« und Abendblatt:. jHra BBHBMB ^BBWW ^BwPMfc SÄP WP ®8®i Bureaus: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. M 1MB WK H BB V f D ■ H n Hfl HfHk WA 7 flTm Boros, Josaf tnlös, Uyöri 4 Nagy, FDr das Borgenblattallein vierteljährlich H| ffl H 1 ■ H ■ ■ ■ H CK W B§9 JS> E| M # »9 BH Harsány:, Haasenstein 4 Vogler. Corns! II P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt |Hh 1BB HB HS HH ^H K.W ^H MH H ^H Pfjf ^H Leopold, Julius Leopold, Magy. allein vierteljährhch 8 P, monatlich 3 P. fiG^jKr SKn KH^Cw ■ Hfl Wt |H Tflflr B H Iroda, Bosse Rudolf A.-Q, Julius Für die separate Zusendung des Abend- Big11* ÉKT® 'HK WM HK H ■ ■ H W Sg H Klnaelnumnjer für Budapest und fllr blatrtes ncieli der Provinz ist viertel- RH m _ ^H ^H H| HB HH B |H hH HI B9B BS H| dieProvinz; Mbrgenblatt an Wochentagen jáhlich 1 Pengő zu entrichten. 893 gjX fl H HK (Hfl H H WM 9M H Hfl jS SH JMg Q&§ RSj tflH 1« Heller, an Sonntagen 33 Heller, Für Wien auch durch Korawa 4 Co., I, |H3 Hl H. t£ WB HI H Hl Hfl H JS «B W E« SK} JB Abendblatt 10 Heller, y/ollzeile 11. Für das Ausland mit direk- PMH WHS!? hHí HBHI hHi W «HmH JHmH H# «Hb lil# FUrOesterreiohiMorgenblattanWochen­terKreuzbandsendung vierteljährlich: Für tagen 30 Gr, an Sonntagen 40 Gr. und Österreich vierteljährlich ö.Sch.30—,für Abendblatt 20 Gr alle übrigen Staaten 30 Pengő. 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Aus dénr dichten Netz müh­samer, aufregender und widerspruchsvoller inter­nationaler Verhandlungen, die im Zeichen des eng­lischen Wunsches nach Vertagung fester Entschlüsse und Entscheidungen standen, ist ein großes euro­päisches Gesprächsthema herausgewachsen, das die internationale Politik der nächsten Wochen be­herrschen wird. Mag diese technisch die Gestalt der alten Botschafter- und Regierungsgespräche, großer und umfassender oder kleiner und Teilkonferenzcn annehmen: der Friedensplan, den die Reichsregie­rung durch ihren Botschafter v. Riibbentrop den Eng­ländern überreichen ließ, und der Gegenplan, den Frankreich den hiichitdeutsdhen Locarnomächten vor­­gclcgt hat, beherrschen das Feld der internationalen Politik. Der deutsche Plan zerfällt in eine längere Ein­leitung und in die eigentlichen Vorschläge, die in 19 scharf umrissenen Punkten zusammengeiaßt sind.. In der Einleitung entwickelt die Reichsregierung noch einmal die Redhtstitel, die es ihr gestattet haben, die militärische Hoheit im Rheinland wiederherzu­stellen und lehnt mit Rücksicht auf ihr vStreben nach einem Frieden der Ehre und Gleichberechtigung die neuerlich diskriminierenden Vorschläge der übrigen Locarnopartner ab. • die übrigens (bekanntlich von Italien mit Rücksicht auf seine Sanktionslagc nur paraphiert, nicht aber unterschrieben worden waten. Die ersten acht Punkte des Planet bieten Garantien für die Übergangszeit und beabsichtigen lediglich eine Entspannung und Beruhigung der Lage vor der Eröffnung der eigentlichen Verhandlungen herbei­zuführen. Die konstitutiven Vorschläge beginen mit der Bereitschaftserklärung Deutschlands, „auf der Basis voller Gegenseitigkeit mit seinen beidén west­lichen Nachbarn jeder militärischen Beschränkung an der deutschen Westgrenze zuzustimmen,“. Dann wird ein neuer Rbeinpakt mit 25jäbriger Laufzeit zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland, unter Garantie Englands und Italiens, ergänzt durch einen Luftpakt und, falls die Niederlande es wün­schen sollten, unter Einbeziehung dieser, vorge­schlagen. Von grundsätzlicher Bedeutung ist Punkt 121 „Sollten sich aus diesen Sicherheits­­ahmaohungen besondere militärische Beistandsver­­pflicbtungen ergehen, so erklärt sich Deutschland bereit, auch seinerseits solche VerpfLichtungen auf sich zu nehmen.“ Ein neuer und zweifellos frucht­barer Gedanke ist és, um „dieser Abmachung den Charakter eines heiligen Vertrages zu geben, die Ratifizierung durch Abstimmung von den beiden Völkern selbst ' (Deutschland—Frankreich) vor­nehmen zu lassen“; ebenso wie das Anbot wechsel­seitiger geistiger Abrüstung und Befriedung durch Einwirkung auf die Jugenderziehung und die Publizistik, um alles zu vermeiden, „was als Herab­setzung, Verächtlichmachung oder unpassende Ein­mischung in die inneren Angelegenheiten der anderen Seite geeignet spin könnte, die Einstellung der beiden Völker gegeneinander zu vergiften“. Eine gemeinsame Kommission am Sitz des Völkerbundes wäre mit diseer Aufgabe zu betrauen. Die Einladung Deutschlands an die Staaten an seiner Ost-und Nord­­ostgrenze zum Abschluß der angebotenen Nicht­angriffspakte und die Bekundung seiner Bereitschaft, in den Völkerbund einzutrelen, beschließt den eigentlichen Vertragsplan. Besonders beachtlich ist es, daß die Reichsregierung an ihren Wiedereintritt in den Völkerbund keine weiteren Bedingungen knüpft, sondern lediglich der Erwartung Ausdruck gibt, „daß. im Laufe einer angemessenen Zeit auf dem Wege freundschaftlicher Verhandlungen die Frage der kolonialen Gleichberechtigung sowie die Frage der Trennung des Völkerbundstatuts von seiner Versailler Grundlage geklärt wird“. Schließlich greifen die deutschen VQrschläge auf. die Abrüstungs­idee zurück, warnen vor umycr-alen Regelungen^ und befürworten ein etappenweises Vorgehen- 'im' Sinne der td Punkte der Führerrede vom 21. Mai 1935. Der deutsche Friédcnsplan hat überall in der Weit, besonders aber in England und in den neutra­len Staaten größte Beachtung gefunden und bei allep, dfer von der bisherigen Friedenspolitik der Nachkriegszeit enttäuscht sind und nach neuen Wegen zu echtem europäischen Aufbau suchen, große Hoffnungen erweckt. Man kann nicht behaup­ten,. daß dem französischen Gegeriplan eine ebenso günstige Aufnahfine zuteil geworden ist. Zum ersten Mal vielleicht seit dem Weltkrieg hat eine deutsche Friedensoffensive die französische Diplomatie in die Defensive gedrängt. Und Paris hat in diesem Augen­blick nicht viel mehr vorzubringen gewußt, als die Wiederholung der Grundsätze Und Vorschläge, die Frankreich im Verlauf der vergangenen anderthalb Jahrzehnte in seiner internationaüen Politik beraus­­gearbeitet hat. Solange ihre praktische Unverwirk^ Heilbarkeit noefi nicht erwiesen w;ir, fanden sie weit­gehendes Interesse; denn ein großer Teil der Welt­meinung war daran gewöhnt, in Paris das Gehirn Europas zu sehen. Heute aber, da die Gläubigsten von der weitgehenden Undurchführbarikeit und Un­­zeitgeniäßbeit der französischen Theorien überzeugt worden sind, vermögen diese wohl noch eine, wenn auch etwas gelangweilte Achtung, aber keinerlei Be­geisterung mehr zu wecken. Der französische Gegenplan zerfälilt ebenfalls in Einleitung und Punktationen. Die Einleitung bestrei­tet namens des bekannten französischen Rechts­positivismus die Legimität der Remilitarisierung des Rheinlandes. Neu an ihr ist die volle grundsätzliche Anerkennung der Gleichberechtigung und der Ehre der Völker. Sie Sehnt die Idee der Volksabstimmung über den Westpakt als der französischen Verfassung zuwiderlaufend ab. Im eigentlichen Plan kommen dann die alten Ideen der kollektiven Sicherheit, der wechselseitigen Bei st a nds Verpflichtungen, der Ab­rüstung, der internationalen Wehrmacht (Tardieu)j und der Regionaüpakte, die in einer Paneuropakom­­mission (Briand) zusammenlaufen sollen, zum Aus­druck. Die politisch-propagandistische Weltan­schauung, die dem französischen Plan zugrunde liegt, ist in einem Satz klar zusammengefaßt: „Frankreich, treu seiner Tradition, erklärt, den Frieden nicht in Sicherheiten für sich allein, in un­vollständigen Pakten, die Kriegsrisken bestehen las­sen, anstreben zu wollen. Im Gegenteil, Frankreich will den Frieden mit alien, d’en totalen und dauer­haften Frieden.“ Was dies praktisch bedeutet, er­hellt ads rder Forderung, daß „keinerlei Abände­rungsvorschlag (des Territorialslatuts) vor Ablauf von 25 Jahren gestellt werden dürfe“, Wie sehr sich die französische Diplomatie dér erfolgten Kräfte­verlagerung in Europa bewußt ist, zeigt der Satz: „Die Rüstungsbeschränkung ist, notwendig, um jede Drohung einer Hegemonie eines mächtigeren über schwächere Völker zu vermeiden “. Zur Aufrechter­baltung des Statusquo bedarf es also bereits der Verdächtigung, Deutschland strebe nach Hegemonie. Neu und fruchtbar sind indes die französischen An­regungen zur europäischen Wirtschaftsorganisation: Ausweitung der Märkte durch Präferenzsystem und teilweise oder totale Zollunionen. Insbesondere in Mitteleuropa, im Raum zwischen den Nord-, Ost­­und Südostmeeren sind die Verhältnisse schon längst reif für weiträumige Handelspolitik, aus der dann durch ein autoritäres System mit straffster Führung jeder Einwirkung der Massen entzogen. So konnte das gärende Drachengift zurückverwandelt werden in die Milch der frommen Denkungsart des Öster­reichers. Figaro hebt zwar drohend die Hand, aber nur, um alsobald wieder den Hut zu ziehen vor der Majestät des Feudalherrn. Nicht ein fallen wird es dem Helden der 'Oper, etwa, wie der Namens­bruder auf der Pariser Bühne gegen seinen Peiniger den tödlichen Dolchstich zu führen mit der Frage, ob er, der stolze Graf, je etwas anderes geleistet habe, als daß er sich die Mühe nahm „zur Welt zu kommen“... Allein, trotz dieser Sänftigung und Zähmung,. trotz der natürlichen Vorsicht und Zu­rückhaltung — der Kern des „gefährlichen“ Lust­spiels war nicht umzuschaffen, und dieser Kern be­deutete, daß das Grundmotiv der alten Komödie in sein Gegenteil verwandelt wurde. Der Bürger, das ist, in der klassischen Literatur, auch noch im „Barbier von Sevilla“, der betrogene Ehemann oder Vormund. Er ist der erbärmliche Philister, dem der noble Herzensbrecher, der reiche Jüngling die Liebste wegseihnappt, — er ist der George Dandin, der womöglich noch Abbitte leisten muß, auf den Knien und mit der Kerze in der Hand, dafür, daß er es wagte, Treue zu fordern. Bei Beaumarchais und mit ihm bei Lorenzo Daponte ist zum erstenmal der Betrüger der Betrogene,. und der komische Diener mit seiner Soubrette ist der Überwinder. So wenig das Buch Dapontes mit dom Original, mit seinen explosiven, zerschmetternden Fnvekliw.ii zu ver­gleichen ist — die Oper konnte doch nur geboren werden in einer Zeit, da.die Standesvorurteile durch theresianischje Aufklärung gemildert wurden,, da der Kaiser selbst das Beispiel gab für eine, oft allzu weit gehende „Umwertung aller Werte“; da vom hohen Olymp herab der Donnerkeil geschleudert wurde wider Adelshochmut, wider Korruption und Grau­samkeit. Mußte diese Tendenz nicht auch Mozart mitreißen, der in Frankreich den ganzen Dünkel »- ......- ■ — - -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------—!— Feuilleton. „Figaros Hochzeit.“ Nach anderthalb Jahrhunderten. Von Dr. ERNST BENEDIKT (Wien). Ein attes Haus im Mittelpunkt der Wiener .Stadt. Ganz nahe, nur einige Schritte entfernt der Stefansdom. Schmucklos, ja stillos die Fassade. Kein Auto durchfahrt die schmale Zeile, dunkel wölben sich die hallenden Gänge, wie Logen im Theater sind um den engen Hof die Wohnungen gelagert, öde ’ Quartiere von Kleinbürgern. In solchen iichtlosen Räumen hat vor anderthalb. Jahrhunderten ein t r­­mer Musikant mit seiner jungen Frau sein Leben ge­fristet und noch ist der Stuckplafond zu sehen, wie er ihn sah, darauf eine Göttin schwebend gebildet ist. mit Rosen hold bekränzt, von Engeln umscherzt und geleitet, wie die Musik, die der arme Komponist in diesen Zimmern schrieb, die Musik zu „Figaros Hochzeit“... Hier hat er sicherlich „in heiligem Feuer geglüht und geleuchtet“, wie einer der Dar­steller des ersten Abends berichtet. In rotem Mantel, ■einen Tressenhut auf dem Kopf, stand der „kleine Mann“ mit dem blassen Gesicht auf der Bühne und übertrug seine Begeisterung, so wird erzählt, auf alle Mitwirkenden. Ein Erfolg war es, ganz dem Gebote­nen angemessen, Jubelstürme, brausende Ovationen, aber wie kurzatmig und wie unergiebig war dieser Sieg! Nur neunmal im Verlauf eines ganzen Jahres ging das Werk in Szene und dann — wurde es über­schattet vom Triumph der „Cosa rara“ und drei Jahre folgten des Verstummen«, de« kalten, gleich­gültigen Vergessen s ... Ist es möglich, über ..Figaros Hochzeit“ zu spre­chen? Kann man der Vollendung nahe kommen auf der schwanken Brücke des Wortes? Muß nicht alle u i - ■ ---------- '■ —............ Zungenfertigkeit versagen vor der Geschlossenheit des Kunstwerkes, vor dem Rätsel der großen Sphinx, unlösbar heute wie gestern und ehegestérn? Nur eines läßt sich behaupten, daß hier etwas geschaffen wurde, was einmalig bleibt, ein Zauiberberg, dessen Wunder niemand zu erfassen vermag, es sei denn im Rausche der Empfindung, im strömenden Dank­­gefülil, in dér Anbetung eines Reichtums, der in sei­ner «trotzenden Fülle überwältigt. Am täuschendsten ist jedenfalls der Eindruck der Unbewußtheit, der Naivität, der dem Oberflächlichen so nahe liegt. Ist diese Oper ein Lustspiel? Ist sie wirklich die opera giocosa im Gegensatz zur opera buff«, wie ein Kriti­ker es ausdrückt? Unzweifelhaft. Aber es ist doch auch Tragisches darin enthalten und Klänge, schnei­dende Akkorde der Schwermut, der Trauer, der Re­signation sind zu vernehmen, ja Resignation ist ihr letzter, unausgesprochener Gedanke. Ist diese Oper französisch, wie es der Stoff bedingt; ist sie italie­nisch, gemäß dem Texte des Lorenzo Da ponté; ist sie deutsch, wie cs dem Österreicher Mozart entsprach? Sie ist all das, aber in einer Synthese, in einem orga­nischen Aufbau, in einer quirlenden Mischung, wie sie ähnlich, auch von Mozart, nie wieder gefunden wurde. Und damit wurde ein Stilproblem bewältigt, dem nur nachtwandlerische Intuition gewachsen war, die Sicherheit eines Hans im Gtücik, dem nie­mals der Säckel leer wird und der nur eines neuen Griffs bedarf, eines leichten und mühelosen, um herrliche Münzen aufglänzen zu lassen mit dem Edelwert für jetzt und immer ... Am schwächsten ist das französische Element in „Figaros Hochzeit“. Der Stoff Beaumarchais’ ist ganz harmlos gemacht und kaum ein zarter Hauch blieb von der peitscltnenknallenden Empörung ‘ des Pamphletisten. Denn das Lustspiel Beaumarchais bedeutete nach der Meinung Napoleons, daß die Revolution bereits in die' Erscheinung getreten war. Es hatte keinen Platz in Österreich, da diese Revolu­tion durch Kaiser Josef gleichsam verstaatlicht war,

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