Pester Lloyd - esti kiadás, 1936. június (83. évfolyam, 125-147. szám)

1936-06-02 / 125. szám

PREIS 10 HELLER — .....” ...........I , a Abonnement: nr Butapmt: mit täglich zweimaliger Zustellung und tilr das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das doraenblatt allein vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­­jählich X Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Korawa & Co., l, Wollzeile 11. Flir das Ausland mit direk­ter Kreuzbandsendung vierteljährlich: Filr Österreich vierteljährlich ö.Sch. 30.—,für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonne­ments werden auch bei sämtlichen aus­ländischen Postämtern entgegengenommen Nicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurückgestellt. Briete ohne Rückporto nicht beantwortet.PESTER LLOYD ABENDBLATT 1L1. . Bl ...'.,«.,-1-------1.—. ..... ■■BLI!" " »■,L1, 83* Jahrgang. Budapest, Dienstag, 2. Juni 1936. . i * r VERSCHLEISS Inseratenauinahme: m Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blooknsr, J. Blau, Boros, Braun, Josef Erdäs, Byöri A Nagy, Harsány!, Hansenstein 4 Vogler, Corns! Loopold, Julius Leopold, töagy. hlrdeto- Iroda, Mossa Rudolf A.-Q., Julius Tenzer. Einzelnummer für Budapest und fiir dieProvinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 38 Heller, Abendblatt io Helfer, fiir Oesterreioh: Morgenblatt an Wochen­tagen 80 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Administrations MÁRIA VAT.ÉRIA-UCCA 1«, Telephone: Redaktion: 848—20. Nach Mittarnaohb 848—26. Administration 849—09 Nr. 125 I 4 Auslandschau. — 2. Juni — Léon Blum bekennt sich zum Volks­­frontprogramm. Die Übergangszeit der französischen Politik nähert sich ihrem Ende. Gestern fand die erste, for­melle Sitzung der neuen Kammer statt. Fiir Donners­tag erwartet man den Rücktritt Sarrauts und die Bil­dung des neuen Kabinetts. Da zur Vorbereitung der Machtergreifung der Volksfront mehrere Wochen zur Verfügung standen, kann mit einer kurzen Krise ge­rechnet werden. Die Volksfrontregierung dürfte also noch vor Ende dieser Woche ihr Amt antreten. Welche Richtung wird sie einscblagen? Diese Frage beschäftigt heute in erster Reihe die öffent­liche Meinung. Die Bedeutung dieses Regierungs­wechsels ist außerordentlich groß, wird doch jetzt zum ersten Male in Frankreich die Sozialistische Partei die Regierungsarbeit maßgebend bestimmen, und dazu noch eine Sozialistische Partei, die mit den Kommunisten in Kampfgemeinschaft steht. Daß in Frankreich trotzdem keine Revolutionsstimmung herrscht, ist vor allem der besonnenen Haltung der sozialistischen Parteiführung zuzuschreiben, die seit dem Wahlsiege der Volksfront systematisch jeder Pa­nikmache entgegenwirkte. Am Pfingstsonntag hielt der zukünftige Ministerpräsident Léon Blum auf dem sozialistischen Parteitag eine Rede, in der er noch­mals nachdrücklich betonte, daß die neue Regierung keine ausschließlich sozialistische sein werde und auch nicht das sozialistische Programm zu verwirk­lichen halbe, sondern das gemeinsame Programm der Volksfront. Dies bedeutet, daß an revolutionäre Än­derungen nicht gedacht wird, da die Radikale Partei, Idie zweitgrößte der Volksfront/gleichsam ein Binde­glied zwischen dem alten und dem neuen Regime dar­stellt. Léon Blum versicherte mit aller Energie, daß ein Vergleich zwischen ihm und Kerenski nicht stim­men könne, da nach ihm kein Lenin kommen werde. Über die Arbeiterbewegung in der Metallindustrie, die zugleich bedrohliche Formen angenommen hat, er­klärte Blum, daß es sich um Forderungen der Ar­beiterschaft handle, die mit einem gewöhnlichen Streik nicht durchgesetzt werden können, da die Ar­beitgeber kn Falle eines Streiks aus dem Arbeits­losenheer neue Arbeiter in beliebiger Zahl einstellen könnten. Deshalb habe die Arbeiterschaft zur Waffe der Fabriksbesetzung greifen müssen. In innenpolitischer Hinsicht suchte Blum be­schwichtigend zu wirken. Auch seine Andeutungen über die Außenpolitik der künftigen Regierung klan­gen friedlich und zeugten vom Bestreben, Vertrauen einzuflößen. Die starke Betonung des Abrüstungs- Gedankens ist vielleicht geeignet, bessere Aussichten zu eröffnen, wenn ihr auch die entsprechende Ab­sicht zur freien Verständigung der einander gegen­überstehenden Nationen zur Seite steht. Die genaue Linie der Politik der Volksfrontregierung in den wichtigsten Fragen, der abessinischen und Rbein­­land,frage ist noch unbekannt, auch hängt viel von den kommenden Entscheidungen der englischen Re­gierung ab. • Über die Eröffnungssitzung der Kammer und die Rede Blums erhalten wir folgende Telegramme: ........................ Pari*; 2.Juni. (Inf.) Die jueu'gewählte Kammer ist am Pfingstmon­tag zu ihrer ersten Sitzung zusammengetreten, durch die die 16. Legislaturperiode eröffnet wurde. Die Kammereröffnung vollzog sich in 'dem üblichen Rahmen. Zahlreiche Neugierige hatten sich eingefunden, Pressepthotograpihen und Tonfilmapparate treten in Tätigkeit. Um 3 Uhr eröffnete der Alterspräsident, der 73jäh­­rige. Salles, die Sitzung mit einer Ansprache. Er stellte eingangs fest, daß die Abgeordneten der Kammer im Durchschnitt etwas jünger seien, als die der abgeschlos­senen Legislaturperiode. Er versicherte sodann, daß Frankreich den Willen habe, dien Frieden aufrechtzu­­erhalten.'.und keine Mittel scheuen werde, um ihn zu be­wahren. Frankreich weise' mit Abscheu die Aussichten auf ein neues Mensohenmorden zurück, das noch viel schlimmer sein würde, als das letzte. * Nach einer Ver­urteilung des Rüstungsfiebers sagte dier Redner: Frank­reich wünsche den Weltfrieden, aber es sei nötig und logisch, daß es im eigenen Häuse mit der Errichtung des inneren Friedens beginne. Der Alterspräsident schloß seine'Rede mit dem Wunsche, daß dieser großartige Traum Wirklichkeit werden möge. Als der Alterspräsident geendet hatte, ereignete sich ao kleiner Zwischenfall. Von der Zuschauertribüne wnr­­üen Flugblätter in-den Saat geworfen, auf denen in gro­ßen Lettern1 die Worte standen: '„Die Französin muß wählen/“ Die äußerste Linke und die äußerste Rechte spendeten den Frauenrechtlerinnen lebhaften Beifall. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Die nächste öffentliche Sitzung der Kammer findet am Mittwoch statt, trägt aber nur formalen Charakter. Am. Donnerstag wer­den die Präsidentenwahl und die Wahl des Kammeraus­­sohusses durohgeführt. In den Abendstunden des Donners­tags wird dann der Rücktritt des Kabinetts Sarraut und die Betrauung Léon Blums offiziell bekanntgegeben werden. Paris, 1. Juni. (Inf.) Den Höhepunkt des sozialistischen National­kongresses bildete eine neue Rede Blums. Blum bemühte sich vor allem, die Handlungsweise der kommenden Re­gierung darzulegen. Er erklärte, daß während der Wahl­kämpfe die Sozialisten bewiesen hätten, daß der Kapita­lismus unfähig sei, die Gesamtheit der Menschheit am Fortschritt teiinchmeal zu lassen. Die Sozialisten wollten eine neue Menschheit aufbauen, aber nach der jüngsten Waihlschlacht hätten nicht die Sozialisten allein die abso­lute Merheit, sondern die Parteien der Volksfront zu­sammen. Darum müsse auch das Programm der Volks­front angewandt werden. Die Umbildung des gegenwär­tigen Regimes dürfte nicht durch Gewalt, sondern nur von innen heraus, vor sich gehen. Die Frage bleibe jedoch offen, ob ein friedlicher Übergang möglich sei. Die Sozia­listen könnten jedenfalls nur im Rahmen der gegenwär­tigen Gesellschaft der Volksfront das neue Regime vor­bereiten. Dies müßten die Arbeitermassen begreifen. Diese könnten Vertrauen in die zukünftige Volksfront­regierung haben. Manche hätten ihn (Blum) mit Kerenski verglichen, aber, so rief Blum wörtlich aus: ■— Ihr dürft mir glauben, in den gegenwärtig in Frankreich herrschenden politischen Vert&ttnissen wird gewiß kein Lenin auf Kerenski folgen! ' ' ( . Ganz Europa müsse den neuen Männern vertrauen schenken. Ihre Stimmen würden gehört werden. Die französischen Sozialisten, die der Internationale treu blieben, wollten einen Frieden der Gerechtigkeit und Gleichheit, einen unteilbaren und abg£rüsteten Frieden. , Zum iSchluß forderte Blum de» Kongreß auf, ihm das Vertrauen zu schenken, was fieser auch tat, indem die Debatte zum-Zeichen des Vertrauens sofort und ohne jede Abstimmung geschlossen wurde.. Was die Pläne der zu ernennenden Volksfront­regierung anbelangt, so weiß Matin zu melden, daß die ersten wichtigen Schritte die Einführung der 40-Stunden-Woche, die Reform der Bank von Frank­reich und die Verwirklichung der staatlichen Kon­trolle der privaten Rüstungsindustrie sein würden. Im Zusammenhang mit diesem letzteren Plan er­fährt L‘Echo de Paris, daß das Kriegsministerium dem Parteiführer der Radikalen Daladier anvertraut werden solle, der in dieser Frage die Ansichten Léon Blums vollkommen teile Am Sonntag habe zwischen Blum und Daladier eine eingehende Be­sprechung über militärische Fragen stattgefunden. Auch soll davon die Rede sein, daß Daladier als Verteidigungsminister an die Spitze der vereinigten Kriegsressorts treten wird, wobei Heer, Marine und Militäraviatik besonderen Unterstaatssekretären an­vertraut werden sollen. Das Verhältnis der Kommunisten zur kommen­den Regierung ist ungeklärt. Die kommunistische Parteileitung hat die Sozialisten um die Bildung einer Aktionsgemeinschaft ersucht, was jedoch von den Sozialisten abgelehnt wurde. Die Kommunisten haben ihre Bitte in einem Schreiben an den sociali­­stischen Parteitag wiederholt. Es scheint sich dabei um ein Simmungsmanöver gehandelt zu haben, da die Kommunisten fest entschlossen sind, außer­halb der Regierungskoalition zu bleiben. Die Verwaltung des Kaiserreichs Abessinien. Zwei Nachrichten vom gestrigen Tage beweisen klar, daß die Ergebnisse des ahessinischen Krieges unwiederruflich sind. Die eine .ist ein wichtiges poli­tisches Dokument, das Gesetz über die Verwaltung des neuen Kaiserreichs Abessinien, das vom italieni­schen Ministerrat am Montag beschlossen wurde. Es schafft die Grundlagen für die wirksame Verwaltung des neu gewonnenen ungeheuren italienischen Kolo­nialgebiets und macht die. beabsichtigte schnelle Auf­bauarbeit des italienischen Staates in Abessinien möglch. In der Einleitung des Gesetzes wird betont, daß die Administration Abessiniens dm faszistisohen Geiste nach dem Fübrerprinzip durchgeführt werden soll. Das Verwaltungssystem vereinheitlicht mit dem Kaiserreiche Abessirrcn die bisherigen italienischen Kolonialbesitze Ervt .a und Somaliland. Italienisch- Ostafrika wird dein Generalgouverneur-Vizekönig unterstellt und durch fünf Gouverneure verwaltet. Die Hauptstadt des Kaiserreichs, Addis Abeba, ist gleichzeitig der Sitz des Generalgouverneur-Vize­königs. Ihm unterstehen unmittelbar ein Vize- Generalgouverneur und in militärischen Fragen ein Gcneralstabschef. Die Zentralregierung erteilt die grundsätzlichen Richtlinien der Politik und der Ver­waltung für die verschiedenen Regierungen. Ihr stehen zwei beratende Organe zur Seite, nämlich der aus den höchsten Beamten des Kaiserreiches be­stehende Regierungsrat unter dem Vorsitz des Vize­königs und der Generalrat. Die fünf Regierungen des Imperiums sind: 1. Die Regierung Erythräa mit dem Hauptort Asmara, welche auch die Provinzen Tigre und Dana­­kil bis zur Siidgrenze von Aussa umfaßt. •2. Die Regierung Amahara mit der Hauptstadt. Gondar umfaßt die amharitisohe Bevölkerung, die Hochebene am Tanasee und Schoa. 3. Die Regierung der Galla- und Sidanio- Stämme mit dem Hauptort üsohinuna erstreckt sich über Westabessinien bis zum Sudan. 4. Die Provinz Harrar mit dem ILuptort Harrar umfaßt die mohammedanische Bevölkerung vön Harrar, Arussi und Bale. 5. Die Regierung Somaliland mit dem Hauptort Mogadiscio umfaßt alle Somalistämme- einschließlich derjenigen des Ogadens. Damit sollen diese italienischen Kolonien ihre ursprüngliche (historische Ausdehnung erhalten. In der neuen Verfassung wird auch die religiöse Freiheit den Mohammedanern zugestanden und den Mohammedanern volle Kultusfreiheit gesichert. Sie können im gesamten Reich auch ihre religiösen Schulen, Kirchen und sonstigen Einrichtungen wiederherstellen, Eoenso wird in diesém Grundgesetz Ifalienisch-Ostafrikas der Schutz der koptischen Religion verankert. Während Italien entschieden sein Kolonisations­werk auf dem eroberten und fest in seiner Hand be­findlichen Gebiete fortsetzt, reist der geschlagene Negus in das politische Zentrum der Sanktionspolitik, nach London. Er hat jetzt zum erstenmal einem Journalisten, dlenn Sonderkorrespondenten des Daily Express im Gibraltar, ein Interview gewährt. Es lohnt sich, dieses Interview wörtlich wiederzugeben, weil es im Ton, in dem ständigen Zurückgreifen auf . all­gemeine Prinzipien, in dem Ausweichen - vor allen direkten Fragen schlagend die Ohnmacht dter Sache auisdrückt, die der Negus als „Sache Abessiniens“ be­zeichnet, hinter der aber im Wirklichkeit viel stärkere Interessen stehen. — Aus welchem Grunde reisen Sie nach! Eng­land!? fragte der Korrespondent. — Ich will vor der Welt die Sache Abessiniens verteidigen. — Wie lange gedenken Sie iw England zu bleiben? -— Solange es notwendig ist. •—• Gehen Majestät am 16. Juni nach Genf? — Die Sache Abessiniens kann gerlecht nur in Genf vertreten werden. — Gedenken Majestät persönlich um die Auf­­rechterhaltunig der Sanktionen zu bitten? — Ich hoffe, daß man tauch weiterhin die Prin­zipien des Völkerbundes sich vor Augen halten wird, — Werden Sie in England oder in Jerusalem wohnen? — Beiden Orten galten nur vorübergehende Besuche. — Hoffen Majestät, nach Abessinien zirriick­­kehren zu können? ■— Ich glaube unbedingt an den Völkerbund. — Welches sind Ihre Absichten für die nächste Zeit? — Ic!h will die Sache Abessiniens vor der Welt vertreten. Die ständigen Hinweise auf die Prinzipien des Völberbundes, die der Negus offenbar mangels einer besseren .Antwort zu machen gezwungen ist, können nicht darüber himwegtäuschlen, daß er keine Hoff­nungen mehr hat. Der Völkerbund kann zwar noch darüber entscheiden, oh er seine dogmatische Politik auch nach der Eroberung Abessiniens durch Italien fortsetzen wird, aber an der Tatsache, daß Abessinien italienisch ist, kann er nichts mehr ändern. Allerdings wird für die europäische Zukunft sehr viel davon ab­­bängen, ob die Genfer Instanzen sich bereit finden werden, die Konsequenzen aus der' wirklichen Lage zu ziehen. Ein Artikel in der gestrigen Nummer des offiziösen Giomale d’Italia beweist, daß Italien sich auf keine Kompromisse einlassen will, keine politi­schen Tauschgeschäfte macht und sich völlig von den

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