Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. augusztus (83. évfolyam, 175-198. szám)

1936-08-01 / 175. szám

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Blockner, J.BIau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Harsányt, Haasenstein & Vogler, Cornel eopold, Julius Leopold, Magy. hirdető* iroda, Mossa Rudolf A.°G., Julius Tenzer. Ein*elnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 10 Heller. Für Österreich: Morgenblatt an Wochen­tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Administration: VhMÄRIA VALÉRIA-ÜCOA 12. Teiephone : Redaktion: 1-848-20* Naob Mitternacht 1-848-26* Administration» 1-849-09 83« Jahrgang« Budapest, Samstag, 1. August 1936. Nr. 175 Zum fünfzigsten Todestage Franz Liszts. Budapest, 51. JuM. Heute jährt es sich zum fünfzigsten Male, daß me sengende, lodernde Flamme, die Franz Liszt war, in. ihrer irdischen Hülle erloschen ist. Die un­garische Nation pilgert heute im Geiste zum Graibe ihres großen Toten«, nach Weimar, um in stiller Ein­kehr des Genies zu gedenken, das, ein glühender Patriot und wahrer Europäer, der symbolische Repräsentant ungarischer Geistigkeit im 19. Jahr­hundert war. Das ungarische Volk feiert sein Werk in diesem Jahre besonders festlich, nicht nur wegen der Jahreswende, sondern weil der Geist Lisztscher Mu­sik gerade in dien letzten Jahren mit weithin leuch­tender Kraft und Glanz auferstanden ist. Freilich fiel diese Liszt-Renaissance in Ungarn zufällig auch mit gewaltsamen und rohen Versuchen gewisser aus­ländischer „Musikwissenschaftler“ zusammen, die das Ungartum Liszts in Zweifel zu ziehen und ihn, der der edelste Typus des guten Europäers war, in den Dienst einer beschränkten Propaganda der Mystik des Blutes und des Rassenfanatismus zu stellen ver­sucht haben. Was sollen wir Ungarn auf diese küm­merlichen Versuche geistiger Armut erwidern? Sollen wir das Genie dadurch entehren, daß wir um es nun unsererseits krampfhaft Rassenpolemiken füh­ren und den leuchtenden Geist, der ganz Europa, die ganze Welt umschlungen hat, rassisch umschnüf­­feln? Nein, in dieser feierlichen Stunde wollen wir den wahren inneren Gehalt des Lisztschen Werks heraufbeschwören und stolz darauf hinweisen, daß Franz Liszt, Sproß ungarischer Erde und ungari­schen Geistes, zur symbolischen Gestalt der gesamten europäischen Kultur geworden ist, jener Kultur, die in ihrer nationalen Mannigfaltigkeit, in der Har­monie, wie in der Disharmonie ihrer tausenderlei Farbennuancen zutiefst dennoch eine Einheit be­deutet. Denn Liszt war Ungar, Patriot, der sich stolz und bewußt zu seinem Volke bekannte, aber wie alle großen ungarischen Gestalten des neunzehnten Jahrhunderts, wie ein Petőfi, Vörösmarty, Széche­nyi, Kossuth, intensiv den gemeinsamen Pulsschlag der geistigen t Revolution Europas fühlte. Sein Leben, äußerlich das Leben eines kosmopolitischen Grandseigneurs, war innerlich offen für alle tiefen nationalen Strömungen seiner Generation, aber wie er sein Ungartum im Feuer der europäischen Kul­tur erglühen ließ, ließ er auch die einzelnen euro­päischen Kultureinflüsse, die deutsche, die franzö­sische, die römische, einander gegenseitig durch­wirken und zur Einheit seines Werks, seiner musi­kalischen Schöpfung werden. Wie abhold war ihm jede chauvinistische Geiferei, jede rassenschnüfflerische Engherzigkeit, die jetzt Europa zerklüftet! Von welch edlen Dämo­nen war diese Seele getrieben und mit welcher Ge­walt bannte er sie in musikalische Form! Seine glühende Seele, die die lebendige Kultur eines gan­zen Zeitalters in sich aufnehmen konnte, entdeckte wieder den Genius des Instruments, die orchestrale Farbigkeit und Mannigfaltigkeit des Klaviertons. Wie in seinem Geist die Vielheit der nationalen Töne Europas zuletzt im christlich humanen Gehalt katholischer Universalität zusammenströmte, so fand er im Klavierton wieder die Synthese aller Instrumente, die orchestrale Einheit, in der die Viel­heit nicht untergeht, sondern mit allen ihren Gegen­sätzen aufgehoben wird. Oft nannte man seinen Geist ein Feuerwerk, das nur glänzt, ohne zu leuch­ten und zu wärmen. Eine Generation herrlicher jun­ger Musiker Ungarns, die seinem Werk zu einem beispiellosen Triumphzug in ganz Europa verhelfen hat, bewies, daß der Geist Liszts in jungen Herzen auferstanden ist, in einer Jugend, die zu Liszt zurüokgekehrt ist, als zu einer großen Gestalt des neunzehnten Jahrhunderts, der aus einem Revo­lutionär alteu rasch zu einem Klassiker umgemodelt wurde. In dieser ungarischen Liszt-Renaissajice wurde vielleicht noch mehr als eine pietätsvolle Schuld gegenüber dem großen Ungarn und Euro­päer abgetragen: es liegt in ihr auch eine schöne Geste gegenüber dem so ungerecht vielgescholtenen neunzehnten Jahrhundert, dem Jahrhundert der großen Leidenschaften, der eruptiven Begeisterung und der revolutionären Aufwallungen, für die Liszt in seiner Musik ein unvergängliches Monument ge­schaffen hat. Mit uns wenden sich alle Völker an diesem Tage dem Weimarer Grabe zu; denn wie alle Genien, gehört er keiner einzigen Nation mehr, er ist zum Sinnbild und Wahrzeichen einer Weg­strecke der ganzen Menschheitsentwicklung ge­worden. Feuilleton« Alltagstragödie am Sonntag. Von LUDWIG FRÁTER. Der Junge lugt geängstigt aus dem Küchen­­fwinkel hervor. Er schaut seiner Mutter zu, die draußen vor Her Küchentüre steht.' Sie hält die eine Hand in die Seite gestemmt, in der anderen schwingt sie das funkensprühende, glühende Bügeleisen. Sie rüttelt es einigemal, bläst in die kleinen rotglim­menden Löcher und kommt dann, von einem weißen Aschenregen begleitet, in die Küche. I In der Stube, in ihrer einzigen Stube ist heute sein Vater der Herr. Denn heute ist Sonntag: Ruhe­tag. Man hört ihn lärmen. Seine Stimme klingt hinter der verschlossenen Türe, wie wenn die Nachbarn stritten. — Mußt du schon wieder jetzt bügeln? Wo ich schon gehen will! Die Mutter bespritzt das Hemd. Sie faltet die beiden Ärmel ein, rollt es zusammen, klopft es ab und sagt: — Gleich kriegst du dein Hemd. Zanke nur nicht schon wieder. Da springt die Stubentür auf. Sein Vater er­scheint und bleibt auf der Schwelle stehen. Er hat noch das Nachthemd an. i— Ich soll nicht streiten? Die ganze Woche schindet man sich wie ein Vieh und am Sonntag hat man kein Hemd. Die Mutter antwortet leise, aber schon mit einem unterdrückten Weinen in der Stimme: — Ich hab ja kein Geld gehabt für Kohle ... Du hast erst am Abend Geld gebracht. .....— ' i.:1!1«: "~i*L ----- • ' — Der Junge denkt jetzt bei sich, wenn er groß sein und viel Geld verdienen wird, wird er alles sei­ner Mutter geben, damit sein Vater nicht mehr mit ihr zanke. Sie werden eine Wäscherin nehmen wie ihre Nachbarn, die zwei Gassenzimmer haben. — Warum hast du nicht schon am Abend ge­bügelt? — Am Abend hab’ ich erst gewaschen ... Seife war auch keine da. Sein Vater geht murrend zum Schrank. Er nimmt seinen schwarzen Anzug heraus. Auch das ist so sonderbar, wie er im Nachthemd da steht und den Anzug in die Höhe hält. Man müßte lachen über den Anblick. Aber jetzt darf man nicht lachen. Erst wenn er fort ist. i— Hast ihn gebürstet? — Ja. Jetzt platzt er auf einmal heraus. — Und meine Schuhe? >— Gott im Himmel! Die sind noch unten beim Schuster. — Hast wohl zum Heraufbringen auch Seife gebraucht? «— Mein Gott, wie hätt’ ich sie ohne Geld holen sollen. Nicht einmal dem Kind hab’ ich Geld auf ein Heft gehen können. — Fängst schon wieder mit diesem Fratz an? Warum lernt denn der eigentlich? Er soll sich lieber um meine Schuhe kümmern! Warum läuft er nicht, wenn er hört, daß sein Vater seine Schuhe braucht? Das lernt er für mein Geld in der Schule? Jetzt ist von ihm die Rede. Er steht auf. Un­sicher. Sein geschmeidiger, junger Körper knickt ein, um kleiner zu erscheinen. Er schnupft. Zieht die Schultern hoch. -— Was stehst du denn da, du Lümmel? Da hört er aber schon die Stimme seiner Mutter. — Lauf hinunter, mein Kind, um die Schuhe! Derweil bügle ich Vaters Hemd. Die Reform des Artikels 19 des Völker­bundpaktes. Von LADISLAUS BUZA, o. ö. Universitätsprofessor (Szeged). Durch ihren Beschluß vom 4. Juli hat be­kanntlich die Völkerbundversammlung die Regie­rungen der Mitgliedstaaten aufgefordert, tunlichst his 1. September 1936 dem Generalsekretär des Völkerbundes diejenigen Anträge zur Kenntnis zu bringen., die sie im Interesse der lückenloseren Durchführung der Grundsätze des Paktes für ge­boten erachten. Nun gibt es im ganzen Völkerbund­­pakte kein Grundprinzip, das in höherem Maße Bestimmungen im Interesse „der lückenloseren Durchführung“ erheischen würde, als eben die Be­stimmungen des Artikels 19 über die Revision der internationalen Rechtsnormen. Ziel des Völkerbundes ist die Ausschaltung des Krieges. Dieses Ziel ist jedoch an bestimmte Vor­bedingungen geknüpft. Der Krieg ist ein Mittel der Austragung von Konflikten zwischen Staaten, und ausgeschaltet kann der Krieg nur werden, wenn die internationale Rechtsordnung eine bessere und ge­rechtere Erledigung dieser Konflikte gewährleistet. Das internationale Recht ist ein typisch starres Recht und das will heißen, daß es schwer abgeändert werden kann. Seine Abänderung bedingt die Zustim­mung aller interessierten Staaten und eine solche Vereinbarung kann dort, wo die interessierten Staaten einander scharf gegenüberstehen, auf friedlichem Wege in der Regel nicht erzielt werden. Dieser Umstand aber provoziert die Anwendung der Gewalt, also des Krieges, ebenso wie innerhalb des Staaten die Schroffheit der Rechtsordnung vielfach Umstürze provoziert. Der Artikel 19 des Völker­­bundpaktes, der die friedliche Revision- von unan­wendbar gewordenen' internationalen Verträgen und von den Weltfrieden gefährdenden internationalen Verhältnissen zu erleichtern wünscht, ist eben deshalb einer der wichtigsten Teile jenes Systems, das den Frieden im Wege des Völkerbundes zu sichern be­rufen wäre. Die Kompetenz, die der Artikel 19 dem Völker­bunde in Sachen der Revision zuweist, ist stark be­grenzt. Der Pakt gründet sich auf das Prinzip der staatlichen Souveränität und läßt die These un­berührt, daß eine internationale Rechtsnorm ledig. Das Geld klingt. — Verlier es nicht! Gib auf die Autos acht! — Ängstige dich nicht um den dummen Kerl!,; Der achtet schon auf seine Haut! Besser als auf meine Schuhe. Diese Worte hört er erst, als er schon draußen ist. Er freut sich, daß er den Vater los hat. Wenn es nur nie einen Sonntag gäbe! Die Schule ist ihm noch' lieber. Ach ja, .jetzt muß er zum Schuster gehen. Dabei kann er den Schuster nicht leiden. Immer wiederholt der den blöden Witz, ob er mit seinem Lehrer zufrieden ist? Ist das überhaupt ein Witz? Und was der Csillag unlängst in der Pause gesagt hat. was war das? Dieser Csillag ist ein gelungener Kerl. Von der Gasse kann man nicht zum Schuster ge­langen. Der Rolladen ist herabgelassen. Er geht iu den Hof, klopft und öffnet die Türe. — Guten Tag. Ich komme um Vaters Schuhe. — Sofort, junger Herr, sagt der Schuster. Er, sitzt auf dem Dreibein und schaut den Jungen gar nicht an. Der Junge bemerkt jetzt im Halbdunkel gegen­über dem Schuster die Frau. — Drückt er noch immer? fragt der Schuster-Die Frau antwortet: — Es tut noch weh, Meister. Hier, sehen Sie. Und sie beugt sich nieder und zeigt ihm die Stelle am Schuh. Sie hat ein Seidenkleid an. Wie sie ihre Beine iibereinanderschlägt, gleitet das Kleid über ihre Knie zurück. Sie trägt Seidenstrümpfe. Sie glänzer im Dunkel. . f Der Junge befrachtet die Strümpfe. Wie interessant so ein Bein ist. Was es für eine interessante Form hat. Unten ist es dünn, weite* oben wird es breiter, unterm Knie wieder dünner. Jetzt zieht sie den Schuh aus. — Sie müssen ihn noch ein wenig ausdehnen.

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