Pester Lloyd - esti kiadás, 1936. augusztus (83. évfolyam, 175-198. szám)

1936-08-01 / 175. szám

IFESTEK LLOKD Die Annahme der Einladung zur Ftini­­mächtekonferenz durch Italien und Deutschland. Die gestrige Ankündigung des italienischen Außenministers Ciano und des deutschen Reichs­außenministers Freiherrn v. Neurath, die Einladung Frankreichs, Englands und Belgiens zur Fünf­­mächtekonferenz anzunehmen, wurde in ganz Europa mit einem Gefühl der Befriedigung und Erleichte­rung aufgenommen. In dieser raschen Antwort kann man das erste ernste Zeichen einer beginnenden all­gemeinen Entspannung in Europa erblicken. Frei­lich wäre es verfrüht, diesen ersten Schritt bereits als die Garantie eines Erfolges der geplanten Fünf­­mächtekonferenz oder gar einer allgemeinen euro­päischen Aussprache anzusehen, denn wie dies Graf Ciano den Botschaftern der drei Westmächte gegen­über ausgeführt hat, wird die Konferenz durch einen diplomatischen Meinungsaustausch gründlich vorbe­reitet werden müssen. Ob im Laufe dieser Bespre­chungen nicht etwa neue Kontroversen hin­sichtlich des Programms der Konferenz sich ergeben werden, bleibt abzurwarten, jedenfalls kann ange­nommen werden, daß die französische Regierung nach der Dokumentierung ihres unbedingten Ver­ständigungswillens, wie dieser im Kommuniqué der Dreimächte-Vorkonferenz in London zum Ausdruck gekommen ist, kaum mehr starre Forderungen in der Rheinlandfrage aufstellen dürfte, die das Zu­standekommen der Konferenz von neuem in Frage stellen könnten. Eine solche Forderung wäre das Wiederaufrollen der Frage der Rheinlandbesetzung, über die Deutschland überhaupt keine Diskussion zulassen will. Andererseits wird es eine heikle Frage der Vorbereitung der Konferenz sein, ob die Wie­derbefestigung im Rheinlande in den Problemkreis einbezogen werden soll oder nicht. Aus der gestrigen Interpellatiamsdebatte der französischen Kammer, in der Außenminister Delbos die Stellungnahme der Regierung zur Fiinf­­mäehlokonferemz formulierte, kam jedenfalls der klare Wille der französischen Regierung nochmals zum Ausdruck, sich von der Vergangenheit abzu­wenden und ihre Energien vor allem auf die Lösung der großen Zukunftsaufgaben zu konzentrieren. Zu diesen gehört nach Delbos in erster Linie die Neu­­schöpfung des Vertrages von Locarno, ferner die Verwirklichung einer allgemeinen europäischen Ver­ständigung unter Beteiligung auch anderer Staaten. Schon aus dieser Formulierung ist ersichtlich, daß die französische Regierung von der Dreimächte­konferenz zur Fümfmächtekonferenz fortschreitet, um das Verständigungswerk in einer allgemeinen europäischen Konferenz gipfeln zu lassen. Unter diesem Aspekt wäre die Fünfmäohtekonfere« > — außer der wichtigen konkreten Agende der ' Neu­­sehöpfung des Locarnopaktes — ebenso eine vor­bereitende Phase der allgemeinen europäischen Kon­ferenz, wie die Dreimächteberatumg eine vorberi­­tende Phase der Fünfmächtekonferenz gewesen ist. Im übrigen verdienen in der Rede des fran­zösischen Außenministers besonders zwei Punkte Interesse, nämlich, daß das Kabinett Blum die Frage der Beschränkung der Rüstungen wieder aufrollen wolle, ferner, daß es nach wie vor an dem Gedanken der Schaffung eines Donaupaktes festhalte. Diese Aufgaben weisen bereits über den Rahmen der Fünfmächtekonferenz hinaus und dürften mit anderen wichtigen Fragen der europäischen Neu­ordnung das Thema der allgemeinen Aussprache bilden. Unsere heutigen Berichte über das Echo der deutschen und italienischen Zusage lauten wie folgt: London, 1. August. (Inf.) Die Annahme der Londoner Einladung 'durch Deutschland und Italien wird allgemein und aufrichtig als freundliche und große Überraschung begrüßt. Dabei bedauert man freilich, daß die Nach­richt nicht etwas früher eingetroffen ist. Dann hätte nämlich Lord Cranborne im Unterhaus den amt­lichen Standpunkt dazu vertreten können, und im übrigen hätte die Nachricht seine Schlußrede, die gleichzeitig die letzte offizielle Kundgebung der Re­gierung vor den Ferien im Unterhaus für längere Zeit war, erleichtern und inhaltsreicher gestalten können. Die Times findeh es ausgezeichnet, daß es ge­lungen sei, Deutschland und Italien zur Teilnahme an der Locarno-Konferenz zu bewegen. Dailg Telegraph spricht von der besten Nach­richt, die Europa seit langem vernommen habe, Parts, 1. August. (Inf.)' Die außenpolitische Interpellationsdebatte in der Kammer wurde heute in den frühen Morgen­stunden mit einem Vertrauensvotum für die Regie­rung Blum abgeschlossen. Mit 379 gegen 200 Stim­men hat das Haus der Regierung das Vertrauen aus­gesprochen. Das Hauptthema waren die internatio­nalen Rückwirkungen der Ereignisse in Spanien. Der radikale Abgeordnete Montlgng gab, wie be­reits gemeldet, einen allgemeinen Überblick über die europäische Lage und versuchte in ziemlich pessi­mistischen Ausführungen die diplomatische und mili­tärische Stellung Frankreichs in Europa darzulegen. Der Abgeordnete forderte schließlich eine enge Zu­sammenarbeit mit England. Trotz aller Schwierig­keiten müsse eine Annäherung -an Deutschland ge-» sucht werden. Eine Verständigung mit Deutschland müsse eine wirtschaftliche Grundlage haben. Anschließend antwortete Außenminister Delbos. Er erinnerte an die jüngsten Locarno-Besprechungen der drei Rumpflocarnomächte und leitete daraus den Friedens- und Verständigungswillen Frankreichs ab. Die französische Regierung setze ihre Bemühungen zum Abschluß eines Abkommens fort, das das bis­herige Locarnoabkommen ersetzen solle. Eine Ent­spannung müsse aber nicht nur zwischen Deutsch­land und Frankreich, sondern in ganz Europa ein­­treten. Es liege nicht in Frankreichs Interesse, daß Deutschland sich außerhalb der europäischen Ge­meinschaft stelle. Die französische Regierung wünsche nach wie vor den Abschluß eines Donau­abkommens. Paris, 31. Juli. (Havas.)' Außenminister Delbos erklärte in seiner Antwort auf die außenpolitischen Interpella­tionen, die Londoner Dreimächtekonferenz wollte eigentlich betonen, daß die Gemeinschaft der frie­densliebenden Nationen niemand bedrohe, keinerlei Kreuzzüge führe, sondern den Frieden verteidige. Die Parteien haben zur Milderung der Spannung und zur Erreichung der Verständigung sämtliche zum Ziele führenden Mittel angeboten. In dieser Ver­ständigung bestehe der Hauptzweck der Bestre­bung, zwischen Frankreich, England und Belgien eine enge Kooperation zustande zu bringen. Frank­reich wolle mit seiner ganzen Kraft die bestehenden oder zumindest scheinbaren Spannungen zwischen den einander gegenüberstehenden Mächtegruppen Europas mildern. Er betonte, daß Frankreich sich niemals eine Einmischung in die Innenpolitik an­derer Länder erlauben werde. Es strebe Abkommen, mit denen es die kollektive Sicherheit zu garantieren glaube. Der Minister schilderte so­dann die Ziele der bevorstehenden Fiinfmäclite­­konferenz. Zu diesen gehöre in erster Linie die Neuschaffung des Vertrages von Locarno, ferner die Verwirklichung einer europäischen Verständi­gung unter Mitwrkung auch anderer Staaten. Die vorbereitenden Verhandlungen dürften nicht als diplomatischer Erfolg des einen oder des anderen Staates aufgefaßt werden, sontderh als Resultat einer positiven Rekonstruktior.stätigkeiit. Aus diesem Grunde gab der Minister seiner Freude darüber Ausdruck, daß Deutschland und Italien die Ein­ladung zur Konferenz angenommen haben. Abschließend erklärte der Minister, daß Frank­reich seine Abrüstungsbemühungen iii Genf fort­setzen und die Frage der Konitrolle der Rüstungen wieder aufwerfen wolle. Frankreich werde die Be­schränkung der Rüstungen, zu allererst der Luft­rüstungen, fordern. • Ä * Vom Tage. Errichtung eines Denkmals für den amerikani­schen General Bandholtz. Zum Andenken an. den amerikanischen General Band­holtz, der als Vorsitzender der interalliierten Militärkom­­mission nach dem Weltkrieg und nach 'dem Zusammen­bruch der Räteherrschaft der ungarischen /Sache unschätz­bare Diensste geleistet hat, wird aus ungarisch-amerika­nischen Sammlungen in der Hauptstadt ein Denkmal er­richtet. Die Vorarbeiten leitet eine gemischte ungarisch­amerikanische Kommission, an deren Spitze Geheimer Rat Baron Siegmund Peréngi stellt. Das Denkmal wind1 auf dem ISzabadsárg-tcr vor dem IBörsenpalais errichtet und1 die Enthüllung isst für den 23. August anberaumt. Die Ge­denkrede hält Baron Peréngi. Die Krise des einheimischen Deutschtums. Wir erhalten folgende Zeilen: Seit ungefähr einem Jahr hat unsere Öffentlchkeit wiederholt Gelegenheit gehabt, sich mit der Krise, die innerhalb der Führung des einheimischen Deutschtums ausgebrochen ist, zu befassen. In der Tagespresse wurde über diese Frage oft eine sehr lebhafte Debatte geführt, die zwar noch immer im Fluß ist, immerhin, ist zu hof­fen, daß sie zur Zufriedenheit aller interessierten Fakto­ren eine Lösung Enden wird. Das letzte Heft der füh­renden politischen Zeitschrift Maggar Szemle veröffent­licht über diesen Gegenstand' einen langen und ausführ­lichen Aufsatz aus der Feder Árpád Töröks, der ein ge­nauer Kenner dieser Frage ist. Török befaßt sich in seinem Aufsatz, dessen kurzen Inhalt wir hier veröffent­lichen, einleitend mit dein Ursprung der deutschen Frage in Rumpfungarn, der bis auf den Weltkrieg zuriiek­­re'cht, als die einheimischen Schwalben allmählich zum Volk shew u ß t s e i n erwachten. Der Verfasser hält aber das Kriegserlebnis für nicht genug intensiv, um eine solche Entwicklung dauernd begründen zu könne«. Erst als Dr. Jakob Bleyer und sein kleiner Kreis zu den Vor­kämpfern des e'nhei,mischen Deutschtums geworden sind, trat eine dauernde Entwicklung in dieser Richtung ein. Dr. Bleyer hat für das Deutschtum die gleichen Idee« vertreten, d:e das Ungartum dm Laufe seiner Geschichte und im Interesse seiner Brüder in den abgetrennten Ge­bieten verkündete. Die einheimische Öffentlichkeit be­fürchtete von dieser Bewegung e:ne Gefährdung der tra­ditionellen seelischen Einheit zwischen Deutschtum und Ungartum. Da man jedoch die Verdienste Dr. Bleyers in den Zeiten der Revolut'on und seinen unbedingten Patrio­tismus gekannt hat, erblickte man in Seiner Person eine Garantie dafür, daß ein solcher Bruch nicht eintreten werde. Im eigenen Lager hatte Dr. Bleyer kernen geeig­neten Nachfolger. Diejenigen, die nun in der Führung des einheimischen Deutschtums stärker in den Vorder­grund traten, konnten vom ungarischen Standpunkt nicht auf jene pol: ti.sche Vergangenheit' hin weisen, die Dr. Bleyer besaß. Die öffentliche Meinung des Landes wurde beunruhigt, um so mehr, als die neuen Männer das gesteckte Ziel mit beschleunigtem Tempo zu er­reichen trachteten. Eie Nervosität der Ungar-eben Öffentlichkeit wurde noch durch den Umstand gesteigert, daß in Deuschland der Nationalsozialismus zur Macht gelangte, was von einem Tel der Presse gegen das einheimische Deutschtum ausgenützt wurde. Die Krise innerhalb der Führung des cinheim - sdhen Deutschtums ist formell erst elngetrcten, als der Vorsitzende des 'Deutschen Vofksbilditingsvereins (U. D. V.), Dr. Gustav Gratz, den Generalsekretär des Vereins, Dr. Franz Basch, wegen eines gegen diesen im Zuge befind* beben Na li onsseihmäh unigis p razes s e s beurlaubte. Dein U. D. V. drohte damals die Gefahr einer Auflösung, was nur daid/urch zu vermeiden ist, wenn an die Spitze der Bewegung ein Man« tritt, der Infolge seiner Persönlichkeit und seiner Vergangenheit in de« Augen des Ungartums eine Garantie bedeutet, daß durch die deutsche Bewailing die traditionelle Einheit der beiden Völker nicht gestört wird. Als solcher kam nur Dr. Gustav Gratz, gewesener Außenminister und seit seiner Gründung Vorsitzender des U. D. V., in Betracht. Gratz standi nicht hn Lager Dr. Bleyers, an der deutschen Bewegung nahm er nicht aktiven Anteil, sondern beschränkte sich darauf, seinen Einfluß bei der Öffentlichkeit und den führenden politi­schen Kreisen im Interesse einer modernen, veraus­­b licken den Minder,heitenpoilitiik geltend zu machen. Dr. Gratz war jedoch kein Vorkämpfer der Minderheit, was er schon deshalb nicht sein konnte, weil er an zu vielen Stelen des ungarischen Lebens als Staatsmann, Politiker und Publizist wirkte, als daß er jene Spannung au(f sich hätte nehmen können, die mit jedem minderheitspoliti­schen Kampf einihengdht. Als er den Generalsekretär beurlaubte, stellte sieh ein Teil der Leitung des U. D. V. hinter diesen, und begann, mit dem Debrecener Professor Huss an der Spitze, gegen Dr. Gratz einen scharfen Kampf. Hätte sich Dr. Gratz nicht entschlossen, an der Bewegung aktiv teilzunehmen, so wäre nach Auflösung des Kultur.Vereins das ungariändische Deutschtum un* streitig in neue Hände geraten und die führenden Männer der Bewegung wären ganz in den Hintergrund gedrängt worden. Das konnle auch nicht im Interesse jener liegen, die geigen Dr. Gratz einen oppositionellen Standpunkt ein­­nahmen. Im Interesse der Mission Dr. Gratz’ ist es aber erforderlich, daß die ungarische Öffentlichkeit der Min* derheitslbewegung gegenüber mehr Verständnis zeige und daß die Sclurlverordnung ehestens durohigeführt werde. In diesem Belange kann immerhin einige Hoffnung gehegt werden, einesteils weil sich unsere Öffentlichkeit immer eingehender mit der Minderheitenfrage befassen will, was mit einem zunehmenden Verständnis auch für die in­ländische Frage einhengehen muß, andererseits weil di« Regierung ernstlich entschlossen ist, die Schulfrage zu lösen. Dr. Gratz muß aber auch mit seiner gegenwärtigen Opposition einen Ausgleich treffen, da in diesem Lager jene Männer stehen, die von der großen deutschen öffentliehkeit als die echten Führer des einheimischen Deutschtums angesehen wenden. Allerdings darf man auch von der Gruppe Huss erwarten, daß sie ähre eigene Be* deutung und ihre wirklichen Interessen richtig eirazu­­schätzen weiß, in welchem Falle sie der 'Mission Dr. Gratz’ keine Hindernisse in den Weg legen wird. Török vertritt die Auffassung, daß diese Mission im Interesse sowohl des Ungartums wie des Deutschtums liegt. Hoffenden Frauen, jungen Müttern und Frauen nach mehrmaliger Schwangerschaft verhilft das natürliche „Franz- Josef“-Bitterwasser — meistens schon in kleinen Mengen —< zu geregelter Magen- und Darmtätigkeit, n UNDERTTAUSEESDE toea täglich die KLEINEN ANZEIGEN »PESTER LLOYD Samstag, 1. August 1936 BRITISCHES REICH. Eine proarabische Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in Palästina. London, 1. August (Inf.) Die Lage in Palästina ist weit davon ent­fernt, befriedigend zu sein. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes hat nämlich die Sache der aufständischen Araber nach deren Ansicht verbés­­sert. Der Oberste Gerichtshof hat entschieden, daß die Verhängung von Ge'dstrafen gegen Ortschaften und Städte, wie sie der Oberkommissär verfügte, eine Überschreitung seiner Vollmachten dafstelle und daher ungesetzlich sei. Das Urteil wird von der ara­bischen Bevölkerung als Triumph ihrer Sache be­trachtet. In englischen Kreisen erblickt man jedoch darin eine Schädigung der Regierungsgewalt und befürchtet, daß der Belagerungszustand verhängt wer­den könnte, um das Ansehen der Regierungsgówalt zu stärken. Der Aufstand dauert im übrigen mit un­verminderter Heftigkeit fort. Die Ernennung der königlichen Kommission hat bisher keine politischen Kommentare ausgelöst. ÖSTERREICH. Ein marxistisches Fiugbfatt gegen den Friedens­schluß vom 11. Juli. Wien, 1, August (Inf.) Wie die Reichspost heute mitteilt, wurden in Wien, wie bereits festgestellt worden sei, von marxistischer Seite Flugblätter verteilt, in denen ver­sucht werde, das christliche Volk von Österreich unter Beschimpfung des Kanzlers gegen den Friedens­­sch/luß vom 11. Juli zu hetzen, der als Verrat an Dollfuß bezeichnet werde, obwohl er bekanntlich die Verwirklichung dessen sei, was Dollfuß stets ange­strebt habe. Diese Flugblätter, die mit „Kampfaus­schuß der Katholiken Österreichs“ unterzeichnet seien, seien eine feige Fälschung, die schon dadurch gekennzeichnet sei, daß auf den Flugblättern nicht einmal der Druckort angegeben sei. Man habe es ge­wagt, dieses Pamphlet an Kirchen, Pfarrhöfe, katho­lische Vereine und Anstalten zu senden.

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