Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. október (83. évfolyam, 224-250. szám)

1936-10-01 / 224. szám

jp'JBSTER LLOYD Das Verbot der antibolschewistischen Versammlung der Jugendgruppe der Christlichsozialen Kommunalpartei und des „Turul“-Aufmarsches. Im Innenministerium fand heute vormittag un­ter dem Vorsitz des Innenministers Kozma eine Be­ratung statt, an der die Staatssekretäre Preszly und Tomcsányi sowie die Leiter der Polizeisektion des Innenministeriums teilgenommen haben. Den Gegen­stand der Beratung bildete die Durchführung der heute früh veröffentlichten Ministerialverordnung über die: Einschränkung des Versammlungsrechtes. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage in Erörterung gezogen, ob die für den 1. Oktober von der Jugendgruppe einberuf eile antibolschewistische Demonstrationsversammlung sowie der für den 5j Oktober geplante Aufmarsch des ,,Turul“-Verbandes Zugelasken werden können. Diese Frage wurde in verneinendem Sinne ent­schieden, wie dies aus dem heute veröffentlichten Bescheid des Oberstadthauptmannstellvertreters Béla Kalmár hervorgeht. Der Beschluß hat folgenden Wortlaut: „Die Budapester Insassen Iwan Szigethy und drei Genos­sen haben das Ersuchen gestellt, es möge der Jugend­gruppe der Christlichen Kommunalpartei gestattet werden, am 1. Oktober, abends halb 8 Uhr, eine Ver­sammlung in der hauptstädtischen Redoute abzuhal­ten. Die Erlaubnis zur Abhaltung der Versammlung erteile ich nicht. Begründung: Im Sinne der inzwi­schen herausgegebenen Polizei Verordnung sind der­zeit Volksversammlungen politischen Charakters nicht zugelassen. Gegen diesen Beschluß kann binnen 15 Tagen Berufung an den kön. ung. Innenminister eingelegt werden.“ Abgeordneter Dr. Csillérg hat indessen dem Innenminister heute mitgeteilt, daß statt der ange­­kündigten Demonstrationsversammlung die Abgeord­neten der Christlichsozialen Wirtschaftspartei eben­falls am 1. Oktober in der hauptstädtischen Redoute Rechenschaftsberichte abzuhalten wünschen. Wie aus der Antwort des Innenministers hervorgeht, dürfte die Versammlung in dieser veränderten Form zugelassen werden, da nach der Verordnung des Innenministers die Rechenschaftsberichte der Abge­ordneten in ihren eigenen Bezirken nicht unter das Versammlungsverbot fallen. Über die Zulassung des vom „Turul“-Verband geplanten Aufmarsches ist noch keine Entscheidung getroffen, es besteht aber kaum ein Zweifel darüber, daß gemäß der Verordnung des Innenministers auch dieser Aufmarsch nicht gestattet werden wird. In einem heutigen NachinittägsMatt hat sich einer der Führer der Christlichen Kommumalpartei, Abg. Er. Csillérg, in scharfen Worten gegen die Verordnung des Innenministers gewendet und folgendes erklärt: „Ich kann die vom Herrn Innenminister getroffenen Maßnahmen nicht billigen. Ich halte es für unmöglich, daß nur den Liimkspa'Fteien gestattet werde, sich frei .äußer« zu; kön­nen, während der christlichen Rechten um jeden Preis ein Maulkorb aufgenötigt werden soll. Ich habe den Ein­druck, daß Hhier der eigentliche Ratgeber die Népszava ist, die bereits in ihrer Sonntagsausigia.be im voraus ver­öffentlicht hat, welche Maßnahmen getroffen werden.“ Auf diese Bemerkungen des Abg. Csillérg gab Innen­minister Kozma durch das Ung. Tel.-Korr.-Burfau die folgende Erklärung ab: „Ich setze nicht voraus, daß Herr Abg. Gsilléry diese Erklärung in der veröffentlichten Form getan hätte. Unabhängig davon, ob diese Äußerun­gen tatsächlich gemacht worden sind oder nicht, bin ich dessen sicher, daß es in diesem Lande keinen einzigen Menschen gibt, der es glauben würde, daß ich die in der angeführten Veröffentlichung enthaltene Behauptung tat­sächlich gemacht hätte. Im Interesse der Aufrechterhal­tung der Ordnung des Landes wäre es erwünscht, daß weder die Presse noch sonstwer ernsten Maßnahmen der Regierung unbedachterweise unsinnige Motive unter­schieben/4 Hiezu meldet noch Ung. Tel.-Korr.-Bureau: Innenminister Kozma empfing Mittwoch mittag in Angelegenheit der für de«. 1. Oktober in dlie hauptstädti­sche Redoute einlberufenén Versammlung den geschäfts­führenden Vizepräsidenten der Christlichen Kommunal­­partei Abg. Dr. Csillérg. lA.bg, Dr. Gsilléry teilte dem Innenminister mit, daß er das vom Innenminister erlas­sene' Versammlnngsverbot und dessen Motive wohl für richtig halte, machte aber gleichzeitig die Mitteilung, daß die Abgeordneten der Christlichsozialen Wirtschaftspariei, die hauptstädtische Bezirke im Parlamente vertreten, im Rahmen der von der Verordnung gezogenen Grenzen am 1, Oktober in der hauptstädtischen Redoute Rechen­schaftsberichte zu erstatten wünschen. . . Der .Innenminister teilte dem Abg. Dr. Gsilléry mit, daß die in bezug auf die Versammlung in der Budapester Redoute bereits erteilte Erlaubnis infolge des inzwischen .erlassenen Versammlungsverbots hinfällig geworden sei. Was aber die neuerliche Anmeldung betreffe, die nach seiner Auffassung den zurechtbestehenden Normen ent­spreche, werden diesbezüglich die zuständigen Organe der Staatspolizei im eigenen Wirkungskreise das Notwen­dige veranlassen. Zum Verisammlungisverbpt hat heute auch die Unab­hängige Kleinland wirte partéi, deren in der jüngsten Zeit sehr lebhafte .Werbetätigkeit durch das Verbot unter­bunden wurde, Stellung genommen. In einem Kommu­­niqué erklärt die Unabhängige Kleinlandiwirtepartei, daß infolge des Versammlungsveribots die Aufklärung der öffentlichein Meinung verhindert werde, wo cs doch not­wendiger als je wäre, gestützt auf eine intelligente und aufgeklärte öffentliche Meinung an dte Lösung dter gro­ßen Probleme heranzutreten. Das Versammlungsverbot verschärfe wieder einmal die Gegensätze zwischen der inneren Verwaltung und der Unabhängigen Kleinland­wirtepartei und1 bilde éind illoyale. (Antwort auf die ruhige. und gemäßigte Haltung der bürgerlichen Opposition. ’ , - ••Veto " ■■■: ........... Abgeordneter Dr. Csittéig veröffentlicht in dm Nacht­stunden die folgeijide Erklärung: / — In der Konferenz l^nr He íyfi Innenminister erhielt ich erschöpfende tnioiraiialicneiu über, die Motive, die dem allgemeinen Versiammhingsverböt zugrunde liegen. Aus Vertrauen zum Herrn Innenminister habe ich diese Gründe zur Kenntnis genommen'habe mich aber da­gegen verwahrt, daß die Veröffantlichudig des Versämni­­lun.gisverlboLs ummitidllbar danach erfolgte, nachdem die Polizei die antibolschewistiische Versammlung dér christ­lichen Jugend bereits gestattet hatte. —• Der Herr Innenminister ' hgt sich tgegfini meine in einem Mittagsblatt veröffentlichte E rklärung verwahrt. Ich habe diese Erklärung getan, wenn sie auch nicht wortgetreu veröffentlicht wurde. Diese Erklärung richtet sich aber keineswegs gegen, den Herrn Innenminister, Der Herr Innenminister kennt meine Ubänzeugung, daß ich Ihn für elmein Man« halte, der seinem Worten getreu mit dem -finer Persönlichkeit und seiner Amtsstellung entsprechen­den. Ansehen und Gewicht auch aktiv die anilinationalen bolschewistischem Bestrebungen zu bekämpfen ent­schlossen ist. - Das V e ír saram hin gsveiibot ä&t ein negativer Schritt; ich und alle Anhänger des werktätigen christ­lichen Lagers erwarten mm. Maßnahmen, dis geeignet sind, mit dem Abbau de.s wirtschaftlichen und seelischen Zwanges die christliche Gesellschaft auch positiv zu kräftigen. — Solange diese Maß rahmen nicht durchgeführt sind, werden wir kämpfen und werden niemals zulassen,, daß die Aktionen oder Erklärungen der berufenem Amtsstellen mit d«r Anführung „informierter Stellern“ von der Nép­szava interpreiii'il werden. Der Herr Innenminister hätte bestimmt nicht bloß negative, sondern auch positive Schritte unternommen, wenn der verantwortliche Minister­präsident des Landes auf seinem Platze stünde. Stellungnahme der Christlichen Kommu­nalpartei. Der Präsidialrat der Christlichen Kommunal partéi hielt heute eine Sitzung ab, an der alle Mitglieder tciilge­­riommen haben. Der Präsidälrat hat alle Schritte des geschäftsführenden Vizepräsidenten Abg. Dr. Csillérg mit Zustimmung zur Kenntnis genommen und erklärt, daß auch er das größte Gewicht darauf lege, daß die für morgen einberufene Versammlung im Zeichen dér anti­­bal'9oh>0\vistuschen Bewegung stehe, sie müsse aber zu­gleich auch An positiver Richtung die Lösung der .sozialen Probleme fördern. Der Präsidialrait erwartet, daß die Re­gierung diesen Wunsch der Gesamtheit der Nation mit Taten honorieren werde. Eine Erklärung des Abg. Dr. Csllléry. Der Hund aber zeigte sich störrisch, knurrte und biß an seiner Leine herum. I — Was hast du denn? Bist du nicht ausge­schlafen? Beruhige dich, auch ich habe nicht viel geschlafen. Wenn du’s gerade wissen willst, mein Kopf ist schwer wie ein Bottich... ich kann kaum erwarten, endlich an die Luft zu kommen... Wird auch dir nicht schaden... Du verträgst diese Zentralheizung? Die Hölle ist das, sage ich dir, oder doch zumindest der Vorhof der Hölle... Na, rühr dich... Unten auf der Straße riß ihr der Hund die Deine aus der Hand und rannte davon. Boriska ihm nach, daß es ihr fast den Atem verschlug. —i Wart ein wenig, so warte doch, lauf nicht iso -.. ich kann dir nicht nachkommen ... so sei doch kein Kind, Lidi, ich bin ermüdet und abge­hetzt, den ganzen Tag hab ich 'Fenster geputzt, ver­stehst du? Du hörst nicht einmal her? Redet man dir denn vergebens? Beim Fleischerladen holte sie ihn ein. Vor dem Laden stand Lidi, schnupperte, die Wohlgerüche der Metzgerei kitzelten ihm offenbar die Nase, er belferte laut. Doch war es nicht der Fleischgeruch allein, der ihn angezogen hatte, sondern die Gesell­schaft. Vor der Ladentür lungerten vier, fünf Hunde schwanzwedelnd umher. — Pfui, Lidi, so laß doch das schmutzige kleine Aas, das ist keine Bekanntschaft für dich — . Lidi aber gehorchte nicht, -er sprang fort­während um den kleinen Foxterrier herum, und als dieser endlich davontrabte, heftete sich Lidi ihm an die Fersen. — Lauf nicht mitten in den größten Dreck hinein! Bist du denn ein Schwein? Nun kann ich dich wieder scheuern und striegeln — Die Arbeit ist mir ja. nicht zu viel, aber ich sage es deinetwegen ... Ich weiß, du magst es nicht,wenn ich dich wasche, gelt? - -Eis wär ja auch nicht dem feuchten Schlamm zuliebe, daß Lidi hineinwatete, sondern er wollte keinen Schritt von der Foxterrier-Dame weichen. — Nun, Lidi, komm nach Hause, lauf der da nicht nach, keine verdient’s, das magst du mir glauben----- komm, komm, sonst werden wir alle beide ausgescholten. Der Hund knurrte mürrisch. — Natürlich, jetzt knurrst du ... wer dem anderen Gutes will, dem ist man immer aufsässig. Zu Hause . angekomnien, fanden sie die Wohnung leer. Die Herrschaft war ins Theater ge­gangen, die Köchin stattete Nachbarbesuch ab. — Komm, laß (lieh schön waschen! So komm doch. Der Hund rührte sich nicht. — So schmierig und. schmutzig kann man sich nicht zu Bett legen, das könntest du schon wissen... es tut mir sehr leid, aber diu wirst gewaschen, Lidi... Sie hielt dien Waschlappen unter den Hahn und begann dann, den Hund abzureiben. Lidi pustete, blies von sich, versuchte loszukommen, Boriska aber kannte kein .Erbarmen. '—~ — Hab ich’s dir nicht gesagt, wate nicht im Schlamm umher? Das nächstemal wirst du wenig­stens folgen. Lidi knurrte wütend. — Sei doch nicht so ungeduldig, cs hilft dir ja ohnehin nichts .. . gleich sind wir fertig, dann be­kommt Lidi ein feines, kleines Nachtessen und geht dann hübsch gehorsam schlafen ... Lidi möchte sehr schläfrig sein, offenbar ver­stand er die zu Geduld mahnenden Worte nicht, denn nur so ist es zu erklären, daß etwas geschah, worauf Boriska wirklich nicht zählen konnte: Lidi schnappte nach Boriska und biß sie in die Hand. Nein, nein, nicht .zum Spaß. Ernstlich. Rote warme Tropfen fielen auf den Boden. Geliefert hatten sie Boriskas Finger. •— Bist du von Sinnen?! Was hast du da ge­­riiacht ? Der feuchte Lappen fiel zu Boden. Der Hund begann ihn zu zerfetzen. Boriska schnupfte und wimmerle vor sich hin. Sic besah die Wunde, aus der das Blut noch immer troff, wie aus einer schlecht verdichteten Pipe. Sie, gerade sie hatte Lidi gebissen, zu dem sie immer so gütig gewiesen... Und just jetzt, wo sie sich mit ihm abgab und sich um ihn bemühte... Sie wusch sich die Wunde aus, band ein reines Taschentuch darum und setzte sich auf ein Hoek­­stühlchen. Das Wasser, das ihr im Munde zusani­­menfloß, hatte bitteren Geschmack. Noch jetzt war sie ganz betäubt vor Überraschung. Ihr war, als habe jemand sie mit einem Knüttel über den Kopf geschlagen und als sei sie noch nicht völlig zu sich gekommen. Als sie aufblickte, bemerkte sie den Hund, der vor ihren Füßen dalag und sie anblin­zelte, als wollte er sagen: „Nun, wie verhält sich das eigentlich mit diesem Zürnen?“ Boriska wendete den Kopf ab, um das Tier nicht zu sehen. Hatte sie nicht genug zu tragen? Ihre Leute daheim, Józsi der Schaffner, die Köchin, die Dienstherrschaft,----und nun auch noch Lidi... Warum all das? Wer kann das beantworten? Der Hund rieb die Schnauze an ihre Füße. — Geh, geh, ich mag dich nicht sehen! Ihre Gedanken richteten sich heimwärts. Ihr fiel ein, auch Kinder mögen es nicht, wenn man sie wäscht. Ihr kleiner Bruder pflegte auch jämmer­lich zu heulen, wenn ihn die Mutter, in den Wasch­trog voll warmen Wassers stellte. Einmal hatte er die Mutter sogar in die Hand gebissen. Das war vor Ostern, so um Palmsonntag herum, sie entsamn sich ganz genau. Und darum sollte man den kleinen Bruder nun nicht mehr lieben? Sie freute sich, daß ihr das eingefallen war, als habe sie Geld gefunden. — Komm, kleiner Schuft, sagte sie versöhnt und griff in ihre Schürzentasche. Komm her. Sie suchte nach dem halben Würfel Zucker, den sie sich von ihrem Nachmittagskaffee abgespart hatte.«. Donnerstag, 1. Oktober T936 Vom Ta ge. Audienz des stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Darányi beim Reiehsverweser. Stellvertretendfer Ministerpräsident Dr. Darányi er­schien heute mittag in Gödöllő beim Reichsverweser in Audienz. Dr. Darányi erstattete in seiner Audienz dem Reichsverweser über aktuelle Regierungsfragen Bericht. Stellvertretender Ministerpräsident Dr. Darányi und Finanzministcr Dr. Fabinyi in Békésszentandrás. Ackerbauminister Dr. Darányi ist heute nachmittag nach Makó abgereist, um dort morgen das neuerrichtete Gemeinscbaftshaus der Zwiebelproduzenten zu eröffnen. Von Makó begibt sich der stellvertretende Ministerpräsi­dent nach Békésszentandrás, um dort unter feierlichen Äußerlichkeiten id'en ersten Spatenstich bei den Erdarbei­ten zu machen, die die Errichtung der großzügigen Was­serstau- und Bewässerungsanlagen in dler Gegend jenseits der Theiß einleiten. Wie wir erfahren, wird sich auch Fi­nanzminister Dr. Fabingi morgen nach Békésszentandrás begeben, um au 'dér feierlichen Einleitung dieser Arbeiten teilzunehmen. Das Komitat Tolna gegen die Sympathiekundgebun­­gen für Spanien. Aus Szekszárd wird telegraphiert: In der heutigen Generalversammlung idles Tolnaer Komitats gab Oberge­span Thuránszkg .'einer Entrüstung darüber Ausdruck, daß die Sozialdemokratische Partei eine Sympathiekund­gebung für die spanische Regierung verunstaltete. Auf seinen Antrag verurteilte die Generalversammlung einstim­mig dieses Vorgehen. Oberökonomierat Friedrich Dörg forderte in seiner Rede, gesetzliche Maßnahmen dagegen zu treffen, daß die Gewerkschaften sich mit politischen Zielen beschäftigen, Geldbeträge sammeln und politische Parteien unterstützen. Auch diese Ausführungen begegne­ten lebhaftem Beifall.

Next