Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. november (83. évfolyam, 251-274. szám)

1936-11-03 / 251. szám

PESTER LLOYD * 2 • Dienstag, 3. November 1936 überzeugt sind, daß, wenn einmal-der Weg einer direkten yerständigung im Zeichen der gesunden Evolution beschritten wird, die zwischen Engarn und Jugoslawien bestehenden Probleme , sich nicht als unüberbrückbar erweisen werden. ..End; was die Mittelmeerfrage anbelangt,/ so glauben wir die' dar­auf bezüglichen Sätze der Mussolini-Redei die direkt an England und die englische Nation gerichtet waren, , richtig zu verstehen, wenn wir aus den männlichen, aber in keiner . Weise verletzenden Worten des Duce die Bereitschaft herauslesen, mit Großbritannien zu einer ehrlichen Yerständigung zu gelangen. Natürlich ' ist eine solche Verständigung nur auf Grund der vitalen luteressen Italiens im Mittelmeergebiet möglich. Die'ganze Welt stellt heute unter dem Eindruck der gewaltigen ^Mailänder. Rede.‘Die neue, kühne und offene „Sprache Mussolinis hat die künstliche Verwjfrárag» die in vielen Fragen der europäischen Politik , gestiftet wurde, mit kräftigem Hauch. weg­geblasen. Durch diese Rede ist die Atmosphäre der europäischen Politik reiner geworden. Nicht nur Ungarn, auch ganz Europa kann die Rede Mussolinis als einen der Sache des Friedens geleisteten Dienst begrüßen. Der Bürgerkrieg in Spanien. Die Ereignisse bis zum 1. November. Von unserem militärischen Mitarbeiter. Der Kampf um Madrid. Nach der Erreichung der in der Skizze ange­deuteten Front vom 23. Oktober durch die nationa­len Truppen entwickelten sich nach kurzer Atem­pause neue ernste Kämpfe, die bereits unter dem Zeichen einer ausgiebigen Unterstützung der Volks­frontregierung durch Sowjetrußland standen. Diese Kämpfe lassen endlich erkennen, daß die von Ge­neral Franco aus dem Süden herangeführten und in' der Armee des Generals Varela zusammengefaß­ten Truppen die Ha uptan.gr iffsgruppe bilden, während der Armee des Generals Mola in der Sierra Guadarrama die Aufgabe zufällt, durch aktives Ver­halten möglichst viele Streitkräfte der Volksfront­regierung im Norden von Madrid festzuhalten, um ihr Eingreifen in die Kämpfe südlich und westlich von Madrid zu verhindern. Der rechte Flügel der Armee Mola, der ursprünglich beiderseits der Bahn­linie Avila—Navalperal angesetzt war, schloß sich der Offensive der Armee Varela an und gelangte am 23. Oktober bis vor Escorial und in die Gegend westlich von Brunete. Noch am 23. Oktober nahmen die nationalen Truppen von Novalcarnero aus Mos­­toles und näherten sich dem Flugplatz von Getafe auf etwa 13 -Kilometer. General Franco hatte daraufhin am 24. Oktober ein Ultimatum an öie, Madrider Regierung gestellt, die Hauptstadt binnen 48 Stunden zu übergeben. Die dadurch entstandene, wenn auch nur kurze Pause in der Kanxpftätigkeit hat sich insoferne nachteilig ausgewirkt, da die Regierung dadurch Zeit zur Vor­bereitung einer kräftigen Gegenoffensive gewann. Am 26. Oktober ging der rechte Flügel General Va­relas von lllescas und Aiiover aus zum Angriff gegen Borox und Esquivivas vor, nahm diese beiden, sowie einige kleinere Ortschaften uad dehnte sich gegen den Jaramafluß aus. Schon während dieser Kämpfe mußte ein heftiger Gegenangriff roter Milizen abge­wiesen werden, der von Flugzeugen unterstützt wor­den war. Im Laufe des 27. Oktober wurde auf dem äußersten, rechten Flügel auch noch Valdemoro von den Nationalen genommen. Am .28. Oktober wurde ein Angpiff roter Miliz­truppen gegen die Front der Nationalen nordwestlich von Navalcamero entschieden abgewiesen. Weit ernstere Kämpfe entwickelten sich indes auf dem vom General Monasteries befehligten äußersten rechten Flügel. Dort setzten die Regierungstruppen nebst 6000 Mann auch 40 von Sowjetrußland ge­lieferte Tanks ein,- durchbrachen an der Straße Madrid—Toledo südlich von Paria die Front der Nationalen und .drangen bis . -gegen lllescas und Esquivivas vor. Die Verluste der nationalen Truppen waren empfindlich, es wurden auch einige Batterien stark hergenommen, — der Stoß wurde aber auf­­gefangen und die nationalen Truppen warfen, die RegierungsstTeitkräfte irp Gegenangriff bis über ihre Ausgangsstellungen zurück. Bei Abschluß dieses Be­richtes wird bekannt, daß die nationalen Truppen am 31. Oktober und 1. November, die Offensive fort­setzend, auch noch ParJaóündiViUaviciosa (5 Kilo­nieter nordwestlich Mostete») besetzten. Im Verlaufe dieser Kämpfe wurden 14- Tanks erbeutet, wobei in mehreren derselben russische Besatzungen festge­­steilt wurden. - = ; Vor Escorial wird noch gekämpft. Die Meldung über die Einnahme dieses Ortes war verfrüht, denn noch am 30. Oktober-, versuchte dn> 16. -Marxistische Division (hier wird erstmals ein bestimmter Armee­körper genannt) in verzweifelten Angriffen ver­gebens, den Ring der nationalen Truppen zu spren­gen; die Kampflage ist demnach auch in diesem Ab­schnitt günstig für die Nationalen. Die Truppen der nationalen Erhebung haben in den letzten Kämpfen zweifellos empfindliche Ver­luste erlitten, die auf den Einsatz der russischen Tanks und Flugzeuge zurückzuführen sind. Ihr An­griffsgeist und ihr Wille zum Sieg ist aber, wie die letzten erfolgreichen Angriffe zeigen, ungebrochen und dies berechtigt zu der Annahme, daß Madrid trotz der Russenhilfe in kurzer Zeit bezwungen sein wird. Die Lage auf den übrigen Kampfabschnitten. Dia Zusammenfassung .aller verfügbaren Kräfte zur Bezwingung von Madrid brachte es mit such, daß in den übrigen Teilen Spaniens von größeren oder entscheidenden Kampfhandlungen abgesehen werden mußte. Bei Oviedo gelang es den nationalen Truppen, die drei Monate lang belagerte Besatzung zu befreien, alle Gegenangriffe der asturischen Bergarbeitermilizen abzuweisen und die Verbindung mit La Coruna in der Provinz Galicien aufrechtzu­erhalten. Bilbao konnte von den nationalen Truppen bisher noch nicht genommen werden. Es sind wohl nur die zur Aufrechterhaltung der Einschließung unbedingt.nötigen Truppen dort belassen worden, andererseits scheint General Franco die Hauptstadt dér Basken scliohen zu wollen. Im Abschnitte Saragossa—Huesca habén die nationalen Streitkräfte auch weiterhin alle Angriffe der. roten katalanischen Milizen, die übrigens ; trotz ihrer vielfachen Überlegenheit von einer staunens­werten Untätigkeit sind, abgewiesen. Am 30. Okto­ber sollen rote Milizen von Bar bast to aus wieder bis vor Huesca. gelangt sein, eitle Radiobotschaft dies katalanischen Kriegsministers Obersten Sandino sagt aber nun, daß die Miliz truppen durch ihre Gegen­offensive in Aragonien (Provinz, deren Hauptstadt Saragossa ist) ihre Lage verbessert hätten, eine Form der Mitteilung, die keine besonderen Erfolge ver­ Persianer PeBze, PelBerisras nach original Pariser Modellen zu erstaunlich b i I 1 i g e n Preisen @ C! H lü IPEO KttyiscIiMér, PARISI-UCCA 3- Front der nationalen-Armeen am 15. Oktober 1936 <*■ _" • ” . m •• zi. **• Raumgewinn der Nationalen bis T.November» halben Band widmet, erstickte in einer blutigen Stra­ßenrevolution. Revolutionäre Bewohner des Pere Lachäise sind noch Baspail und Blanqui, der ewig regsame, schneeweiße Anarchist, der vermutlich selbst unter der Erde Verschwörungen anzettelt. Übrigens gibt es im Friedhof auch eine Stelle, die etwa unserem Petőfi sehr wohl gefiele: in einer Ver­­nischung ruhen der namhafte freisinnnige Depu­tierte Graf Fog, Manuel und Béranger. Eine andere bezeichnende Eigenart von Paris sind die Gräber der zahlreichen ausländischen Musiker. In der ersten Hälfte -des verflossenen Jahr­hunderts konnte niemand ohne , das inappellable Urteil und die Gutheißung von Paris ein großer M-usiker sein, eine Weltmarke, wie man heute sagt. (Der junge Richard Wagner wußte davon ein bitteres Lied zu singen!) Belgier, Italiener, Deutsche, Polen, Ungarn eilten nach Paris, damit dort ihr knospender Ruhm erblühe. So gelangten in französischen Boden Grétry, Rossini, Bellini, Cherubini, Meyerbeer, Chopin. Ihre Staulhhülle jedoch, stumpf geworden gegen allen irdischen Erfolg, sehnte sich nach der Heimatserde zurück. Rossini ruht heute bereits in Florenz, Bellini in Catania, das Herz Chopins in Warschau. Ihre Grabstätte in Paris hat man aber belassen. Der Franzose vergibt allen Toten und ehrt ihr Andenken ohne Unterschied. Dies ist auch dem Pére Lachaise anzumerken. Hier sind Grabmäler gesetzt für Abélard und Heloise, für den Verteidiger Ludwigs XVI., für die Opfer, die im Bazar de la Charité den Feuertod fanden, darunter auch die Schwester unserer Königin Elisabeth, Sophie von Ale,neon, für die verunglückten .städtischen Arbeiter; das netteste Grabmal ist aber entschieden jenes, das den am Leben gebliebenen Xatianalgardisten der Belagerung von Paris gesetzt worden ist. In .einer fernen Ecke, ruht die geistige Haupt­­araiee des vorigen Jahrhunderts, die strahlende Glanzzeit der schöpferischen französischen Kraft: Gerard de Nerval, Michelet, Balzac, Delacroix, die Gräfin d’Agoult uni aller Triebfeder und Animator: Buloz, der Gründer und Leiter .der Revue des Deux Mondes. In der Nähe befindet sich auch die Anhöhe, von wo Balzacs Liebling, der .eisenwillige Streber Eugene Rastignac, an einem feuchten Herbstabend auf den vornehmen. Stadtteil hinunterblickte und Paris zu einem mondänen Duell herausforderte. „A nous deux, main tenant“ sagte er, und noch an jenem Abend speiste er bei dem Bankier Nucingen. Diesen Sommer war ich bisher zum letzten Male im Pere Lachaise. An einem strahlenden Julimorgen erwachte ich mit dem Entschluß, den Cimetiére Plcpus zu entdecken. Ich habe .ihn auch gefunden. Man durchquert den Höf eines Nonnenklosters am Stadtende, dann einen sorgfältig geschaufelten Ge­müsegarten: der endigt an der Mauer in zwei Gräben, in die 1300 Opfer der Schreckensherrschaft ge­worfen wurden, darunter der erste Gatte der Kaiserin Josephine, General Beauharnais, und André Chenier. Gegen Anfang des vorigen Jahrhunderts war es zu pietätvoller Gepflogenheit geworden, daß die Ver­wandten oder Abkömmlinge der Opfer sich unweit von den beiden Gräbern bestatten ließen. Das ist der Picpus-Friedhof. Nirgendwo auf Erden wird ein so strenger und genauer Adelsnachweis gefordert: das Empfehlungsschreiben ist ein abgehauener Kopf. Ich verbrachte etwa eine halbe Stunde in dem merkwürdigen Gar ten winkel, und wie schon so oft, drehte mir die Weltgeschichte den Magen um. Dann machte ich mich zu Fuß nach den nahen äußeren Boulevards auf, mit dem Vorhaben, zum Trost die Buttes Chaumont aufzusuchen, den angenehmsten Volksgarten von Paris. Auf halbem Wege gelangte ich vor ein offenes Eisenportal, ich blickte hinein und gewahrte das Denkmal der Toten. Darauf trat ich ein. Dasseln, Bienen und Vögel schwirrten über , den violett schattierten Hügellehnen. Sie wüßten nicht, wo sie waren. Allerdings: bald wußte auch ich nicht, wo ich war. Vielleicht hatte ich mich verirrt. Selt­sam! Je dunkler ein Friedhof ist, desto weniger ge­mahnt er an den Tod. Alte, ausgediente Friedhöfe überaltern alle" Vergänglichkeit. Da lange ich mit einemmal an der südöstlichen Mauer an. Welke Kränze mit roten Schleifen hingen: da, und wie ich aus den Aufschriften erfuhr, waren es Arbeiter aus Billancourt, Courbevoie, Schlesien, Magnotogorsk, die diese Kränze der Erinnerung ihren gefallenen Genossen gewidmet hatten. Es war die Gedächtnismauer der Kommuruards. Hinter der niedrigen Mauer blickten diiie oberen Stockwerke eines schmierigen Proletenhauses auf den Friedhof hinab, an einer Wand des Hauses, neben dem Fen­ster, hing ein Bauer, darin pfiff sieh ein rätselhafter kleiner Bewohner sein Liedchen, vielleicht ein Zeisig. Dann erfuhr ich von einer rauhen Weiberstimme, das Mittagessen sei fertig. Betrog mich mein Spür­sinn nicht, so wurde Hammelfleisch gekocht. Auch ein anderer Geruch strömte hinter der Mauer her­vor, ein beißender, schwefeliger Duft, ekles Neben­produkt einer nahegelegenen chemischen Fabrik. Ich streckte mich ins Gras hin, in dem scheußlichem Hause klirrten Eßbestecke, mein Vögelchen im Bauer gab ein Gratiskonzert. Friede auf Erden und Freude im Himmel! ... In zwei Stunden hatte ich zwei Friedhöfe be* sucht. In einem von ihnen ruhen geköpfte Kanneli­ter, Aristokraten und Offiziere, im anderen Arbeiter mit durchschossener Brust. Im Tode sind sie ein­ander alle gleich, kein Lebendiger ist größer als sie. Die zwei offenen Gräben des Picpüs-Fried­­hofes, dlie roten Schleifen der Arbeiterkränze im Pére Lachaise lechzen immer noch nach Rache. Die Toten aber freuen sich längst im Himmel und wün­schen Friede der Erde, den Wölfen: uns. Ich habe versäumt zu bemerken, daß dies am zehnten Tag der spanischen Greuel geschah.

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