Pester Lloyd - esti kiadás, 1936. november (83. évfolyam, 250-274. szám)

1936-11-02 / 250. szám

PREIS 10 HELLER Abonnement: Für Eudapest: mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 13 P, monatlich 6.40 P. Für das Morgen blatt allein vierteljährlich II P, monatlich 4P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­jährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Morawa & Co., I., Wollzeile 11. Für da? Ausland mit direk­ter Kreuzbandsendung vierteljährlich: Für Österreich vierteljährlich ö.Sch. 30.—,für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonne­ments werden auch bei sämtlichen aus­ländischen Posiämtern entgegengenommen Nicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet.FESTER LLOYD ABENDBLATT Inscratenaui'iiahme: ln Budapest, 'in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Burcaus: Balogh Sándor, J. Blookncr, J. Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri 4 Nagy, Harsány), Haasenstein 4 Voglor, Gomel Leopold, Julius Leopold, Magy. hlrdetö­­iroda, Mossa Rudolf A.-U., Julius Tenzer. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen IG Heller, an Sonntagen 33 Heller, Abendblatt 10 Heller. Für Oesterreioh: Morgenbisit an Wochen­tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. Administration: V.. MARIA. VALÉRIA-UCCA 13. Telephone: Redaktion: 1-8-1)4-30. Naoh Mitternacht 1-818-36. Administration : 1-84U-0» 83. Jahrgang. Budapest, Montag, 2. November 1936. Nr. 250 VERSCHLEISS Mussolini spricht vor ünndcrttouscnücn ühcr die Ziele des nächsten fioszlstischen Jahres. „Solange Ungarn nicht Gerechtigkeit widerfährt, kann die Lage im Donauraym nicht endgültig geregelt werden. Es ist unmöglich, dass vier Millionen Ungarn ausserhalb der Grenzen leben... Das italienische Volle bekundet stets Bewunderung und Anerkennung für Ungarn, Gefühle, die in naher Zukunft in öffentlicher und grossartiger Weise feieriiehen Ausdruck finden werden.“ Der Duce über die Beziehungen Italiens zu den einzelnen europäischen Staaten und Uber die MitteS- meerfrage. — Scharfe Kritik am Völkerbund. — Die Auswirkungen der Einigung mit Deutschland. — Italien wünscht den Frieden, aber den bewaffneten Frieden. Budapest, 2. November. Die gestrige Mailänder Rede des italienischen Regierungschefs ist ein Ereignis von europäischer Tragweite. Seit einem Jahr sind in der europäischen Politik Wandlungen und Verschiebungen von großer Bedeutung eingetreten, die das ganze Gesicht der in­ternationalen Lage verändert haben. Die durch die siegreiche Macht Italiens in Ostafrika geschallene vollendete Tatsache war die erste bedeutsame Wen­dung, die der europäischen Entwicklung eine neue Richtung gab. Jetzt hat der Schöpfer und Lenker des faszistischen Italien die Gelegenheit ergriffen, in großzügiger Weise die Bedeutung dieser neuen Lage und Italiens Stellungnahme zu den durch sie aktuell gewordenen Einzelproblemen zusammenzufassen. Die scharfen, kräftig gerundeten Sätze des Duce, die den brausenden Widerhall der Hunderttausende auf dem Mailänder Domplatz erweckten, beleuchten mit lückenloser Klarheit die heutige Stellung Italiens in der Welt. Die einzelnen Probleme, zu denen Mussolini im Namen Italiens Stellung nahm, erfordern eine aus­führlichere Behandlung, auf die wir noch zurück­kommen werden. Hier können wir nur die Grund­probleme streifen, deren knappe, aber deutliche Zu­sammenfassung den Hauptinhalt der Rede Mussolinis ausmacht. Diese Rede war eine entschiedene und ein­deutige Absage an den heutigen Völkerbund und eine glatte Ablehnung der Schlagworte der kollek­tiven Sicherheit und des unteilbaren Friedens, der, wie Mussolini feststellte, den unteilbaren Krieg be­deutet. Was die einzelnen Staaten anbelangt, so stellte sich der Duce Frankreich gegenüber auf einen abwartenden, England gegenüber auf einen fried­lichen, aber höchst entschlossenen, durch die italie­nischen Mittelmeerinteressen bedingten Standpunkt. Daß die Rede in aller Form die Konsequenzen der deutsch-österreichischen Vereinbarung und der deutsch-italienischen Besprechungen zog und die „Achse Berlin—Rom“ als Kristallisierungslinie des europäischen Friedens bezeichnete, war nach: den weittragenden Ereignissen der letzten Wochen zu er­warten. Bedeutsam waren die Feststellungen des Duce über die Besserung der italienisch-jugoslawi­schen Beziehungen. Eine der wichtigsten Stellen der Rede waren die warmen und kräftigen Sätze, die der Duce über Ungarn sprach. Diese Sätze haben bereits nach den ersten Mitteilungen, die von ihnen in die ungarische Öffentlichkeit drangen, im Herzen des ungarischen Volkes ihr begeistertes Echo gefunden. Der Duce des italienischen Volkes hat mit unmißverständlicher Klarheit den Wunsch Italiens geäußert, daß Ungarn Gerechtigkeit widerfahre und die Lage im Donau­raum auf Grund der berechtigten Aspirationen un­seres Volkes geregelt werde. Von historischem Klang war die Feststellung, daß die Gefühle der Bewun­derung und Anerkennung, die Italien; dem ungari­schen Volke gegenüber hegt, in kurzer Zeit . ihren feierlichen und öffentlichen Ausdruck finden wer­den. Durch diese Sätze hat Mussolini seinen- Namen wieder mit unvergänglichem Glanz in die ungarische Geschichte eingetragen. Ungarn betrachtet den ge-I strigen Sonntag als einen weithin leuchtenden Ehren- I tag der italienisch-ungarischen Verbrüderung. Unsere telegraphischen Meldungen über den Wortlaut und die Aufnahme der Rede Mussolinis lauten wie folgt: Die Versamni' ^g auf dem Dompiaiz. Mailand, 1. Novomiher. (U. T.-K.-B.) Bel* sonnenklarem heiterem Wetter haben sich Sonntag nachmittag mehr als 250.000 Menschen auf dem Domplatz versammelt, um die Rege dies Ministerpräsidenten Mussolini antzuhören. An der Spitze marschierten Milizabteikungen unter ihren Fahnen. Alle Straßen waren in Flaggenschnvuck gehüllt und begeisterte Massen sangen die Märsche der faszistischen Revolution. Auf der Ehrentribüne vor dem Dom hatten sich fast alle Mitglieder der Regierung, die Führer der Mailänder Behörden, der Vertreter der deutschen nationalsozialistischen Aus­land or ganisationen Bohle und mehrere ausländische Delegationen eirigefunden. Militärische und faszisti­­sdhie Formationen schlossen den Platz ein. Pünktlich um 4 Uhr traf Ministerpräsident Mussolini mit dem Außenminister Gi-afen Ciano, dem Minister für Presse und Propaganda Al fieri und denn Generalsekretär der Faszisiischen Partei Starace ein. Die Menge begrüßte den Regierungschef mit wieder­holten Rufen: „Duce! Ducel“ Drei Minuten nach 4 Uhr kündete ein Trom­petenstoß den Beginn der Rede Mussolinis an. Mussolini spricht. Mailänder Schwarzhemden! — begann Mussolini seine Rede. — Ich will in meiner heutigen Rede den Standpunkt des faszislischen Italien in den heutigen unruhigen und verworrenen Augenblicken in seinen Beziehungen zu den europäischen Staaten festlegen. Der hohe Grad Eurer politischen Erziehung ermög­licht es mir, die Probleme zu erörtern, die in den so­genannten Parlamenten und den sogenannten demo­kratischen Tischgesellschaften besprochen zu werden pflegen. Ich werde mich kurz fassen, aber ich füge hinzu, daß ich mir alle meine Worte überlegt habe. Vor allem müssen-wir das internationale Leben von den Trugbildern, Gemeinplätzen und Lügen befreien, die allesamt Überbleibsel der Wilsonschen Ideologie •sind. Das erste Trugbild, das schon in den Staub ge­fallen ist, ist die Abrüstung. Niemand will eis erster abriisten und es ist vollkommen unmöglich, daß alle Staaten zusammen abriisten. Es kommt vor, daß viele sich in Genf versammeln und Luftballons aufblasen, um daraus politische Gebirge entstehen zu lassen. Wenn dann die gapze Welt mit Spannung beobachtet, was aus den Luftfoallongebirgen wird, erfährt man, daß nichts daraus geboren wurde,-1 als - eine kleine- Maus, die sich im Labirynth der Prozedurfragen verliert. Ein zweites Trugbild ist die kollektive Sicherheit, die es niemals gab, die es nicht gibt und die es nie­mals geben wird. Ein männliches Volk ist nicht be­reit, sein Schicksal in unsichere dritte Hände nieder­­zulrgen. Ein ähnlicher Gemeinplatz ist der unteilbare Friede. Der unteilbare Friede bedeutet nur den un­teilbaren Krieg, da es natürlich ist, daß Völker nie-mais bereit sein werden, fiir Interessen zu kämpfen, die sie nichts umgehen, Die Kritik am Völkerbund. Wir wollen jetzt zum Völkerbund übergehen. Für uns ist das Problem des Völkerbundes vollkom­men klar, er wird sich erneuern oder verschwinden. Da eine Erneuerung äußerst schwierig sein wird, kann er unseretwegen ruhig entschlafen. Wir haben es nicht vergessen und werden es nie ver­gessen, daß der Völkerbund mit teuflischer Präzision eine wirtschaftliche Belagerung gegen das italieni­sche Volk organisiert und es versucht hat, unsere 'Frauen, unsere Kinder und Männer auszuhungern. Es ist nicht gelungen! Nicht weil er es nicht wollte, sondern, weil er -ich der vollkommensten Einheit, Kraft und Opferbereitschaft des italienischen Volkes gegeriüberfand, die es befähigt hatten, gegen 52. Na­tionen zu kämpfen. Zur Befolgung einer Friedens­politik bedarf es keines Völkerbundes. Die Beziehungen zu den einzelnen Staaten. Jetzt möchte ich unseren Standpunkt gegenüber den einzelnen Nationen umreißen. Die französisch­­italienische Einigung wäre berufen gewesen, die •Mißverständnisse und Reibungen von 17 Jahren zu beseitigen. Sie hätte im Leiben der beiden Völker eine neue Epoche eröffnen müssen., doch es kamen die Sanktionen und selbstverständlich ist die Freund­schaft erkaltet. Wir waren schon zumindest zwei Monate in Addis Abeba und die Sanktionen waren immer noch in Kraft, ein klassischer Fall dafür, daß der Buchstabe den Geist tötet und der Formalismus die Wirklichkeit ths Lebens erdrosselt. Es ist offen­kundig, daß, sorTige die französische Regierung einen abwartenden Standpunkt eiummmt, auch wir. nichts anderes tua können. MU der benachbarten Schweiz waren unsere Beziehungen stets ausgezeichnet, sie sind es auch heute und werden es bleiben. Die Vereinbarung vom 11. Juli fiat in der Ge­schichte des heutigen Österreich eine neue Epoche c: öffnet. Alle .schlecht informierten Kommentatoren des deutsch-österre chisehen Abkommens mögen zur Kenntnis nehmen, daß ich die Vereinbarung schon am 5. Juni gekannt und gebilligt habe. Dieses Ab­kommen hat die allgemeine Lage und die staatliche Unabhängigkeit Österreichs gekräftigt. Gerechtigkeit für Ungarn! Solange Ungarn nicht Gerechtigkeit widerfährt, kann die Lage im Donaugebiet nicht endgültig ge­regelt werden. Es ist unmöglich, daß 4 Millionen Ungarn außerhalb der Grenzen leben. Ungarn ist in der Tat der große Krüppel, der ein Opfer der Ab­sieht ist, nur zu abstrakte Ungerechtigkeiten zu be­heben, wodurch viel größere reale Ungerechtigkei­ten begangen worden sind. Das italienische Volk bekundet stets Bewunderung und Anerkennung für Ungarn, es schätzt seine militärischen Tugenden, seinen Mut und Opferwillen. In naher Zunkunft wer­den diese Gefühle in öffentlicher und großartiger Weise ihren Ausdruck Anden. Die Achse Berlin—Rom. Zwischen Jugoslawien und Italien hat sich die Atmosphäre in letzter Zeit außerordentlich gebes­sert. Ich erinnere daran, daß ich vor Jahren auf diesem Platze auf die Möglichkeit der Besserung un­serer Beziehungen mit Jugoslawien angespielt habe. Ich erkläre, daß heute die notwendigen moralischen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen zur Kräftigung der Freundschaft beider Völker vorhan­den sind. Außer den vier Nachbarstaaten hat ein großes Land Europas in letzter Zeit sich aufrichtige Aner­kennung beim italienischen Volke verschafft. Ich spreche von Deutschland. Die jetzt zustande gekom­mene Berliner Vereinbarung regelt gewisse bren­nende Probleme. Die feierlich Unterzeichneten Ber­liner Protokolle zeigen, daß die Achse Berlin—Rom keine Trennungslinie, sondern vielmehr ein Kristal­lisationspunkt ist, um den sich, alle europäischen Staaten gruppieren können, die . von aufrichtigem Friedenswillen durchdrungen sind. Mit dem Abkom­men vom. 11. Juli ist die Reibungsfläche zwischen Deutschland und' Italien in Wegfall geraten. Gegen den Bolschewismus. Niemand soll-sich-wundern, daß wir heute die Fahne gegen den Bolschewismus erheben. Die heu­tige Fahne ist unsere alte Fahne. Wir haben gegen den Bolschewismus gekämpft und ihn mit vieler* Blutopfern besiegt. Bolschewismus und Kommuni.»

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