Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. december (83. évfolyam, 275-298. szám)

1936-12-01 / 275. szám

PREIS 16 HELLER Abouuemeui: ! ns er atenauinaUme: *0r Budapest: mit täglich zweimalige! ' m Budapest ia der Administration des Zustellung und für das Inland Morgen. ________ _______ Pester Lloyd und in den Annoncen­und Abendblatt. . . MM Man HM HHHHR9BV Bureaus: Vierteljährlich 18 P, monatlich C.41) F. nHTW B^kRTw nBraff* "BRIT lg» Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Für das Morgenblatt allein vierteljährlich Egs B£3 RS ffif M KM H MB f3 HB WM HB Sfejf SB HO, W« SS M -iarsanyi. Haasenstein 4 Vogier, Cornel IIP, monatlich 4 P. Für das Abendblatt Jjgg §Sg §11 Hk. B N HB fii MB * 9| HB MH 8B SH Hü WLm ÜH HR eopold, Julius Leopold, Magy. hirdető­allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. BBS .(Xs IgBfe. «SB BbB JMf BB HB jSfl (M llSSfr Hip M roda, Mosse Rudolf A.-G., Julius lenzer. r f.^l | r. K III il Ilii FS5SSWE jl UUJLJUAI HJBJif b ii ».jsgjK««. !er Kreuzbandse ndung vierteljährlich: Für TM H tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Qx. uni Österreich vierteljährlich b. Sch. 30.— ,fur Ahendhintt an r,r ■Ile übrigen Staaten 80 Pengő. Abonne- Abendblatt 20 Or. ments werden auch bei sämtlloben aus- Tl/f A /N TX fkT T-J f » np rwh Redaktion u. Administration: ländischen Postämtern entgegengenommea jfg. S 9 It IT »0 11 I» 8 l I I 0 V.. MARIA VALEkiA-üCCA 1*. Nicht verlangte Manuskripte werden Telephone i weder aufbewahrt noch zurückgestellt, - Redaktion: 1-848-20. Nach Mitternacht Briete ohne Rückporto nicht beantwort___________________________________________________ 1-848-26. Administration« 1-840-0» 83* Jahrgang. Budapest, Dienstag, 1, Dezember 1936. Nr. 275 Panamerika. Budapest, 30. November. (sz—ai.) In den ersten Sätzen der Kongreß­botschaft des Präsidenten Monroe gaben die Ver­einigten Staaten ihre Abneigung gegen die Verwick­lung Amerikas in das Netz der europäischen Bünd­nisse kund. In dieser Beziehung war die Monroe­doktrin eine direkte Bestätigung des politischen Testaments Washingtons, des Prinzips der amerika­nischen Nichteinmischungspolitik. Weitaus größere Bedeutung wurde seit jeher dem zweiten Teil dieser fundamentalen Proklamation beigemesen: „daß die amerikanischen Festländer kraft des freien und un­abhängigen Zustandes, den sie sich verschafft haben und beibehalten, künftig nicht mehr als Gebiet be­trachtet werden dürfen, in dem irgendwelche euro­päische Mächte kolonisieren könnten“. Dazu muß man wissen, daß die südamerikanischen Kolonien ihre Loslösung von Spanien erklärt haben, als das einst so mächtige Mutterland, von den Napoleoni­­schen Kriegen geschwächt, seine Autorität auf dem fernen Kontinent nicht mehr aufrechterhalten konnte. Nach der Bezwingung Napoleons trachtete nun die Heilige Allianz diesen Schaden wieder gut­zumachen, traf aber dabei auf den W iderstand der Vereinigten Staaten, der eben in dem zweiten Teil der Monroedoktrin zum Ausdruck kam. Die Stunde, in der Präsident Monroe erstmalig in der Geschichte den Plural „die amerikanischen Festländer“ gebrauchte, war die Geburtsstunde der panamerikanischen Idee, und seitdem sind deren Schicksale mit den Wandlungen der Monroedoktrin verbunden. Die panamerikanische Idee fand ihren ersten Ausdruck in der Monroedoktrin; die Ge­schichte der Monroedoktrin, die, wie, wir sehen wer­den, mit der Geschichte des amerikanischen Im­perialismus identisch ist; begreift die Geschichte der panamerikanischen Idee in sich. ■ Es ist durchaus kein Zufall, daß die Monroe­doktrin niemals kodifiziert wurde, sondern stets in jener vielsagenden, jedoch nicht genau umschrie­benen Form der Kongreßbotschaft vön 1823 ver­blieb. Als Simon Bolivár zwei Jahre nach den Er­klärungen Monroes die Staaten Amerikas zu der so­genannten „Panamerikanischen Urkonferenz“ nach Panama cinlud, um eine Präzisierung der Monroe­doktrin und des Verhältnisses zwischen Nord und Süd durchzusetzen, da verspätete sich die Delegation der Vereinigten Staaten und traf erst nach Abschluß der Besprechungen ein, die freilich in Abwesenheit der „big sister“ auch keine nennenswerten Resultate zeitigen konnten. Und so oft Auseinandersetzungen Uber die Monroedoktrin auf dem Tagesprogramm standen, sabotierte Washington die Verhandlungen. Immerhin lebte zu dieser Zeit noch ganz frisch die Erinnerung an die Befreiung von den europäischen Herrschern, den Engländern im Norden, den Spa­niern und Portugiesen im Süden, und da sich die verschiedenen Staaten gegen die Erneuerung der Fremdherrschaft schützen wollten, rückten sie nfffier aneinander und es erfolgte eine Solidaritätserklärung, um den Frieden auf dem amerikanischen Kontinent zu sichern und den europäischen Mächten keinen Anlaß zum Eingreifen zu geben. In den dreiundsechzig Jahren, die zwischen die­ser lendenlahmen Urkonferenz und der ersten wirk­lichen panamerikanischen Konferenz in Washington vergangen sind, wurde es allmählich offenkundig, was mit der Monroedoktrin wirklich gemeint war. Für die Vereinigten Staaten bedeutete sie in der .ersten Interpretation ein Ausbeutungsmonopol auf dem zentral- und südamerikanischen Festland, die Eröffnung eines riesigen Investitionsgebietes im Ka­­raibischen Meer, mit seinen wertvollen Zucker-, Tabak- und Baumwollplantagen auf den vielbesun­genen immergrünen Inseln; in der,, zweiten Interpre­tation war sie die Rechtsgrundlage für die USA­­Polizeimacht über beide Kontinente. Die Politik des „big stick“ verhalf den Vereinigten Staaten zur Kon­trolle über weite Gebiete, die entweder schlechtweg angegliedert wurden oder mittelbar unter die politi­sche Hoheitssphäre Washingtons gelangten. Man denke an Texas, Mexiko, Oregon, Hawai, dann aber auch an Panama, San Domingo und Nikaragua — überall war die Wirkung des-„großen Stockes“ zu spüren. Damit waren jedoch * c unbeschränkten Mög­lichkeiten der Monroedoktrir noch gar nicht alle erschlossen. Sie w urde i i ier -Zeit zwischen der ersten pánamerikaim, he; *•,, renz in Washingtoni die eine ziemlich niclussagehüe. Erklärung über die Friedenscrhaltung und die Intensivierung der inter­amerikanischen Handelsbeziehungen brachte, und der zweiten in Mexiko, über die noch zu reden sein wird, also zwischen 1889 und 1902, zu einer wesent­lichen Kampfparolc der Dollar-Diplomatie, das heißt der nicht kolonisatorisch, sondern kommerziell-pene­­trativ wirkenden amerikanischen imperialisti­schen Politik, die unter dem bestimmenden Einfluß der unmittelbaren und rücksichtslosen Ge­schäftsinteressen von großen Handelshäusern stand. Die Brutalität, mit der sich die Dollar-Diplomatie der Insel Kuba bemächtigte, ist noch in aller Erinne­rung, vergessen ist jedoch, daß, als 1895 ein Grenz­streit zwischen Venezuela und Britisch-Guyana aus­­biacli und dies den Geschäften einer amerikanischen nern nicht immer darin, daß sie Neües bauen. Sehr oft, wie auch im Falle Roms, genügt ihnen die Bewegung nach rückwärts, das Aufrollen der Stadt, wie bei einem ver­kehrt gespielten Film, — der Schritt zurück in die große Vergangenheit. Hauptsache, daß etwas Neues ans Tageslicht kommt, es können auch Ausgra­bungen sein. „Navigare necesse cst“ („Gebaut muß werden!“) — meinte Mussolini — und da man in Rom nur sehr schwer und nur unter allgemeinem Protestgeheul der gesamten Kunstwelt Europas etwas neu bauen kann, — so wird wenigstens ab­Großbank abträglich war, Präsident Cleveland Groß­britannien ein Schiedsgerichtsverfahren aufzwang und sein Staatssekretär mit einem Seitenblick auf den Stillen Ozean sagte: „Die Erwerbung von Land auf der westlichen Halbkugel auf dein Wege • über eigenmächtiges Vorrücken von Grenzlinien bedeute eine Verletzung des Monroeschen Grundsatzes.“ Die­ser letzte 'und größte Herrschaftsanspruch der Ver­einigten Staaten auf die gesamte westliche Halbkugel geht bereits über die panamerikanische Problematik hinaus und deshalb dürfen wir hier mit dér Schil-i derung der Expansion der Monroedoktrin abbrechen. Zu erwähnen ist bloß, daß am hundertjährigen Jubi­läum der Kongreßbotschaft, also im Jahre 1923, Staatssekretär Hughes eine Erklärung abgab, wo­nach einzig der-Regierung in Washington das Recht zustehe, die Monroedoktrin zu interpretieren und den Einfluß außeramerikanischer. Mächte auf die südamerikanische Politik zu bestimmen. Darauf ant­wortete allerdings der peruanische Historiker und Philosoph Garcia-Calderon mit folgender verfäng­lichen Frage: „Und wer wird den Einfluß der Ver­einigten Staaten auf die südamerikanische Politik bestimmen? Quis custodit custodiem?“ Unter diesen Umständen mußte die , Monroe­doktrin für die Staaten Zentral- und Südamerikas gewiß etwas anrüchig werden. Bei der zweiten pan­amerikanischen Konferenz in Mexiko bekamen die Delegierten Washingtons das Mißtrauen bereits zu spüren und um den Zusammenhalt wieder zu stär­ken, mußten sie zustimmen, daß eine panamerika­nische Union mit eigenem Verwaltungsbureau ge­gründet .werde, dessen Sitz seitdem in Washington ist und in dem die Staaten durch ihre diplomati­schen Vertreter und USA durch den jeweiligen Staatssekretär gleichberechtigt vertreten sind. -Das Washingtoner Bureau beschäftigt sich mit den Er­leichterungen im Handelsverkehr der amerikani­schen Staaten, mjt einer Regelung der Volksgesünd­­boitsfragen und der Arbeitergesetzgebung, mit dem Autorenrecht und dem Markenschutz, mit der Re­gistration von interamerikanischen Bündnissen und dem Problem der- Einführung von Schiedsgerichten bei zwischenstaatlichen Streitigkeiten, bereitet da­neben die Sitzungen der verschiedenen Kommissio­nen und schließlich die in unregelmäßigen Abstän­den zusammen! retende panamerikanische Konferenz vor. Wie man sieht, erinnert die Institution bis zu einem gewissen Grade an den Völkerbund, und dies mag für ihre Zukunft noch bestimmend werden. Die letzte panamerikanische Konferenz fand vor acht Jahren in Havanna statt und bestätigte als die sechste in der Reihe dieser Versammlungen die alte Erfahrung: Wenn die Vereinigten Staaten eine Schon im ersten Augenblick merkte ich etwas Unheimliches, Rom, die lauteste Stadt Italiens, deren brüllende Autobusse durch die engen Gassen rasten und zarter besaitete Fremde ins Sanatorium brach­ten, oder sie nur des Nachts sich auf die Straßen wagen ließen, Rom, das seine Lebendigkeit bisher immer mit unbeschreiblichem Sirenengeheul, Gehupe und Gebrüll demonstrieren zu müssen vermeinte, —• unser Rom ist totenstill! Wir blickten ängstlich aus dem Taxi, ob vielleicht eine Katastrophe diese Trauer - verursacht hatte, ein Erdbeben, oder sonst ein nicht ungewohntes Ereignis im Land? Nichts dergleichen war zu merken. Wir glitten lautlos durch lautlose • Straßen,- die keine Trottoirs haben, oft drückten sich grängstigte Fußgänger vor unseren Scheinwerfern an die Mauer, — der Chauffeur gab keinen Laut von sich. Daß Fluchen , in Italien ver­boten ist, wußten wir. Wie aber ein röpiischer Chauffeur ohne Hupen leben konnte, war uns un­begreiflich. Auf einmal jedoch atmete ich erleich­tert auf. Vor uns war ein unabsehbarer Trubel in der Straße, die zum Campo dei Fiori führt, entstan­den. Ein Eselswagen versperrte den Weg in seiner ganzen Breite. Niemand hupte und niemand fluchte, aber plötzlich erfüllte der Lärm von dumpfen, rhythmischen Schlägen die Luft. Der Lärm war nicht grell, nicht allzu laut, aber es war doch Lärm. Ich. neigte mich.beim Fenster hinaus und.fragte den Chauffeur teilnehmend und leise,, wie man einen Kranken fragt, wgs man denn da mache? „Bussare, Signora, bussare!“ erklärte der Chauffeur und ich sah plötzlich, daß er und vor uns eine lange Reihe von stockenden Taxiehauffeuren die, Seite ihres Wagens, den Kühler, mit rhythmi­schen Faustschlägen bearbeiteten. Daher kam der eigentümliche Lärm. „Signalverbot, Signora; hupen dürfen wir nicht mehr, aber „bussare“ ist noch nicht verboten! Und jl.'.. ' : --------------'-.■"Bü.i«—........... Feuilleton. Römischer Epilog ohne Politik. Von CLARA LAKNER. Als ich diesmal in Rom . ankam, merkte ich gleich, daß sich irgend etwas an der Urbs geändert hatte. Man ist so sehr daran gewöhnt, daß diese Stadt seit Ewigkeiten so ist, wie sie ist, daß man es etwas beleidigt zur Kenntnis nimmt, wenn die „Cittä eterna“ plötzlich beginnt zu leben, sich zu wandeln, zu strecken und ihr geliebtes Antlitz zu verändern, so wie andere, ganz gewöhnliche Großstädte der Welt, die eben nichts Besseres zu tun haben, als so­genannte „lebendige Metropolen“ zu sein. Meiner Meinung nach ist das bei einer Stadt, wie Rom, ganz überflüssig. Man liebt. Statuen nicht, weil sie täglich ein anderes Äußere haben, sondern weil sie mitten im Wirbel der täglich umgeschmiiikten Zeit das Bleibende sind, bei dem man von der Vergänglich­keit aus rant, das Maß, nach dem man seine maß­losen 'Lage richtet. Wer Rom liebt, Iii;bt die Ewigkeit, eine große römische Göttin mit steinern ewigem Faltenwurf in Kleid und Gebärde, und kein Girl aus irgendeiner „lebendigen Metropole“ der Welt. Doch haben lebenskräftige Völker nun einmal die Sucht nach Veränderung. Italiener lieben Be­wegung über alles, und nicht wenige haben mir er­zählt, daß ihr Ideal Berjin sei, wegen des absolut Neuen, Leeren, Platzreichen imd des ständigen „movimento“ in dieser Stadt. Und,als einmal ein junger Mann aus Taormina mir von den Siemens- Schuck ert-Werken vorschwärmte, begann ich leise für die Ruinen des griechischen Theaters unter dem weißen Dreieck des Ätna zu beten. Aber Gott und intelligenten Führern sei Dank, äußert, sich dieser Drang nach Veränderung bei den Italie- gerissen!* * Rom ist seit einigen Jahren in ständigem Umbau begriffen.. Ein bißchen zitterten wir alle, die lange dort gelebt hatten, bei dieser Rückkehr vor den Din­gen, die uns da erwarten würden. Jeder dachte mit Schrecken an einen vor Jahren im römischen Senat gefaßten und durch das vereinte Wéhegeschrei der Weltpresse vereitelten Plan, neben dem Palazzo Colonna einen modernen Wolkenkratzer aus schnee­weißem Marmor zu bauen. Wis'r weiß, vielleicht hatte man im stillen seither dieses Gegenstück zum „Monumente Nazionale“, das allein schon Roms Gesamtanblick und tiefgoldene Farbe beinahe mit seiner gräßlichen Helle zerstörte, auf gebaut? Viel­leicht war nun nach der Piazza Montanara auch die Piazza Navona, dieser tanzende Barockplatz, das Schönste auf der Welt, angegriffen und ihr vollkom­menes Oval hatte moderne Risse bekommen?! Oder die Via dellTmpero, die breit, wie eine Berliner Chaussee, sich neb n dem Kapitol hinzieht, hat einige liebe, alterPalazzi mitgenommen?! Die Be­gegnung mit einer seit Jahren nicht gesehenen Ge­liebten ist nichts gegen die' angstvolle Erwartung, mit der wir spätabends vom Bahnhof aus die Piazza Eseidra betraten.

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