Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. december (83. évfolyam, 275-298. szám)
1936-12-01 / 275. szám
PESTER LLOYD Dienstag, x. Dezemner íUötj freimütige Handelspolitik führen und niedrigen Zolltarif haben, dann Blüht die panamerikanische Idee auf, wenn aber:— wie-zum Beispiel nach der „Good^ iWill“-Reise Hoovers in Südamerika — die Vereinig^' ten Staaten mit Zoll- und Kontingentschfaiiken die Handelswege versperren, dann ist es aus mit der Freundschaft und der Solidarität auf den beiden miteinander verwachsenen Kontinenten. Die diesjährige panamerikanische > Konferenz, zu, der Präsident Roosevelt nach Buenos Aires' gefahren ist und die morgen eröffnet wird, steht demnach unter günstigen Auspizien, 1 da diesmal die ■' Handelspolitik Washingtons zur Anbahnung recht bequemer Gegenseitigkeitsverträge mit den -süd-amerikanischen Staaten geführt hat und für beide Parteien der Wunsch nach einem Abbau der Handelsschranken und nach regerem Warenaustausch bestimmend ist. Daneben kann man aber auch nach langer Zeit wieder mit der solidarisierenden Kraft jener ersten Sätze der MoUroedbktrin rechnen, die eine • gemeinsame Abwehrstellung gegen Außeramerika bedingen und mit denen sich die einundzwanzig- Staaten, deren Vertreter an der Konferenz teilnehmen, gegen die Verwicklung in europäische Angelegenheiten schützen wollen. Es geht also um die Sicherung der „Pax arnericana“, die übrigens auch schon eine der Hauptsorgen der Havannaer Konferenz bildete. Dort führte sie zu zwei Resolutionen, déren erste jeden Angriffskrieg als ein Verbrechen brandmarkte und deren zweite in folgender Formulierung gipfelte: ,,Die amerikanischen Republiken wünschen ihre Moinurtg dahin auszusprechen, daß sie den Krieg als ein Mittel nationaler Politik in ihren gegenseitigen Beziehungen verurteilen.“ Wer würde bei diesen Worten von der Verurteilung dtes Krieges nicht an den Kellogg-Päikt denken, der, erst vor acht Jahren geschlossen, in Europa nunmehr fast in Vergessenheit geraten ist? Ja, die Artikel des Kellogg-Paktes und die Resolutionen der Havannaer Konferenz waren fast gleichlautend — und fast gleich unwirksam. Dieser Umstand ist selbstverständlich auch den panamerikanischen Politikern nicht verborgen geblieben und also trachten sie nunmehr in irgendeiner Form den Vorschlag Wiederaufleben zu lassen, .den Costarica bei der fünften panamerikanischen Konferenz in Santiago 1923 stellte, nämlich einen ständigen panamerikanischen Gerichshof (evenuell im Rahmen eines panamerikanischen Völkerbundes) zur Schlichtung von innerameriikamischen Konflikten zu gründen. Der Konstitution eines American Permanent Court of Justice stellen sich jedoch zunächst beträcht-; liehe Schwierigkeiten, entgegen. Esr iuuß.. nämlich erstens die Frage aufgeroTlt werden, wie sich dieser Gerichtshof zu Konflikten verhalten: sollte, die zwischen einem amerikanischen und einem . außeramerikanischen Staat ausbrechen; zweitens sind aber eine Reihe von südamerikanischen Staaten Mitglieder des Völkerbundes und müssen die Schlichtung, ihrer Streitigkeiten der Genfer Institution überlassen, wobei es unklar ist, wie die Unterwerfung unter die Schiedsgerichtsbarkeit der Völkerbundinstitutionen (Chaco-Konflikt!) mit der Monroedoktrin vereinbar ist, die, wie gesagt, das, reale Fundament für di$ panamerikanische Idee abgiibt. Ölese Probleme heben die Bedeutung der Konferenz Von .Buenos Aires über die amerikanische Sphäre hinaus und verleihen ihr eine Universalität — die „Pax americana“ kann schließlich nicht von der „Pax mundi“ abstrahiert werden; sie ist ein notwen. diges Glied in der Struktur des Weltfriedens und dies rechtfertigt auch vollauf das cxiropäische Interesse an ihr. Von dem argentinischen Außenminister und diesjährigen Friedenspreisträger Saavedra Lamas wird übrigens offen die These propagiert, daß die Zusammenkunft in Buenos Aires keine rein amerikanische ‘Angelegenheit sei, Er hat auch einen Plan zur Konsolidierung des Friedens ausgearbeitet,, in dem die von der panamerikanischen Konferenz zu bestimmenden Frieden'sisichefutigén mit dein Kellögig-Pakt und der Völkerbundsatzung koordiniert werden. Obwohl das Ansdhicn dieses begeisterten Völkerbundpplitikers in Südamerika seit ein, zwei Jahren . außerordentlich.! gewachsen ist und, sein Wort ein großes Gewicht hat, ist‘es freilich dennoch sehr zweifelhaft, ob die Teilnehmer der Konferenz geneigt sein werden, seinen Plan anzunélimen und eine Kooperation mit dem Völkerbund anzustreben. Denn es -gibt zwar in Amerika große Freunde und wahre Stützen der Genfer Institution, so Argentinien und Chile, aber sie hat auch, insbesondere im Kreise der kleineren Staaten, starke Gegner, die mit den unwürdigen Genfer Schauspielen der letzten Jahre recht unzufrieden sind und bereits mit dem Gedanken des Austritts spielen. Und die beiden Ländergiganten, die Vereinigten Staaten von Nordamerika und die von Brasilien, zeigen zurzeit weniger Neigung denn je, ihre Vorbehalte dem Völkerbund gegenüber aufzugeben. Wie sympathisch auch für europäische Ohren der Plan Saavedra Lamas klingt, kann man doch der These seiner Gegner nicht jede Berechtigung absprechen. Dies)“ fordern, daß die amerikanischen Staaten in dem Bemühen um Frieden und Wohlstand erst einmal in Amerika selbst jede Kriegsgefahr aussdhalten, wais zu einer wirksamen politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit der amerikanischen Staaten führen würde und in seinen Auswirkungen — auch ohne Kooperation und Koordination mit Genf— der ganzen Welt zugute kommen könnte. Man darf alles in allem keine übertriebenen Hoffnungen in die Konferenz, von Buenos Aires setzen. Denn es kann leicht geschehen, daß der Gegensatz zwischen: Freuhdeft und Gegnern des Völkerbunds die. Verhandlungen auf einen unsicheren Grund führt und selbst, der interamerikanische Whtschaftskusglejcb,-dje Angleicbung der Zoll- und Kontiligentieningssysteine, dieses Minimum an konkrétem Resultat nicht zustande kommt und die panamerikanische Konferenz, wie schon so oft, völlig ergebnislos bleibt,' indem sie nicht einmal in den internen Angelegenheiten der Zwillingskontingente, geschweige denn in den internen Angelegenheiten des Erdballs einen Fortschritt mit sich bringt. Ob der panamerikanische Friedenswillen in einem panamerikanischen Gerichtshof oder in einem panamerikanischen Völkerbund je seine sichtbare Gestalt finden wird, ob die Fäden zwischen der alten und neuen Welt weitergesponnen werden können oder der Reihe nach abreißen — das kann nicht vorausgesagt werden. Sicher ist nur eines: daß in Buenos Aires die Staatsniänner aus einundzwanzig Ländern sich zusammenfinden und den ernsten Willen haben, den Wohlstand und den Frieden für einen Erdteil zu retten und zu sichern. Und wenn ihre Besprechungen auch keine konkreten Ergebnisse zeitigen werden, wenn es sich herausstellt, daß ihre Gesten infolge der Interessendivergenz bloß von symbolischer Bedeutung sein können, auch dann wird man zugeben müssen, daß sie nicht vergeblich waren — in einer Zeit, deren Wirklichkeiten bloß Sinnbilder des Krieges sind, kann vielleicht auch ein Sinnbild des Friedens zur Verwirklichung des Einverständnisses auf den Kontinenten und zwischen den- Kontinenten beitragen. Persianer Pelze, Peilerins nach original Pariser Modellen zu erstaunlich billigen Preisen SCMnElDECir Mitrsclaner, PÄRISI-UGCA 3. Esel gehen dem Scheinwerferlicht nicht aus dem Weg. Esel, Signora, brauchen Lärm, sie sind es so gewöhnt.“ Nicht nur römische Esel, auch römische Fremde waren es so .gewöhnt. Ich atmete auf,----Rom war noch Rom, auch wenn nicht gehupt werden durfte! * * * Die erste architektonische Überraschung, die wir erlebten, war, daß wir „Augusto“ nicht mehr fänden, Augusto ist. eine römische Spezialität. Vielleicht hieß er gar nicht so, aber da er in der Nähe des Augusteo wohnte,’ nannte man ihn nur kurz „Augü“. Augú machte die besten „Bistecca ai ferri“ in Rom und die duftemfeten „Carcioffi all'olio“, von denen ich in meiner nordischen Verbannung sehr oft träume. Kurz, Augú war der Wirt unserer römischen Kneipe, wo man kocht, wie der Gast will,- und wo man zwar keine Decke auf dem Tisch, aber das herrlichste- Essen im Magen har, wenn inan wieder herauskommt. Bei Augú hatten wir, Jahre hindurch täglich zweimal gegessen und als wir aus Rom weg mußten, kam er zur Bahn und reichte uns noch ein gebratenes Huhn „alla romana“ • zum Coupéfenster herein. Er wollte kein Geld dafür nehmen und weinte, wie es sich gar nicht für einen Römer geziemt, mehr nochmals wir. Augú also, den war als ersten am nächsten Morgen suchten, war nicht mehr. An der Stelle, wo im Gewirr der kleinen Gassen hinter San Carlo seine kleine Schenke gelegen war, lag nur noch Schutt und Staub und Mörtel. Ein paar magere Katzen liefen vor uns davon und wir standen still verzweifelt über den Kellergewölben, wie Marius über den Ruinen von Karthago. „Habt Ihr Augú nicht gesehen?“ „Wißt Ihr nicht, wo er jetzt wohnt?“ fragte ich eifrig ein paar herumstehende Giovanottis. (Giovanottis, junge Männer, stehen in Italien immer und überall herum.) Aber niemand wußte etwas. Augú hatte dem Augusteo weichen müssen; dem römischen Kaisersgrabmal, das nun f'reigelegt werden sollte. Das kommt davon, wenn man eine historische Kneipe hat. Traurig, und ohne Mittagessen schlenderten wir davon, Ich beschloß in meinem Schmerz, heute nicht mehr zu Mittag zu essen und begann im stillen böse auf die' Neuerungssucht der Italiener zu werden. Doch wurden wir bald eines anderen belehrt. Wer Rom wirklich liebt, der gehe, wenn er ankommt, schnell, möglichst schon am ersten Abend, zum Colosseum. Wahrscheinlich wird er dort, wie ich an diesem Tag, Hunger und Durst vergessen. Denn, .was dort neu entstanden ist, ist herrlich! Der einst schönste Tempel Roms, „Templum Veneris Felicis et Romae Eternae“, vorher ein häßlicher Trümmerhaufen, steht jetzt in der ganzen Pracht seiner vierzig riesigen Säulen neben dem Colosseum. Und da er auf einem erhöhten Gewölbe steht, nicht wie - die anderen antiken' Denkmäler, tiefer als das moderne Straßenniveau, wirkt et schon von weitem Wunderbar.: Dieser Hadrianstempel hatte mir früher oft an schönen Nachmittagen im sonnigen Winter zum Spielplatz mit römischen Kindern gedient. Die am Boden liegenden Säulen eigneten sich sehr zum Versteckspiel. Jetzt um gehen sie 'wie ein dunkler Wald die offenstehende, schön gebogene Apsis des Heiligtums vor der Franziskanerkirche. Und im Hintergrund leuchtet viel heller das Föruän und das jetzt durch die neue Via dfell Irnpero weithin sichtbare Kapitol. Festgebannt vor Staunen blieben wir stehen. Schon die Via deli Irnpero hatte uns überrascht. Es hieße dem fäszistischen Bauwillen sehr unrecht zu tun, diese herrliche, wirklich königliche neue Straße nicht schön zu finden. Sie hat den einzigartigen Rahmen der neuausgegrabenen KaiserDruckerei • . . 1-825-04 fora zu beiden Seiten, und die bisher unsichtbare großartige Perspektive des Colosseums und Venustempels ziirn Abschluß. Zu beiden Seiten der Straße hat man die Kopien römischer Kaiserstatuen aufgestellt. Die dunkle Bronze wirkt fabelhaft neben der rostroten Patina der Ausgrabungen. Am Abend, zu beiden Seiten von schönen, schmiedeeisernen Kandelabern beleuchtet, sieht diese Straße wie ein festlicher Empfangsraum des römischen Imperiums aus. Wenn man nun diese Allee des berechtigten Stolzes und der edelsten Vergangenheit hinuntergeht, steht man vor dem neuerrichteten Venustempel. Bleib stehen, Fremder, und staune! Aber wage dich am mondscheinheilen Abenden ja nicht hinein zwischen die dunklen Säulen und silberblätterigen Immergrünbüsche, die jetzt dort angepflanzt sind. Denn Rom ist zwar eine strenge und päpstliche Stadt, aber auch die christlichen Römer haben schnell erkannt, welchem edlen Dienst der Tempel der Venus diente. Und da sie viel Stilgefühl haben, und überdies am liebsten mit allen Göttern im Frieden leben, so verlegten friedliche römische Paare die Stätte ihrer zärtlichen tete-ä-tetes aus dem Colosseum in den Venustempel. Das Colosseum ist seither geradezu aus der Mode gekommen. Denn eine junge Römerin, oder auch eine hübsche Fremde, die etwas auf sich hält, trifft ihren „Bräutigam“ nur noch im Venustempel. Alleinstehende Reisende sind an Vollmondabenden nicht zugelassen, . * * * Das alles aber genügt den römischen Bauambitionen noch lange nicht. Auch das linke Tiberufer muß daran glauben. Nach dem neuesten Plan Mussolinis soll eine Idee verwirklicht werden, über die sich die Römer bereits seit vierhundert Jahren den Kopf zerbrechen. Der „Burgus Sancti Petri“, der vatikanische Borgo soll niedergerissen werden. Die- Vom Tage* * Sitzung des Siebenerausschusses der Regierungspartei. Der zur Ausaribaitaig der neuen Orgomsatiansstatuten eingesetzte Siebenerctusschuß der Partei der Nationalen Einheit hat heuile vormittag und «nachmittag unter dein Vorsitz des Abgeordneten Dir. Pesthy di.e vergangene Woche eingeleit (Mein Verhandlungen beendet. Der Ausschuß hat den Entwurf 'der Orgamisationsstatuten der Partei sowohl für die Zentrale wie auch fiir die Provimizgruppen aiusgearfoeitet und wird diesen Entwurf mit einem ergänzendem: Berichte dean Parteivorstand uinitenbreitiein. Alle Beschlüsse des Siebeneraiusschusscs wurden einstimmig angenommen. Der Ausschuß wird Ende dieser Woche noch eine Sitzung alhhallen, um den endgültigen Text der Orgaaiisaticiiisstatuten. nieiderzulegen. Einstimmige Wahl in Gyöngyös. Aus Gyöngyös wird gemeldet: Heute mittag 11 st die Frist für die Unterbreitung der Enipfehlungsbogen ahgelauferi. Es wurden nur Empfehlungen für Dr. Emerich Temesváry eingericht, der demnach am 8. d. M., für welchen Tag die Wahl ursprünglich anberaumt wurde, zum einstimmig gewählten Abgeordneten des Wahlbezirks Gyöngyös erklärt werden wird. Der Gesetzentwurf über die Stadtregulierung in den Ausschüssen des Abgeordnetenhauses. Der VerwältungsaussChuß des Abgeordnetenhauses sowie der Ausschluß für Volkswirtschaft und Verkehr halben heute nachmittag unter dem Vorsitz des Abgeordneten Dr. Kenéz und mach dem Referat des Abgeordneten Dr. ’ Grecsdk die Speziaktebatte ülber den Gesetzentwurf betreffend die Stadtreguiiemng und das Bauweisen fortgesetzt. In Vertretung der Regierung waren Innenminister Kozjng, HajidelsuiiiiviStar-. Bofnemisza, ferner die Staats* 1 ELEPHONNUMMERN ^ des PESTER LLOYD Redaktion ... 1-848-20 Chefredakteur 1-824-31♦ Administration 1-849-09