Pester Lloyd - esti kiadás, 1936. december (83. évfolyam, 275-298. szám)

1936-12-01 / 275. szám

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Blau, Boros, Braun, loset Erdős, Győri & Nagy, Harsány!, Haasensteln 1 Vogler, Cornel Leopold, lulius Leopold, Magy. hirdető­­iroda, Mossa Rudolf A.-9-, lulius Tenzsr, Einzelnummer für Budapest und für dieProvinz: Morgenblatt an Wochentagen 10 Heller, an Sonntagen 38 Heller, Abendblatt 19 Heller. • ■ , Für Oesterreioh: Morgenbiait an Wochen­tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr- und Abendblatt 80 Gr. Redaktion u. Administration: v„ »Asia, vai.ékia-ucca iá. Telephons: Redaktion: 1-848-20. Naoh MitternaoM 1-848-26. Administration: 1-849-00 83. Jahrgang. Budapest, Dienstag, 1. Dezember 1936. Nr. 275 Dlt Heimkehr des ßelthsterwesers. Begeisterter Empfang in Budapest. Budapest, 1. Dezember. Nach einer Abwesenheit von mehr als .einer IWoche ist Reichsverweser Nikolaus v. Horthy mit Gemahlin und Suite wieder in Budapest eingetroffen und von den Mitgliedern der Regierung, den Spitzen der Behörden und der gesamten Bevölkerung der Hauptstadt mit flammender Begeisterung empfangen worden. Dieser Jubel findet außer der grenzenlosen Verehrung, die alle Schichten und Klassen der Na­tion dem Reichsverweser entgegenbringen, un Gefühl des aufrichtigen Dankes für die außerordentlichen Dienste seine Erklärung, die das Staatsoberhaupt m der verflossenen Woche der ungarischen Sache ge­leistet hat. Nicht bloß eine symbolische Bedeutung hatte der Besuch in Rom und Wien, der glänzende Empfang, der in beiden Signatarstaaten der römi­schen Protokolle dem hohen Gaste bereitet wurde; auch realpolitisch knüpfen sich an beide Besuche starke und' wesentliche Entwicklungsmöglichkeiten jm Bereiche des friedlichen Wiederaufbaues in Mitteleuropa. Ungarns Reichsverweser hat während der langen und mühevollen Jahre, die er an der Spitze des Staates verbrachte, mit bewunderungs­würdigem Zielbewußtsein und getreu den großen historischen Tranditionen unseres Landes Ungarn aus dem tiefen Abgrund emporgehoben, in den es durch den Trianonvertrag gestürzt worden war. Heute stehen wir dank seinen Bemühungen frei und selbstbewußt unter Gottes freiem Himmel und for­dern mit vollem Recht den Platz an der Sonne, auf den jedes freie Volk ein Anrecht hat. Und unsere friedlichen Ansprüche finden heute bereits unter den Mächten der Welt Beachtung und Unterstützung. Dank hiefür gebührt vor allem dem Reichsverweser, der in Rom wie auch in Wien die internationale Stellung und das Ansehen Ungarns in ungeahntem Maße gefestigt und unser Vertrauen in die Zukunft zu stählerner Härte geschmiedet hat. Reichsverweser Nikolaus v. Horthy ist mit sei­ner Gemahlin und seinem Gefolge von seiner Reise nach Rom und Wien heute um 10 Uhr vormittags auf dem Ostbahnhofe wieder in Budapest einge­troffen. Die Regierung, die Gesetzgebung, die höch­sten Ämter und vornehmlich die Bevölkerung der Hauptstadt hat dem Staatsoberhaupt einen festlichen Empfang bereitet, der an Herzlichkeit alles bisherige übertraf. Schon vor 9 Uhr versammelte sich das Publi­kum auf den Straßenziigen, die festlich beflaggt waren, und namentlich die öffentlichen Gebäude waren mit nationalfarbenen Draperien geschmückt. Auf dem Mussolini-tér und vor dem Nationaltheater standen Musikkapellen und den Fahrweg ent­lang bildeten die Post- und Bahnangestellten, Mitglieder der Studentenverbindungen und Pfadfin­derformationen Spalier. Der freie Platz vor der An­kunftsseite des Ostbahnhofes war schon von 8 Uhr abgesperrt und innerhalb des Kordons hatten eine Ehrenkompagnie der Frontkämpfer mit Fahnen und Musik, ferner die Deputationen der verschiedenen Parteiverbände mit ihren Fahnen Aufstellung ge­nommen. Der Hotfvviartesaäon war mit Seidendraperien und tropischen Gewächsen geschmackvoll dekoriert und sowohl der Eingang wie der Hofwartesalon selbst erstrahlten im Lichte von sechs Jupiter­lampen. Um halb 10 Uhr waren bereits Staatssekretär Dr. Bárczy, Staatsbahnpräsident Dr. Senn und Oberstadthauptmann Dr. Ferenczy zur Stelle und vergewissern sich, daß für den Empfang alles vor­bereitet ist. Um diese Zeit begann die Auffahrt der Notabilitäten. Als erster traf Minister des Innern Kozma im Bahnhof ein. Kurz nach ihm erschien der mit der Leitung der Agenden des Ministerpräsiden­ten betraute Honvedminister Röder, dessen Leib­husar ein prachtvolles Bouquet aus roten Rosen mit nationalfarbenen Schleifen für die Gemahlin des Reichsverwesers mitgebracht hatte. Im Hofwarte­salon versammelten' sich dann noch Kultus- und Unterrichtsminister Dr. Hómon, Hándelsministér Bornemisza, Finanzminister Dr. Fabinyi, Jusliz­­minister Dr. Lázár, Homvédoberkommandant Sónyi, General Stabschef Rátz, die Leiter der Presse­abteilungen des Ministeriums des Äußern und des Ministerpräsidiums Legationsrat Marosy und Ministerialrat Rákóczy, der italienische Gesandte Colonno, der österreichische Geschäftsträger Kunz mit Legationsrat Baron Kripp und Attaché Baron Dryhann, von der päpstlichen Nimziatur Uditore Kaldewey und mehrere Mitglieder der Generalität. Hier sah man außerdem die Geheimen Räte Graf Aladár Zichy, Jekelfalussy, Baron Perényi, Ober­bürgermeister Dr. Sipöcz und Bürgermeister Szendy. Auf dem Perron links vor dem Eingang des Hof­wartesalons versammelten sich die Mitglieder beider Häuser des Reichstages ohne Parteiunterschied unter Führung des Oberhauspräsidenten Grafen Széchenyi, des Abgeördiietenhauspräsidenten Dr. Sztranyavszky und des Vizepräsidenten Dr. Komis, der Präsident der Partei der Nationalen Einheit Abgeordneter Ivády u. a. m. Eine Minute vor 10 Uhr verkündete das Mega­­p'hon des Bahnhofes die Ankunft des Zuges und S t a a tsbahn p räsi dent Dr. Senn, Stntionschef Homon­­nay und Oberstadthauptmann Di'. Ferenczy nahmen tun Ende des rotsamtenen Laufteppichs knapp neben den Geleisen Aufstellung, hinter ihnen fünf Schritte vor dem Portal des Hofwartesalonis Honvédministér Röder und die übrigen Mitglieder der Regierung. Auf der rechten Seite sah man die beiden Söhne des Reidhisverweserpaares, die Tochter Gräfin Julius Károlyi jun. mit ihrem Gemahl, die Gemahlinnen des Chefs der Kabinettskanzei Dr. Vértesy und des Chefs der Militärkanzlei Generals Keresztes-Fischer. Punkt 10 Uhr vormittags rollte der Zug des Reichsverwesers in die HaVe und hielt vor dem Hof­wartesalon. Zuerst veN'éften V eisemarschall Bruns­wick, Dr. Vértesy und General Kereszteg-Fischcr. gefolgt von Personalsekretär Grafen Tibor Teleki und dem Personaladjutanten, dem österreichischen Militárattaché Oberst Dr. Regele, den Zug und nah­men zu beiden Seiten des Trittbrettes des Salon­wagens Aufstellung. Zur selben Zeit wurde die Ge­stalt des Reichsverwescrs sichtbar, der seiner Ge­mahlin beim Aussteigen behilflich ist. Reichsverweser Nikolaus v. Horthy trat auf den Honvédministér Röder zu, der ihn im Namen der Regierung herzlich willkommen hieß. Man hörte aus unmittelbarer Nähe die Antwort des Reichs­verwesers: Alles in bester Ordnung, es hat an nichts gefehltI“ Unterdessen hatten auch Ministerpräsident Dr. Darányi und Minister des Äußern Kánya den Salon­wagen verlassen und standen nun neben dem Reichs­verweser, der zunächst auf die Gruppe der Mitglie­der des Reichstages zuschritt. Er begrüßte zunächst die Präsidenten beider Häuser und zog sie sichtlich in bester Laune in ein längeres Gespräch. Unterdessen begrüßten die Familienmitglieder die Gemahlin des Reichsverwesers in -berzlichst fami­liärer Weise und auch Nikolaus v. Horthy umarmte und küßte Tochter und Söhne. Bei der Tür des Hof­­wartesalons überreichte Honvédministér Röder der Gemahlin des Reichsverwesers den Rosienstrauß, die dann mit ihrem Gemahl unter lebhaften Eljenrufen der Versammelten den Hofwartesalon betrat. Hier hielt däs hohe Paar Cercle, in dessen Verlauf sowohl der R eichs Verw eser wie auch seine Gemahlin die Mi­nister und übrigen Notabilitäten durch Ansprachen ouszeichneten. Nachdem noch eine Abordnung des Vereins vom Roten Kreuz der Gemahlin des Reichsverwesers einen Blumenstrauß überreicht hatte, erschien der Reichsverweser mit seiner Ge­mahlin auf den freien Platz vor dem Höfwartesalon, wo sie unter den enthusiastischen Eljenrufen der Menge und unter den Klängen des Hymnus das Auto­mobil bestiegen und die Fahrt nach der Burg an­traten. Die Fahrt ging über den Baross-tér, die Rä­­kőczi-ut, die Ringstraße, die Andrássy-ut und die Gróf Tisza István-ucca über die Kettenbrücke nach Buda. Die Bürgersteige waren überall von einer be­geisterten Menge eingesäumt, die dem Reichsver­weser paar durch Hüte- und Tüchcrschwepken be­geistert zu jubelte. Kurz nach halb 11 Uhr tauchte das Auto des Reichsverwesers auf dem Szent György­­tér auf. Die Burgwachc trat mit gesenkter Fahne ins Gewehr und unter den Klängen des Hymnus passierte der Kraftwagen das Burgtor. Nikolaus v. Horthy und Geamahlin sind von ihrer neuntägigen Reise wohl­behalten und frisch heimgekehrt. Der König und der Thronfolger Italiens an den Reichsverweser. Der Reichsverweser hatte an König und Kaiser Viktor Emanuel beim Verlassen des italienischen Staatsgebietes von der Grenze eine herzliche Dank­depesche gesandt, auf die er noch in Wien die nach­stehende Antwort erhielt: „Die Königin und auch ich sind Ew, Durch­laucht recht dankbar für das herzliche Telegramm, das Sie beim Verlassen des italienischen Bodens an uns zu richten die Freundlichkeit hatten. Wir sind glücklich, daß wir Ew. Durchlaucht in Rom begrü­ßen konnten. Die Königin und ich bewahren die schönsten Erinnerungen an den freundlichen Besuch Ew. Durchlaucht, der auch in der Seele des italieni­schen Volkes einen überaus warmen Widerhall fand, Viktor Emanuel.“ Der Reichsverweser hatte auch dem italienischen Thronfolger telegraphisch seinen innigen Dank für den freundschaftlichen und aus aufrichtigem Her­zen kommenden Empfang zum Ausdruck gebracht, dessen er in Neapel teilhaftig geworden war. Hierauf ist aus Turin die folgende Antwort eingetroffen: „Herzlich danke ich Ew. Durchlaucht für das so liebenswürdige Telegramm. Wir bedauern nur, daß Ew. Durchlaucht sich nur so kurze Zeit in Neapel auf hielten. Die Kronprinzessin und ich brin­gen Ew. Durchlaucht und Gemahlin die in unserer innersten Seele empfundenen tiefen Sympathien neuerdings zum Ausdruck. Mit herzlichsten Grüßen Humbert von Savoyen.“ Eine Erklärung des Ministerpräsidenten im Rundfunk. Ministerpräsident Dr. Darányi wird beute abends 20 Uhr 40 im ungarischen Rundfunk eine Erkläntang für das ungarische Publikum über die Reise des Reichsver­weserpaares nach Italien Und Österreich abgeben. Auslandschau« — 1. Dezember — Die spanische Frage und der Völkerbund. • Die Unsicherheit um den Zeitpunkt des Zusam­mentritts des Völkerbundrates in der spanischen Angelegenheit zeigt den Unwillen, mit dem bei den führenden Staaten des Bundes der Antrag der Re­gierung von Valencia auf Einberufung des Rates aufgenommen wurde. In London und in Paris fin­det man zwar keinen Grund, den Antrag abzuleh­nen, aber man verheimlicht sich die schweren Komplikationsmögliehkeiten nicht, die sich aus der Behandlung des spanischen Problems durch den Völkerbundrat ergehen können. Die durch den Vor­stoß der spanischen Linfcsregierung entstandene Verlegenheit findet in der Geschäftigkeit ihren Aus­druck, mit der die Engländer und Franzosen wenig­stens den Zeitpunkt des Zusammentritts des Rates hinausschieben wollen — eine Geschäftigkeit, die der heutige Bericht unserer Genfer Korrespondentin scharf beleuchtete. Es ist sehr begreiflich, daß man sich weder in Paris noch in London sehr darum bemüht, die spa­nische Frage vor dem Genfer Forum zu besprechen. Denn man sieht nur zu deutlich, wohin unter den heutigen Verhältnissen eine solche Debatte führen kann. Schon die Tatsache der Einberufung des Völkerbundrates ist geeignet, Italien zur lebhaftesten Reaktion zu veranlassen. Die Italiener haben in den letzten Tagen deutlich genug zu verstehen gegeben, daß sie über gewisse Fragen nicht zu verhandeln bereit sind. Zu diesen Fragen gehört die Anerken­nung der Burgos-Regierung. Wäre es möglich, diese Frage bei einer Debatte, in der die Regierung von Valencia Spanien vertritt, gänzlich zu umgehen? Ferner würde in Genf sicherlich die Frage der aktiven Unterstützung der Aufständischen durch aus­wärtige Regierungen in linksspanischer und sowjet­­russischer Beleuchtung zur Sprache gelangen: auch ein Punkt, der geeignet wäre, den Völkerbund — d. h. seine heutigen Spitzenmächte — in eine schiefe Lage zu bringen. Denn werden einmal Be­schuldigungen und Gegenbeschuldigungen in Genf ausführlich behandelt, so kann es dazu kommen, daß das Prinzip der Nichteinmischung nicht mehr praktisch auf rech terülten werden kann. In diesem Falle wird es nicht möglich sein, seine Verletzung einseitig Deutschland oder Italien zur Last zu legen, da Sowjetrußiland ganz offen und tagtäglich den Neutralitätspakt bricht. Frankreich aber möchte es heute vermeiden, diese Angelegenheit zu einer

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