Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. február (84. évfolyam, 26-48. szám)

1937-02-02 / 26. szám

PESTER LLOYD Dienstag, 2. Februar 193Í Béreljen taxi gépirónőt rán- E& *2 .Gépiróservice. Német, angol, francia gépírás és fordítás, sokszo­énfc ■ rositás. WeSSelÓnyi-UCCa 29. Telefon : 1-327-99. Bach. strophe, er liest, um aus seinem eigenen Alltag zu entfliehen und seine Augen strahlen, wenn soge­nannte Journalisten ihn zu jeder privaten Tragödie zmammeniroroméin, wie die erregte Menge zu dem schauerlich-schönen Schauspiel eines Brandes läuft, hei dein eines anderen Haus zusammenstiirzt. • Die menschliche Seele braucht nun einmal j solche Erregungen, und da es ihr nicht auf die : Wahrheit, sondern auf die Stimmung ankommt, ließe sich dieses Bedürfnis, wenn die Halbwelt und das Verbrechen nacht genügt, durch die Halbkunst des Kino und der Detektivromane decken. Es ist der Beruf des Schauspielers, Drama zu spielen, aber die unfreiwilligen Rollenträger der privaten Dramen können verlangen, daß man ihnen nicht die vierte Wand ihres Hauses niederreißt, um der Neu- I gier Einlaß zu gewähren. Der Einzelne ist gegen den {Spekulanten auf menschliche Schwächen wehrlos, man' kann ihm nur durch kollektive Maßnahmen den Garaus machen. Das vorzubereitende Presse­gesetz ist dafür die beste Gelegenheit. In diesem Augenblick ist die ernste Presse gezwungen, die Charlatane von sich fortzujagen, die jetzt hinter unserer Fahne der Pressefreiheit Schutz suchen. {Ihnen dös Handwerk zu legen, ist die wirkliche Aufgabe des Pressegesetzes, Realität und Utopie im Städtebau. (Aus dem Tagebuche eines Budapester BürgersJ (—dor) Da im Parlament Juristen und Tech­niker darüber streiten, wer kompetenter für das neue Städteregulierungsgesetz ist, darf vielleicht auch der einfache Bürger in die Diskussion eingreifen, denn schließlich ist diese Stadt seine engere Heimat, um seinetwillen soll sie reguliert, verschönert, ent­wickelt, gesünder lind wohnlicher gemacht werden. !An den Kompetenzstreitigkeiten könnten der Finanzexperte und der Verkehrsfachmann zumin­dest mit demselben Rechte teilnehmen wie der Bau­techniker und der Jurist, denn es gibt wenig Pro­bleme, die von so komplexer Natur wären, wie die Städteregulierung und -entwicklung. Aber eben, weil die Lösung jedes konkreten Städtehauproblems durch die Kompetenzstreitigkeiten der verschiedenen Behörden (nicht zu sprechen von den allgemeineren Gegensätzen zwischen dem Staat und den Autono­mien) jahrelang verzögert und oft gänzlich verhin­dert worden ist, mußte endlich, durch die Zusam­menfassung der Rechtsnormen und die Schaffung einer endgültigen Rechtssicherheit, die Möglichkeit einer großzügigeren Städteregulierungspolitik ge­schaffen werden. Budapest und die Provinzgemein­den besitzen ja nicht einmal einen Flächen­benützungsplan, der ohne Vermessung des gesamten Areals einer Stadt und ohne Analyse ihrer verschie­denen Möglichkeiten gar nicht festgelegt werden kann. Erst auf dem Fundament eines solchen Plans wird aber ein konkreter Stadtentwioklungs- und Re­größere Sünde nach außen, und Schwäche nach in­nen, ist es, daß wir den Menschen — ich meine die unveräußerliche Persönlichkeit des Menschen — mit einer mechanischen, abstrakten, enzyklopädistischcr. Weltanschauung zu einem politischen und wirt­schaftlichen Individuum zerstückelt haben. Nun ver­fügen wir über einen homo politicus, einen homo economicus, einen Citoyen und einen Proleten, nur über keinen Menschen. Mit dieser Gebietstrennung haben wir zwei abstrakte Individuen geschaffen und auch ihre Freiheit an die verteilten Rollen angepaßt; der liberale bürgerliche Staat kümmert sich um das politische Individuum, das heißt, um den Citoyen, der Sowjet um d>as wirtschaftliche Individuum, also um den Proleten. Im Verhältnis zur üppigen christlichen Phantasie geht sowohl der liberale Rechtsstaat, als auch der Faszismns und der Sowjet ganz gleicher­weise von einem ärmlicheren Men sehen ideal aus; der Mensch ist in den vergangenen anderthalb Jahr­hunderten weder schlechter, noch besser, vielmehr unmenschlicher geworden. Wenn aber der homo politicus und der homo economicus weniger ist, als der unversehrte ganze Mensch, so ist auch seine Freiheit labiler. Der Mensch ist ein für sich seiendes Wesen, seine Freiheit wird beschützt von den leben­digen Traditionen und den Gewohnheiten, das Indi­viduum ist ein Bestandteil des Staates un'd auch über seine Freiheit entscheidet der Staat. Wenn sich beispielsweise die parlamentarische Freiheit des homo poütiicuis oder die wirtschaftliche Freiheit des homo economicus nicht bewährt, so verwandelt sich die beschränkte Freiheit des Staatsbürgers, bezw. des Produzenten in die unbeschränkte Freiheit des einzigen Führers. Die Diktatur bricht über das Land herein. Vergessen Sie nicht, daß der Weg von den Menschenrechten zur Diktatur leichter gangbar ist, als der Weg von den lebendigen Traditionen und Gewohnheiten. Dashalb bemängeln wir die abstrakte, rechtliche Freiheit der französischen Revolution. —r Sind Sie gegen den Staat? gulierimgsplan, sowie ein neues Baustatut errichtet werden und erst diese großzügige Planungsarbeit wird eine Reihe privatwirtschaf'tlicher Initiativen mobilisieren können, die heute infolge der Reohts­­imsicherheit und der Richtungslosigkeit auf dem Gebiete des Städtebaus sich in keine Risken einzu­­lassen wagen, * w • • Der Budapester Bürger ist sicherlich kein Kollektivist und schwärmt auch für keinerlei Dog­men der staatlich dekretierten Planwirtschaft Aber auch er muß anerkennen — sofern er weiter denkt als ein Krämer daß das einzige Gebiet, auf dem der Plangedanke Berechtigung besitzt, ja sich eigent­lich zwangsläufig ergibt, das Gebiet der Stadtent­wicklung und -regulierung ist. Man spricht. sehr oft von der Notwendigkeit, die Verschiebungen von einem rein individualistischen nach einem mehr ge­meinnützigen Rechtssystem zeitweise neu zusammen­zufassen und zu kodifizieren. Diese Notwendigkeit ist auf dem Gebiete des Städtebaues schon längst eingetreten und jede Rücksicht auf einen starren und dogmatischen Individualismus würde die spätere Reaktion nur um so schärfer gestalten. Budapest ist das Musterbeispiel einer Stadt, die ohne großzügige Planung entstanden ist. Wir den­ken dabei nicht nur an die Fehler, die in der Vor­kriegszeit begangen worden sind (Placierung der Elisabethbrücke, die Lösung der Andrássy-ut und der Basilika, Elisabethstadt, Mangel an Grün­flächen usw.), sondern auch an dieNachkriegsen twick­­lung, namentlich an das planlose extensive Wachs­tum der Vororte und die Nichtverwertung der großen bloß landwirtschaftlich benützten Flächen der Hauptstadt. Der neue Stadtentwicklungsplan, der hinnen sechs Jahren fertiggestellt werden muß, wird nun die langfristigen Elemente der Stadtentwick­lung festlegen müssen, namentlich die Grenzen der städtischen, der vilién- oder gartenstadtmäßigen., der industriellen Zonen, sowie der Grünflächen. Das Problem der Umsiedlung der nordwestlichen In­dustriegebiete nach dem Südosten, das Problem des Angyalföld und des Rákos, des Lágymányos und Óbuda, also das künftige Schicksal ganzer Stadtteile wird dieser Flächennutzungs- und Stadtregulierungs­­plan zu entscheiden haben, und von dieseni lang­fristigen Plan wird dann das kurzfristigere Straßen­bau- und Verkehrsprogramm, der Plan der öffent­lichen Leistungen und schließlich die Ausgestaltung der Baugründe und des Bauregulativs abhängen. Mit welchem Inhalt, soll dann dieses Programm ausgefüllt werden« welche Reihenfolge sollen die verschiedenen Stadtentwicklungsprobleme besitzen, wenn einmal dieser große allgemeine Plan in Angriff genommen ist? Dafür gibt eine Ausstellung sehr wertvolle Anregungen, die vor kurzem im Nemzeti Szalon eröffnet wurde. Joséf Vágó, einer der Erbauer des Völkerbtmdpalais, hat eine Reihe von Projekten für die Lösung wichtiger Städteregulierungsprobleme ausgearbeitet, die — wie immer man über ihre so­fortige Realisierbarkeit denken mag — den Bürger — Wir sind Föderalisten. "Wir sind für die Föderation von freiwilligen Körperschaften und autonomen Gegenden. Eines unserer Mitglieder kennt das alte ungarische Komitalssystem und lobt es sehr. — Verneinen Sie auch die französische Revo­lution? — Ihre Methoden auf jeden Fall. Der Staat und seine Lieblingsmündel — beispielsweise die Inter­­essenvertretungskamniersi erstarren seit dem Mit­telalter zusehends, doch hat am meisten die abstrakte Gesetzgebung der französischen Revolution gescha­det. Man sprach vom Menschen und dachte dabei immerfort an politische Individuen. — Das meinen auch die Deutschen. Er reckt sich nervös. — Dazu haben sie aber nicht das Recht. Der deutsche Staat würde am liebsten auch noch den Felsen in ein politisches Wesen verwandeln, nur um seine Freiheit auf eine unbeschränkte Zentralgewalt zu übertragen. Sobald aber der Staat auf den gan­zen Menschen Anspruch erhebt, ihn zum veräußer­lichten politischen Individuum, zu einer Person, de­ren Stimme gezählt wird, erniedrigt, dann wird er genau so unmenschlich, wie der Sproß der französi­schen Revolution, der Rechtsstaat, der in abstrakten Staatsbürgern, mit einem Wort, in einer juristischen Diktatur denkt. Der Gegensatz zum gemeinsamen Geschöpf der Enzyklopädisten und Napoleons ist nicht die deutsche Totalität, wie die preußische Reaktion glaubt, sondern ein Staat, der mehr bedeu­tet als der einzelne Bürger, aber weniger als der Mensch. Verstehen Sie: als der einzelne Mensch. „Der Staat ist für den Menschen, der Bürger für den Staat“ schrieb vor kuzem Salvador y Madariaga. Diese durchdringende Staatlichkeit hat uns auch die „Grenzenmystik“ beschert. Wir haben kei­nerlei starre innere Grenzen und doch besteht das Leben heute aus lauter streng umzäunten Gebieten. Etwas für den englischen Parfocejäger! Staatsgrenze, Frauen, die mehrere Schwangerschaften iiberstandeu haben, können dadurch, daß sie täglich früh nüchtern ein halbes Glas natürliches „Franz-Josef“-Bitterwasser trinken, mühelose, ganz leichte Darmentleerung und geregelten Stoff­wechsel erzielen. Es wird ärztich bestens empfohlen. in Städtebaukategorien zu denken lehren. Da sehen wir großzügige und phantasiereiche Lösungen für das Problem des Südbahnhofes und des Westbahn­hofes, für die Tabánfrage und die Brückenköpfe, für das Problem des sogenannten Forums, ein­schließlich das der Madách-ucca und des Kalvin- Platzjes. Die verschiedenen Lösungsmodalitäten zu analysieren, fehlt uns hier der Raum. Allen Plänen Vágós ist das Streben gemeinsam, die großen Felder der Vergangenheit, die die Entwicklung dieser Stadt jahrzehntelang gehemmt haben, durch einheitliche, große Konzeptionen zu korrigieren. Der Künstler, der große Perspektiven anstrebt, um durch Freile­gung der herrlichen Naturlage Budapests ein monu­mentales Stadtbild zu gewinnen, gestaltet in diesen Plänen, Hand in Hand mit dem rationellen Städte­­baumeister, der den gordischen Knoten verfehlter historischer Situationen mit kühnen Schnitten geist­voller Vereinfachungen durchhaut. Sein Plan der Zurückverlegung des Westbahnhofs würde 2. B. die Verbindung der sich stürmisch entwickelnden neuen Leopoldstadt mit der Theresienstadt ermöglichen und gleichzeitig das Problem der gedeckten Sport­halle lösen. Sein Forumsprojekt würde gleichzeitig die Basilika freilegen, die Erweiterung der Tisza Ist­­ván-ucca ermöglichen und die Durchlüftung der un­­hygienisclien engen Gassen der Elisabothstadt bis zum Klauzálplatz lösen. Das großzügigste aller seiner Pläne ist aber sein bereits von uns wiederholt geschildertes Tabánprojekt, das eine Kombination der Villenstadt, der Bäderstadt und der Großstadt anstrebt, mit dem Grundgedanken, daß der städ­tische Charakter dieses Teiles von Budapest unbe­dingt gewahrt bleiben soll, «. * w Das sind Pläne, über die hier kein konkretes Werturteil abgegeben werden soll, die aber disku­tiert werden müssen, wie immer man über ihre Durchführbarkeit denkt. Das Argument, daß für solche großzügige Projekte eben kein Geld vorhan­den ist, wollen wir den Finanzexperten überlassen, die schon selbst entscheiden werden, was sie von den verschiedenen Plänen als der Durchführung wert erachten. Denn schließlich ist ein Problem wie etwa Budapest-Bäderstadt nicht stets in seine Einzetele­­mente zerlegbar, man kann nicht von jeder Villa im voraus feststellen, wann sie gebaut und wann sie einen Mieter finden wird. Man kann aber sehr wohl dafür sorgen, daß inmitten eines Gebietes, das einen großen und breiten Blick auf die Stadt bieten soll, nicht plötzlich ohne Sinn und. ohne Funktion ein düsteres Zinshaus errichtet werde, man kann dafür sorgen, daß man den Charakter eines Stadtteils im voraus bestimme und diesen Rahmen dann allmäh­lich je nach den finanziellen und städtebaulichen Möglichkeiten erfülle. Nicht nur das gegenwärtige Gesetz, auch die Pläne, denen es den Weg bereitet, werden nur Rahmenprojekte sein, die dann durch die gemeinsamen Anstrengungen der privaten und der öffentlichen Initiative ausgefüllt werden müssen. Aber ohne solche Pläne würden sich in den nächsten 50 Jahren dieselben Fehler wiederholen, di« man in den vergangenen 50 Jahren begangen hat. Das Städteregulierangsgesetz enthält die fakul­tative Bestimmung, daß für den allgemeinen Stadt-Komitatsgrenze, Grenzen des Ressorts, der Kompe­tenz, der Korporation, der Klaisse, der Kunstgattung! Der Mensch stößt sich immer wieder an einer ge­heimnisvollen, unverletzlichen Reehtsgrenze und büßt für den Grenzübertritt manchmal — im engsten Sinne des Wortes — sein Leben ein. — Tocquevilie nannte die Freiheit der Gewohn­heiten und Traditionen eine aristokratische korpo­rative Freiheit. Gehört er nicht zu Ihren Ahnen? Sie stimmen mit ihm jedenfalls darin überein, daß Sie das doppelnamig getaufte Fredheitsideal — und da­durch auch das elitenhafte Memschenideal — vor staatlicher Erniedrigung, mehr noch: vor staatlicher Gefangenschaft beschützt wissen möchten. — Unser Ahne ist Proudhon. Als unser mit Ar­­naud Dandieu geschriebenes Buch erschienen ist, schickte einer der hervorragendsten Proudhonisten die „Memoiren eines Revolutionärs“ uns anon. nt zu, als Zeichen dessen, daß er den großen Fingerab­druck erkannt hat. Heute schafft Frankreich frem­den Ideen Quartier und verlor in diesem abscheu­lichen, polyglotten Getümmel sein Sendungsbewußt­sein. Die „Neue Ordnung“ blieb französisch. -— Sie fühlen sich an keine Weltströmung hin­gezogen? — Nem. Der Faszismns, die deutsche patrio­tische Mystik und die russische Produktionspolitik stärkt gleicherweise den Staat. Wir haben uns ge­rade von diesem unmenschlichen Etatismus befreit. Wir sind Franzosen, all unser Wohl und Haben ist die schartenlose Persönlichkeit. Es ist rührend, wie sehr er im Namen eines rei­nen, puritanischen Frankreichs sprechen möchte. — Immerhin, wie wollen Sie denn die freie Persönlichkeit hersteilen? Wo doch die Verschwei-. ßung des politischen und wirtschaftlichen Indivi­duums bloß ein Symbol ist? — Ich nehme an, Sie wissen, daß seinerzeit die bürgerliche Gesellschaft mit einer falschen, augen­verdrehenden Morallehre die Besitzlosen gezähmt SILDERFl CHS

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