Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. március (84. évfolyam, 49-71. szám)

1937-03-02 / 49. szám

PREIS 16 HELLER Bezugspreise. anzeigenannanme. Inland • fn Budapest in der Administration des Morgen-und Abendblatt: Vierteljährlich - ' ' i ______ ________ &ÜSt AfÉernlit,r " "8 * ¥ i ||M ii ln ónarrMoh hTJ^ter Kreuzhang W fl ffi fr HF ■ ■ II 1 li aXeÄ? ÄSSfrtÄ“ Briefe aU^Hubrigm'sSten 'io'^l'.*Dm *BÍatt lg M m M M . II ü 9 ü 111 W M ■ K ohne Rüchporto nicht Icau.worleb kann durch sämtliche ausländischen gg ÉB JH A I 1 üü i! iü §91 ■- ji fflti Milk W *ü WLJm Offerten sind Dokumente nur in Ab-Postämter bezogen werden ; in Wien JgjgL iBfc,. ü> ,JHL -ML Ml JKEág mr.JP nÜlc A# schritt beizulegen. Für Belagen elint die aacb durch Morawa <S Co. I. Wollzcile 11. MB ■■■■ HM BBSS 1ABI SV HHHBI Mi Administration jede Verantwortung ab. Einzelnummer: , \ ' Redaktion und Administration f tKCiÄS MORßFlVRTi A TT B Budapest, V..Märia VaUria-ueca 12. tagen 32 Heller; Abendblatt IO Heller. jJJL. JLw VH JU JL# JU Xa Telephone: ta«*'“,; Man8Sonntag“ 40 Gr.' Redaktion : 1-848-20; nach Mitternacht tagen 30 40 _________________________________________________________._____________________•_________________________________________________________________1-84S-26. Administration: 1-849-09, 84« Jahrgang. Budapest, Dienstag, 2. März 1937. Nr. 49 Die beiden Gibraltar. Budapest, 1. Marc. (sz—ai.) Es ist eine alte Tradition der englischen Flotte, daß die großen Manöver der Home Fleet und der Mediterranean Fleet stets in den ersten Märzwochen im westlichen Mittelmeerbecken abgehalten werden, um so in weithin sichtbarer Weise die Kraft der Mittehneenmacht England zu demonstrieren. Vori­ges Jahr ist man zum erstenmal von dieser Über­lieferung abgewichen, da sonst die Abessinienkrise eine unliebsame Verschärfung erfahren hätte, und jetzt sollte es zum zweitenmal geschehen: die beiden Flotten, die gerade heute in voller Kriegsausrüstung ausliefen, gaben sich nicht zwischen Gibraltar und Malta, sondern im Atlantik ein Stelldichein, um in ihren Frühjahrsmanövern nicht von den peren­nierenden Manövern gestört zu werden, die die Schiffe der beiden spanischen Bürgerkriegsparteien und bald auch der internationalen Kontrollorgane rund um die iberische Halbinsel aufführen. Die Verlegung der Frühjahrsmanöver nach der atlantischen Küste Französisch-Marokkos ist dem­nach aus durchaus aktuellen realpolitischen Er­wägungen erfolgt. Nichtsdestoweniger ist sie ge­eignet, vor oberflächlichen Beobachtern die verein­zelten Stimmten zu rechtfertigen, die den mediter­ranen Interessen Englands jene überragende Bedeu­tung abspredhen wollen, die man ihnen bisher aller­orts zugemessen hat. Einige „Sachverständige“ ga­ben erst vor kurzem kund, die englische Heeres­führung sei zur Überzeugung gelangt, daß in einem neuen Weltkrieg England auf die unhaltbare freie Durchfahrt durchs Mittelmeer verzichten würde und deshalb schon jetzt Vorbereitungen treffe, da­mit (nach einer eventuell notwendigen Sperre bei Gibraltar und Suez) der Verkehr nach dem Femen Osten um Afrika herum geleitet werde. Nun sind aber gerade in den letzten Tagen sehr autoritäre Erklärungen aus englischen Admirals­kreisen in der Regierungspresse, erschienen., die auf die Unsinnigkeit dieses angeblichen Planes hin­wiesen und an Hand wohlfundierter strategischer Analysen die Tatsache darlegten, daß es für die englische Heereskraft absolut unmöglich sei, diese mehrere tausend Kilometer längere Südroute zu sichern. Die neuen Rüstungen zur See sind gerade notwendig (und ausreichend), um unter allen reell denkbaren Umständen die Freiheit der Durchfahrt durch das Mittehneer aufrechtzuerhalten. Im übri­gen bedeutet aber das Mittelmeer für das britische Imperium weitaus mehr als eine bloße „Verkürzung des Seeweges nach Indien“ — die englischen Inter­essen in Palästina und Ägypten sind nicht unbedeu­tender als die Position in Indien; Malta und Zypern würden aber erst ihren Wert riohtig erweisen, wenn eine Mittelmeermacht sich unter den Gegnern Englands befände. Die englischen Mittelmeerbelange und die Pro­bleme der englischen Flottenstrategie werden von bloß historisch orientierten Persönlichkeiten nicht selten unterschätzt, weil sie sich auf die Geschichte des Weltkrieges berufen, in dem die Engländer ihre Mittelmeerstützpunkte fast überhaupt nicht in An­spruch nahmen und trotz der erbitterten deutschen Aktionen die Reserven ihrer Kriegsmarine nicht an­zutasten brauchten. Nun darf man aber nicht ver­gessen, daß die englische Flotte damals unter außer­ordentlich günstigen Voraussetzungen operierte. Nicht nur Frankreich, sondern auch Italien stand an der Seite der Alliierten und es bedurfte daher keiner besonderen Mühe, dem Übergewicht der En­tente im Mittelmeer Geltung zu verschaffen. England hatte somit fast seine gesamte parate Flottenkraft frei und konnte mit ihr einerseits die deutsche Flotte in Schach halten, andererseits den Handelsschiffen der Alliierten überall freie Fahrt sichern. Das Bünd­nis mit Japan ermöglichte eine weitgehende Locke­rung der Fottenverbände im Fernen Osten und ihre teilweise Heranziehung zur Verteidigung des Mutter­landes. Daß diese Verkettung der günstigen Umstände, diese absolut einseitige Konstellation sich in Zukunft wiederholt, ist natürlich mehr als zweifelhaft. Daher erscheint die englische Vorsorge verständlich, die sich u. a. in dem horrenden Bauprogramm der Kriegsmarine äußert, die nach den Schätzungen des Economist ein Drittel bis zur Hälfte der gesamten Heeresausgaben in dyn nächsten fünf . Jahren ver­schlingen wird. Die jetzt begonnenen Manöver west­lich von Gibraltar, die übrigens so bald wie möglich durch MiltClmeermanöver ergänzt werden sollen, halben die Aufgabe, zu zeigen, hei welchen Schiffs einheitén der größte Einsatz notwendig ist. Freilich sind die englischen Besorgnisse nicht auf den mediterranen Abschnitt des imperialen Ver­bindungsweges beschränkt —- auch im Fernen Osten ist Gefahr in Verzug, gegen die entsprechende Maß­nahmen ergriffen werden. • * * Als 1923 die Pläne bekannt wurden, nach denen die britisch-hinterindiische Hafenstadt Singapore zu einer großangelegten Seefestung und zu einer Flot-tehbasis ersten Ranges ausgebaut werden sollte, machte sich in der englischen Öffentlichkeit eine gewisse Opposition gegen die Vorlage geltend, da ihre Durchführung beträchtliche Kosten beanspru­chen mußte. Zur Beschwichtigung der Gegner hat dann die Regierungspropaganda das Schlagwort vom „Gibraltar des Ostens“ aufgiegriffen, das jedem Briten die überragende Bedeutung dieses Einlälls­­tores nach Niederländi.sch-Indien, Nordwestaustra­lien und dem südchinesischen Meer (Hongkong) vor Augen führen mußte. Lange Zeit hat man dann von Singapore nicht wieder gehört; man wußte nur, daß die Befesti­gungsbauten fortschreiten, xmd zuletzt, daß sie sich dem Abschluß näherten. Vor kurzem, in den ersten Februarwochen dieses Jahres, hat man nun die Probe auf das Exempel dieser über ein Jahrzehnt dauernden harten Arbeit gemacht: die großen Ma­növer der englischen Heereskraft im Fernen Osten wurden in der Umgebung von Singapore abgehalten. Die strategische Hypothese, die den Manövern zugrunde gelegt wurde, war sehr interessant. Blau­land, ein etwa 1200 Seemeilen südöstlich von Ma­lakka (Rotland) liegender Staat, verfügt über eine zwar kleine, aber sehr schlagkräftige Flotte mit Luftwaffe, sowie über eine mit modernsten Waffen ausgerüstete Armee. Mitte Januar melden die rot­­ländischen Spione, daß Blauland eine Expedition mit Kriegsschiffen, Flugzeugträgern und Truppen­transportschiffen ausrüste, um durch einen über­raschenden Anschlag sich der Hauptstadt Rotlandes, Singapores, zu bemächtigen, das die wichtigste See­straße zwischen dem Stillen und dem Indischen Ozean beherrscht. Darauf teilt Rotland mit, daß es blaue Streitkräfte, die sich auf weniger als 200 See­meilen seinen Grenzen nähern, angreifen werde. Am 4. Februar lief nun tatsächlich die blaue Flotte aus und bald darauf begann der Krieg, der sich auf den ganzen V-fönnigen Seerauin zwischen Ceylon, der Nordwestküste Australiens und Hong­kong erstreckte. Die Manöver halten trotz der Übennacht des Gegners mit dem überwältigenden Sieg der Rotlän­der von Singapore geendet und die dabei gemachten Erfahrungen haben auch die neutralen Marine­sachverständigen davon überzeugt, daß das Gibral­tar des Ostens schlechthin unbezwingbar und dem Gibraltar des Westens in jeder Beziehung eben­bürtig ist. Nun ist es natürlich klar, daß mit Blauland, dem hypothetischen Gegner im Manöver, der potentielle Feind im Ernstfall, also Gelbland, Japan, gemeint ist. Man kann zwar nicht behaupten, daß die Kanonen Zwitterhaftigkeit des Stils, der Linienführung dex Handlung, der Motivierung. O’Neill nennt seine Elektra Lavinia, seine Kly­­tämnestra Christine, seinen Agamemnon Mannon, seinen Orest Orin, seinen Ägislhus Brant. Moti­visch bleibt alles bestehen, was in der Antike vorhan­den war, wird sogar verschärft, zugespitzt, eher ver­wildert als gemildert. Denn — die Familie Maimon soll eine Parallele bieten zu den unglückseligen Atriden, von der Ermordung des Agamemnon durch seine Frau und deren Buhlen an bis zu Orests Zu­sammenbruch. An dieser Parallele hält den- Dichtet so fest, daß in seinem Drama das Schicksal der Christine-Klytämnestra und des vom Wahnsinn ver­folgten Muttermörders Orin-Orest ebenso wenig fehlen dürfen, wie bei seinen antiken Vorbildern. Christine haßt ihren Mann, weil dieser, ein kal­ter, egozentrischer, scheinheiliger Puritaner, sie vom ersten Tage ihrer Ehe an vernachlässigte, seme Gleichgültigkeit schamlos zur Schau trug. Sie wird die Geliebte dies Kapitäns Brant, dessen Vater, ein Bruder Ezra Mannons, samt seinem Weibe mit Schimpf und Schanden verstoßen und aus dem elter­lichen Hause gejagt wurde. Im Hauptmann arbeiten Lüsternheit und Rachegier: er will die schöne Frau dies Generals besitzen und zugleich die an seinen Eltern verübte Unbill vergelten. General Ezra Man­non kehrt vom Krieg — es handelt sich um den Bürgerkrieg von 1863—1865 — siegreich zurück und muß von seiner Tochter Laviniia, die stets auf der Lauer gegen ihre gehaßte Mutter liegt, die Schande erfahren, daß er von seiner Gattin in der nieder­trächtigsten Weise, fast vor den Augen ihrer Toch­ter, betrogen wurde. Der herzkranke Mann bekommt heftige Krämpfe und die Gattin reicht ihm statt Arz­nei — Gift. Aber dem Sterbenden ist die Manipula­tion niölit entgangen. Er hat noch so viel Kraft, der herbeieilenden Tochter zu eröffnen, wer an seinem Tode schuldig sei. Feuilleton. „Mourning becomes Elecfra.“ Eine tragische Trilogie von Eugen O’Neill. Ungarisch von Zsolt Harsányi. Von KARL SEBESTYÉN. Am 28. Februar wurde hu Natkai il­­theater O’Neiills tragische Trilogie unter dleim Titel „Ar amerikai Elektra“ erstaiuifgeführt. 1. Der Dichter. Unter den jüngeren amerikanischen Dichtem, die mit Recht und mit Erfolg die Weltgeltung an­­strehen, gehört Eugen O’Neill in die vorderste Reihe. Nicht weil er Nobelpreisträger ist — die hohe Aus­zeichnung bestätigt nur seinen Rang vor der Öffent­lichkeit der Welt —, sondern weil er die Biihnen­­dichtkunst um originelle, bahnbrecherische Werke bereichert hat; weil er ein selbständiger Denker ist, der schon durch seine Problemstellungen die Leser und Hörer erregt und anregt; weil es dem rastlos Suchenden fast immer gelingt, . das Publikum zu überraschen, ohne den Bourgeois um jeden Preis „epatieren“, überrumpeln, vor dien Kopf stoßen zu wollen. An sein „Strange Interlude“ denken . wir noch heute zurück, an die Figuren des sonderbaren Zwischenspiels, die ihre geheimsten Gedanken im Zustand einer mystischen Trance mit berückender Offenheit hinausgeschüttet haben. „Emperor Jones“ rührt an eine wunde Stelle des amerikanischen Le­bens, an die Negerfrage, mit ehrfurchtgebietender Schonungslosigkeit. Den Gipfel seiner bisherigen Leistung hat er mit seinem „Mourning becomes Electra“ erstiegen, die wir heute abend in einer für die Bühne des NalionaUheaters adap­tierten, reichlich zugestutzten Form kennengelernt haben. Aus der regelrechten Trilogie wurde ein über­dimensioniertes Drama in drei übermäßigen Akten von unzählbaren Bildern, mit zwei Pausen und mit einer Spielzeit von mehr als fünf Stunden. Infolge der Verkürzungen wurde das Dramatische, das Handlungsmäßige, das Greifbare betont, die psycho­logische Untermalung und Begründung hingegen ziemlich vernachlässigt. Aus diesem Verfahren ergab sich eine Häufung, sozusagen eine Kondensierung der Greuel: Giftmord, Revolverschüsse, Selbstmord (der Selbstmorde zwei), Wahnsinn. Offenkundig wurde das wahre Gesicht des Bühnenwerkes ver­zeichnet, wenn nicht verzerrt. Aber auch in dieser verwandelten Gestalt ließen sich das Genie des Dich­ters und die Größe des Werkes erkennen. 2. Die amerikanisierte Elektra. Im Ungarischen heißt das Stück „Die amerika­nische Elektra“- Viel genauer und treffender wäre es „Die amerikanisierte Elektra“ zu nennen. Der Dichter hat das Ewige, Zeitlose, von keinem Ort be­stimmte Motiv des Elektra-Hasses ins Amerikanische übertragen; dadurch erreichte er ein' Doppeltes: ein­mal kehrte er zu einer Urquelle zurück, die schon die tragische Trias der Hellenen, Äschyius, Sophok­les und Euripides befruchtet hatte, und seine Wie­derkehr hat sich als glücklich und fruchtbar erwie­sen. Andererseits aber schuf er für sein Drama einen festen Boden, den Unterbau der Realität, der dem mythischen, im luftleeren Raum schwebenden Stoff die Lebensfarbe der Wirklichkeit verlieh. Mehr als einmal begegnen wir in der modernen Literatur Neu­bearbeitungen antiker Tragödien und auch Komö­dien. Die Verfasser bringen wohl den Mut auf, die kanonisierten Vorwürfe anzupacken und neuzu­kneten. Aber in den meisten Fällen wagen sie nicht, ihrem Odysseus, Philoktetes, Hekuba, Andromache moderne’ Namen anzuheften. Dadurch entsteht eine

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