Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. március (84. évfolyam, 49-71. szám)

1937-03-02 / 49. szám

PESTER LLOYD • 2 » Dienstag, 2. Mär», 1537 (Singapor.es auf Japan gerichtet sind, doch gelten sie immerhin als Sicherung gegen die gelbe Invasion. Die maßgeblichen Beurteiler der fernöstlichen Lage sind sich nämlich darüber einig, daß sich die Expansionsabsichten Japans immer mehr nach dem Süden richten, und da Australien bereits einmal, nämlich im Zoll- und Einwanderungskrieg, seine Krallen gezeigt hat, liegt der Pünkt 'des geringsten Widerstandes eben im niederländisch-indischen In­selreich. Die Holländer wissen freilich sehr wohl, daß sie für sich allein unfähig wären, ihre Kolonien gegen einen entschiedenen japanischen Zugriff zu verteidi­gen. Sie wissen aber auch, daß die Engländer das größte Interesse daran haben, daß sich die Japaner nicht im Malaiischen Archipel festsetzen, das ihnen die ersehnte Rohstoffbasis bieten könnte und sie im Kriegsfall z. B. vom amerikanischen Öl unabhängig machen würde. In Anbetracht dieser Umstände hat sich nun eine enge Kooperation zwischen England und den Niederlanden herausgebildet, die sich erst vor kurzem im Austausch von Militärattaches, jetzt aber in der Einbeziehung Nieder 1 ändisch-Indiens in die englische Manöverzone und der dabei geleisteten tätigen holländischen Mithilfe geäußert hat. Übrigens will jetzt die holländische Regierung ihre indischen Streitkräfte verstärken, die Luftflotte sogar verdop­peln, wodurch der gesamte Malaiische Archipel dicht labgeschlossen und die Umgehung Singapores verhin­dert werden könnte. Der japanischen Flotte wäre hiedurch für den Fall eines Angriffs der Durchgang nach dem Indischen Ozean verweint; sie müßte ihre Tätigkeit auf den Pazifik beschränken, wo sie $uf Amerika und Australien trifft Die Festungen der beiden Gibraltar, die Ein­gang und Ausgang der Indiaroufle bewachen, sind je­doch nicht dazu da, um die Meere abzusperren, son­dern um ‘sie offenzuhalten — offen im Krieg und offen im Frieden. Selbst die beiden großen Früh­jahrsmanöver, von denen wir gesprochen hoben, er­folgen auf Grund der Annahme offener Seestraßen. Man darf auch in Anbetracht der englischen strategischen Bemühungen um den imperialen Ver­bindungsweg nicht vergessen, daß jene Brücke zwi­schen dem Gibraltar des Westens und des Ostens, um deren Sicherung es England geht, nicht bloß eine strategische Achse bildet, sondern auch eine Achse des Welthandels, der Zivilisation, der Kultur. Die triebhaften Energien des britischen Imperialismus haben, am frühesten ihre Sublimation gefunden — die Säulen des Herkules tragen mehr als bloß die Last von Geschützen. Und die Ereignisse der letzten Zeit haben erneut bewiesen, daß England diese zivilisatorische Rolle seines Imperialismus in friedlicher Zusammenarbeit mit anderen Mächten entfalten will — die Rüstungen Englands zur See sind nicht das Zeichen aggressiver. Absichten gegen die jüngeren Kolonialmächte, die sich an der Route zwischen den beiden Gibraltar einen Platz gesichert-haben. Das wahre Gesicht des „tschecho-slowakisch'sudetendeutschen Ausgleichs“. — Von unserem Korrespondenten. — • Prag, Emidé Februar, Seitdem Dr. Benes Präsident der Tschecho­slowakei geworden äst, wurden die Bestrebungen nach einem Ausgleich anit den Minderheiten in der Republik für keinen Augenblipk unterbrochen. Auch Ministerpräsident Hodzsa ist ein alter Freund des Ausgleichs, und so ist es kein Wunder, daß seit einem Jahr immerfort vom tscheoho-slowakisch­­deufcsohen Ausgleich ■ gesprochen wird. Nur wissen eben die maßgebenden Stellen macht, wie man den Anfang damit machen sollte. Die dreieinhalb Mil­lionen Deutsche, die dreiviertel Millionen Ungarn und die Viex’belmdllion anderer Minderheiten, daneben aber auch die zweieinviertel Millionen Slowaken und dreiviertel Millionen Ruthernen treten nämlich neben der Sicherung der kulturellen und politischen Rechte auch mit Forderungen wirtschaftlicher Art hervor. Auch der Großteil der kulturellen Wünsche erfordert Geld, wenn er befriedigt werden soll (neue Schulen, neue Minderheitenbeamten úsw.) und Geld ist in den Jahren der Krise selten, geworden und wurde, soweit es zur Verfügung stand, • für die Erfüllung der An­sprüche der Mehrheitsparteien, der Staatsnation, ver­wendet, da die Unterstützung der tschechischen. Par­teien nur auf diese Art gesichert werden konnte. Es erschien unmöglich, einen Teil der verfügbaren Summe zur Befriedigung' der „übertriebenen Wünsche“ der Minderheiten zu verwenden, da vor allem für die Mehrheit gesorgt werden mußte. Die Ausgleichsversuche scheiterten also in erster Linie an wirtschaftlichen Problemen, doch spielte auch das Politische eine ähnliche Rolle, Als die Mehrheit des in viele Parteien zersplitterten Sudeten­­deutschtuims unter der Führung Henleins vereinheit­licht Wurde, trat die deutsche Minderheit mit ernsten und das deutsche Leben auf nationaler Grundlage tatsächlich sichernden Forderungen hervor. Sie be­gnügte sich nicht mit Köder, wie der deutsche Mameluken-Aktivismus in den .Jahren 1926 bis 1934, sondern fordert eine ernste Regelung des Schicksals der Deutschen in der Republik. Die Forderungen sind ungefähr die folgenden: Kulturautonomie, da dreieinhalb Millionen hochkultivierte, zusammen­haltende und zum Bewußtsein ihrer nationalen Sendung gelangte, in meist geschlossenen Gebieten ohne Vermischung zusammenlebendie Deutsche zu­mindest das Recht auf ein Bruchteil jener Selbstän­digkeit haben, die 800.000 Albaner, 300.000 Luxem­burger oder auch zweieinhalb Millionen Dänen, Nor­weger, schließlich auch drei Millionen Iren im Rahmen eines anderen Staaten genießen. Auch die Wirtschaftslage des Deutschtums kann bloß auf der Basis , einer Autonomie geregelt- werden, weil das reiche deutsche Bürgertum relativ die meisten Steuern in der Industrie der Republik zahlt und die Steuer­lasten so groß sind, daß sie nicht mehr lange er­tragen werden können, wobei aber der deutsche Proletarier dennoch das wenigste von den einlaufen­den Summen erhält. Das Deutschtum kann in der Republik nicht befriedigt werden, solange es nicht den Rang ciinier Staatsnation erhält, den z. B. vier Millionen Flamen heute nach langen Kämpfen in Belgien erreicht haben. Mit einem Wort, das einheit­liche Deutschtum wünscht eine grundlegende Neu­ordnung des tschechisch-deutschen Verhältnisses, eine Neuordnung, die ein für allemal die nationale und wirtschaftliche Entwicklung der Sudeten­­deutsohen sichert. Davon will natürlich die Regierung nichts wissen, weil sie auf der Grundlage der Fiktion des tschecho-slowakischen Nationalstaates steht. Die „Gleichberechtigung“ besteht jedoch lediglich in schönen Worten auf dem Papier, wenn aber das all­mählich aus seinem Grundbesitz gedrängte Sudeten­­deutschtum tatsächlich Gleichberechtigung fordert und seine Interessen in der Außenpolitik, im Heei, in der Wirtschaftspolitik durchsetzen will, stößt es sofort auf unüberwindliche Schwierigkeiten.. Die deutsche Frage muß auf alle Fälle geregelt werden, weil der ausländische Druck die Prager Regierung in eine immer peinlichere. Lage getrieben hat. Als die Sudetendeutschen sahen, daß sie im Inland nichts erreichten, setzten sie mit der auslän­dischen Propaganda ein. Insbesondere in England, wo Henlein mehrere Vorträge hielt, und sein Ver­trauensmann Ingenieur Rutha die Verbindungen zu konservativen Politikern aufnahra, gelang es ihnen, für ihre Sache etwas Stimmung zu machen, was neuestem in Artikeln Lord Rothermeres, Garwins und anderer siehtbar wurde. England will zwar von keinerlei Lösungen etwas hören, die das Dasein der Tschecho-Slowakei bedrohen, und das haben die zuständigen Minister auch mehrfach zum Ausdruck gebracht, doch gab man gleichzeitig Prag zu ver­stehen, daß man etwas mit den Sudetendeutschen anfangen müsse, sonst würde es schwierig sein, vor der englischen Öffentlichkeit die Sympathie für die Tschecho-Slowakei zu motivieren. Prag war also wohl oder übel gezwungen, den deutsch-tschechischen Ausgleich zu beschleunigen, bzw. eine Lösung zu finden, die die besorgte euro­päische öffentliche Meinung beschwichtigt, dabei aber die den herrschenden tschecho-slowakischen Nationalgedanken bedrohenden Wünsche der Sude­tendeutschen nicht erfüllt und die Tschecho-Slowakei nicht in eine Schweiz verwandelt. Hodzsas Aufgabe war es, in der unangenehmen Lage die Lösung zu finden. Als Henlein bei den Wahlen im Jahre 1934 einen entscheidenden Sieg davontrug, blieben einige aktivistische Splitterparteien, die Deutsche Agrar­partei, die Deutsche Sozialdemokratische und die Christlichsoziale Partei mit je fünf bis sechs Abge­ordneten übrig. Zusammen vertreten sie kaum 20 b}§ 25 Prozent der Sudetendeutschen, aber sie existieren und stellen geeignete Werkzeuge in der Hand Prags dar, Zum größeren Ruhme der Demo­kratie hat sich Prag mit diesen Parteien, den Ver­tretern einer winzigen Minderheit, über die sudeten­deutsche Frage „geeinigt“, unter grober Mißachtung des Mehrheitsprinzips und des „Volkswillens“. Man verfuhr so, als würde man unter Umgehung der Konservativen mit dem heutigen England verhan­deln und eine Vereinbarung, die man etwa mit der ver­schwindenden liberalen Minderheit getroffen hat, vor der Welt so hinstellen, als hätte man „sich mit dem englischen Volke geeinigt“ und wäre berechtigt, fn DVHEíI^HC ’/< lange nadepeize and m|f|§ all Eli 8 fl igm Pelerinen (Tullahnwi | jlLilLKi SCBW1DE6, r/ffr.,.. 3 Nun steht Lavinia da mit ihren Elektra-Gedan­ken: Rache, blutige, mörderische Rache für den Tod dies heißgeliebten Vaters. Doch vermag sie allein, das schwache Weib, nichts gegen die Stärkere. Ebenso­wenig wie Elektra, die im Hanse ihrer Mutter ver­dorren, verhungern muß und sich nicht rühren darf, nur immer an den Erlöser denken; nur immer die Heimkunft des starken Bruders Orest, des Rächers erhoffen. Orest-Orin kommt von Kriege zurück. Der ist aber ganz dier Mutter ergeben; den Vater hat er stets gehaßt (absonderlich, wie sich die Mitglie­der dieser verwünschten Familie zu hassen ver­stehen!) und seinen Tod mit kühler Gleichgültigkeit aufgenommen. Lavinia hat ihn zu bearbeiten, zu be­kehren, ihn von der Schuld der Mutter zu überzeu­gen. Er muß seine Mutter mit ihrem Buhlen belau­schen, auf frischer Tat ertappen. Erst als dies ge­schieht, rafft sich Orin zur Tat auf: mit zwei Schüs­sen streckt er den Kapitän nieder. Als dies Christine erfährt, folgt sie ihrem Geliebten in den Tod. Nun sind die Geschwister allein geblieben. Zur Erholung unternehme,n sie eine Seereise, doch kehren sie iln­­geheilt zurück. Den Orin verfolgen wilde Visionen und Halluzinationen, wie den Orest die Erinnyen. Endlich entleibt er sich mit derselben Waffe, die seiner Mutter das Leben ausgelöscht hat. Und in dem Hause der Mannon bleibt Elektra-Lavinia zu­rück, eine lebende Denksäule des Schmerzes, der Reue, der langsamen Verwesung. . 3. Atriden und Labdakiden. Mit dem Atriden-Motiv, mit dem Motiv des ver­erbten Basses und Vergeltungs triebs hat sich O’Neill nicht zufriediengegeben. Er tat noch ein übriges, um das Flußbett des Dramas zu vertiefen und z>u ver­breiten: das Atriden-Motiv verwob er mit dem Labdakiden-Motiv. Dieses Motiv ist heute, dank der Popularisierung der psychoanalytischen Forschungen, geradezu, populär: es ist als Ödipus-Komplex be­kannt. Bei Sophokles figuriert nur die unglückliche Liebe des Königs Ödipus zu seiner Mutter lokaste, der zwei Söhne und zwei Töchter entsprießen. Die Forschungen des Altmeisters Siegmund Freud haben dem Ödipus-Komplex -eine breitere, verallgemeinernde Sinndeutung gegeben. Aber. O’Neill ging noch weiter als Professor Freud. Seinen Labdakiden-Komplex würde auch der vermessenste Psychoanalytiker oder Parapsychologe als Paradigma, als Vorbild glatt ab­lehnen. Denn in O’Neills „Elektra“ besteht zwischen Vater und Töchter eine die normale weit iibei schreitende warme Beziehung. Noch wärmer zwi­schen Mutter und Sohn. In seinem Wahsinnsanfall fordert Orin von seiner Schwester, daß sie sich ihm ergebe. Lavinia stößt ihn zu Tode geschreckt zurück. Aber in den Kapitän war sie verlieht und sie hat ihn erst hassen gelernt, als ihn ihre Mutter ihr abspenstig gemacht hatte. Und auf dér Reise hat sie sich dem ersten besten hergelaufenen Eingeborenen der Süd­­seeimsel an den Hals geworfen. Nicht zu leugnen: ihr Leben ist vielfarbiger, bewegter als das ihrer antiken Schwester, die nichts kann als vor dein Hause im Mist liegen und heulen und wehklagen und mit der Mama zanken. 4. Elektra in Amerika. Die Regie hat den Doppelboden des Dramas in mancher geschickten, sinnvollen Weise zur Geltung zu bringen getrachtet. So stellt die meist an gewendete Dekoration ein amerikanisches Landhaus dar, einen einstöckigen, Soliden Bau, ohne den landesüblichen „Porch“, die freie Terrasse; hingegen mit vier klassischen Säulen: Amerika Und die Antike in eng­ster, stilistisch überraschender, aber befriedigender Verschmelzung. Auch dem Stil des Spiels wurde diese Doppel­sinnigkeit vorgeschrieben. Man agierte ä la grecque, mit breit aüsholenden Gesten, mit langsam abge­messenen Schritten, mit dem Pathos des Hoch­­tragischen. Aber auch an eruptiver Kraft der Lei­denschaften. an Unmittelbarkeit des modernen Tones, an sinnfälligem Naturalismus ließ man és nicht fehlen. Des Generals Mannon Sterben war ein realistisches Kunststück des Herrn Csortos. In den Wahilsinnsszenen des Herrn Timár waren gewissen­hafte, bis iii die Einzelheiten gehende pathologische Studien zu vermerken, den verführten Verführer Brant gab Herr Uray mit der lässigen Eleganz eines echten Yankees. Was Naturtreue betrifft, kann man dem Herrn Dr. Hosszú wirklich keine Vorwürfe machen. Er war stets so betrunken, als spielte das Drama in der Ära der Prohibition unseligen Ange­denkens. Frl. Szörényi und Herr Lchotay vertraten die feinere, gebildetere Abart des modernen Ameri­kanismus mit viel Liebenswürdigkeit und Wärme. Den großen Stil indes zeigten die zwei feind­lichen Frauen, Mutter und Tochter, Frau Makay und Frau Bajor. Bewundernswert war die Haltung der Frau Makay. Von heute an kann ihr der Rang einer großen Künstlerin nicht mehr abgesprochen werden. Sie war bald aus Erz, bald aus Wachs (auch Wachs­figuren gibt es, die einen großen künstlerischen Wert repräsentieren). Einmal die starrgewordene, zum Prinzip des Hasses vereiste Klytämnestra, einmal die in Schmerz und Tränen sich auflösende Niobe. Doch stets echt, groß, bedeutungsvoll. Unruhig, hastig, hysterisch in der Sterbeszene ihres Mannes; von Liebe toll, in Sinnlichkeit erglühend in den Armen ihres Geliebten; stahlhart im Kampf gegen die bitter gehaßte Tochter; gebrochen, zermürbt, freudig dem Tode entgegengehend in ihrem Ab­schiedsauftritt: so erblühte sie in tausend Farben der Kunst und des Lebens. Von der Elektra, der Frau Bajor könnten wir eine ausführliche bühnenästhetische Studie schrei­ben. Eigentlich kleidet sie diese Rolle gar nicht. In anderen Linien verlaufen die grellen Darbietungen ihres gestaltenden Genies. Und doch war es ein Wunder, was sie heute geleistet hat. Wo sie Liebe, Hingebung, Opferfreudigkeit; kindliche Freude,

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