Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. május (84. évfolyam, 98-120. szám)

1937-05-01 / 98. szám

PREIS 16 FILLÉR Bezugspreise. Anzetgenamial«^ inland I tn Budapest in der Administration 4m Morgen- und Abendblatt: Vierteljährlich fester Lloyd und in den Anzeigevermitt-18 P, monatlich 6.40 P. Nur Morgen- m mmmmmgarn ■■■■■■■■ mbh WMmm HM HIIMk l’:np,en Aa, ’ A,axa”der ßf,09jt J-r8wM DFCTTD I f AVll wr fr.^ I r,K Ifllilll II kann durch sämtliche ausländischen SfM 3g HR Kf ggf SS JE* fuß H ■ NS fl H M W Wj säg tfßa SB Offerten sind Dokumente nur in Ab. Postämter bezogen «erden: in Wien BEUL JjgäjLAgS HÜU M ... -HgjL. flRJ J5a3Lfl« WwJSff JL sehnft beizulcccn. Für Beilagen lehnt dis auch durch Morawadi Co. Lwoilzeile 11. Hi H HHiHi W ■■■■■■ HW Administration jede Verantwortung ab. Einzelnummer i Redaktion und Administration “5SSS MORGENBLATT B ^ 11 ' Sin %o°n; an^nnteg« 40 üT Redaktion > 1-«48-20, nach Mitternacht teste" 30 Abendblatt 20 G? ______________________________________1-848-23. Administration: 1-849-09. 84- Jahrgang. Budapest, Samstag, 1* Mai 1937- Nr- 98 Willkommgruß an den Bundespräsidenten Wilhelm Mihlas. Budapest, 30. April. Die ersten Tage der kommenden Woche wer­den für die ungarische Hauptstadt, für ganz Un­garn Tage der festlichen Freude sein. Denn Ungarn erwartet den Besuch eines hochgeehrten Freundes, des Bundespräsidenten des benachbarten und be­freundeten Landes Österreich. Es ist das erstemal, daß in der Nachkriegszeit ein fremdes Staatsober­haupt unser Land besucht — und es ist das erste­mal, daß Bundespräsident Miklas seit der Annahme seiner hohen Würde sein Vaterland verläßt. Nichts ist natürlicher, als daß dieser erste Staatsbesuch eines fremden Staatschefs in Ungarn der des öster­reichischen Bundespräsidenten ist, und nichts selbstverständlicher, als daß Ungarn das erste fremde Land ist, das Bundespräsident Miklas nach mehr als achtjährigem Amtswalten besucht. Denn hierin kommt die tiefe historische Verbundenheit zum Ausdruck, die zwischen Ungarn und Öster­reich besteht; jene historische Nähe der beiden Völ­ker, die durch die Auflösung der staatsrechtlichen Bindung zwischen ihnen nicht aufgehoben werden konnte. » In den Jahren ihrer Unabhängigkeit standen einander Österreich und Ungarn als treue Freunde zur Seite. Mit den alten Reichsbanden ging vieles verloren, was beiden Ländern heilig und unend­lich wertvoll war, doch wurden dadurch auch die Reibungen und täglichen Sorgen beseitigt, die sich früher naturgemäß aus der engen politischen Ge­meinschaft ergeben mußten. In diesen wechselvol­len Jahren hat sich die Freundschaft zwischen bei­den Nachbarvölkern ungestört entwickelt und ver­tieft. Nach einer längeren Periode vertrauensvoller Freundschaft erhielt die Zusammenarbeit beider Länder auch ihren satzungsmäßigen Rahmen: die römischen Protokolle. Im Zeichen dieser Instru­mente der aufbauwilligen Friedenspolitik wurden die persönlichen Berührungen der Staatsmänner Österreichs und Ungarns immer inniger und enger. Nach zahlreichen politischen Besprechungen, an de­nen auch die seither verewigten beiden führenden Staatsmänner Bundeskanzler Dollfuß und Minister­präsident Gömbös beteiligt waren, kam es Ende November v. J. zum Besuch des ungarischen Reichs­verwesers Nikolaus v. Horthy in Wien — zu dem Besuch, dessen Erwiderung den Anlaß zum jetzt mit Freuden erwarteten Gegenbesuch des öster­reichischen Bundespräsidenlen Wilhelm Miklas bietet. In der hohen Person des österreichischen Bun­despräsidenten begrüßt Ungarn das hier so warm geliebte und hochgeschätzte Land Österreich und sein Volk. Eine glückliche Vorsehung hat dem Bun­desstaate diesen Staatsmann geschenkt, der in idealster Weise die seelischen und charaktermäßigen Eigen­schaften des österreichischen Volkes verkörpert. Die­ser südlichste Stamm des deutschen Volksganzen ist dazu berufen, ein Bindeglied zwischen nördlichem und südlichem Wesen, zwischen Völkern und Kul­turen zu sem. Das österreichische Wesen, das sich aus Formsinn und Adel der Gesinnung, Heiterkeit und Willenskraft, Wahrhaftigkeit und Phantasie zu einem einheitlichen Ganzen zusammenfügt, findet in diesem Maße seinen edelsten und vollständigsten Ausdruck. Der Humanist, der Christ, der Familien­vater, der Politiker, der seinen Beruf (denn Politik war für Wilhelm Miklas nie ein Mittel, sondern stets eine heilige Aufgabe gewesen) nicht um kleinlicher Vorteile und auch nicht um partikularer Ziele willen, sondern als Dienst am Ganzen auffaßt: all diese Seiten seines Wesens fügen sich zu einem festen und einheitlichen Charakterbild zusammen, an dem man die Züge des österreichischen Menschen am besten äblesen kann. Österreich, das Land der unbezwing­baren Berge und lieblichen Täler, der zähen Arbeit und der heitern Lebensfreude, des tiefen Glaubens und der beschwingten Weltfrömmigkeit, der men­schenfreundlichen Offenheit und der sinnenden Tiefe findet selten in einem Manne so vollkommen die Verkörperung des eigenen Wesens wie in seinem ersten Bürger, dem es nach jahrzehntelangem segens­reichen Wirken, das ihn als den Würdigsten klar er­kennen ließ, den höchsten Posten im Staate ein­räumte. In den achteinhalb Jahren seines Wirkens als Bundespräsident ließ sich Wilhelm Miklas von den gleichen Idealen lenken wie in seiner früheren Laufbahn: von seinem tiefen und echten Glauben, von seiner heißen Liebe zu Volk und Land und vom unerschütterlichen Willen, die innere Einheit, den Zusammenhalt seines Vokes zu festigen. Diesem Manne gilt jetzt der von Herzen kom­mende Willkommgruß des ganzen ungarischen Vol­kes. Sein Besuch in unserem Lande ist ein symboli­scher Ausdruck für die Schioksaisgemeinschaft, die sein Volk und das unsrige in jahrhundertelangen Kämpfen gegen gemeinsame Feinde und für gemein­same Ideale miteinander verband; ein. symbolischer Ausdruck auch für den tiefen historischen Ernst, mit dem beide Völker daran arbeiten, dem Doaiau­­becken eine gesündere und friedlichere innere Ver­fassung zu geben und sich in diesem Raume den Platz zu erkämpfen, den ihnen ererbte Eignung, zäher Aufbauwille und historische Tradition zu­weisen. . - i ■ . Feuilleton« Verwandtenbesuch. Von H. ALEXANDER HAMVAS. Letzte Nacht hatte niemand geschlafen, man hatte sich nur im Bett herumgewältzt, den Morgen erwartet, den morgigen Tag. Und als es dämmerte, standen alle auf, frühstückten in Eile. Panni machte sidh, sogleich nachdem sie den Tee mit Zitrone und /Zuckerersatz getrunken, mit dem Dienstmädchen an das Großreinemachen. Das ging nicht so ganz glatt vonstatten, Rosa pflegte in der letzten Zeit häufig zu murren und zu brummen, nicht mißzuverstehende Anspielungen auf ihren rückständigen Lohn zu machen und daß sie die vielen Versprechungen satt hätte. Eben deshalb übernahm Panni das Wichsen des Parketts. „Das ist eine kleine Gymnastik“, sagte sie zur Mutter und lächelte. Rosa klopfte die Teppiche, während Teri — heute ist sie nicht zur Schule gegangen —• 'Fenster wusch und Klinken putzte, indes Mutter die Spinnweben von den Wän­den fegte und die Ledermöbel überrieto. Aber auch .Vater blieb nicht müßig, er machte Ordnung auf dem Schreibtisch utnd bereitete die geschäftlichen Unterlagen vor, die er Onkel Dezső vorzulegen ge­dachte. Das waren große Projekte, und wenn es gelingt, Onkel Dezső dafür zu gewinnen, so wird die Familie wieder ins Geleise kommen, die knappen Zeiten werden ein Ende haben. Und alle glaubten unerschütterlich daran, daß Onkel Dezső die nötige Grundlage von seinem großen Vermögen geben wird. Spielen doch, mein Gott, ein paar tausend Pengő bei ihm keine Rolle, und wenn er irgendwo ein Geschäft wittert, so ist er auch sc hon da ! Alles glänzte. Der Oleander prangt in frischem Grün. Auch Muttchen ist von Sterns zurück. Sie (hatte den Schatzmeister zum Glück noch zu Hause angetrofTen und hatte für das letzte Stück des Familienschmucks privat fast fünfzig Pengő be­kommen. Stern ist übrigens ein ordentlicher Mensch, sehr verständnisvoll, diskret: und so, auf privatem Wege, bewertet er besser als in amtlicher Eigen­schaft. Vater pHegte allerdings zu sagen: „Gut, gut, aber im Endergebnis 1st zelhnundeinhalb 'Prozent auf ein halbes Jahr Wucher!“ Aber ganz egal, das Geld ist da, den Schmuck werden sie schon wieder auslösen, soll nur das Ge­schäft mit Onkel Dezső Zustandekommen. Und jetzt ist das das wichtigste, daß das Fleisch schön rötlich, appetitlich brate, dem Kompott, dem Salat, den ver­schiedenen Saucen nichts geschehe. „Mutter — sagt Panni plötzlich, während sie den Gurkensalat salzt —, ich denke, ein bißchen Fleisch könnten wir für’s Nachtmahl wegtun ... Weißt du, geben wir nicht das ganze herein!“ Mutter aber winkt ab: „Schweig, mache deine Arbeit!“* Die Familie Onkel Dezső zog fein, vornehm ein. Es war etwas Überwältigendes in ihrem Auftreten, und dieser Glanz strahlte wohltuend über die ganze Fa­milie. Mutter kamen. Tränen in die Augen, sie dachte an die Vergangenheit, Valor war stolz, Tante Jeanne betrachtete alles sehr eingehend durch ihr Lorgnon und Hedylein plapperte französisch mit Panni, die glücklich war: endlich, nach so langer Zeit! Während des Mittagessens plauderten sic. Es war leichte Konversation, ehrbar und warm, gewisse Dinge wurden nur gestreift. Vom Geschäft wurde überhaupt nicht gesprochen; später, dachte Vater, nach dem Essen, beim schwarzen Kaffee. Dagegen küßte Onkel Dezső Mutter zweimal die Hand, lobte ihre Küche und sagte dankerfüllt: „Du bist wirk­lich eine wahre Verwandte geblieben, Zeit und Ent­fernung hat nichts an dir geändert... Ich danke, Mili, liebste... das tut mir unendlich wohl!“ Schwarzer Kaffee, Liköre, süßes Gebäck im Sa­lon ... die Kinder — aufgetaut — hocken zusam­men in der Ecke, Mutter kon versiert mit Tante Jeanne und Vater .. . nun, Vater spricht mit Onkel Dezső eingehend über seine Projekte. Projekte, Projekte! Im Händedruck, den am kommenden Montag der Bundespräsident Österreichs und der Reichsver­weser Ungarns wechseln werden, finden nicht nur Immer nur Projekte, denn von Geld getraut er sich nicht zu reden, weil Onkel Dezső auf einmal zurückhaltend geworden ist, aLs hätte er sich in ein unsichtbare« Gewand gehüllt. Aber vielleicht hört er nicht einmal hin ... er betrachtet ein Gemälde .., Szinnyei-Merse — das sind seine Farben ... Dann sprechen sie hierüber ... eine kleine De­batte ... die Kinder kicherten... Mutter beobachtet besorgt Vater... Tante Jcannc lorgnetticrt das ge­sprungene Fournier des kleinen runden Tischchens, das wie eine Wunde aussieht. Auf dem Rauchtischchen. reihen sich Likör­­fiaschen, tonlos schreien ihre Etiketten. „Aber ich verstehe euch auch gar nicht...“ sagt Tante Joanne, „warum Ehr nicht in ein ordentliches Haus zieht?“ Mutter lächelt gezwungen ... Hedyleins Hand gleitet über die Klaviatur... die Saiten erzittern, jeder Ton falsch ... * • Es ist Abend. Onkel Dezsös halben sich entfernt, ebenso vornehm wie sie gekommen waxen. Tarnte Jeanne küßte Mntter auch noch an der Tür, Onkel Dezső schüttelte Vater eindringlich die Hand und Hedylein, die geborene Französin, sagte zu Panni: „Au revoir!“ Die Pläne aber sind unberührt diagebliaben, flügellahmen Vögeln gleich, liegen' sie verstreut auf dem Schreibtisch umher. Die Familie sitzt in der Wohnung herum, jeder schweigt, als wäre er stumm geworden. Panni aber macht sich in dter Küche zu schaff fen, sie bereitet das Abendessen... Ein Stück Fleisch' hat sie mittags doch beiseite gelegt, Mutter halte es nicht wahr genommen: wie gut das jetzt kommen wird! Sie richtet für drei Personen an: Vater, Mut­ter und Teri, und was übrig bleibt, bekommt das Mäddhen... Mein Gott, Rosa muß ja wirklich essen! „Bitte, Rosa;..!“ schiebt sie ihr den Teller zu und leckt die Finger ab: „Muttchen kocht und bäckt wirklich schmackhaft!“ Rosa mault wieder, sie spürt die Enttäuschung 1 vielleicht tiefer als wer immer. Sie hatte damit ge-

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