Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. augusztus (84. évfolyam, 173-197. szám)

1937-08-01 / 173. szám

FiSSTEK LLOYD • 2 • Geburtsland nicht nebeneinander hausen können, wie soll rrrg,n dapj^ darán glauben, daß sie in dem engen ftabnrep eines Ausschnitts aus diesem Lande freundschaftlich miteinander auskommen werden? Werden in dem kleinen souveränen Judenstaat nicht in! verschärfter Form alle die Wirren wieder­kehren, die schon das gesamte Palästina in den Kampf gestürzt'haben? Der militärische Gesichtspunkt scheint keinerlei Berücksichtigung gefunden zu haben, die den Tat­sachen gerecht würde. Auf der' einen Seite der blühende, immer stärker bevölkerte Judenstaat ln der Ebene und an der Küste, ringsum im Hügel­lande und auf der Hochebene, die sich weit in die grenzenlose Wüste hinein erstreckt, die kriegeri­schen Araber Syriens, Transjordaniens und Ara­biens, gestützt durch die Streitkräfte des Irak — das bedeutet eine ununterbrochene Kriegsgefahr. Und dazwischen liegen die heiligen Stätten und i verschiedene1 strategische Punkte, die die Macht des britischen, Weltreiches verkörpern. Zu ihrer Vertei­digung müssen alle Streitkräfte an rücken, die Groß­britannien erübrigen kann. Um sich halten zu kön­nen, muß der jüdische Staat bis an die Zähne be­waffnet . sein und jeden körperlich tüchtigen Mann zur Verstärkung seiner Armee heranziehen. Aber jiwie lange werden die großen 'Araberstämme dieser Entwicklung untätig Zusehen — die Araberstämme, die alle ohne jede Kontrolle miteinander verbunden sind und. ihren Ausdruck in den beiden souveränen Araberstaaten Arabisch-Palästina und Irak finden, die beide ebenso berufen sind, Völkerbundmitglie- 3er zu werden wie Abessinien , Bis jetzt bat Englands friedenserhaltende Macht fes lediglich mit Aufruhr und Verschwörung zu tun gehabt. Nach dem neuen Plan stände sie all diesen Kräften gegenüber, zu denen als Verstärkung und Vergrößerung die souveräne Macht und die regu­lären Truppen der beiden arabischen Staaten kämen. Kann man wirklich von den Arabern erwarten, daß sie untätig zusehen, wie mit Hilfe des jüdischen Reichtums und Weltkapitals eine jüdische Armee auf gebaut und mit den tödlichsten Kriegswaffen ausgestattet wird, bis sie so stark ist, daß sie die Araber nicht mehr zu fürchten braucht? Und wenn die jüdische Armee einmal so weit kommt, wer garantiert dann dafür, daß die in allzu enge Grenzen zusammengedrängten Juden sich nicht auf die- ringsum liegenden neuen, unentwickelten Gebiete stürzen? In beiden Fällen ständen Englands Heer und (Verwaltung in seinem neutralen Gebiet wesentlich größeren Gefahren gegenüber, als es die sind, gegen die wir uns heute bestimmt energisch zur Wehr setzen würden. Man hat das Gefühl, daß der Plan, der uns jetzt geboten wird, ungefähr so gut ist wie der Gedanke, Salzwasser zu trinken, wenn man auf einen Floß verschlagen wird. Die Regierung war nicht in der Lage, dein Unter-baus anzugeben, ob und welche Garantien sie dem jüdischen oder dem arabischen Staat oder den Min­derheiten in jedem von beiden gegen etwaige An­griffe zu geben gedenkt. Dabei ist das Wesen dieser Garantien lebenswichtig für beide Rassen und noch mehr für die britische .Macht. Es ist ganz klar, wie verlockend es für die nationalsozialistische und faszistische Propaganda wäre, die arabischen Völker aufzuwiegeln und zusammenzuschließen, um sie als neues Druckmittel gegen den britischen Wach­mann auf seinem schweren Posten zu benützen. Dabei suche ich immer noch vergeblich zu er­gründen, was uns eigentlich in diese Falle locken soll. Es scheint mir gewiß: wenn der jüdische und der arabische Staat, beide als Völkerbundmitglieder jeder Kontrolle Englands entzogen, auf beiden Seiten der schmalen britischen Zone eingerichtet werden, dann gestaltet Sich Englands Verantwortung so, daß sie erdrückend’ wird. Es wäre nur logisch, wollte man aus solch einer Politik den Schluß ziehen, daß die heiligen Stätten selbst unter internationale Kon­trolle gestellt werden sollen. Nach meiner augen­blicklichen Kenntnis kann ich mich des Gedankens kaum erwehren, daß der Vorschlag der Kommission unvermeidlich zur vollständigen Räumung Palästinas durch Großbritannien führen wird. Auch hier taucht eine große Zahl schwerwiegen­der strategischer Fragen auf, von denen anscheinend bisher noch keine genügend berücksichtigt wor­den ist. • • * . Aus all diesen Gründen war das Unterhaus sicher gut beraten, als es ablehnte, sich endgültig auf den-Grundsatz • der Teilung Palästinas festzu­legen. Die Regierung, die das Haus mit der gebühren­den Achtung behandelte, machte keinen Versuch, es zu einer übereilten Entscheidung zu zwingen. Sie be­hält sich weiter^ Untersuchungen vor und wird spä­ter, wenn der Plan ausführbar befunden wird, ihn dem Parlament iij vervollständigter Form zur Ent­scheidung voriegen. ' ■ . ■' Man möchte wirklich hofTen, daß in der Zwi­schenzeit die Juden und die Araber einen Einigungs­versuch unternehmen, um mit erneutem Bemühen in ihrem gemeinsamen Lebensraum den Frieden wie­derherzustellen und dem Land zu neuer Blüte zu; verhelfen. r -j to < • CHAMOTTE- I KIÁRUSÍTÁS , Kitűnő minőség nagyon olcsó árakon. Ferencvárosi gázgyár leszerelési iroda, B ' ' Bp., IX., Koppány-u. 2—4. Tel.: 134—054 ggl «y-Renovierungen nach den neuesten Pariser Modellen zu Vorsaisonpreisen ÄwFÖCHSE billig SCHMIDEG KÜRSCHNER 3a ihm ausgezeichnet plaudern. Er war äußerst klug und gebildet. Nur in Bukarest habe ich einen so klugen Bankier gekannt — aber das habe ich dir schon erzählt— den, der mir französische Sprach­­stunden geben ließ. Ich bitte dich, nach einer Woche hat dieser Mensch um meine Hand angehalten. Ich sagte, ich sei noch nicht geschieden, da erwiderte er, er wolle warten, wie lange immer. Er wollte mir die ganze Welt zu Füßen legen. In der Pension ließ er mich gar nichts bezahlen.. Ach, mein Kind, was war das für eim Mensch! Er hälfe die ganze Pension ge­kauft, falls ich gewollt hätte. Und weswegen? Wegen nichts. Ein einziges Mal hat er mich im Bootshause geküßt. Es gibt noch solche Wunder. Aber bitte, er­zähle es ja nicht weiter, du weißt schon, wegen des Anwalts. III. — Wie ging deine Pension heuer, mein Schätz? — Danke, etwas besser, als im vorigen Jahr. AVeißt du, ich habe meine Prinzipien an den Nagel gehängt, ich habe ein gesehen, daß man nicht wähle­risch sein darf. Gast ist Gast. Da kam eine Gräfin, ehemals ein Barmädchen, so etwas hast du noch nicht gesehen. Kanariengelbes, gefärbtes Haar, rote Nägel. Laut, ungezogen, ordinär. Aus lauter Vor­nehmheit versuchte sie, mit dem Personal franzö­sisch zu sprechen, doch konnte eines meiner Stuben­mädchen gut französisch, da ist sie erschrocken und ließ es bleiben. Eine solche Vogelscheuche hast du noch nicht gesehen! Häßlich? Häßlich ist kein Aus­druck. Grauenhaft. Mir hatte sie gleich zu Beginn mißfallen und zum Schlüsse klappte es mit der Rechnung tatsächlich nicht. Aber sie hat sich einen Unglücksmenschen auf gegabelt, einen häßlichen, kahlköpfigen, dicken Alten, durch den hat sie den Rest begleichen lassen. Doch der batte nicht genügend Geld bei sich, er bot seine Uhr als Pfand. Ich habe sie nicht angenommen, ich dachte, die 60 Pengő, mag der Teufel holen! Der Spaß war es wert. Drei Wochen lang hielt sich die ganze Pension den Bauch, wir mußten so viel über diese beiden unmöglichen Gestalten lachen. Groß ist der Tiergarten unseres Herrgotts, sag’ ich dir... Der neue Untermieter. Novelle. Von ÁKOS MOLNÁR, Es läutete. Das trübe, graue Türglas erleuchtete sich wie ein Aquarium, das im trägen, wirren Dämmern einer elektrischen Birne aufglüht und die völlig unvor­stellbare Welt eines fremden Lebens offenbart. — Ich möchte das Zimmer ansehen__sagte er zu dem kleinen Dienstmädchen, das ihn erschrocken anblickte. Mit diesen Worten war er auch schon in der Wohnung. — Ja, bitte schön, warten Sie einen Moment, Ich werde die gnädige Frau rufen. Er setzte den Koffer neben sich, der ungebühr­lich schwer war und wartete. Das war also die Wohnung. Die Wohnung, wo keine taubstummen Fische sich durch verzweigte Ranken wanden, sondern , Menschen — ein wenig verwaschene zwar — atmeten, die, hm, wenn auch nicht, taubstumm, so. doch blind waren. Das Vor­zimmer war ein wenig öde .mit seinem Spiegel­schrank, dem abgetretenen roten Teppich, den Spu­ren dieses einst reichen Haushalts, den Alter und Sparsamkeit angegriffen hatten. Es war niemand mehr da, um dessentwillen man die Wohnung hätte verschönern sollen, hatten sie zu Dusika gesagt. Dusika war beschränkt. Wenn sie hier geblieben wäre, brauchte er nicht weiter Komödie zu spielen. Aber. freilich, die Frauen,, die Frauen, diese unvoll­kommenen, empfindlichen, jedem Eindruck ausge­lieferten Geschöpfchen. Dusika hing an ihnen, wollte nicht länger hier bleiben. Ah, darüber würden sie sich noch gemeinsam auseinanderzusetzen haben... Da kommt die berühmte Gnädige. — Ich küß die Hand ... Er verneigte sich be­scheiden. Verzeihen Sie, daß ich noch am Abend störe, aber ich komme gerade vom Bahnhof__ — Oh, bitte schön. Wenn Sie gestatten, gehe ich vor. Er folgte 3er Dame. Er fühlte sofort, daß manches Wahre in dem lag, was Dusi gesagt hatte. In der verwüsteten Er­scheinung dieser älterein Dame war doch noch viel Bewunderung heischender Reiz. Eine weiche, schlanke Gestalt, ein gesundes, frisches Gesicht, hinter der schwarz umrandeten Brille ein korn­blumenblaues, müdes Augenpaar. Schneeweiß üppig das Haar und in der turmartig aufgebauten, ergrau­ten Haarkrone lag etwas Großartiges, Fiirsti-nin-en­­haftes. Auf alten Auslandbriefmarken konnte man desgleichen sehen. Ihre sanfte Stimme hatte sich am Tadeln der Kinder wund gerieben. Die Mutter! Eine, mit sterblichen Resten, Gebetbuch und Brautkranz. Unergründlich sind ihre Geheimnisse, denn sie gibt sich nicht preis. Ihre Bewegungen lassen erkennen, daß sie eine ausgezeichnete Erziehung hatte. In ihrem Innern lacht sie vielleicht ein wenig bitter auf und das paßt auch gut zu ihrem Blick. — Ja, sagte er, das Zimmer mit dem Auge um­schweifend, ich glaube, es entspricht. Nämlich ich ... ich suche in erster Linie ein freundliches Heim- Ich liebe diese weichen wannen braunen Möbel, die einen geradezu umarmen... Ich liebe die Bilder der alten, bärtigen Großväter und der Großmütter mit dem Doppelkinn an der Wand.,. und aufmerksam verfolgte er die Wirkung seiner Worte. Er war mit dem Resultat zufrieden. Der höflich­­teilnehmende Blick der Dame wurde plötzlich mild, den Mund umschlich ein breites, befriedigtes Lächeln- Dies scheint wirklich ein lieber, vernünf­tiger, junger Mann zu sein. Dies drückte ihr Gesicht aus. — Ich bedaure, sagte sie lächelnd, daß wir mit den gewünschten alten Bildern nicht dienen können. In diesem Zimmer bringen wir keine Bilder von Familienmitgliedern unter. Es haben hier Herren gewohnt, die das gestört hätte .., Da er damit nicht wie ein schwärmerischer, närrischer Kavalier wirken wollte, kehrte er jetzt die fachgemäße Schlichtheit hervor. ----Und, Verzeihung, sind Zimmer und Bett sauber? Freilich, auf diese Frage antwortet man überall, darauf können sich die Herrschaften ver­lassen ... Aber wenn es die gnädige Frau sagt, weiß Sonntag, 1. August 1937 Ungarische Probleme des Hochschulunterrichts. Von KARL SEBESTYÉN. In den Dezembertagen des vorigen Jahres wurde in Budapest ein Kongreß für Hochschulunterricht ' abgehalten, eine hochbedeutsame Tagung der Män­ner, die an der Förderung der Wissenschaften, an der Erziehung der akademischen Jugend, an der Züchtung der Gelehrtensukkreszenz und an der Ent­wicklung der Kultur als Lehrer und Gelehrte, Den­ker und Forscher in der ersten Kampflinie beteiligt sind. Schon die Äußerlichkeiten dieser denkwürdi­gen Veranstaltung haben für die Bedeutung des Kongresses gesprochen. Die Eröffnungsrede hielt Reichsverweser Nikolaus v. Horthy, der auf. die ewigen, unwandelbaren Ziele und Ideale der Univer­sität hinwies, zugleich aber betonte, daß die Aufgabe. des Hochschulunterrichts nicht nur in der Mitteilung von Kenntnissen, sondern auch in der Heranziehung kräftiger ungarischer Generationen bestehe, die ge-, eignet sind, die großen Ziele der Nation klar zu er­fassen und ihnen opferfreudig zu dienen. Dem Reichsverweser schloß sich Unterrichtsminister Prof. Dr. Hóman mit einer großangelegten Ansprache über die Reform des Hochschulunterrichts an., Mit der schärfen Logik des an pragmatisches Denken gewöhnten Historikers umriß er den Begriff der Reform, wie er sie theoretisch festgelegt hat und in Wirklichkeit umzusetzen bestrebt ist: die Reform soll nicht eine die Vergangenheit leugnende revolu­tionäre Neuerung sein, sondern eine aus der ge­schichtlichen Entwicklung erfließende, den Realitä­ten angepaßte Neugestaltung. Bewährte Methoden und geschichtlich gewordene Institutionen möchte er dem Beispiele fremder Vorbilder folgend oder individuellen Eingebungen gehorchend, nicht durch neue ersetzen. Die Traditionen in Ehren halten, ihre lebensfähigen Elemente bewahren, die veralto­­ten Förmlichkeiten ausschalten, die Mängel, Fehler, Übelstände beheben: das ist die Reformpolitik, die Kulturpolitik, zu der sich Prof. Dr. Hóman bekannte. Und für besonders wichtig hielt er die Gesichts­punkte einer sittlichen, weltanschaulichen Erziehung seinem Programm einzufügen, denn in der Vernach­lässigung der volkserzieherischen Momente, in der Verleugnung der ethisch bildenden Arbeit der Schule sieht er die Hauptquclle der gegenwärtigen morali­­■ sehen Krise. Als selbständiger, erfolgreicher For­scher, der Jahrzehnte hindurch zu den Zierden der Pázmány-Universitat gehört hatte, ist er ein eifriger Anhänger und ein streitbarer Verfechter der Lehr­­und Lernfreiheit, der Autonomie der Hochschulen, natürlich mit dem Vorbehalt, daß den oberen Be­­. hörden das Recht zuerkannt wird, etwaige Miß­bräuche mit diesen Freiheiten z>u verhindern und zu ahnden. Die Hauptprobleme des Hochschulunterrichts hat Prof.; Dr. Julius Komis sozusagen „sufa specie aeterni“ von der hohen Warte des Philosophen und Geschichtsphilosophen aus beleuchtet. Er unter­scheidet drei Hauptströmungen, die uni den vollen, ungeteilten Besitz der Kultur, des Schulwesens, folg­lich auch um die Leitung und Beeinflussung der Universitäten kämpfen: die demokratische, die nationalistische und die wirtschaftlich-technische

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