Pester Lloyd - esti kiadás, 1937. december (84. évfolyam, 273-297. szám)

1937-12-01 / 273. szám

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Haosenstein A '• Oßiei. inni „ajoold, lullus Leopold, Magier Hlr­­iiridi, tjJolf (osto - -3,. Julius lenzer Inverlangte Manuskripte werden wedei Jlbewahrt, noch rurücltgesiellt. Briete ohne Rückporto nichi neaniworiet. Otferten und (Jokumenie nur in Ab­schrift beizulegen. Für Beilagen ehi' die Administration iede Verantwortung ab Redaktion, Administration und Druckerei VI. Eötvös-ucca 13 Telephon: 112—260. 84. Jahrgang. Budapest, Mittwoch, 1. Dezember 1937. Nr. 273 Die Ergebnisse von London: Aufrollung des Kolonialproblems. England, Frankreich und Mitteleuropa. Günstige Kommentare in Paris. — Für die Einbeziehung Italiens und sonstiger interessierter Mächte in die Verhandlungen. — London gegen die Hinzuziehung Rußlands. — Berlin gegen die Verknüpfung des Kolonial­problems mit einer Gesamtregelung. — Fortsetzung der europäischen Gespräche auf diplomatischem Wege. Budapest, 1. Dezember. Nach den heutigen Kommentaren der eng­lischen, französischen und deutschen Presse entfalten sich die Resultate der Londoner Bera­tungen in immer klareren Umrissen. Nach einmü­tiger Feststellung sowohl der Londoner als auch der Pariser Blätter — und zwar ohne Unter­schied der Parteischattierungen — wird als wichtigstes Ergebnis der Londoner Reise Chau­­temps und Delbos die Festigung der Achse London—Paris angesehen. Fast alle Kommentare weisen auch auf den wichtigen Umsland hin, daß die Kolonialfrage aus dem Bereich mehr akademi­scher Diskussionen in den Umkreis der praktischen Politik gerückt ist. Die englischen und französischen Blätter betonen dabei vor allem, daß diese Frage nunmehr mit allen interessierten Mächten besprochen werden müsse und daß sich an kolonialen Kon­zessionen zugunsten Deutschlands sämtliche Kolo­nialmächte beteiligen müssen. Bemerkenswert ist, daß sich auch das Organ der französischen Soziali­sten für solche Konzessionen zugunsten Deutschlands ausspricht, und da eine Neuverteilung der Kolonial­­mandate schon eine längst vertretene Forderung der englischen Arbeiterpartei ist, kann man wohl sagen, daß die Wiederaufrollung der Kolonialfrage mit ein­mütiger Zustimmung aller Regierungen und Parteien der Achse London—Paris erfolgt. Nicht so klar ist die Rolle, die die mitteleuro­päische Frage in den Diskussionen der französischen und der englischen Staatsmänner gespielt hat. Das Schlußkommunique betonte zwar das gemeinsame Interesse der beiden Mächte an der Aufrechterhal­tung friedlicher Zustände in diesem Teile Europas und der diplomatische Korrespondent der Londo­ner Times, der über die Ansichten des Foreign Office stets wohlinfomiiert zu sein pflegt, fügte dem noch hinzu, daß die Gemeinsamkeit der Interessen nicht nur auf die. Länder zu beziehen sei, die Delbos auf seiner bevorstehenden Reise berühren wird, sondern auch auf Österreich und Ungarn. Auch die sonsti­gen Kommentare der Londoner Gespräche lassen keine andere Schlußfolgerung zu. Aber die äußerst nervöse Reaktion der tschechischen Presse auf einen Leitartikel der Times, der beim Auftakt der Verhand­lungen erschienen ist, deuten doch darauf hin, daß bei aller Einmütigkeit, die zwischen der englischen und der französischen Regierung besteht, die öffent­liche Meinung dieser Länder schon zu manchen mitteleuropäischen Fragen eine selbständige Haltung einnimmt, namentlich in England, wo ein Teil der öffentlichen Meinung auf eine gerechtere Behand­lung der Minderheiten der Tschecho-Slowakei drängt. Die Times wirft im erwähnten Artikel die Frage auf, ob der Wille zur Aufrechterhaltung des europäischen Status, wie ihn der Friede von Versailles geschaffen hat, Bestrebungen ausschließe, diesen Vertrag durch friedliche Verständigung zu verbessern? Trägt denn die Tschecho-Slowakei — so fragt die Times — für den gegenwärtigen Stand der Dinge überhaupt keine Ver­antwortlichkeit, nur weil die Westmächte mit ihrem Gewicht jederzeit gegen jeden Angriff vorzugehen geneigt sind, und ist sie überhaupt nicht verpflichtet die Bedingungen zu diskutieren, unter denen der Status der großen deutschen Minderheit in gemen­­samer Verständigung mit guten Relationen zum Deutschen Reich in Einklang gebracht werden könnte? Wer würde nicht sehen, wer die Zusammen­setzung des tschechoslowakischen Staates und die Gestalt seiner Grenzen betrachtet, daß der gute Wille Deutschlands wesentlich für die tschechoslowakische Sicherheit ist? All das sind heikle Fragen und man wundert | sich nicht, wenn man in Prag auf diesen Ton auf- Í horchte. Jedenfalls bleibt abzuwarten, ob es in die j Öffentlichkeit sickert, wieviel in London von dem hier berührten Gesprächsstoff wirklich mit allgemei­nem Konsens durchberaten werden konnte. Die mitteleuropäische Frage in den Londoner Beratungen. Prag, 1. Dezember. (MTI) Prágai Magyar Hírlap schreibt: Das Auf­sehen, das der Times-Artikel hervorgerufen hat, ist verständlich, unverständlich ist aber die Hysterie, mit der die Prager Blätter darauf reagieren. Sie schreiben in einer Tonart von den Times, wie sie von den deutschen, italienischen, japanischen oder polnischen Blättern zu schreiben gewohnt waren, von denen sie verkündeten, man dürfe sie nicht ernst nehmen. Darf man also niemanden mehr ernst | nelbmen, selbst die Times nicht, wenn er anders zu sprechen sich unterfängt, als einige an der Spitze marschierende Prager Fanfarenbläser oder aber die anderen von ihrer Einscftigkeil hinlänglich bekann­ten ausländischen Blätter? Als seinerzeit Daily Mail und einige andere englische Blätter gegenüber den Ansichten der Prager Regierung ein Sondervotum einlegten, erklärten einige tschechische und slowa­kische Blätter im Tone ironischer Schmähungen, diese Blätter seien unbedeutend, dabei vergaßen sie aiber, daß Masaryk seinerzeit in seinem Buche „Die Weltrevolution“ die Gewinnung der Northcliffe-Presse als eines der entscheidendsten Ergebnisse des tsche­­j clio-slowakischen Staatsaufbaues bezeichnet hat. Die ! Lage ist heute derart, daß Westeuropa zwei Jahr­zehnte hindurch das freie Jagdrevier der von Prag kommenden Meldungen gewesen ist und seit den Denkschriften über die Friedensverhandlungen hat Prag Paris und London mit seinen Nachrichten infor­miert, und jetzt schreiben diese Blätter dennoch an­ders, als es manche in Prag wahrhaben wollten. London, 1. Dezember. (MTI) Der diplomatische Korrespondent von Daily Telegraph will erfahren haben, daß Chamber­lain mit den französischen Ministem darin einig sei, daß Delbos alles mögliche unternehmen müsse, um in den von ihm zu besuchenden mitteleuropäischen j und Balkanstaaten neuen Mut und neues Vertrauen zu verbreiten. Delbos könne diese Staaten beruhigen, daß England an der Aufrechterhaltung des Friedens in diesem Teile des Kontinents nicht weniger inter­­! essiert sei als Frankreich, er müsse aber auch gleich­­| zeitig die in London sich festigende Ansicht ver­­! dolmetschen, daß man in diesen Ländern, gestärkt durch die vorgenannten Sicherheiten, alles mögliche unternehmen müsse, um in den betreffenden Gebieten international anfechtbare Gravamina auszumerzen. London, 1. Dezember. (MTI) Aus französischen Kreisen erfährt der diplomatische Korrespondent der Times, daß der Passus in dem Kommuniqué über die englisch-fran­zösischen Besprechungen, wonach beide Regierungen gemeinsam an der Aufrechterhaltung des Friedens in Mittel- und Osteuropa interessiert seien, sich nicht lediglich auf die vier Länder beziehe, die der fran­zösische Außenminister in nächster Zeit besuchen wolle, sondern auf sämtliche kleinen Staaten in Mittel- und Osteuropa, also auch auf Ungarn und Österreich. Das Blatt betont im Leitartikel, der das Kom­munique kommentiert, daß die Aufrechterhaltung des Friedens in Mittel- und Osteuropa ebenso wie irgendwo anders positive Opfer erfordere, die nicht ausschließlich in den Kompetenzbereich von Eng­land und Frankreich fallen. Paris. 1. Dezember. (MTI) Im Zusammenhang mit dem Londoner Kommuniqué stellt Le Petit Párisién fest, daß Eng­land und Frankreich nicht dulden, daß das Gleich­gewicht durch gewalttätige Mittel gestört werde, son­dern jedes Experiment verurteilen, daß sich mit der Aufreizung zu inneren Unruhen gegen einzelne Staaten, z. B. die Tschecho-Slowakei oder Öster­reich wende. Le Matin hebt hervor, daß die Aufrechterhal­tung der friedlichen Bedingungen in Mitteleuropa natürlich nicht vom guten Willen eines, sondern aller Staaten abhänge. Delbos werde auf seiner Mitteleuropareise gewiß dahin zu wirken versuchen, daß der Geist der Versöhnlichkeit eine Stärkung erfährt. London: Das Kolonialproblem akut geworden. Stärkung der Achse London—Paris. London, 1. Dezember. über die englisch-französischen Gespräche ver­öffentlichen die Blätter heute ausführlche Meldun­gen und Vermutungen, die im großen und ganzen aber nur wenig über das hinausgehen, was gestern amtlich und halbamtlich über die Besprechungen be­kannt geworden ist. Dabei wird einerseits immer wieder die Stärkung der Achse London—Paris unter­strichen, während andererseits überall mit großem Nachdruck betont wird, daß nunmehr die Kolonial­frage in den Vordergrund gerückt und aus den rein theoretischen Erwägungen zu einer akuten politi­schen Frage geworden sei, wobei mehrere Blätter mit Daily Telegraph an der Spitze andeuten, daß diese Entwicklung in erster Linie das Ergebnis der Deutschland-Reise des Lord Halifax sei. Der Bericht von Lord Halifax, schreibt Daily Telegraph, habe nicht die geringsten Zweifel mehr daran gelassen, daß Deutschland Anspruch auf aus­gedehnten Kolonialbesitz in Afrika erhebe. So aus­gedehnt seien diese Ansprüche, daß die französischen Minister erstaunt gewesen seien. Weiter unterstreicht Daily Telegraph, wie auch die übrigen Blätter, die zwischen England und Frankreich herrschende Har­monie, wobei das genannte Blatt schreibt, daß diese Harmonie, gepaart mit der zielbewußten Haltung des Ministerpräsidenten Chamberlain, bei den französi­schen Ministern den allerbesten Eindruck hinter­lassen habe, zumal die Besucher durch gewisse Pressemeldungen in den Glauben versetzt worden seien, daß die englischen Regierungskreise e'ne Ten­denz zur Schwäche gegenüber vielen wesentlichen Punkten zeigen würden. Alle diese Befürchtungen seien durch den Verlauf der Gespräche zerstreut wor­den, und die enge Gemeinschaft zwischen den beiden Staaten sei das vornehmste Ergebnis der Besprechun­gen gewesen. Alle diese Feststellungen finden sich in einem Bericht des diplomatischen Mitarbeiters des Blattes, das daneben auch in einem Leitartikel zu den Ereignissen Stellung nimmt. Dabei unterstreicht das Blatt wieder die Bedeutung der deutschen Kolo­nialforderungen für die weitere Entwicklung. Hie Unterhaltungen in Berlin, schreibt Daily Telegraph, haben dazu beigetragen, die Frage zu klären. Sie haben zugleich aber auch einige der wildesten Illusio­nen aus dem Wege geräumt. Bisher sei jedoch nichts geschehen, \/as die Hoffnung auf eine befriedigende Lösung verachtet habe. Im Gegen Lei. die Londoner Gespräche haben es der englischen Regierung sehr viel leichter gemacht, weitere Schritte zu unterneh­men. ohne dadurch Argwohn und Mißtrauen zu er­wecken. Über diese weiteren Schritte weiß Daily Expreß zu melden, daß die englische Regierung nunmehr so­fort an die in der Kolonialfrage interessierten Glied­staaten, sowie an Belgien heranlreten werde. Nach Abschluß dieses Meinungsaustausches werde die eng­lische Regierung Deutschland sofort bestimmte Vor­schläge unterbreiten. Daily Mail meldet zu diesem Thema weiter, daß England sich auch, ohne die geringste Zeit zu ver­lieren, mit Italien in Verbindung setzen werde, um zu versuchen, eine Lösung der Mittelmeerfrage zu er­reichen und gleichzeitig die alten herzlichen Be­ziehungen zwischen Italien, England und Frankreich wiederherzustellen. Alle diese Schritte — so wird übereinstimmend betont — würden durch die üblichen diplomatischen Kanäle erfolgen. Irgendwelche konkrete Verhandlun­gen seien, zumindest für die nächste Zukunft, nicht in Aussicht genommen. In ähnlicher Weise äußern sich die Times, die betonen, daß die Kolonialfrage zum erstenmal von denjenigen diskutiert worden sei, die sie angehe. In den letzten Jahren habe es so viel Gelegenheiten ge­geben, um alle diese Probleme, die in den letzten

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