Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. február (85. évfolyam, 25-47. szám)
1938-02-01 / 25. szám
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Blau, Boros, Braun, löset Erdős, Hsrsänyl, Hassenstein & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magyar Hlrdetöiroda, Rudolf Mosse A.-Q., Julius lenzer. Vnverlanffte Uanuehripte werden weder auf bewahrt, noch zurückgeetellt Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet. Offerten sind Dokumente nur In Abschrift beizulegen. Für Beilagen lehnt die Administration jede Verantwortung ab. Redaktion, Administration und Druckerei VL Eötvös-ucca 12. Telephon: 112—350. — .mm^rnrn — FESTER LLOYD ABENDBLATT 85. Jahrgang:. Budapest, Dienstag, 1, Februar 1938. Nr. 25 Auslandschau. — 1. Februar — Die Debatte über die VölKerbundreform. Über die gestrige Sitzung des 28er Ausschlusses des Völkerbundes erhalten wir von unserer Genfer Korrespondentin folgenden telephonischen Bericht: Im Reformausschusse erklangen gestern mehrere bedeutsame Erklärungen, die dem Sanktionsproblem und der Universalität des Völkerbundes gewidmet waren. Der Deklaration des schweizerischen Delegierten sind Verhandlungen zwischen Bundesrat Motta und Delbos und Eden vorausgegangen. Die Außenminister der Westmächte brachten der schweizerischen 'Forderung zur Wiedererlangung der bedingungslosen Neutralität Verständnis entgegen, legten aber zugleich ihrem schweizerischen Kollegen im Kampfe gegen Artikel 16 Zurückhaltung nahe. Praktisch kommt es der Schweiz in erster Reihe darauf an, daß sie durch die Herstellung ihrer Vorkricgsneutralität in keinerlei kollektive Aktion des Völkerbundes einbezogen werde und daß sie überhaupt in den Augen keiner Mächtegruppe als potentieller Gegner gelte. Die grundsätzliche Ablehnung des Samktiomsartikels durch die Schweiz rührt von ihrer Auffassung her, daß der Völkerbund niemals universell sein könne, solange der Sanktionsartikel mit seinen automatischen Verpflichtungen zurechit bestehe. Von diesem Gesichtspunkte aus gesehen, kann der Schweiz das Recht, ihrer eigenen Auffassung vor den zuständigen Völkerbundorganen wie jedes andere Land Ausdruck zu verleihen, nicht abgestritten werden. In viel beachteten logisch einwandfrei aufgebauten Erklärungen wiesen die Vertreter Schwedens und der Niederlande auf den engen Zusammenhang zwischen Universalität und Sanktionen hin. Sie lehnen das Prinzip der kollektiven Sicherheit und den Zwang als Mittel zur Aufrechterhaltung der internationalen Ordnung grundsätzlich nicht ab, sind aber der Überzeugung, daß heute der Völkerbund nicht in der Lage sei, kollektiv vorzugehen. Dementsprechend wünschen 6ie, daß die de facto bereits als fakultativ angesehenen Sanktionsverpflichtungen auch formell für fakultativ erklärt werden. Beide Redner ließen sehr deutlich erkennen, daß ihre Länder ein zweitesmal nicht geneigt wären, eine Versuchspolitik der Großmächte mitzumachen, olme hinreichende Garantien gegen die Rückwirkungen einer solchen Politik zu erhalten. Die Verantwortung für das Scheitern des kollektiven Systems wurde von ihnen unverblümt den Westmächten zugeschrieben. Österreich, das Mitglied des Reformausschusses ist, erachtet den gegenwärtigen Augenblick für eine eingehende Diskussion der Völkerbundprobleme für ungeeignet. In ähnlichem Sinne äußerte sich der Vertreter Polens, der aber die durch den polnischen Außenminister bereits vorgebrachte Notwendigkeit betonte, daß die Mitgliedstaaten über ihre verantwortungsvolle Souveränität entscheiden. Auch er lehnte die automatische Anwendung der Paktartikel ab. Im Namen der Tschceho-Slowakei verteidigte der Pariser Gesandte Ossuskg die These, daß die internationale Ordnung den ewigen Werten und nicht den vorübergehenden Erscheinungen des Lebens Rechnung tragen müsse. Gegen diese These ist nichts einzuwenden, denn der hervorragende tschechische Diplomat kann die ständige Evolution als einen der ewigen Faktoren des internationalen Lebens übersehen haben. Auch seine Warnung vor überflüssigem Formalismus und seine Versicherung, den Thesen aller Mitgliedstaaten Verständnis, „die Grundlage der Vorsicht und der Weisheit“, entgegenzubringen, kann nur begrüßt werden. Die Debatte im Reformausschuß wird Dienstag mit den französischen, englischen und russischen Erklärungen fortgesetzt. Über die Kommentare der Pariser Presse liegt uns heute folgender telegraphischer Bericht vor: Paris, 1. Februar. (Inf.) Die Morgenblätter kommentieren eingehend die gestrige Debatte im 28er Ausschuß in Genf. In großen Überschriften weisen sie ihre Leser darauf hin, daß in der Montagsitzung die Offensive gegen Artikel 16 des Völkerbundpaktes von einer Reihe von Staaten geführt worden sei. Zwei Ereignisse haben die französischen Kreise besonsonders beeindruckt, erstens die Haltung des Österreichischen Delegierten und zweitens die Forderung der Schweiz, UH totalen Neutralität zurückzukehren. Die nationalistische Époque schreibt, das große Ereignis sei die Erklärung des österreichischen Delegierten gewesen, weder an der Debatte noch an der Abstimmung teilnehmen zu wallen. Diese Haltung sei um so bemerkenswerter, als sie sich nur wenige Zeit nach der Budapester Konferenz kundtat, in deren Verlauf Gerüchte verbreitet waren, daß gewisse Bestrebungen im Gange seien, Österreich und Ungarn zum Austritt aus dem Völkerbund zu überreden. Vielleicht sei die heutige österreichische Zurückhaltung mit den jüngsten Ereignissen in Wien zu erklären. Das völkerbundfreundliche Oeuvre, das im übrigen feststellt, daß der Montag ein schwarzer Tag für den Völkerbund gewesen sei, mißt der Erklärung des österreichischen Delegierten ebenfalls die größte Bedeutung bei. Das Blatt will aus den Worten des Delegierten herauslesen können, dieser habe zu verstehen gegeben, daß er eigentlich doch gern abstimmen würde. Le Journal schreibt, die Haltung des österreichischen Delegierten sei charakteristisch für einen kleinen Staat, für den die Unterstützung Englands und Frankreichs unerläßlich sei. Dies beweise, daß in Genf nicht nur Worte gefallen seien, sondern daß man auch Taten beigewohnt habe. Zur Rode des schweizerischen Delegierten Georget stellt Le Matin fest, daß seine Rede ihre Wirkung nicht verfehlt habe, während die nationalistische Époque schreibt, man könne zur Not die Haltung der Schweiz verstehen. Da die Neutralität dieses Landes immer anerkannt worden sei, schreibt das völkerbundfreundliche Oeuvre, sei eis überflüssig gewesen, daß der Schweizer Delegierte derartige heftige Angriffe gegen den Völkerbund geführt habe. Der sozialistische Populaire erklärt, daß die Schweiz eine „skandalöse“ Haltung eingenommen habe. Singapore. Am südlichstefo Punkt aer nainifisei Malakka liegt die kleine Insel von einer Ausdehnung von etwa vierhundert Quadratkilometer, die heute der Schauplatz eines großen militärischen Schauspiels ist. 27 Kriegsschiffe, 100 Flugzeuge und 10.000 Soldaten nehmen an den Manövern teil, die vom 2. bis 5. Februar in Singapore stattfinden. Singapore ist der ständige Stützpunkt der fernöstlichen britischen Flotte und Luftstreitkräfte. Die Übungen in diesem Jahre verdienen jedoch besondere Aufmerksamkeit. Der Anlaß ist die Fertigstellung der Befestigungsarbeiten am Kriegshafen. An den Übungen nehmen auch Einheiten der Kaiserlich Indischen Flotte und Unterseeboote aus dem China-Geschwader der britischen Marine teil. Die Luftflotte ist mit Geschwadern aus Indien und Irak verstärkt. Zum ersten Male ertönen die schweren Geschütze und Flugabwehrkanonen von Singapore. Eine besondere Note erhält dieses Manöver ferner dadurch, daß dreitausend Meilen nördlich das Spiel mit Flugzeugen, Bomben und Kanonen bitterer Ernst ist, dem täglich Tausende von Menschenleben zum Opfer fallen. Der Ausbau von Singapore als wichtigster Stützpunkt britischer Wehrkräfte im Fernen Osten begann 1923. Binnen 15 Jahren wurden hiefür etwa 20 Millionen Pfund aufgewendet. Der geistige Urheber des Planes war Admiral Beatty. Der Weltkrieg hat ihn gelehrt, daß die Sicherung der Zusammenarbeit zwischen den Ländern des Imperiums die wichtigste Aufgabe der englischen Seemacht sei. Der Satz, daß die Sicherheit des britischen Weltreiches auf der Ungestörtheit seiner Verbindungswege beruht, ist ein Gemeinplatz. Dennoch ist die absolute Kontrolle dieser Verbindungsstraßen die Hauptaufgabe der Reichsverteidigung. Diese stellt die Notwendigkeit von Flottenstützpunkten, wo Kriegsschiffe nicht nur über Brennstoffreserven verfügen, sondern auch repariert, gebaut, ausgerüstet und vor feindlichen Angriffen sichergestellt werden können. Der Schwerpunkt der britischen Flotte verschob sich nach dem Weltkriege vom Westen nach dem Osten. (War doch früher die kaiserliche deutsche Flotte der Maßsfcab für den Ausbau der englischen Seemacht.) Das Washingtoner Flottenabkommen von 1925 bestimmte das Verhältnis von 5:5:3 für die Schlachtschiffe Großbritanniens, der Vereinigten Staaten und Japans. Da die britische und amerikanische Flotte für den Schutz des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans bestimmt sind, entwickelte sich die japanische Flotte in der Folge zur vorherrschenden Seemacht im Pazifischen Ozean. Auch dies war ein Grund für das Werk von Singapur. Man bemängelte vielfach die Wahl Singapores an Stelle von Hongkong. Der Krieg im Fernen Osten rechtfertigt jetzt die getroffene Wahl. Die Sicherheit des Hinterlandes ist Grundbedingung für jede Flottenstation. Im Falle eines japanisch-engli sehen Konflikts wäre Hongkong wertlos mit einem von Japan beherrschten China als Hinterland, genau so wie Gibraltar nur in Nachbarschaft eines befreundeten Spanien seine Aufgabe als Schlüssel des Mittelmeeres erfüllen kann. Singapore hat die britische Besitzung Straits Settlements als Hinterland; westlich liegt die niederländische Kolonie Sumatra und östlich die Insel Borneo, deren nördliches Gebiet unter britischem Protekorate steht. Singapore, dessen Hafen dank seiner verbindenden Lage zwischen Europa und Indien einerseits, und niederländisch Indien, Australien und dem Fernen Osten andererseits zu den größten Hafenanlagen der Welt zählte, gewann an Bedeutung durch den Ausbau des Flugverkehrs zwischen England und Australien. Zweimal wöchentlich halten dort die Postflugzeuge der Imperial Airways, die die Strecke von Australien nach dem Mutterlande innerhalb von acht Tagen zurücklegen. Die Befestigung von Singapore erweckte kein freundliches Echo in Japan. Die englische Presse wies de japanische Empfindlichkeit mit der Motivierung zurück, daß die Entfernung von Singapore nach Jokohama ungefähr der Strecke Plymouth— New York entspräche. Diese geographische Tatsache zeugt dafür, daß Singapore nicht der Ausgangspunkt eines britischen Angriffes sein kann, sondern ein Stützpunkt für die Verteidigung der Seewege innerhalb des Imperiums. Es ist ein Gl ed der Kette britischer Flottenstützpunkte, wie Gibraltar, Malta, Zypern, der Suez und Aden. An der Flottenschau zur Einweihung der Festung nehmen auch drei amerikan sehe Kreuzer teil. Die englische Presse begrüßt mit ungeteiltem Wohlwollen diese Geste der Freundschaft. Vorher besuchten die amerikanischen Kriegsschiffe Australien anläßlich der Festlichkeiten zum 150jährgen Gründungsjubiläum. Diese Geste soll die Solidarität der beiden angelsächsischen Weltmächte im Pazifik bekunden. Auch der eingefleischteste britische Imperial st würde heute keine Bedenken mehr gegen die amerikanische Flottenparität erheben. Im Gegenteil, die japanische Suprematie im Pazifik kann nur das Zusammenwirken der beden angelsächsischen Großmächte ausgleichen. Die beiden Flotten sind aufeinander nicht nur auf Grund der Kräfteverhältnisse, sondern auch strategisch angewiesen. Die Philippinischen Inseln wären im Falle eines Versagens von Hongkong der natürliche Schutzwall eines japanischen Seeangriffes gegen Australien. Andererseits kann die Festung von Singapore der amerikanischen Flotte wertvolle Dienste leisten, falls Manila als Stützpunkt versagen sollte. Weder England noch Amerika wünschen eine kriegerische Auseinandersetzung mit Japan. Es ist zu hoffen, daß die Führer Japans derselbe Geist beseelt. Dennoch ist es Tatsache, daß Japan eine kriegerische Verwicklung mit einem der beiden angelsächsischen Mächte eher in Erwägung ziehen könnte, als eine Auseinandersetzung mit einer englisch-amerikanischen Entente. Deshalb wird diese Geste des Zusammengehens von Großbritannien und den Vereinigten Staaten im Fernen Osten ebenso wie der Ausbau des Flottenstützpunktes Singapore als eine Gewähr für den Frieden im Pazifischen Ozean von der englischen Presse begrüßt. DEUTSCHLAND. Gegen die Pariser Ausstellung des Thaelmann-Ausschusses „Fünf Jahre Hitler-Regime“. . Berlin, 31. Januar. (Inf.) Die Presse wendet sich mit einmütiger Schärfe gegen die Veranstalter einer Ausstellung in Paris, die unter dem Titel „Fünf Jahre Hitler-Regime“ von dem sogenannten Thüelmann-Ausschuß organisiert wurde. Das Berliner Tageblatt setllt die Frage: Hat die gegenwärtige neue Regierung Chautemps schon nicht mehr die Macht, einem Kurs zu wehren, der den zerstörerischen Interessen Moskaus und ihnen ausschließlich dient, im klaren Gegensatz zu dem Wollen und Hoffen so vieler vernünftiger, klarsichtiger Franzosen, nicht zuletzt der ehemaligen Frontkämpfer selbst, die bed ihren vielfachen Besuchen in Deutschland klar den hier herrschenden Geist freundwilligen Entgegekommens erkannten und ihm Bedeutung gaben? Der Angriff spricht von einer infamen Herausforderung Deutschlands durch die Hetzausstellung in Paris und erklärt: Wir glauben überzeugt sein zu dürfen, daß das französische Volk in seiner Gesamtheit in dieser neuen Hetzkampagne, die die Ausgeburt der Emigrantenhirne .darstellt, nchts zu tun hat,