Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. március (85. évfolyam, 48-72. szám)

1938-03-01 / 48. szám

• .'^oS’tsTi * / 1/ PREIS 16 FILLER (T 1938 MXR w Bezugspreise. l| * Jf K * 0 / Anzeigenannahme. Inlandt ^ h, BudipMt in der Administration den Morgen-und Abendblatt: Vierteiiälirlich M 1 J ■&. , / H ,X t ,M , i ■ - 1 Pea^r Lloyd und in den Anxeigevermitt-18 P, monatlich 6.ao P. Nur Morgen- .pf- i £ 1 <4 ® ? ; : A j í I jungen AI« Alexander Balogh, I. b'.att:Vierte!jährlich UP, monatlich 4P. ___ ____________________________________SU _________ ^ Biookoer I. 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Das Blatt Hjg IwH J§ BL flf HB BQ M MH RR] | |H M BR J3 «K JV HB HE SS kann durch sämtliche ausländischen J|L HUH uÉKism WM BHbwH IBHfflfll mm HflH Offerten sind Dokumente nur In Ab-Postämter bezogen werden; in Wien flBBH BHBB^H ^HHfl schritt beizulegen. Für Beilagen lehnt die auch durch Mo awa& Co. I. Wollzeile 11. Administration Jede Verantwortung ab. Einzelnummer t Bedaktlon, Admlnistratio« » MORGEN HTi ATT B und Druckerel Ä^^'^or^enS^nVwoch'et JIlUÄUIiil UUJX± X O EBtvds-uccai3. tagen 8°Ag^b,£tt^otSr 40 °r-_______________________________________________________________________________________________________Telephon, 112-350. 85. Jahrgang*. Budapest, Dienstag, 1. März 1938. Nr. 48 Die feminine Masse. Budapest, 28. Februar. In seinem geistvollen Wiener Vortrag befaßte sieh Nikolaus v. Kozma mit den Beziehungen der Propaganda und der neuzeitlichen Masse. In schein­barem Gegensatz zu dem großen spanischen Philo­sophen Ortega y Gasset, der die aktive Masse, die gewaltsame Masse, die Masse der direkten Aktion beschrieb, befaßte er sich mit der passivenMasse, mit der Masse als bloßem Gegenstand, der Propaganda. In äußerst sinnfälligen Symbolen charakterisierte er dies wehrlose Objekt des immer mehr zentralisierten und monopolisierten Propagandabetridbs als femi­nin, weil die Propaganda naturgemäß in erster Linie an die Gefühls- und Willensimpulse der Masse appelliert, also in einem gewissen Sinne die Manin- Weib-Beziehung zwischen dem Propagandisten und seinem Objekt herstellt. In ebenso stringenter wie konkreter logischer Ableitung wies Kozma in seinem Vortrage auf die großen Gefahren hin, die in dieser gefühlsbetonten Beziehung liegen und warf dann die Frage auf: „Ist es gestattet, die Masse bis zu einem beliebigen Grade und in beliebiger Richtung gefühlsmäßig zu beeinflussen?“ Und seine Antwort klingt in einem entschiedenen „Nein“ aus. Er ap­pelliert an die Kräfte des Verstandes als auf ein Ge­gengewicht des bloßen Gefühls, das propagandi­stisch allein angewendet, in ein Überlizitieren, in Radikalisierungstendenzen, ja in Hysterie ausarten muß. Erziehung der Masse im Zeichen des Intellekts — so lautet die Forderung Kozmas gegenüber den Gefahren der modernen Propaganda. In der Tat kön­nen wir ihm dankbar sein, dieses Wort aus­gesprochen zu haben, gerade von dem geistigen Standorte aus, auf dem er sich befindet. Gerade vom Leiter einer der mächtigsten Nachrichtenorganisatio­nen unseres Landes müßten das Wesen und, die Grenzen der Propaganda kritisch aufgezeigt werden. Eine von dialektischen Leidenschaften besessene Zeit verfällt allzu leicht von einem Extrem in das andere und nachdem sie ein Jahrzehnt lang den Verstand zu seinem Götzen erhoben hatte, möchte sie sich nun ihren Gefühlen und voluntaristischen Impulsen allein überlassen. Welch ein femininer Einschlag in der Tat schon in diesen gegensätzlichen, hysteri­schen Schwankungen! Aber die Hysterie der Masse ist nicht ihr einzi­ger femininer Charakterzug. Im Vorträge Nikolaus v. Kozmas kam ein Hinweis auf das psychophysische Gesetz vor, wonach je stärker ein Reiz ist, um so größer die Steigerung des Reizes sein muß, damit die Empfindung um einen Grad stärker werde. Auch die feminine Masse lechzt nach immer stärkeren Sinnes­eindrücken, nach immer stärkeren „Coups“ der Ge­fühlspropaganda, um wirklich aufgerüttelt und in Ekstase versetzt zu werden. Es gibt Ausbrüche der Massenteidenschaften, die durch rationelle Deutun­gen einfach unerklärlich sind, die nur aus diesem mussenpsychologischen Gesetz der sich steigernden Gefühlsspannungen verstanden werden können. Ein Beispiel mag diese etwas abstrakten Aus­führungen beleuchten. Wer das Temperament und die Anschauungen des Wiener Volkes und nament­lich der Wiener Arbeiterschaft kannte, sah sich im Juli 1927, als das Justizpalais in Brand gesteckt wurde, geradezu vor ein Rätsel gestellt. Was ging in der Seele dieser disziplinierten, vorbildlich organisier­ten, intellektuell hochstehenden Masse vor, als sie sich zum brutalen, hysterischen Ausbruch revolutio­närer Leidenschaft hinreißen ließ? Die Aufwallung war ja völlig sinnlos, die Masse begnügte sich mit dem grausigen Bild des Flammenmeeres und die Flut der Leidenschaft war so rasch abgeebbt, wie sie ge­kommen war. Der Schlüssel der Erklärung kann in der Wiener sozialdemokratischen Propaganda ge­funden werden. Diese bediente sich — wenngleich sie dauernd auch an Verstahdesmotive appellierte —­­mit der gleichen Intensität auch einer revolutionären Phraseologie, die inmitten der damaligen friedlichen Zustände Österreichs nur den Sinn hätte, der kom­munistischen Opposition den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Masse nahm indessen die revolutionären Drohungen ernst und forderte eine immer kraft­vollere Phraseologie der Propaganda. Diese kam je­doch, da sie gar keine Beziehung zur friedlichen, durchaus revolutionslasen Realität hatte, sehr bald bei einem Grad der Sättigung an, in der die Worte arme Belluca in der Tat. Beschränkt zwischen den vier Wänden seiner Buchhaltung; den ganzen Tag nichts anderes im Kopf als offene, einfache, dop­pelte und stornierte Posten, Aus- und Einzahlungen, Hauptbücher, Kontoauszüge, Strazzen usw. Ein wandelnder Aktenschrank oder noch besser: ein alter Esel, der jahraus, jahrein, still und geduldig seinen Karren im gleichen Trott die gleiche Straße zog; mit großen Scheuklappen vor den Augen. Der plötzliche Umschwung in seinem Innern ließ sich nur als Folge einer plötzlichen Geistes­störung erklären. Um so mehr, als er die Zurecht­weisung am Abend vorher mit Recht verdiente und sein Vorgesetzter allen Grund hatte, ihn zu tadeln. Er war morgens mit ganz verändertem Gesichts­ausdruck im Bureau erschienen und zudem über eine halbe Stunde zu spät gekommen. Ein ganz un­gewöhnliches Ereignis, das sich — nun, wie soll ich sagen? — gleichsam nur mit einem Bergsturz ver­gleichen ließ. Es war, als habe sich sein Blick über Nacht geweitet, als seien die Scheuklappen ganz plötzlich von seinen Augen gefallen, als sei ihm das Schau­spiel des Lebens rundum plötzlich aufgegangen. Es war, als habe er auf einmal die Ohren aufgemacht und höre nun zum ersten Male ganz fremde Stim­men und Töne. So war er morgens fröhlich im Bureau erschienen. Ja, voll ungewohnter und verwirrender Lustigkeit. Und dann hatte er den ganzen Tag lang nichts getan. Als der Chef abends in sein Zimmer trat, um die Bücher zu prüfen, war er höchst er­staunt. „Nicht möglich! Was hast du denn heute den ganzen Tag getan?“ Belluca sah ihn lächelnd, ja fast herausfordernd an und zuckte die Achseln. „Was soll das heißen?“ rief sein Chef, auf ihn zutretend und ihn bei den Schultern schüttelnd. „He — Belluca! Was bedeutet das?“ „0 — nichts--------“ erwiderte Belluca, noch immer das dummdreiste Lächeln auf den Lippen. „Gar nichts, Herr Direktor! Der Zug-------“ nur mehr durch Taten gesteigert werden konnten. So übersteigerte sich hier das Maissemgefübl zur hysteri­schen Tat, zu einem konvulsiven Ausbruch, der auf der Linie der rationellen Entwicklung zur Ge­burtsstunde manch verhängnisvoller Tendenzen der österreichischen Politik geworden ist. Wir haben dieses Beispiel etwas näher ins Auge gefaßt, um an ihm die Gefahren der gefühlsbetonten Propaganda, die in hysterische Taten mündet, klar zu machen. Man hätte freilich gar nicht so weit zurückzugreifen brauchen, um ein solches Beispiel zu finden, ist doch unsere Gegenwart voller Exempel der Folgen der Gefüblspropagaiida. Allerdings haben die neueren Propagandisten des Gefühls, die Anbeter des Irrationalen, gelernt, daß man eine solche Pro­paganda nicht allzu lange theoretisch betreiben kann, ohne daß den voluntaristischen Worten auch entsprechende Taten folgen. Weder eine revolu­tionäre, noch eine kriegerische Propaganda ist auf die Dauer ohne verhängnisvolle Folgen denkbar. Stets erzeugt die Übersteigerung der Gefühle und des Willens das Bedürfnis nach immer stärkeren Ein­drücken, bis sehr bald ein Grad der Sättigung er­reicht ist, der nur durch die Tat weiter gesteigert werden kann. Da schlägt die Propaganda für die Tat in die Propaganda der Tat um. In dieser Mapn-Weib-Beziehung der gefühls­betonten Propaganda kann also der Propagandist nicht sehr lange Herr seiner Entschlüsse, Meister und Führer der Masse bleiben. Das Pferd, das er ständig mit den Sporen der Exaltation bearbeitet, reißt aus. Wie kann er wieder fest im Sattel sitzen, wie wird er Herr über die Hysterie der Massen­­gefühle? Bei diesem Punkte ergibt sieb die Notwendig­keit, als Gegengewicht und Ergänzung der Pro­paganda sieb an die tieferen und dauerhafteren Wir­kungen der Erziehung zu wenden. Mit Recht appelliert Nikolaus v. Kozma gegen­über der weiblichen Masse an die männliche Mission der Erziehung, der wahren Führung, der festen An­leitung. Diese Arbeit mag wohl mühevoller, härter, verantwortungsvoller sein, als das bloße Propa­­gandaziel, die Erregung der Massenträgheit zu den „Der Zug-------?“ „-------hat schon gepfiffen. Jawohl.“ „Zum Teufel! Was erzählst du da? Was für ein Zug denn?“ „Heute nacht, Herr Direktor. Ich hab’ ihn ganz deutlich pfeifen hören.“ „Den Zug?“ „Gewiß. Oh, wenn Sie wüßten, wo ich jetzt schon hin! In Sibirien... oder — oder auch in den Urwäldern am Kongo. Das geht wie der Blitz, Herr Direktor — —“ Die anderen Angestellten hatten inzwischen bei dem wütenden Geschrei des Chefs das Zimmer betreten und lachten nun -laut auf, als 6ie Belluca so sprechen hörten. Daraufhin geriet der Chef, der jenen Abend anscheinend schlechter Laune war, vor Wut ganz außer sich und fuhr dien unglück­lichen Sündenback heftig an, der seine grausamen Späße bisher immer wortlos hingenommen hatte. Doch diesmal wehrte sich dieser zum allgemeinen Erstaunen, ja fast Erschrecken, seiner Haut; er schimpfte laut und wiederholte immer wieder jenen Unsinn, daß der Zug gepfiffen habe. Sie mußten ihn mit Gewalt festhalten, ihm die Hände binden und ihn so in eine Irrenanstalt bringen. Auch dort erzählte er in einemfort von jenem Zug, Er ahmte sein Pfeifen nach. Ein langgezogenes, tieftrauriges Pfeifen — wie in weiter Feme — in der Nacht. Und gleich darauf fügte er hinzu: „Es geht los -7- es geht los —Wohin fahren wir, Leutchen? Wohin fahren wir?“ Und er sah alle Leute mit ganz fremden Augen an. Seine Augen, die früher immer so traurig, trüb und finster waren, lachten jetzt freundlich wie die eines Kindes oder eines Glücklichen; und verworrene Sätze kamen dabei über seine Lippen. Ganz unglaub­liche Dinge; poetische, phantastische und über­spannte Wortverbindungen, die um so wunderlicher wirkten, als man sich nicht im mindesten erklären konnte, wie sie in seinen Mund gelangten; denn bis­her hatte er sich doch nur uni Zahlen, Listen und Kataloge gekümmert und war wie blind und taub fürs Leben: Eine Buchhaltungsmaschine. Und nun erzählte er von den „blauen Stirnen“ der Sohnec­ Feuilleton« Der Zug bat schon gepfiffen... Von LUIGI PIRANDELLO. Er phantasierte. Es ist eine leichte Gehirnent­zündung — eine Kopfrose — behaupteten die Ärzte. Und all’ seine Kollegen wiederholten es, wenn sie zu zweit oder drill aus der Anstalt kamen, wo sie ihn besucht hatten. Es bereitete ihnen scheinbar ein besonderes Vergnügen, wennn sie irgendeinem Nachzügler, den sie unterwegs trafen, mitteilen konnten: „Eine Gehirnentzündung!“ „Eine Kopfrosel“ „Ein Gehirnfieber!“ Und sie spielten die Betrübten. „Ob er wohl stirbt? Oder ob er wahnsinnig wird?“ „Ach!“ „Sterben wird er wohl kaum-------“ „Und was sagt er eigentlich?“ „Stets das Gleiche. Er phantasiert.“ „Armer Belluca!“ Keiner kam auf den Gedanken, daß sein Fall bei den besonderen Verhältnissen, in denen der Unglückliche schon so lange lebte, auch ganz natür­lich sein könnte; und daß alles, was er sagte und was alle für einen Fieberwahn, für ein Symptom der Gehirnentzündung hielten, möglicherweise nur die einfache und klare Erklärung dieses ganz natür­lichen Falles sei. Die Tatsache, daß Belluca am Abend vorher heftig gegen seinen Chef im Bureau aufbegehrte und bei der scharfen Zurechtweisung, die ihm dieser erteilte, beinahe tätlich wurde, bot der Vermutung, daß es sich tatsächlich um eine Geistesgestörtheit handle, allerdings eine starke Stütze. Denn es gab keinen sanfteren und gefügigeren Menschep als Belluca. Wer hatte ihn doch gleich „beschränkt“ ge­nannt? Einer seiner Kollegen im Bureau. Ha — \z ausgezeichnet! „Beschränkt“, das war der

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