Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. március (85. évfolyam, 48-72. szám)

1938-03-01 / 48. szám

PESTER LLOYD » & ®Dienstag, 1. März 1938 Tűz ellen „Tüzrend“ gázoltót vegyen, hogy tűz esetén kéznél legyen. Ismertetőt küld: „TÜZREND“ műszaki service Telefon 114-43S. Budapest, V., Poisonyi-ut 4. owo höchsten Graden zu entwickeln, aber ihre Ergeb­nisse versprechen dauerhafter, tiefer, wesentlidlier zu werden. Propaganda kann Geist und Ungeist vermitteln — und wehe, wenn die feminine Masse sich im Pehdelschwung der Zeiten dem letzteren zuwendet. Wahre Erziehung kann nur aus dem Born der absoluten Werte im Menschen schöpfen •— aus seiner geistigen Selbstbestimmung, aus seiner gläubigen Hingabe an das Absolute, aus seiner harmonischen Verbundenheit mit der Natur. Die Erziehung ist eine Art der Führung, die das Ziel verfolgt, sich selbst überflüssig zu machen, abzu­bauen, aufzuheben. Jede wahre Erziehung wendet sich an die spontanen, schöpferischen Kräfte im Menschen und möchte je eher den Zustand erreichen, in dem die Erziehung zur Selbsterziehung, die Diszip­lin zur Selbstdisziplin, die Kontrolle zur Selbstkon­trolle wird. Eine Erziehung, die nur dann Erfolg ver­spricht, wenn der Lehrer seinen Schüler stets an der Hand fassen kann, ist sinn- und zwecklos. Aus jedem Schwimmadepten muß einmal Freischwiminer werden. Und darin erblicken wir gerade das Wesen des Unterschieds zwischen Propaganda und Erziehung. Die Propaganda tritt mit dem prinzipiellen Anspruch der absoluten Autorität auf, ihre Hauptwerkzeuge sind Suggestion, Beschwörung, Exaltation. Wahre Erziehung vermag sich stets nur am Vorbild des größten Erziehers, am Geist des Sokrates zu orient­­tieren. Der wahre Erzieher wendet sich an das Freie, Stolze, Selbstherrliche im Menschen, die Pro­paganda an das Abhängige, Unterwürfige, Vegeta­tive der Masisenseele. Es war hoch an der Zeit, daß Nikolaus v. Kozma düese Wahrheiten uns in Erinnerung brachte; Wahr­heiten, die von einer bereits propagandistisch über­hitzten Weltöffentlichkeit allzu leicht vergessen Werden. Gibt es noch ein Halt und eine Rückkehr von der - abschüssigen Bahn der feindlichen Welt­­propagandalager, die die Geister bereits in einen Ge­­lü'hlsaustand der unmittelbaren Vorkriegszeit zu ver­setzen beginnen? Wir wollen es liolTcn, d'aß es nicht zu spät ist. Wir wollen cs hoffen, daß es überall Männer wie Nikolaus v. Kozma geben wird, die den Mut aufbringen werden, an den Verstand zu appel­lieren. Wird hinter ihren Worten der feste Wille zur Tat fühlbar werden, so dürfte sehr bald ein Prozeß der Ernüchterung in der Welt einsetzen, die dem ent­thronten Verstand an der Seite der Gefühle und Willensimpulse wieder zu seinem Rechte verhilft. Geheimnis>, vieler Frauen mil reinem Teint liegt in der Auf­­merksamkeit.die sie ihrerVerdauung schenken. Nehmen deshalb auch Si^^^ Japans innere Konflikte und seine Kriegsziele. Von GÜNTHER STEIN. Tokio, im Februar. I. Japan ist heute innerlich keineswegs so einig wie es den Eindruck zu machen bemüht ist. Nicht einmal seine Kriegsziele sind so eindeutig und so festliegend, wie es im Auslande erscheinen mag. Im Gegenteil, die inneren Spannungen verschärfen sich mit jedem Monat, den der Krieg über den einst vor­­ausgesagtén Endtermin der Jahreswende 1937 hinaus andauert. Und die Meinungsverschiedenheiten dar­über, was als ein befriedigendes Siegesergebnis für die gegenwärtigen militärischen Anstrengungen zu betrachten wäre, nehmen in den führenden Krisen des Landes immer mehr zu. Unter der Militärdiktatur, die das Land zu be­herrschen scheint und die auch in der Tat die Mas­sen des Volkes in Disziplin und in einer gewissen oberflächlichen Kriegsbegeisterung hält, verbirgt sich eine Fülle von Gegensätzen, die heute von der Außen­welt oft übersehen werden. Die wichtigste Tatsache ist, daß sich die Kreise um den kaiserlichen Hof in Abwehrstellung gegen die Tendenz des Militärs zu außenpolitischer wie innerpolitischer Unmäßigkeit befinden. Wie weit dabei der persönliche Einfluß des Kaisers selbst sich gellend macht, ist bei der gottähnlich entrückten Stellung, die Tradition und Verfassung ihm geben, nicht leicht zu beurteilen. Es ist dagegen für den größten Teil des japanischen Volkes selbst und für alle ausländischen Beobachter eine feststehende Tatsache, daß der Kaiser auf Seiten der gemäßigten Elemente steht, die ihn umgebem. Aus dem wenigen Konkreten über die persönlichen Auf­fassungen des Kaisers, das aus der Abgeschlossenheit des Palastes auf dem Umwege über Hofbeamte und Hocharistokralie zu erfahren ist, läßt sich ferner schließen, daß seine Übereinstimmung mit den rela­tiv gemäßigten Kreisen um den Thron weder zufäl­lig, noch hauptsächlich durch deren Einfluß auf ihn bedingt ist, sondern daß sie seiner Persönlichkeit und seiner Auffassung von den traditionellen Aufgaben des „Vaters der großen: japanischen Volksfamilie“ entspricht. Der äußere Eindruck, den der Kaiser macht — derjenige eines weder despotischen-, hoch martialischen Monarchen, sondern eines in sich ge­kehrten Mannes, zu dem das ihm mchgesagte große Interesse für Biologie und für stille Arbeit am Mikro­skop wohl zu passen scheint —, läßt auch keine Zwei­fel an einer gemäßigten Einstellung aufkOmmen. Die Abneigung der Hofkreise gegen allzu riskante militärische Aktionen von Armee Und Flotte und ihr aktiver Widerstand gegen das immer weitere Vordringen der Militärmacht in der inneren Politik des Landes ist ihnen in dem lauten Vorwürfen und in den Mordanschlägen der Ultrapatrioten oft und eindeutig attestiert worden. Auch bestätigt der persönliche Eindruck, den man von diesen Männern und Gruppen gewinnt, die Berechtigung ihres Leumunds in der Öffentlichkeit. Soweit es sich dabei um den inneren Kreis der Hofbeamten han­delt, so sehen sie ihre Aufgabe nur in einem: „die ununterbrochene Linie des Kaiserhauses, die auf die Sonnengöttin, die Gründerin Japans seflbsf zurück­geht, auf ewige Zeiten zu sichern“. Diese in öst­lichem wie im westlichem Wissen geschulten Männer treiben eine Politik auf so lange Sicht, wie sic wohl sonst nur noch der Vatikan kennt. Und sie bemühen sich nach Kräften, nationale Erschütterungen durch allzu große äußere oder innere Belastungsproben zu vermeidén, die etwa dem Fortbestand der uralten japanischen Kaisertradition gefährlich werden könnten. Es ist wahr, daß auch die Hofbeamten die Expansion Japans für wünschenswert halten, da ja der nationale Ruhm so eng mit dieser Kaisertráditión verknüpft ist. Aber sie müssen andererseits noch mehr als das Militär selbst eine ernstliche Nieder­lage Japans befürchten, die mit einem Schlage jenem Dogma von der Unbesiegbarkeit des unter direktem göttlichen Schutz stehenden auserwählten Landes und seines Kaiserhauses ein Ende bereiten und den ohnedies aufdämmernden Zweifeln eines in der Modernisierung des Volkes gefährlichen Vorschub leisten könnte. Neben diesen Gesichtspunkten werden unter der „Hofclique“, wie diese bejahrten und bedächti­gen Würdenträger des kaiserlichen Haushalts von den radikalen jungen Offizieren genannt zu werden pflegen, auch egoistischere Motive in Ihrer Gegner­schaft gegen den militärischen Extremismus eine Rolle spielen. Denn der innerpolitische Kampf geht ja im Grunde nur noch um die Eimflußpositionen in der allernächsten Umgebung des Kaisers, nachdem fast alle anderen Machtzentren im Staate bereits so gut wie ganz vom Militär erobert worden sind. Wenn es aber gelingen sollte, „die Wolke vom Throne wegzuziehen, mit der er von der Hofclique ver­schleiert ist“, dann würden neue Männer in die Stellungen bei Hofe einziehem. Um die eigentliche „Hofclique“ haben sich aber noch andere Machtgruppen geschart. Dort suchen erstens die gemäßigteren Teile der Verwaltungs­­bureaukratie ihre Stütze, im Austausch gegen den Machtzuwachs, den sie selbst den Hofbeamten ge­ben. Es sind meistens Männer der alten Schule, die den japanischen Staat sowohl gegen parlamenta­rische als auch gegen militaristisch-faschistische Tendenzen verteidigen und seinen patriarchalischen dia raktér festigen wollen:. Dort finden auch die füh­renden Kreise der beiden großen parlamentarischen Parteien ihre Zuflucht. Sie befürchten nämlich nach den Entwicklungen der letzten Jahre das völlige Enidie der wenigen parlasnentarisöhén Errungen­schaften des Landes; um so mehr, als sie unter den jüngeren Elementen ihrer Parteien eine'aus Ehrgeiz entstehende Tendenz . im einen! alku weitgehenden Paktieren mit dem Militär erkennen. Die mächtigste Gruppe aber, die sich heute stär­ker als je mit der „Hofclique“ verbündet hat, ist das Großkapital. Die plutokratischen Familienkonzerne Mitsui, Mitsubishi, Sumitomo, Yasudo usw., die zu-gebirge, die in den Himmel ragen, und von den traurigen Walen, die mit ihrem Schwanz „den Grund des Meeres furchen“. Der Betreffende, der mir davon erzählte, war deslialb ganz erstaunt, als er merkte, daß ich nicht im mindesten verwundert oder doch wenigstens ein bißchen überrascht war. Ich nahm seine Mitteilung schweigend entgegen. Und mein Schweigen war voll Schmerz. Ich schüttelte den Kopf und sagte traurig, mit verzerrtem Mund: „Belluca ist nicht verrückt. Ihr könnt Euch darauf verlassen. Irgend etwas muß ihm wohl zugestoßen sein. Doch etwas ganz Natür­liches. Das kann sich niemand erklären, weil nie­mand weiß, wie der arme Mensch bisher lebte. Doch ich — ich weiß es.“ Auf dem Wege zur Anstalt, wo der Unglückliche untergebracht war. grübelte ich vor mich hin: „Auf einen Menschen, der —- wie Belluca bisher — ein „unmögliches“ Leben, führt, kann das alltägliche Ding, irgendein ganz gewöhnlicher Vorfall oder eine gänz nebensächliche, unvorhergesehene Störung die merkwürdigsten Wirkungen ausiiben, die man sich nur erklären kann, wenn man bedenkt, daß sein bis­heriges Leben eben, „unmöglich“ war. Wer nur den Sfchwanz eines Ungeheuers sieht und nicht das Unge­heuer Selbst, wird den Schwanz für sich allein un­förmig finden. Er muß ihn in Beziehung mit dem Un­geheuer bringen und dann wird er ihm nicht mehr unförmig erscheinen, sondern so, wie er sein muß. Ein ganz natürlicher Schwanz.“ Ich sah niemals einen Menschen ein So trauriges Lehen führen wie Belluca. Ich wohnte im gleichen Haus wie er, und nicht nur ich, sondern auch alle anderen Hausbewohner fragten sich, wie jener Mann unter solchen Lebensbedingungen überhaupt leben konnte. Ér hatte drei blinde Frauen bei sich wohnen: sein Weib, die Schwiegermutter und ihre Schwester. Die beiden Greisinnen hatten den grauen Star, wäh­rend sein Weib nur so blind war. Sie schrien den lieben, langen Tag, weil sie niemand bediente. Seine ztvei Töchter, die nach dem Tod ihrer Männer zu ihm gezogen waren, die eine mit drei, die andere mit vier Kindern hatten weder Zeit noch Lust, auf sie auf­­ziipassen. Wie sollte Belluca mit seinem geringen Verdienst ali Buchhalter all’ jene hungrigen Mäuler ernähren? Er verschaffte nebenbei auch andere Arbeit für die Abende zu Hause; Manuskripte zum Abschreiben. Und während die fünf Frauen und sieben Kinder laut im Haus herumschrien, saß er da und schrieb und schrieb, bis alle zwölf in den drei Betten unter­gebracht waren. Es waren große, zweischläfrige Betten; doch leider Gottes eben nur drei. Das war ein wildes Hin- und Hergebalge jeden Abend. Stühle fielen um, Porzellangefäße klirrten zu Boden; und dazu all’ das Gejammer und Geschrei, weil irgend­eines von den Kindern im Dunkeln aus dem Bett ge­schlüpft war und sich zwischen die drei alten, blinden Frauen kuscheln wollte, die allein in einem Bett schliefen und sich gleichfalls jeden Abend herumzankten, weil keine von ihnen in der Mitte liegen wollte und sich sträubte, wenn sie an die Reihe kam. Endlich wurde es still und Belluca schrieb noch bis tief in die Nacht hinein weiter, bis ihm die Feder aus der Hand sank und seine Augen von selbst zu­­fielen. Dann warf er sich meist angekleidet auf einen kleinen, wackeligen Diwan und fiel sofort in einen bleiernen Schlaf, aus dem er morgens nur sehr schwer und mit dumpfem Kopf erwachte. Und nun war Belluca in diesen Verhältnissen etwas ganz Natürliches zugestoßen. Er erzählte es mir selbst haarklein, als ich ihn in der Anstalt be­suchte. Er war freilich selbst noch ein bißchen er­regt, aber das war ganz natürlich, nach dem, was ihm passiert war. Er lachte über die Ärzte, die Wär­ter und all seine Kollegen, die ihn für verrückt hielten. „Natürlich!“ sagte er. „Natürlich!“ Belluca hatte schon lange vollkommen vergessen, daß es eine Welt gab. Wie — da staunt ihr? Jawohl. In die ständige Qual seines unglücklichen Daseins verstrickt, den lieben, langen Tag ohne Ruhepause über seine Bücher im Bureau gebeugt wie ein Zugtier, das mit verbundenen Augen vor die Stange eines Brunnens oder einer Mühle gespannt ist, hatte Belluca tatsäch­lich schon lange vollkommen vergessen, daß es außerdem noch eine Welt gab. Als er sich vor zwei Tagen abends erschöpft auf jenen kleinen Diwan warf, konnte er wider Erwarten nicht sofort ein­­schlafen; vielleicht weil er übermüdet war. Und plötzlich hörte er in der tiefen, nächtlichen Stille einen Zug in der Ferne pfeifen. m u Da überkam es ihn wie eine plötzliche Erleuch­tung. Gerührt und zitternd war er in Gedanken dem Zug gefolgt, der in die Nacht hinauseilte. Dort draußen — ja, dort draußen — fern von diesem abscheulichen Haus und all seinen Qualen — war die große, weite Wellt, die jener Zug durChlbrauste... Florenz, Turin, Bologna, Venedig... all die großen Städte, in denen er ails junger Mensch einmal ge­wesen war... Ja, ja, er kannte das Leben, das man in ihnen lebte! Ein Leben, das er früher auch ein­mal gelebt hatte! Und es ging weiter, dieses Leben; es war immer weitergegangen, während er hier, wie ein Tier mit verbundenen Augen, in seine Tretmühle eingespannt war ... Doch jetzt tat sie sich plötzlich im Geist vor seinen befreiten Augen auf und stürmte von allein. Seiten allgewaltig wieder auf ihn ein. Der Augenblick, der ihn hier — in seinem Gefängnis — durchzuckte, lief wie ein elek Irischer Strom über die ganze Welt und nun — nun konnte er ihm mit seiner plötzlich wiedererwachten Phantasie durch bekannte und unbekannte Städte folgen, zu fernen Steppen, Bergen, Wäldern, Meeren. Diesem Strom ... dieser Zuckung der Zeit... Und deshalb konnte er sich jetzt, wo die Welt wieder in seinen Geist zurückgekehrt war, in gewis­sem Sinne trösten. Ja, er konnte jetzt mitunter all die Misere hinter sich lassen, um in Gedanken ein bißchen frische Luft zu schöpfen — dort draußen in der Welt. Das genügte ihm! Am ersten Tage war er freilich elwas zu weit gegangen. Er hatte sich berauscht •— hatte die ganze Welt in einem Zuge aufgetrunken! Doch nach und nach würde er schon wieder ins Gleichgewicht kom­men. Augenblicklich fühlte er sich immer noch ein wenig trunken von der vielen Luft. Und wenn er sein Gleichgewicht dann wieder gefunden hätte, würde er seinen Chef um Entschul­digung bitten und seine frühere Tätigkeit im Bureau wieder auf nehmen. Nur sollte der Chef nicht mehr so hohe Ansprüche an ihn stellen wie bisher und ihm gestatten, gelegentlich, zwischen der einen oder der anderen Buchung, einen kleinen Abstecher zu machen... ja, nach Sibirien... oder — oder auch hach den Urwäldern am Kongo.., „Das geht wie der Blitz, lieber Herr Direklo’­­Nuri, wo der Zug ja schon gepfiffen hat,.

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