Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. március (85. évfolyam, 48-72. szám)

1938-03-01 / 48. szám

PESTER LLOYD • 2 • Rom bereitet Hitler einen Íríumphalen Einzug vor. Bericht unseres Korrespondenten. Rom, 1. März. Führer und Reichskanzler Hitler wird bekannt­lich erst Anfang Mai in Erwiderung des Deutschland- Besuchs Mussolinis in Rom eintreffen, doch ver­nimmt man bereits seit Wochen ein Crescendo in der italienischen Presse, die immer mehr Begeiste­rung für diese hochpolitische Demonstration ent­facht. Überblickt man aber die Vorbereitungen, die seit Monaten im Gange und jetzt bereits so weit ge­diehen sind, daß der Organisator des Empfanges genaue Einzelheiten über den Einzug verlautbaren konnte, so kann man sich des Eindrucks nicht er­wehren, daß hier in der Tat ein Empfang vorbereitet wird, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Hitler wird nicht auf dem Haupthahnhof Roms, auf der Stazione di Termini, sondern auf dem Vor­stadtbahnhof Stazione della Ferrovia Roma-Ostia eintreffen. Der Grund hiefür ist klar: der Hauptbahn­hof liegt inmitten der Stadt, im Häusermeer der rö­mischen City, wo kein Platz für einen mächtigen Aufmarsch geschaffen werden kann; darüber hinaus ist aber die Entfernung von der Piazza del Cinque­cento, an der diese Station liegt, bis zum königlichen Palast, dem Quirinal, wo Hitler wohnen wird, ziem­lich kurz, so daß sich der Festzug gar nicht recht entfalten könnte. Demgegenüber liegt der Ostienser Bahnhof in freiem Gelände, so daß es dort ein leich­tes war, einen freien Platz von 20.000 Quadratmeter auszubilden, wo die Massen und die Truppen Auf­stellung nehmen können. Der Weg, der von hier nach dem königlichen Palais führt, ist über 6 Kilo­meter lang, so daß im dichten Menschenspalier nun wirklich „ganz Rom“ einen Platz finden kann. Dieser Weg führt zwischen den herrlichsten Baudenkmälern des alten Rom, und ein Abschnitt soll seinen Nameti nach dem Gründer des National­sozialismus erhalten. An der Pyramide des Cains Sestius vorbei wird der Zug durch das alte Stadttor, die Porta Capena ziehen, dann geht es über die Via degli Triomphi zwischen Palatin und Aventin durch den Triumphbogen Konstantins zum Kolosseum. Hier biegt der Weg ab, durch die breite, lange, schnurgerade Via deU’Impero — links das Forum Romanum und die Accademia di S. Luca —, fährt die Wagenkolonne nach der herrlichen Piazza Ve­nezia, auf der das Ministerpräsidium steht und von der aus ein herrlicher Blick auf das Foro Italico mit dem Riesenmonument Viktor Emanuels II. fällt. Von da ist es bis zum Quirinal nicht mehr weit; die schönsten Paläste Roms umsäumen den Weg. Hitler wird im königlichen Palast sein Quartier haben, und zwar voraussichtlich im Appartement des Herzogs von Piemont, der am entgegengesetzten Flügel liegt, wie die Räume, in denen im November 1936 Reichsverweser v. Horthy gewohnt hat. Die römische Presse hat selbstverständlich die offizielle Mitteilung von dem bevorstehenden Hitler- Besuch mit größter Begeisterung aufgenommen. Popolo di Roma schreibt, die Demonstrationen von unvergeßlichem Ausmaße würden beweisen, daß die italienisch-deutsche Freundschaft eine unerschütter­liche Grundlage habe. Es stehe gegenüber allen son­stigen Behauptungen fest, daß die Achse Rom—Ber­lin im heutigen Europa den Frieden, „den ehrlichen und gerechten Frieden“ bedeute und so einen Grundstein zum Europa der Zukunft lege. Um die­sen Charakter der italienischen und der deutschen Politik einzusehen, genüge es, auf die Römischen Protokolle, auf die deutsch-österreichischen Abkom­men und auf die italienisch-jugoslawischen Verein­barungen zu blicken. Die deutsche Presse betont die Festigkeit der Achse Rom—Berlin. Vor der Italienreise Hitlers. Berlin, 1. März. Aus Anlaß der amtlichen Bekanntgabe des Führerbesuches in Ital én für die erste Maihälfte unterstreichen d:e Morgenblätter erneut die Festig­keit der Berlin—Rom-Achse. Berliner Tageblatt schreibt, daß sich auch im Aüslande die Erkenntnis durchgesetzt habe, daß der auf der Verwandtschaft der nationalsozialisf­­schen und faschistischen Anschauungen und einer Gleichrichtung der Interessen ruhenden Zusammen­arbeit zwischen Berlin und Rom eine überragende Bedeutung für de Befriedung Europas zukommt. Seit dem Besuche Mussolinis im Reiche habe die deutsch-italienische Solidarität sich velfach neu und demonstrativ bewährt. Das befreundete italieni­sche Volk werde durch den glanzvollen Empfang Adolf Hitlers nicht nur dem deutschen Volk e:ne Genugtuung verschaffen, sondern der Welt einen neuen Beweis liefern, auf welch breiter Grundlage das deutsch-italienische Zusammenwirken ruht, mit welch starken Reserven es rechnen kann. Personen, denen die nötige körperliche Bewegung ver­sagt ist, leistet eine mehrwöchige Kur mit dem natürlichen „Franz-Josef“-Bitterwasser — täglich morgens auf nüchter­nen Magen oder abends vor dem Schlafengehen je ein Glas davon genommen — oft geradezu unschätzbare Dienste. Fra­gen Sie Ihren Arzt._____ Erweiterung des griechisch-türkischen Freundschaftsverfrages. Ankara, 1. März. (Havas.) In dem im Oktober 1930 abgeschlos­senen griechisch-türkischen Freundschaftsabkom­­und in der ergänzenden Konvention des Bündnis­vertrages vom September 1933, die gestern unter­zeichnet wurde, wird erklärt, daß im Falle eines Angriffs gegen den einen Staat der andere neutral bleibt und verpflichtet ist, Truppen- und Munitions­transporte über sein Gebiet gegebenenfalls durch Waffengewalt zu verhindern. Wird einer der Signatarstaaten in einen Konflikt verwickelt, so bat der andere Staat unter Aufbie­tung aller Kräfte die Differenzen beizulegen. 1st der Ausbruch des Krieges bereits vollendete Tatsache, dann prüfen die Signatarmächte die Lage, um eine ihren Interessen am besten entsprechende Lösung zu finden. Keiner der Signatarmächte darf — so heißt es in dem Vertrag weitér — auf eigenem Ge­biet eine gegen die Regierung des anderen Landes gerichtete Organisation dulden. Die bisherigen ge­meinsamen Abmachungen bleiben auch weiter gültig. Flottenkonferenz der Westmächte. London, 1. März. (MTI) Im Foreign Office treten heute die engli­schen, amerikanischen und französischen Marine­­sachverständigm zu einer Konferenz zusammen, um die Antwort Japans betreffend den Rauminhalt der Kriegsschiffe zum Gegenstand der Erwägung zu machen. Die englische Presse erwartet in Bälde eine Entscheidung, denn die Mächte, die das Londoner Marineabkommen Unterzeichneten, hätten dem Ver­nehmen nach bereits beschlossen, mit Inanspruch­nahme des auf den Aufbau bezüglichen x\bschnitts Kriegsschiffe mit einem Rauminhalt über 35.000 Tonnen zu bauen. Die drei Großmächte haben die Absicht, den Bau der Riesenkriegsschiffe unverzüg­lich in Angriff zu nehmen. Daily Telegraph erklärt, die britische . Kriegs­marine würde sich mit Kriegsschiffen von 40.000 Tonnen begnügen, da diese die Montierung von neun oder zehn sechzehnzölligen Kanonen ermöglichen, ohne die Schnelligkeit oder die Stärke der Panzer irgendwie zu beeinträchtigen. Amerika wolle wenig­stens 45.000-Tonnen-KriegsschiJTe bauen. Daily Mail meldet, England hätte die Pläne für den Bau von zwei 42.000- bis 43.000-Tonnen-Knegs­­schiffe bereits vollendet. Die Baukosten betragen je 12 Millionen Pfund. Eine Veröffentlichung der Times über die Friedensverträge. London, 1. März. Der Publizist Alwyn Parker veröffentlicht in den Times ein Offenes Schreiben, ;n dem er daran erinnert, daß Asquith, der große Staatsmann, der spätere Lord Oxford, bereits im Jahre 1920 die Friedensverträge auf das schärfste verurteilt hatte. — Seither, heißt es ;n dem Offenen Schreiben weiter, war die internationale Zusammenarbeit 18 Jahre hindurch in Fesseln geschlagen, und der gute Wille unter den Völkern schwand dahin, weil die Grundlagen des Völkerbundes auf Sand, auf Frie­densverträge, gebaut waren, von denen Asquith sehr richtig festgestellt hat, daß sie weder „von staats­­männischer Weisheit, noch von praktischer Erkennt­nis oder vom nüchternen Verstand diktiert worden sind“, — Ich habe, schließt Parker seinen Artikel, im vorigen Jahre Mitteleuropa bereist, und mich da­von überzeugt, daß man sich in allen Fällen, in denen se;t dem Kriege der Versuch zu gewaltsamen Lösungen unternommen worden ist, sehr häufig auf den mildernden Umstand berufen kann, daß die Regierungen außerstande waren, unter sich vernünf­tigere Mittel zu einer Revision ausfindig zu machen. Man muß alles im Interesse der Förderung der vom nüchternen Verstand geforderten Revision auf­bieten, ohne daß aber dadurch die Vorbedingungen des dauernden Friedens geopfert werden. BRITISCHES REICH. Der erste Seelord bei den Mittelmeermanövern. London, 1. März. Zu den am kommenden Montag beginnenden Flottenübungen eines Teiles der Mittelmeerflotte westlich der Lagos-Bucht (Portugal) wird sich der erste Seelord der Admiralität, Lord Chatfield, nach Gibraltar begeben. Er wird am 24. März nach Eng­land zurückkehren. Als Nachfolger Macdonalds wieder ein Kandidat der Nationalen Arbeiterpartei gewählt. London, 1. März. (MTI) Sir John Anderson, der Kandidat der nationalen Arbeiterpartei, wurde mit 14.042 Stim­men, d. h. mit einer Majorität von 8424 Wählern /um Abgeordneten der schottischen Universitäten — an Stelle des verstorbenen Ramsay Macdonald — gewählt. Macdonald hatte seinerzeit 16.393 Stimmen erhalten. Dienstag, 1. März 1938 FRANKREICH. De Monzie für eine energischere Außenpolitik. Paris, '28. Februar. (MTI) Der ehemalige Minister Amatole de Monzie hielt auf einem zu seinen Ehren veranstalteten Ban* kett eine aufsehenerregende politische Rede. Auf der Grundlage der Tatsachen verwies er darauf, daß es mit der Politik der kollektiven Sicher* heit zu Ende gehe. Der Völkerbund sei ein schöner Traum gewesen, sagte er, den aber Männer verwirk­lichen wollten, die nicht an ihn glaubten, „Ich bin nicht der Ansicht Flandins, der kürz­lich schrieb, Frankreich müsse in erster Reihe die Zukunft seines Kolonialreichs, nicht aber seine euro­päische Zukunft sich vor Augen halten. Nachdem wir am Rhein den Krieg gewonnen hatten, dürfen wir nicht zwanzig Jahre später an der Donau im Kampfe unterliegen. Wenn in Europa unser Ansehen verblaßt, bricht auch unser Kolonialreich zusammen« Ich bin nicht eines Sinnes mit dem lächelnden Fata­lismus, der immer wieder nur das eine betont: Es wird schon alles in Ordnung kommen.., Nein, erobern muß miam alles, sogar den Frieden! In den Diktaturstaaten gilt als Losungswort;; „Wille zur Macht.“ In Frankreich galt nach dem Kriege als Losungswort: „Wille zur Bequemlichkeit.“ Den Sieg betrachteten wir als endgültig und unsere Nation hat sich in den Zustand der Bequemlichkeit eingelebt. Caillaux wurde mit scheelen Augen ange­sehen, als er von Pönitenz sprach. Im Jahre 1914 war unser Losungswort: „Am Leben bleiben!“ Es wurde von einem neuen Losungswort abgelöst: „Gut leben! Da ist die Quelle des Klassenegoismus, wegen dem wir bei der Verwirklichung sozialer Reformen zurückblieben. Ich wünsche keineswegs eine Regierungkrise, sollte sie aber dennoch eintreten, so möchte ich, daß eine aus wenigen Mitgliedern bestehende und auf einige klare Ideen sich stützende Regierung gebildet werde, in der energische und hiefür persönlich ge­eignete Männer Platz nehmen. RUMÄNIEN. Ungarische KuHurvereine unterdrückt. Szatmár, 1. März. (MTI) Im Komitat Szatmár hatten rumänische Chauvinisten beim Präfekten Obersten Simion Co­­man gegen die ungarischen Kulturvereine einzelner Gemeinden die Anzeige erstattet, daß diese „ver­botene politische Versammlungen“ abhalfen. Der rumänische Präfekt suspendierte daraufhin, ohne überhaupt zu prüfen, ob die Anzeige stichhaltig sei, die Lizenz sämtlicher Kulturvereinigungen, In Szat­már versiegelte die Gendarmerie die Lokalitäten des Bürgerlichen Geselligkeitsklubs; außerdem mußten die Proben der ungarischen Liedertafel, des Chors des Gesellenvereins und des Hildegard-Chors sofort eingestellt werden. Die betroffenen Minderheitenkreise wurden! beim Präfekten in dieser Angelegenheit vorstellig, worauf dieser die Abordnung damit zu beruhigen trachtete, es handle sich nur um eine Übergangs­maßnahme und nach dem Inslebentreten der neuen Verfassung würde er, „falls keine gegenteilige Gründe auftauchen1,‘ die Tätigkeit der Kulturvereine aufs neue zulassen. Der Krieg im Fernen Osten. Eine neue chinesische Niederlage. Schanghai, 1. März. Die japanische Offensive in der Provinz Schansi hat, nachdem sie in den letzten Tagen durch den Widerstand der Chinesen aufgehalten worden war, zu einem Erfolg geführt. Der äußerste rechte Flügel der japanischen Front konnte die chinesische Verteidigungslinie in einem Bergeinschnitt bei Lingschih durchbrechen und mar­schiert jetzt in südlicher Richtung auf Linien. Linien liegt noch ungefähr 90 km vom Gelben Fluß und der Lunghai-Bahnlinie entfernt. Die Niederlage der Chinesen wird aus Hankau be­stätigt. Wie weiter aus Hankau gemeldet wird, hofft man, den japanischen Vormarsch durch die Entsendung von Bombenflugzeugen aufzuhalten. Doch dürften Angriffe aus der Luft mit Schwierigkeiten verbunden sein, da die Gegend, in der sich größere japanische Truppenabteilun­gen befinden, sehr gebirgig ist. In Erwartung einer Offensive auf Südchina. Hongkong, 1. März. Wenn auch bisher größere Vorstöße gegen d e chinesische Provinz Kwantung noch nicht unter­nommen worden sind, so erwartet man sie in Süd­china doch noch, und trifft mit großem Eifer Vor­­bere tungen zur Abwehr. Wie aus Kanton berichtet wird, sind dort zahl­reiche Befestigungen angelegt worden und weitere noch im Bau. In diesem neuen Festungsgebiet ist Ausländern wie Ch:nesen der Aufenthalt verboten. In der Vorstadt Tungtschau, in der früher besonders viel Ausländer wohnten, ist ein großes Militärlager aufgebaut worden. In der Umgebung von Tung­­tsetrsu sind Schützengräben ausgehoben worden. Sogar in Kanton selbst befinden sich kleinere Beton­forts im Bau. In aller Frühe z;ehen alle chinesischen Soldaten, geschickt getarnt, noch vor Sonnenaufgang hinaus, um in schnellstem Tempo die Festungs­anlagen auszubauen,

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