Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. június (85. évfolyam, 122-144. szám)

1938-06-01 / 122. szám

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Blau, Boros, Braun, Josef erdős, Harsányt, Haasensteln A Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magyar Hir­­detölroda, Rudolf Messe A.-B., Julius Tänzer. Unverlangte Manuskripts werden weder aufbewahrt,noch surückgestellt Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet, Offerten sind Dokumente nur In Ab­schrift beizulegen. Für Beilegen lehnt die Administration jede Verantwortung ab. Redaktion, Administration und Druckerei VI., E9tv9s-uccal2. Telephon: 112—350. ABENDBLATT 85. Jahrgang. Budapest, Mittwoch, 1« Juni 1938. Nr. 122 Auslandschau. — 1. Juni — Strangs Mission beendet. In Eger fließt wieder Blut. Wie aus London gemeldet wird, ist der Leiter der mitteleuropäischen Abteilung des Foreign Office .William Strang von seiner mitteleuropäischen Reise dorthin zurückgekehrt. Nach den Times brachte seine Reise, die ihn nach Prag, Berlin und Paris ge­führt hatte, wertvolle Informationen. Strang nahm überall mit den diplomatischen Vertretern Englands Fühlung und brachte ihnen die Auffassung im Zen­trum zur Kenntnis, wogegen er den Tatsachen­bericht der an Ort und Stelle tätigen Diplomaten erhielt. Strang sprach also weder mit tschechischen, noch mit deutschen Politikern, er beschränkte sich darauf, Informationen über die Lage zu sammeln. Auch auf der letzten Station seiner Reise, in Paris, sah er lediglich den englischen Botschafter Sir Eric Phipps, der noch gestern mit Außenminister Bonnet in Fühlung trat und ihm die Ergebnisse der Infor­mationsreise Strangs darlegte. In englischen und französischen politischen Kreisen hat sich bereits ein allgemeiner Eindruck über diese Ergebnisse herausgebildet, die im folgenden zusammengefaßt werden kann: Sowohl in Paris, als auch in London ist man der Meinung, daß die Lage in der Tschechoslo­wakei eine wesentliche Besserung aufweist. Petit Párisién schreibt, Strang habe den Eindruck ge­wonnen, daß die Henlein-Partei die Unabhängigkeit und die Integrität des tschechischen Staates nicht antasten wolle. Hodzsa selbst sei der Meinung, daß die Verhandlungen einen befriedigenden Fortgang nehmen. Auch Le Journal stellt fest, daß die Sache der Verhandlungen mit den Nationalitäten günstig stehe. Außenminister Bonnet werde übrigens mor­gen im Auswärtigen Ausschuß der Kammer über die Lage berichten. Nach den Times äußerte Strang in Prag die Hoffnung der englischen Regierung, daß die teil­weise Demobilisierung der tschechischen Armee eine weitere Milderung der Lage mit sich bringen werde. In London hoffe man, daß die Sudetendeut­schen ihre Forderungen unverzüglich schriftlich vorlegen werden. Der Plan der Entsendung neutra­ler Beobachter nach Prag erscheine weniger drin­gend, doch verfolge die englische Gesandtschaft in Prag genau die Ereignisse auch mit Rücksicht auif diese Möglichkeit. In der französischen Presse war jetzt viel von den sogenannten „vierzehn Punkten des sudeten­deutschen Abgeordneten Kundt“ die Rede, die an­geblich dem Ministerpräsidenten Hodzsa vorgelegt worden sind, über den wahren Sachverhalt um diese Punkte wird aus Prag dem DNB gemeldet: In Paris wurde heute eine Meldung über angebliche vierzehn Punkte der Sudetendeutschen Partei veröffent­licht, die von der französischen Presse in. dem Sinne kommentiert w7erden, als ob es sich um neue Forderungen der Sudetendeutschen Partei an die Prager Regierung handle. Abgeordneter Ernst Kundt hat dazu erklärt, daß dem Ministerpräsidenten Dr. Hodzsa keine Forderungen in vierzehn Punkten überreicht worden seien. Es handle sich wohl nur um die von ihm bei der Karlsbader Haupt­­tagumg der Sude ten deutschen Patrei am 23. April vorge­tragenen allgemeinen Feststellungen und Grundsätze zu einer Lösung des Nationaliiätenpro-blems. Alles in allem kann man sagen, daß sich neue Momente in der Nationalitätenfrage der Tschecho­slowakei nicht ergeben haben, in Paris und in London ist man aber hinsichtlich des Fortgans der Verhandlungen optimistisch. Ob dieser Optimismus sich rechtfertigen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem davon, ob die tschechische Regierung mehr Friedfertigkeit als bisher an den Tag legen und die drastischen Maßnahmen, die das Sudetengebiet in ein Kriegslager verwandelten, rück­gängig machen wird. Einstweilen hört man eher von einer Verschärfung als einer Milderung dieser Maß­nahmen, und auch die Erbitterung, die in der deut­schen Presse gegenüber Prag herrscht, weist keine Schwächung auf. Die Berliner Börsenzeitung führt wegen der Ansiedlung tschechischer Grenzler unter den Sudetendeutschen eine scharfe Sprache und for­dert den Abzug der Grenzler und die .Wiederherstel­lung des deutschen Volksguts. Der Völkische Be­obachter kommt aus der Stellungnahme des dem Prager Außenamt nahestehenden Lidové Noving, wonach die Widerrufung der außergewöhnlichen Maßnahmen int Grenzgebiet nur in dem Maße in Er­wägung zu ziehen sei, „wie sich die Sudetendeutsche Partei bei den Verhandlungen mit der Prager Regie­rung verhalte“, zu der Schlußfolgerung: Hier wird also gatnz offen der Wille der Prager Regierung kund, den Nationalitäten durch eine Parlaments­mehrheit der tschechischen Parteien, unterstützt von den Kommunisten, das Nationalitätenstatut auf­zuoktroyieren. Die Prager Absicht ist eindeutig: Das alte Unrecht an den Volksgruppen soll fortgeführt werden. Es wird lediglich in einem neuen Gesetz­system kodifiziert, das durch die parlamentarische Behandlung und Annahme, durch einen Mehrheits­beschluß der Tschechen den Schein der Legalität erhalten soll. Der im nachstehenden Telegramm geschilderte schwere Zwischenfall in Eger, bei dem wieder Blut geflossen ist, erscheint gleichfalls geeignet, die Lage wieder zu verschärfen. Bei aller Verhandlungs­bereitschaft, die hei den verantwortlichen Faktoren auf beiden Seiten vorhanden zu sein scheint, be­stehen also nach wie vor beängstigende Stimm ungs­­faktoren, deren Wurzeln in den drastischen und drohenden militärischen Maßnahmen der tschechi­schen Heeresleitung zu suchen sind. Die telegraphische Meldung über den erwähnten blutigen Zwischenfall in Eger lautet wie folgt: Eger. 1. Juni. (Inf.) In. den frühen Morgenstunden kam es hier heute zu einiam aufsehenerregenden Zwischenfall. Ein offenkundig stank angetrunkener Feldwebel geriet mit Mitgliedern der Sudetendeutschen Partei grundlos in einen StTeit. Er zog plötzlich einen Revolver hervor und gab vier Schüsse ab. Zwei Mitglieder der Sudetendeufschen, Partei namens Kraus und Bayer wurden schwer verletzt. Dem einen von ihnen wurde die Kniescheibe zer­schmettert, Ider zweite erhielt einen Steckschuß in dien Fuiß. Der Menge bemächtigte sich eine ungeheure Er­regung und sie versuchte, den Feldwebel zu lynchen und über die S tadtmauer hinabzurwerfen. Staatspolizisten deutscher Nationalität gelang! es schließlich, die Menge zu 1 «muhigein. Der Feldwebel, dessen Name bisher noch nicht bekanntgegeben wollten ist, wurde verhaftet und abge­führt. Die japanische Kabinetts­­rekonstruKtion und die Rich­tung des Kriegs. Die Ankündigung des Platzwechsels zwischen dem bisherigen stellvertretenden Kriegsminister General Umetsu und dem Generalstabschefs der Kwantung-Armee General Togo scheint eine neue Phase der fernöstlichen Kriegsoperation Japans ein­zuleiten. Die Rekonstruktion der japanischen Regie­rung, die in der Welt verschiedenartig kommentiert wurde — bald sprach man von einer Militärdikta­tur, bald von dem überwiegenden Einfluß des Gene­rals Ugaki, des neuen Außenministers, der angeblich nicht diktatorisch eingestellt ist —, soll nach ver­läßlichen Quellen vor allem den Sinn haben, Japan einheitliche, konkrete Kriegsziele aufzustellen und die Kriegsoperationen dementsprechend nach einem einheitlichen Plane zu leiten. Die Hauptschwierig­keit der bisherigen Kriegsführung im Fernen Osten bestand für Japan vor allem darin, daß mangels eines solchen einheitlichen und fest umrissenen Plans oft der Zufall die Richtung der Kriegsopera­tionen diktierte. Sehr angesehene Kommentatoren des fernöstlichen Kriegs sind zum Beispiel der Mei­nung, daß die furchtbare Kraftanstrengung zur Er­oberung von Schanghai und Nanking ursprünglich gar nicht vorgesehen war und erst auf Grund einer iPrestigepolitik der Kwantungarmee gegen den Wil­len des Kriegsministers durchgesetzt wurde. Solche Reibungen zwischen dem Kriegsministerium und f der Kwantungarmee gab es nicht nur in diesem Kriege, sondern seit der Eroberung der Mandschurei fast ständig. Ob diese Gegensätze durch einfachen Platzwechsel zweier Generäle aus der Welt ge­schafft werden können, bleibt fraglich. Jedenfalls betonen die großen japanischen Blätter, vor allem das Regierungsorgan Asiahi Shinbum, daß die Ein­heit hinsichtlich der Kriegsziele zwischen den Gene­rälen Ugaki und Araki, also den beiden entgegen­gesetzten Flügeln der Armee, vollkommen ist. Ob diese Betonung nur vorhandene Gegensätze ver­brämen soll, wird sich ja bald zeigen. Jedenfalls kann angenommen werden, daß das Kabinett ge­rade auf Grund eines solchen einheitlichen Plans gebildet wurde, denn ohne ihn werden ja die per­sönlichen Gegensätze bald wieder zum Durchbruch kommen müssen. Eine besondere Aufgabe der einheitlichen Füh­rung wird auf dem wirtschaftlichen Gebiete liegen. Infolge des Dilettantismus der bisherigen Leiter der Wirtschaftsministerien wurden oft den Indu­strien, denen das Handelsministerium die Einfuhr­bewilligung für Rohstoffe erteilt hat, durch das Finanzministerium die zur Einfuhr nötigen Devisen verweigert. Diesem übel soll die Ernennung Ikedas zum Finanzmdnister abhelfen, der als ehemaliger Präsident der Bank von Japan einer der angesehen­sten Führer der japanischen Wirtschaft ist. Ohne Zweifel wird es auch zur Aufstellung eines Bureaus für chinesische Angelegenheiten kommen, in dem alle sich auf die kriegerische oder friedliche Durch­dringung Japans bezüglichen Angelegenheiten ver­einigt werden sollen. Die Ausscheidung Hirotas wird vor allem dem Umstand zugeschrieben, daß er sich der Organisierung dieses Amtes starr widereetzt hat. An die Spitze des Amtes soll General Ugaki ernannt werden, den man übrigens schon jetzt für den bal­digen Nachfolger des Fürsten Konoye hält. In eng­lischen Kreisen liebt man hervor, daß sich weder Ugaki noch Araki an den englandfeindlichen Kam­pagnen der jüngsten Zeit beteiligt haben. Beide sol­len nach den Times die unschlüssige Haltung Her Kriegsführung scharf kritisiert und die Notwendig­keit eines einheitlichen Plans hervorgehoben haben. Wie kann das Wesen eines solchen Plans be­schaffen sein? — diese Frage wird nun von allen aufmerksamen Beobachtern der fernöstlichen Lage gestellt. Vor allem muß das Problem der Abwürgung der Kriegsmaterialienzufuhr Chinas durch einheitli­che Kriegsoperationen gelöst werden. Deshalb kann man annehmen, daß die Hauptanstrengung Japans sich außer der großen Schlacht der Lunghai-Bahn ent­lang wieder auf die Eisenbahnlinie Kanton—Hankau richten wird, auf der China noch immer einen Lö­wenanteil seines modernsten Kriegsmaterials aus England und den Vereinigten Staaten bezieht. Kann Japan diese Hauptzufuhrstraße blockieren, dann sind Handel wie Kriegsnachschub Chinas im Lebens­nerv getroffen. Die jüngsten furchtbaren Fliegeran­griffe gegen Kanton, bei denen fast tausend Men­schen ums Leben gekommen sind und anderthalb Tausend verwundet wurden, bilden den Auftakt zu dieser neuen Kraftanstrengung. Japan muß sich in der Tat zum äußersten Kampfe aufraffen, denn die Zeit drängt und die japanische Volkswirtschaft be­ginnt unter den ungeheuren Opfern, die ihr allzu­leicht zugemutet wurden, zu wanken. Kann der fern­östliche Krieg nicht binnen einem Jahre beendet wer­den, so kann es zu Konvulsionen im Fernen Osten kommen, die selbst die gegenwärtigen Greuel über­treffen können. »•Mobilisierung der Vermögen.** Abgeordneter Mander stellte gestern im engli­schen Unterhaus die Frage an Ministerpräsidenten Chamberlain, ob das Gesetz über die Regelung des Kriegszustandes, das angeblich fertig in den Dossiers des Rüstungsministers Inskip liege, eine „Mobilisie­rung der Vermögen“ für den Notfall vorsehe. Cham­berlain antwortete nicht. Dies bedeutet nach den englischen parlamentarischen Gewohnheiten zwar keine Bejahung — immerhin dürfte der gestrige Tag in einem gewissen Sinne als historisch genannt wer­den. ein Begriff des totalen Krieges wurde hier zum ersten Male in die politische Diskussion der gesetz­geberischen Körperschaft Großbritanniens, des klas­sischen Landes der Vermögensfreiheit, hineingewor­fen: bis jetzt war er kaum Gegenstand des öffent­lichen Gesprächs in England und spielte eigentlich nur quf den Spalten der Fachpresse eine Rolle. Was man darunter in England verstehen soll, ist noch nicht ganz klar. Eine Analogie darf man im­merhin in dem aufsehenerregenden Washingtoner Telegramm erblicken, das heute einlangte: „Die Wehrkommission des Senats hat den Gesetzentwurf des demokratischen Senators Lee aus Oklahoma an­genommen, wonpjh die Regierung jeden Bürger der Vereinigten Staafteh, der ein Vermögen von über 1000 Dollar hat, zwingen kann, im Falle eines Krieges der Regierung Geld zu leihen. Die Motivation

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