Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. július (85. évfolyam, 145-170. szám)

1938-07-01 / 145. szám

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Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Harsinyi, Haasensteln A Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magyar Hir­­detoiroda, Rudolf Kösse A.-Q., Julius Tenzer. Unverlangte Manueferip te wetvlen weder aufbewahrt, noch zurück gestellt Briefe ohne Itückporto nicht beantwortet• Offerten sind Dokumente nur in Ab­schrift beizulegen. Für Beilagen lehnt die Administration jede Verantwortung ab. Redaktion, Administration und Druckerei VI., Eötvöa-ucca 12. Telep bon: 112—350. 85. Jahrgang. Budapest, Freitag, 1. Juli 1938. Nr. 145 Die SdP Kämpft erbittert für das Nationalitätenstatut Eine besorgte französische Stimme. Das Sudetendientschtum gibt sich mit Scheinlösungen nicht zufrieden. Prag, 30. Juni. (DNB) In einer Vollsitzung des parlamentari­schen Klubs der Abgeordeten und Senatoren der SdP und der Karpathendeutschen Partei wurde die Zu­nahme der tschechischen Stimmen im deutschen Ge­biet als eine vor allem durch den Staat betriebene planmäßige Tschechisierung des sudetendeutschen Siedlungsraums bezeichnet. Der Klub stellte fest, daß die bisherige Verhinderung des Amtsantrittes der Bürgermeister und Vorsteher auf einer gesetzlich nicht gerechtfertigten Stellungnahme des Innenmini­sters beruhe, und billigte die bereits in dieser Sache durchgeführten Protestschritte. Die Mitgliedschaft bei der SdP — so stellte der Klub fest — sei unver­einbar mit der Zustimmung zur Erziehung deutscher Kinder in einer tschechischen Schule. Abgeordneter Kundt gab sodann einen Bericht über das bisherige Ergebnis der informativen Bespre­chung mit Ministerpräsident Dr. Hodzsa und wies dabei auf die noch bestehenden Schwierigkeiten hin. Die von Eüropa erwartete grundsätzliche Regelung der Nationalitätenfrage erfordert — so erklärte Kundt — auch eine grundsätzliche Umstellung des politischen Denkens auf tschechischer Seite. Die Be­auftragten Hcnleins ließen niemals einen Zweifel über die Notwendigkeit eines S ‘ - rffrumbaus im Sinne der Karlsbader Forderungen aufkommen. Das Sude­tendeutschtum kann durch keinerlei Scheinlösung zufriedeng estelit werden. Die SdP gegen den Boykott deutscher .Waren. Prag, 30. Juni. (MTI) Das Preßbureau der SdP hat einen Aufruf an die sudetendeutsche Volksgruppe erlassen, mit der Auf­forderung, wo eine Boykottbewegung gegen deutsche Waren oder gegen deutsche Kaufleute festzustellen sei, hei der Gendarmerie oder der Polizei unverzüglich die Strafanzeige zu erstatten. Samstag: Nationalitätenstatut vor dem Parlamentsausschuß. Telegramm des Pester Lloyd, Prag, 1. Juli. Wie Lidové Noviny berichten, wird Samstag früh zum erstenmal der sechsgliedrige parlamen­tarische Sachverständigenausschuß der Koalitions­­parteien zusammentreten, um den Entwurf des Na­tionalitätenstatuts und des neuen Sprachengesetzes durchzuberaten. Die Regierung habe bereits einigen Mitgliedern dieses Ausschusses eine Skizze dieser bei­den Gesetzentwürfe überreicht. Die Beratungen sollen von den Vorsitzenden beider Kammern der Nationalversammlung Malypetr und Dr. Soukoup geleitet werden. Bei seinen Arbeiten werden dem Sachverständigengremium Fachbeamte der zustän­digen Ministerien zur Seite stehen. Militärische Gesetze vom Ministerrat angenommen. Prag, 1. Juli. (MTI) Der Ministerrat hielt Donnerstag abend eine Sitzung ab. Wie die Prager Presse erfährt, wurde vom Mi­nisterrat der Entwurf des Gesetzes über Anforderung von Verkehrsmitteln für militärische Zwecke geneh­migt. Weiter wurde die Regierungsverordnung über den beschränkten Zutritt zu für die Stuatsvcrteidi­­gung wichtigen Stellen genehmigt. Der römische Gesandte bei Krofta. Prag, 1. Juli. (Havas.) Der tschecho-slowakische Gesandte in Rom ist in Prag eingetroffen, um sich mit Außen­minister Krofta eingehend über die internationale Lage zu beraten. In politischen Kreisen wird diesen Beratungen große Bedeutung beigemessen. Jugoslawisch-lschcckische Beratungen. Belgrad, 30. Juni. (MTI) Ministerpräsident und Außenminister Dr. Stojadinovitsch empfing heute den tschechischen Geschäftsträger Spacek in Audienz. Liberté über die Prager „Verschlcppungs­politik“. Paris, 30. Juni. (MTI) Die Öffentlichkeit verfolgt auch weiterhin mit lebhaftem Interesse die Prager Verhandlungen zur Lösung der Minderheitenfrage. Nach Liberté beleuchte das über die Verhandlungen der tschechischen Regierung veröffentlichte offiziöse Kom­­muniqué die Lage in wenig richtiger Weise, zumal die Prager Regierung eine Verschlcppungspolitik betreibe. Die Minderheitenfrage könne noch lange nicht als gelöst an­gesehen werden und die Gefahren seien noch lange nicht vorüber. Wie das Blatt erfährt, sollen dem Präsidenten Dr. Benes und seinen Freunden nahestehende Kreise der Ansicht sein, daß der Erfolg der Minderheitenverhandlun­gen nicht mehr in Prags Interesse stünde. In der tsche­chischen Hauptstadt glaube man, daß die Regierung im richtigen Augenblick Zeit gewonnen habe. Die Gefahr zog vorüber, und nun wäre es überflüssig, die Lösung zu be­schleunigen. Wir bedauern sehr, heißt es im Blatt, unsere Information der Öffentlichkeit weitergeben zu müssen, doch wollen wir Frankreich auf die unangenehmen Über­raschungen, die seiner eventuell noch harren können, auf­merksam machen. Amerikanische Slowaken weiter für die Selbstverwaltung der Slowakei. Telegramm des Pester Lloyd. Prag, 1. Juli. Da die von Dr. Hletko, dem Führer der ameri­kanischen Slowaken, angeregte Konferenz aller poli­tischen Gruppen der Slowakei infolge der Absage der tschechischen Regierungsparteien nicht zustande kam, wurde gestern Lidové Noving zufolge in Pozsony eine Besprechung von Vertretern der Slowa­kischen Volkspartei und der Slowakischen National­partei mit den Mitgliedern der amerikanischen Ab­ordnung abgehalten, an der auch ein Abgeoi-dnetcr der Tschechischen Gewerbepartei als Beobachter teil­­nahtn. Bei den Beratungen wurde die Notwendigkeit einer umfassenden Autonomie für die Slowakei betont. Sokol-Treffen offiziell eröffnet. Prag, 30. Juni. (Tschecho-Slow. Preßbureau) Die im Rahmen des 10. Sökolkongresses vom Internationalen Turnerverein ver­anstalteten Weltmeisterschaftskämpfe haben heute be­gonnen. Nach der Eröffnungsrede des Präsidenten des Inter­­'nalionalen Turnervereins Grafen Adam Zamoyski sprach der Präsident des technischen Ausschusses der Vereinigung Huguenin, der u. a. ausführte, daß die Jugend ihre schön­sten und besten Kräfte dem Wohle des eigenen Volkes und Landes zu widmen habe. An den Wettkämpfen nehmen nachstehende acht Na­tionen teil: Polen, Belgien, Jugoslawien- die Schweiz, Frankreich, Luxembourg, die Tschechoslowakei und Bul­garien. Pnag, 1. Juli. (Inf.) Gestern abend traf hier der. jugoslawische Mi­nister für Körpererziehung Dr. Miletitsch' ein und wurde vom Gesundheitsminister und zahlreichen anderen Per­sönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf dem Bahnhof begrüßt. Der jugoslawische Minister wird am Sokol- Kongreß in Prag teilnehmen. Polnisches Dementi eines Durchmarseh­­projekts russischer Truppen durch Rumänien. Warschau, 30. Juni. (MTI) Von offiziöser Seite werden die Gerüchte, wo­nach Außenminister Beck in Warschau mit den polnischen Botschaftern in Paris und Moskau eine Konferenz über die Möglichkeit eines Durchmarsches der Sowjettruppen durch Rumänien zur Hilfeleistung für die Tschecho-Slo­­wakei gehabt hätte, aufs energischeste dementiert. Ebenso­wenig sei den großen Manövern der Sowjetarmee an der polnischen Grenze irgendwelche Bedeutung beizumessen. Auslandschau. — 1. Juli — % Frieden oder Krieg im Fernen Osten. Seit Wochen und Monaten dauert der ver­heerende Krieg im Fernen Osten. „Krieg“ ist eigent­lich juridisch zu viel gesagt, denn trotz der an­dauernden Feindseligkeiten, trotz Bombenexplosio­­nen, trotz Vernichtung blühender Städte und un­zähliger Menschenopfer kam es bis heute noch zu keiner offiziellen Kriegserklärung. Zwei Mächte, zwei Kulturen ringen im fürchterlichen Kampf. Als es schon den Anschein hatte, daß die tüchtigen Ge­nerale und gutgedrillten Soldaten („made in Europe“) des Mikados den entscheidenden Sieg da­vontragen würden, setzte wie ein deus ex machina „General Hochwasser“ seine Kräfte ein. Die Ursache des Hochwassers — Vernachlässi­gung der Schutzwerke infolge des Kriegs oder ein­fach die Regenfälle — spielt entschieden nur eine untergeordnete Rolle. Vom Gesichtspunkte der Kriegsführung aus ist aber das Vorhandensein der Flut ausschlaggebend. Die alles verheerende Flut des Gelben Flusses und der Yangtse scheinen allen krie­gerischen Operationen Einhalt geboten zu haben. Lnd es scheint, daß Japan jetzt zum Frieden bereit ist. Noch vor kurzem erschienen zwar Nach­richten, die über die Entschlossenheit der Japaner, ihre Kämpfe bis zum siegreichen Ende weiterzu­führen, Kunde brachten, doch die neuesten Meldun­gen lassen darauf schließen, daß auch in den japa­nischen führenden Kreisen eine Bereitschaft zum Friedensschluß sich zu regen beginnt. In den letzten Stunden hatte der Sprecher des japanischen Außenministeriums mitgeteilt, daß Ja: pan unter gewissen Bedingungen bereit wäre, Frie­den zu schließen. Chinesische politische Kreise ha­ben diese Mitteilungen mit großem Interesse aufge­­nommen. Eine grundlegende Forderung der Japaner ist der Rücktritt Tschiang Kai-Scheks. Man will sogar wissen, daß Japan in Hankau bereits einleitende Schritte durch einige Minister der mittel- und nord­­chinesischcn Regierungen, die unter japanischem Einfluß stehen, unternommen habe. Die Bedingung wäre die Annahme jener vier Punkte, die der frü­here japanische Außenminister Hirota noch im Ja­nuar bezeichnete. Diese waren: 1. Beitritt Chinas zum Ainlikomintern-Block. 2. Die Schaffung eines WirDehaflsblccks, be­stehend aus China, Mandschukno und Japan. 3. Japan steht das Recht zu, an verschiedenen Punkten des chinesischen Gebiets Garnisonen zu halten. i. China soll K-riegsen 1 schädi.gung zahlen. Die allerletzten Meldungen aus Hongkong be­stätigen, daß recht lebhafte diplomatische Schrille bevorstehen. Eine bedeutende Anzahl von Diploma­ten ist in dieser schöngelegenen Hafenstadt erschie­nen. Sie sollen — wie verlautet — bemüht sein, den Frieden des Fernen Ostens herzustellen. Die in China akkreditierten Botschafter Großbritanniens, Deutschlands und Italiens, sowie die Gesandten Schwedens und der Schweiz sind in Hongkong an­wesend. Trotz der Äußerung der englischen Bot­schaft, daß „der Botschafter keinen Friedensplan in seiner Tasche habe“, herrscht die Ansicht vor, daß es sich um eine Vérmittlúngsaktion handelt. China, im Besitze der noch nicht besetzten Ge­biete und des scheinbar schier unerschöpflichen Menschenmaterials sieht die Lage bei weitem nicht tragisch. Der Marschall Tsclvang Kai-Schek gab Pressevertretern folgende Erklärung: — Die Finanzen Chinas sind fest geblieben. Wir sind allen unseren Verpflichtungen nachge­kommen. Es ist gelungen, die Stabilität unserer Währung zu wahren. Die Passivität unserer Handels­bilanz haben wir vermindert. Zahlreiche Industrie­zweige haben wir nach dem Innern des Landes ver­legt. Die Landwirtschaft, Straßen- und Transport­wesen erfuhren eine Entwicklung. — Unsei’e Armee haben wir reorganisiert. In­zwischen haben die Fluten des Hochwassers die Kriegsschauplätze überschwemmt und den japani­schen Kriegsplan zunichte gemacht.

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