Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. július (85. évfolyam, 145-170. szám)

1938-07-01 / 145. szám

PESTER LLOYD • g • Diese Äußerung — nach einem Jahre der Krieg­führung — mutet recht optimistisch an. Sie läßt nicht sehr darauf schließen, daß China um Frieden bitten würde. . Japanischerseits liegt eine Erklärung des Kriegs­­ministers vor, die alle Nachrichten über eine Inter­vention dritter Mächte dementiert: — Zwischen Japan und China kann so lange nicht vom Frieden gesprochen werden — sagte dei Kriegsminister —, als Tschang Kai-schek am Ru­der ist. Nach diesen beiderseitigen Erklärungen müssen wir abwarten, was die nächsten Tage bringen. Wie steht es um Roosevelt? Die Vereinigten Staaten stehen bereits im Zei­chen der Neuwahlen. Sie werden im November d.J. stattfinden und das Repräsentantenhaus vollständig, den Senat zu einem Drittel erneuern. Abgesehen von ihrer Eigenbedeutung, werden sie ein Vorspiel zu der Präsidentenwahl 1940 sein. Das wichtigste im ame­rikanischen politischen Leben ist und bleibt: der Präsident, seine Persönlichkeit und die Politik, die er befolgt. Heute geht es unmißverständlich mehr um eine objektive politische Richtung in Amerika, als um eine Frage der Persönlichkeit. Es ist nämlich ganz und gar ungewiß, ob Roosevelt sich zum Beispiel­losen entschließen und das drittemal als Präsident der Vereinigten Staaten kandidieren werde. Bestimmt würde ihm aber sehr viel daran liegen, auf seinem Posten einen Mann zu sehen, der, zumindest grund­sätzlich, als Weiterbauer an seinem politischen Werk, und nicht als Zerstörer und Neubeginner auftreten würde. Und daran knüpfen sich natürlich auch sonst sehr große Interessen. Wie steht es nun mit der Rooseveltscben Politik? Ein ausländischer Beobachter hat einmal bemerkt: „In Amerika ist alles gegen Roosevelt; ausgenommen die Wählerschaft.“ Diese Feststellung scheint gerade jetzt wieder eine Bestätigung zu erfahren. Bei den Kandidierungswahlen innerhalb der Parteien für die Novemberwahl erlitten die Gegner Roosevelts in sei­ner eigenen Partei — und diese überbieten die Zahl seiner Unterstützer in der republikanischen Partei sehr wesentlich — fast überall Niederlagen, in Flo­rida sogar eine von geradezu katastrophalem Aus­maße. Es gab allgemein Überraschungen, denn die Presse, die zu 90 Prozent von den großen Geschäfts­leuten und ebensogroßen Gegnern Roosevelts be­herrscht wird, hatte ja alles andere als einen Wieder­aufstieg Roosevelts vorausgesagt. Der Kongreß wurde jedenfalls plötzlich wieder etwas williger, und wich­tige (und kostspielige) Vorlagen des Präsidenten ka­men glatt durch. Die Volkstümlichkeit Roosevelts erscheint also vorläufig noch ungebrochen. Immerhin gibt es aber noch bis zu den Novemberwählen und dann bis zur Präsidentenwahl selbst eine Spanne Zeit. Worauf es in der Zwischenzeit ankommt, ist der Konjunktur­verlauf. In der jüngsten Zeit hoffte Wall Street auf eine dauernde Besserung. Wird sich diese wirklich einstellen, so dürfte die andere Hoffnung der Wall Street, ein Ende der New Deal zu erldben, kaum in Erfüllung gehen. Anders, wenn die Krise nicht weicht und gerade die Grundvoraussetzungen des Regimes Roosevelt erschüttert. Denn die Opposition operiert schon heute fast genau mit den gleichen Schlagworten gegen Roosevelt, die diesem 1932 gegen Hoover so gute Dienste geleistet hatten. Die Bundes­steuern haben sich während der Amtstätigkeit Roosevelts verdreifaclht, die Bundesschulden verdop­pelt. Und die Krise ist wieder da! Wohl haben die Anhänger Roosevelts ihre Ge­genargumente, mit denen sie die Anklagen der Ver­schwendung und des Schuldenmachens recht wesent­lich abzuscintwächen vermögen, aber die Krise, die ist nun einmal da und verschärft die der Politik Roosevelts innewohnende Dialektik in- äußerst hohem Maße. In einer Zeit der wirtschaftlichen Not­lage der großen Wählermassen kann sich nämlich ein Roosevelt kaum dazu bereit finden, eine Abkehr von der Sozialpolitik durchzuführen, im Gegenteil muß er affe Mittel aufbieten, um sich fest und noch fester im Volk verankern zu können. Und hier eröff­nten sich nun äußerst interessante Ausblicke. Die Aufgabe, die Roosevelts und seiner Anhän­ger harrt, bedeutet nämlich, wenn sie, wie es scheint, nunmehr nicht bloß einen einzigen Wahlakt, sondern das ganze Zukunftsproblem vor Augen haben, nicht weniger als die dauerhafte Überwindung der das Volk der Vereinigten Staaten so tief zerklüftenden inneren Gegensätze. Roosevelts Kampf gilt nicht zu­­•letzt diesem echt amerikanischen Sektarianismus, der wohl seine tiefverankerten strukturellen Gründe hat. Es ist nicht übertrieben, wenn man hinzufügt, daß seine wichtigsten Mithelfer :— Chaplin und Lind­bergh sind, Personifikationen der allumspannenden, alles ausgleichenden Kunst und Technik in ihrer für Amerika am meisten phantasiezündenden Erschei­­nund: als Film und Aviatik. Aber auch die nüchtern­reale Tatsache des beginnenden industriellen Aus­gleichs zwischen Nord und Süd, bzw. der zunehmen­den Industrialisierung des zurückgebliebenen Südens spielt natürlich eine sehr wichtige Rolle. Und ganz bestimmt bietet auch für das größere weltpolitische Interesse Roosevelts, abgesehen von den harten Re­alitäten des Interessenkanipfes, nicht zuletzt die Er­wägung den Schlüssel, daß das Volk der Vereinigten Staaten vielleicht am ehesten dadurch zum Bewußt­sein als Nation gebracht werden kann, wenn es nach außenhin Tag für Tag als führende Weltmacht in Erscheinung tritt, als eine Nation, die sich dieser ihr auf erlegten Rolle auch würdig zeigen muß. Deutsch-französisches Freundschaftstreffen. Von unserem Berliner E. L.-Korrespondenten erhalten w.’r den folgenden Bericht: In Baden-Baden waren vor kurzem zu einer Ta­gung, die eine Woche dauerte, Franzosen und Deut­sche versammelt. Nicht nur Politiker, sondern« zahl­reiche Vertreter auch des wirtschaftlichen und kul­turellen Lebens. Bevor die französischen Teilnehmer dieser Tagung mit dem bekannten, Kriegsblinden- Deputierten Scapini an der Spitze aus Paris abrei­sten, wurde ihnen auf der deutschen Botschaft ein Essen gegeben, an dem auch Ministerpräsident Dala­­dier und sein Stellvertreter Chautemps teilgenommen haben. Dadurch wurde unterstrichen, daß es sich in Baden-Baden nicht um ein zufälliges Treffen von Privatpersonen handelt, daß vielmehr maßgebliche Regierunigskreise auf beiden Seiten dahinterstehen, ln zahlreichen Vorträgen wurden von französischen und deutschen Rednern die wechselseitigen Beziehun­gen erörtert und die Berührungspunkte festgestellt, die schließlich trotz aller politischen Gegensätzlich­keit zwischen diesen beiden großen Nachbarvölkern vorhanden sind. Eins mit der Tagung verbundene Ausstellung „Land und Leute“ versuchte gleichfalls zu zeigen, daß die beiden Nationen diesseits und jen­seits des Rlheinstromes nicht nur historische „Erb­feinde“ sind, sondern gleichzeitig von jeher die eng­sten kulturellen Beziehungen miteinander gehabt haben. Es ist auf jeden Fall bemerkenswert, daß in der unruhigen Stimmung dieses Sommers eine solche Tagung überhaupt zustande gekommen ist. Sie be­weist, daß in der Tat auf beiden Seiten die Einsicht nicht gänzlich verkümmert ist, daß das deutsch-* französische Verhältnis nietht nur auf Gegensätzen be* ruht, daß auch andere Beziehungen bestehen, die einen wirklichen Frieden zwischen beiden Völkern verbürgen könnten. Bemühungen um eine dauerhafte deutscli-fran* zösische Verständigung sind indessen nicht neu. Vor dem Kriege wie nach dem Kriege hat es nicht an ernsthaften Anstrengungen gefehlt, über die Tragik einer Feindschaft liinwegzukommen, die Europa allzu oft den Frieden gekostet hat. Erfolge sind bis* her ausgeblieben, über den Ansatz eines guten Wil* lens ist man bisher kaum hiruausgekommen. Auch als in beiden Ländern ein gleichgeartetes demokrati* sches Regierungssystem bestand, gelang es nicht, eine wirklich neue Grundlage für das Nachbar­verhältnis beider Völker zu tinden. Es ist klar, daß durch den Systemvvechsel im Reich die Aufgabe nicht leichter geworden ist. Mehr noch als früher besteht jetzt die Gefahr daß man aneinander vorbei­spricht. Die Tagung von Baden-Baden zeigte indessen, daß trotz aller Enttäuschungen der Versuch fortge­setzt werden soll, zunächst einmal wenigstens eine gewisse Atmosphäre herzustellen, die es gestattet, schließlich auch einmal wieder über das Problem der beiderseitigen Beziehungen zu sprechen. Allzu große Hoffnungen wird man sich freilich vorläufig nicht machen können. In der Presse hüben wie drüben beschränkt man sich deshalb auch darauf, von dem Verlauf der deutsch-französischen Aus­sprache in Baden-Baden mit höflichem Interesse Kenntis zu nehmen. Mehr kann nach Lage der Dinge in der Tat nicht erwartet werden. Das einzige, was zuversichtlich stimmen kann, ist die Tatsache, daß eine solche Zusammenkunft mit der ausdrücklichen Zustimmung maßgeblicher Regierungsmänner auf beiden Seiten überhaupt zustande kommen konnte. Was in Baden-Baden . im einzelnen gesprochen wurde, was auch schließlich auf diesem oder jenem Gebiet dabei herauskommt, das tritt an Bedeutung offensichtlich hinter dieser zentralen Tatsache zurück. Vor dem Einmarsch der Türken im Sandschak von Alexandrefte« Französisch-türkische Vereinbarung perfekt. Nach dien Wahlen: Neutralisierung des Gebiets. Antiochia, 1. Juli. (MTI) Im Sandschak wurden überall Vorbereitun­gen für die Ankunft der türkischen Truppen getrof­fen. In Antiochia werden zahlreiche größere Ge­bäude, in denen türkische Truppen einquartiert wer­den sollen, bereits für diesen Zweck hergerichtet. Man glaubt, die Ankunft der türkischen Trup­pen sei für Anfang nächster Woche zu erwarten. Wie in gutunterrichteten türkischen Kreisen verlautet, soll die in Genf festgesetzte verfassungsmäßige Orga­nisation mit gewissen Änderungen, die den türki­schen Elementen eine führende Rolle sichern, ver­wirklicht werden. Nach dem Eintreffen der türki­schen Truppen sollen zu einem noch festzusetzenden Zeitpunkt die Wahllisten angefertigt werden. Nach den Farlamentswahlem werden sowohl die türkischen wie die französischen Truppen das Gebiet des Sand­­sebaks räumen, das militärisch neutralisiert werden soll. Die Führung des Landes wird in türkische Hände gelegt. Der französische Vertreter des Völker­bundes verbleibt im Sandschak lediglich als Be­obachter, ohne auf die Regierungsagenden Einfluß zu nehmen. Der türkische Ministerpräsident über die Lösung. Ankara, 30. Juni. (MTI) Der Ministerpräsident hat sich in einer im Ab-geordnetenhause gehaltenen Rede mit dem Sandschak-Problem beschäftigt und u. a. folgendes ausgeführt: — Die unmittelbar geführten französisch-türki­schen Verhandlungen befinden sich in einem stark fortgeschrittenen Stadium, so daß die Tätigkeit des \ ölkerbundausschusses überflüssig geworden ist. Da türkischerseits der Wille vorhanden ist, das Sandschak-Problem auf freundschaftlichem Wege zu lösen, können die Verhandlungen unverzüglich ab­geschlossen werden, wenn auch Frankreich die Ver­handlungen in diesem Geiste führt. Die französisch­türkische Freundschaft kann nur dann aufrecht* erhalten werden, wenn die Besprechungen, die zwi* sehen dem türkischen und dem französischen Gene* ralstafo im Zuge sind, mit Erfolg abgeschlossen werden. Umgruppierung im japanischen Kommando. Peking, 1. Juli. (Ml I) Im Kommando der in Nordchina operie­renden japanischen Armee ist eine gründliche Ände­rung zu erwarten. Oberbefehlshaber soll an Stelle des Generals Terautschi der frühere Generalstaibschef der Kwantung-Armee General Koiso werden, der gegenwärtig Gouverneur in Korea ist: sein General­stabschef soll General Doihara werden. Die politische Leitung wird von General Kita auf General Soigecu übergehen. Das Kommando entlang der Peking— Hamkau-Eisenbahn übernimmt General Umetsu. Kämpfe ln der Umgebung von Schanghai. Schanghai, 1. Juli. (MTI) Nach einer längeren Pause ist es nun erneut zu heftigen Kämpfen in der Umgehung von Schanghai gekommen. In Wangtien (etwa 30 km von Schanghai) haben chinesische Guerillairuppen die Japaner ange­griffen. Nach einer chinesischen, offiziellen Meldung haben die Chinesen bei Matang den Vormarsch der Japaner auf­­gehalten und die japanischem Kriegsschiffe bombardiert. Ein chinesisches Flugzeug hat einen feindlichen Trans­portdampfer versenkt. Wirtschaftsmaßnahmen der Japaner. Telegramm des Pester Llogd. Schanghai, 1. Juli. Die Japaner haben gestern ihren wirtschaftlichen Einfluß in den von ihnen besetzten chinesischen Gebieten Zenlralchinas durch die Gründung einer MonopolgcseU- schaft für Elektrizitäts- und Wasserwerke verstärkt. Die ,,Zeintra 1 ehiiíesisehe WassenkraftigeselLschaft“ ist als chi­nesisch-japanische Gesellschaft mit einem Kapital von 25 Millionen Ghinadollar gegründet worden. Die Gesell­schaft wird in China eingetragen. Drei Fünftel des Kapi­ Freitag, 1. Juli 1938 tals sind in chinesischen und zwei Fünftel in japanischen Händen. Die Gesellschaft übernimmt sofort die Wasser­­und Elektrizitätswerke der chinesischen Teile in Schanghai, sowie in Nanking und Tschingkiqng. Zweck der Gesellschaft ist, später alle derartigen Werke und Zentralem zu übernehmen. Bei chronischen Katarrhen der Gallenblase und Gallen. Sänge, hei Gallengries und Gallensteinen ist eine Trinkkur mit dem natürlichen „Franz-Josef“-Bitterwassér dann besonders wirksam, wenn es morgens auf nüchternen Magen, mit etwas heißem Wasser gemischt, schluckweise genommen wird. Fra­gen Sie Ihren Arzt. BRITISCHES REICH. Das Abkommen der Seemächte über die Erhöhung der Tonnengrenzc für Schlachlschilfc. London, 30. Juni. Auf die Frage des Abgeordneten Alexander er­klärte der erste Lord der Admiralität Duff Cooper im Unterhause, daß auf Grund des Londoner Marine­­abkommens Besprechungen zwischen den Vertretern Englands, Frankreichs und der Vereinigten Staaten geführt worden seien. Als Ergebnis dieser Bespre­chungen unterschrieben die Vertreter dieser drei Mächte ein Protokoll, kraft dessen die Grenze des Tonnengehaltes der Schlachtschiffe von 35.000 auf 45.000 Tonnen erhöht werde. Ein Protokoll ähn­lichen Inhaltes wurde heute von den Vertretern der englischen und der deutschen Regierung unterzeich­net. Man erhoffe eine günstige Antwort der Sowjet­regierung auf die an sie gerichtete diesbezügliche Frage. Die englische Regierung habe erklärt, daß sie nicht die Absicht habe, Schlachtschiffe von mehr als 40.000 Tonnen zu bauen, und hoffe, daß auch die an­deren Staaten diese Grenze einhalten werden.

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