Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. augusztus (85. évfolyam, 171-195. szám)

1938-08-01 / 171. szám

2 Bulgarien irgendwelche Verpflichtungen auf sich ge­nommen hätte, ohne Erschütterung und auf fried­lichem Wege, dank der weisen Politik des Staats­oberhauptes- und dank der Friedensliebe des bulga­rischen Volkes, das das Vertrauen seiner Nachbarn gewonnen habe. Dieser Tagesbefehl wurde vor den in Parade­uniform versammelten Truppen verlesen. Nach der Verlesung zog die Garnison von Sophia in Parade­marsch und unter Absingen von Soldatenliedern durch die Straßen der Stadt und an dem königlichen Schloß vorbei. In der Provinz wurde die Nachricht über die Unterzeichnung des Abkommens von Militär­flugzeugen verbleitet, die Flugzettel abwarfen. Die Zeitungen gaben abends Extraausgaben aus, in denen sie den Inhalt des in Saloniki Unterzeichneten Ab­kommens mitteilten: Paris glaubt an Bulgariens Eintritt in den Balkanbund Paris, 1. August (Inf) Die Abschaffung der Militärklauseln des Vertrages von Neuilly für Bulgarien wird von der Pariser Presse am Montag vormittag mit Aufmerk­samkeit verzeichnet und begrüßt. Die Eppque schil­dert vor allen Dingen die Begeisterung, die in Sophia über die Wiederherstellung der bulgarischen Wehr­hoheit herrscht. Das Blatt erklärt, das zwischen Bulgarien und den Mitgliedstaaten des Balkanbundes getroffene Übereinkommen habe den demnächst bevorstehenden Eintritt Bulgariens in den Balkan­bund vorbereitet. Zustimmung in London Telegramm des Pester Lloyd Loirdon, 1. August Der Vertrag von Saloniki, der Bulgarien unter Aufhebung der Vertragsbestimmungen von Neuilly seine volle Rüstungsfreiheit wiedergibt, bat in London beträchtliches Aufsehen erregt. Der Abschluß des Vertrages wird von den Blättern unter großen Überschriften gemeldet. Mehrere Zeitungen, wie die Times und Daily Telegraph, geben den Wortlaut des Vertrages wieder. Die Kommentare sind durchweg in zustimmendem Tone gehalten. Sogar der Daily Herald bezeichnet den Vertrag als weiteres Anzeichen für die Besserung der europäischen Atmosphäre. Die Haltung der Presse deutet darauf hin, daß der über­raschende Abschluß dieses Vertrages den Optimis­mus, mit dem man hier der kommendem Entwick­lung entgegensieht, weiter verstärkt hat. Auch in Re­gierungskreisen wird der Vertrag, wie Daily Tele­graph schreibt, als Beispiel für die „Möglichkeit der Revision uberalteter Verträge“ warm begrüßt. Eng­land, so betont das Blatt weiter, werde zweifellos seine Zustimmung zu dem Vertrag geben, soweit der Friedensvertraig von Neuilly davon berührt werde. Es habe die Hoffnung, daß die übrigen Mächte die gleiche Haltung einnehmen würden. Eine warme Belgrader Stimme Telegramm des Pester Lloyd Belgrad, 31. Juli1 Zu dem Akt in Saloniki veröffentlicht Vreme einen Leitartikel, in dem sie erklärt, daß das Abkom­men von Saloniki eine neue Etappe der Solidarität und der Selbstbesinnung des Balkanbundes bedeute. Die Staaten des Balkanbundes und Bulgarien haben aus eigener Initiative und aus eigenem Willen einen Nichtangriffspakt abgeschlossen. Bulgarien ist von nun an vollkommen gleichberechtigt gegenüber den ihm benachbarten Ländern. Jugoslawien freut sich, daß dieses Abkommen zustande gekommen ist, um so mehr, als daran auch die Regierung Stojadinowitsch einen ansehnlichen .Anteil batte. Die außenpolitische Auffassung Dr. Stojadinowitsch’ bleibe auch weiter die, daß die Balkanvölker sich nur dann der von außerhalb des Balkans kommenden schädigenden Einflüsse erwehren können, wenn sie den Frieden innerhalb des Balkans sichern. Nur auf diese Weise werden die Balkanstaaten aufhören, die Opfer frem­der Interessen zu werden und ungehemmt ihre bisher unausgenützten Möglichkeiten in der Wirtschaft und Kultur entfallen können. Bel Menschen im mittleren und vorgerückten Lebensaitel sichert täglich ein halbes Glas natürliches „Franz-Josef“­­Bitterwasser leichten Stuhlgang, gute Verdauung, ruhigen Schlaf und hebt die Tätigkeit der Gehirnzellen eft in über­raschender Weisel Fragen Sie Ihren Arzt. Berlin begrüßt den Vertrag Berlin, 1. August (Inf) Der am Sonntag Unterzeichnete Vertrag von Saloniki findet in Berlin größte Beachtung und wird von den zuständigen Stellen als im Sinne der deutschen Politik liegend begrüßt. Man erklärt, daß jeder Vertrag zwischen Staaten des Südostens, der Reibungen zwischen diesen ausschaltet, der Zustim­mung Berlins sicher sein könne. In Presse- wie auch in politischen Kreisen verweist man darauf, daß Deutschland mit seinem Weltkriegverbündeten Bul­garien, aber auch mit Griechenland gleichermaßen herzliche politische und ungewöhnlich enge wirt­schaftliche Beziehungen unterhalte. An hiesiger zu­ständiger Stelle unterstreicht man besonders die grundsätzliche Bedeutung, die der durch den Saloniki­vertrag erfolgten Revision des Vertrages von Neuilly zukommt. Montag, 1. August 1938 PESTER LLOYD * **•*,*, Vor der Reise Lord Runcimans nach Prag Telegramm des Pester Lloyd London, 1. August Lord Runciman ist in der vergangenen Nacht nach London zurückgekehrt, um pie Vorbereitungen für seine Prager Reise zu beenden. Er begibt sich Dienstag nach der tschechischen Hauptstadt und Mittwoch richtet er sich sein Bureau ein. Donnerstag besucht Lord Runciman den Präsidenten der Re­publik Dr. Benes und anschließend den Minister­präsidenten Dr. Hod/sn. Freitag kommt es zu einer Zusammenkunft Lord Runcimans mit dem Führer der SdP Konrad Henjein und dem Abg. Dr. Kundt. Nach diesen Besprechungen wird der Lord über die Umrisse seiner Aufgaben im Bilde sein. Lord Runciman wird auf seiner Reise nach Prag von folgenden Sachverständigen begleitet: Leiter der Wirtschaftsabteilung des englischen Auswärtigen Amts F. T. A. Ashton-Gwatkin, der schon früher Mitarbeiter des Lords in wichtigen Handels- und Vlri.schaftsvefhandlungen war, zur Zeit, als Runciman Handelsminister war. Seine Ver­bindung mit dem Auswärtigen Amt wird auf die Dauer der Prager Rei>e sistiert. Noch als Sekretär der englischen Botschaft in Tokio schrieb er sei­nen Piomari „Kimono“, der als die beste Charakteri­sierung des japanischen gesellschaftlichen Lebens gilt. Privatsekretär Sir John Simons R. J. Stopford, dir an den Arbeiten der Verfassungsreform in In­dien beteiligt war und sich später mit wirtschaft­lichen und finanziellen Fragen Mitteleuropas be­schäftigte. Ian Henderson ist Mitglied des englischen Kon­­sularkorps und war bis zu den jüngsten Zeiten amt­licher Beobachter in der Tschecho-Slowakci; er wird sich hauptsächlich als Dolmetscher betätigen. tung zukünftiger Entwicklungen der großen Politik Anlaß. Diese Entwicklungen — so heißt es in dem Blatt — würden auf drei verschiedenen Gebieten Positives bringen und in drei große Abkommen münden. Das erste Abkommen wolle eine friedliche und dauerhafte Lösung der Minderheitenfrage brin­gen, das zweite eine Vereinbarung zwischen England, Deutschland, Frankreich und Italien, von dem. An­griff zur Luft abzusehen und unter Umständen die Luftaufrüstung zu begrenzen. Als dritten Punkt führt das Blatt dann ein Abkommen mit den Ver­einigten Staaten an, durch das die englische und französische Kriegsschuldenfrage geregelt werden solle. Wenn alles gut ginge — so betont das Blatt — so würden diese drei Fragen im nächsten Frühjahr gelöst sein. Gemäßigter Optimismus in England Telegramm des Pester Lloyd London, 1. August Die Haltung der Prager Blätter zur Aufgabe Lord Runcimans wird von den Times als „etwas be­fremdend“ bezeichnet. Die Äußerungen der Prager Zeitungen, schreibt das Blatt, stünden in Wider­spruch zu den Kommentaren in sämtlichen anderen Hauptstädten. Der scharf kritische Ton der tsche­chischen Regierungspresse würde in London zwar nicht allzu tragisch genommen, denn die Blätter hätten durchaus das Recht, die Prager Regierung vor weitherzigen Zugeständnissen zu warnen: Aber nichtsdestoweniger scheine die Taktik der Lidové Noviny doch reichlich sonderbar. In dem Augen­blick, da die Sudeten deutschen die Mission Lord Runcimans begrüßten, halte es das genannte Blatt für notwendig, die Absichten der englischen Regie­rung herabzusetzen, die Fehler der englischen Pniitik zu unterstreichen und schließlich anzudeuten, daß es sich nur um ein Mittel handle, um auf die tschecho­slowakische Regierung einen starken Druck auszu­­iiben. „Lor’d Runciman“, so schließen die Times, „verläßt London nicht, um auf irgend jemand einen starken Druck auszuüben. Seine Aufgabe ist nicht ganz die eines Schiedsrichters, aber sie ist vielleicht etwas mehr als die eines Beraters. Lord Runciman geht nach Prag, um die Lage zu prüfen und auf beiden Seiten ein gutes Wort elnzulegcn.“ Daß während der Parlamentsferien und beson­ders während des großen Augustdankfeiertages die tschecho-slowakische Frage im Vordergrund aller politischen Erörterungen steht, beweist die Tatsache, daß die beiden führenden Sonntagsblätter, Observer und Sunday Times, den ganzen Fragenkomplex noch einmal umreißen und d?bei die Mission Lord Run­cimans in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellen. Die Erfolgsaussichten dieser Mission sieht Garvin im Observer nicht übermäßig optimistisch und bemerkt, ums man sich vorerst erhoffen könne, sei ein vorläufiges Kompromiß, das geeignet sei, den Frieden auf die Dauer von Jahren zu erhalten, bis er endlich von allen europäischen Mächten garantiert werden würde. Man dürfe aber nie vergessen, daß ohne gewisse Zugeständnisse an die Selbstverwal­tung s ford erungen der Sudetendeubscben keine Hoff­nung auf ein glückliches Übereinkommen bestünde. Auch Sunday Times gehen von der Reise Lord Run­cimans in den „überaus künstlichen Staat Tschecho- Solowakei“ aus und machen dabei, genau wie der Observer, Dr. Benes auf sein im Jahre 1919 ge­gebenes Versprechen aufmerksam, aus der Tschecho­slowakei eine zweite Schweiz zu machen. Die Außen­politik der Prager Regierung — so stellt das Blatt weiter fest — sei ein großer Fehler gewesen, ins­besondere der Abschluß des sowjetrussischen Paktes. Unter all diesen Umständen könne Lord Runciman nur die Aufgabe haben, festzustellen, ob das Ver­sprechen Dr. Benes’ in Versailles heute in der tschecho-slowakischen Verfassung in entsprechender Weise wahr gemacht werden könne. Die verschiedenen Gespräche englischer Politiker mit den Vertretern ausländischer Mächte und gewisse Ministererklärungen im Unterhaus gaben am Sonn­tag der Sunday Express übrigens auch zu einer Deu­ Ein Zwischenfall in Trautenau Prag, 1. August (DNB) In der Nacht zum Sonntag wurde in Trautenau der «udetendoulsche Malermeister Adolf Mathes von betrunkenen Tschechen überfallen und durch Stiche in den Rücken schwer verletzt. Polizei­liche Erhebungen ergaben, daß Mathes, der weiße Strümpfe trug, auf der Staatsstraße ohne jede Veran­lassung von dem tschechischen Fleischergehilfen Hladik angerempelt wurde, worauf sich zwei tsche­chische Soldaten, die vorher mit Hladik in einem nahen Gasthaus gezecht hatten, auf Mathes stürzten. Der Soldat Sadlo versetzte Mathes zwei Messerstiche in den Rücken. Der zweite Soldat konnte bisher nicht festgestellt werden. Sadlo wurde verhaftet und gestand die Tat im Garnisonskommando ein. Gegen ihn und gegen Hladik wurde das Strafverfahren ein­geleitet. Der Zustand des überfallenen Sudeten deut­schen ist sehr bedenklich. Im Krankenhaus wurde Lungenblutung festgestellt. Große Schlacht vor Gandesa Die Republikaner betrachten die Ebro-Oitensive als ihren bisher größten Erfolg — Schwierigkeiten des Nachschubs — Gelingt es den Nationalisten die Ponton­brücken über dem Fluß zu zerstören? Telegramm des Pester Lloyd Paris, 31. Juli Nach Meldungen von republikanischer Seite stellt die Schlacht vor Gandesa und überhaupt die ganze Ebro-Offensive einen der größten republika­nischen Erfolge während des ganzen Feldzuges dar.: Erfolg oder Mißerfolg dieser Schlacht hängt davon ab, ob es den in wenigen Stunden nach den ersten republikanischen Angriffstößen eintreffenden natio­nalistischen Truppen gelingen wird, die über den Ebro geschlagenen Pontonbrücken zu zerstören. Von vornherein hat die republikanische Heeresleitung die umfassendsten Maßnahmen getroffen, um die Pontonbrücken vor der Zerstörung zu bewahren. Die Angriffe der nationalistischen Flieger ivurden durch die Luftahwehrgeschütze abgewehrt. Nach der Schilderung französischer Kriegs­berichterstatter haben die republikanischen Trup­pen Samstag zwei neue heftige Vorstöße in Rich­tung auf Gandesa unternommen. Der erste Vorstoß galt den Höhen im Osten, der zweite den Höhen im Süden der Stadt. Die Angriffe wurden mit Hilfe größerer Infanteriemassen vorgetragen. Die Stadt Gandesa besitzt nach den Meldungen der französi­schen Kriegsberichterstatter keine große strategische Bedeutung. Die republikanische Heeresleitung will sie offenbar, aus demGrunde in ihrem Besitz bringen, weil dies dann die erste größere Stadt wäre, die sie wieder erobert hätte. Überläufer der republikanischen Seite haben der nationalistischen Heeresleitung gemeldet, daß bei den über den Ebro vorgestoßenen republikani­schen Divisionen außerordentliche Knappheit an Lebensmitteln herrsche, da die republikanische Hee­resleitung zunächst vor allem darauf gesehen habe, das umfangreiche Kriegsmaterial über den Ebro zu schaffen. Seitdem dann die nationalistischen An­griffe auf die Pontonbrücken eingesetzt hätten, mache sich der Mangel an Lebensmitteln außer­ordentlich bemerkbar In dem in der Nacht zum Sonntag ausgegebe­nen Heeresbericht des nationalistischen Haupt­quartiers heißt es, daß die nationalistischen Trup­pen an der Estremadura-Front am Freilag den Berg von Frontandala und andere Stellungen erobert ha­ben. An der Front von Valencia hat der Feind am Samstag Gegenangriffe auf die nationalistischen Stellungen unternommen. Der Feind wurde zurück­­geschlagen und mußte die Flucht ergreifen, wobei 432 Tote und Verwundete auf dem Schlachtfeld zu­rückgelassen wurden. Ein feindliches Bataillon wurde in einem Hohlweg von nalionalistisohen Truppen gefangen und völlig aufgerieben. An der Ebro-Front sind die nationalistischen Truppen vorgerückt und haben einige feindliche Einheiten, die Widerstand zu leisten versuchten, vernichtet. .

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