Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. szeptember (85. évfolyam, 196-220. szám)

1938-09-01 / 196. szám

PREIS 16 FILLÉR HA/ Í ’ \ ——n 1} Bezugspreise .- por° Jl Anzeigenannahme mm IH Budapest Morren- und Abendblatt: Vierteljährlich In der Administration des Pester Lloyd 18 P. monatlich 6.40 P. Nur Morgen- ■■ IM V H ■ ■ B H H H ■§ H HB ■ ff H ES und in den Anzeigevermittlungen Ala A.-Q. blatt: Vierteljährlich 11 P. monatlich 4 P. WH ^ MB «B {Sgl g»jü JEB Mt ^H Alezander Balogh, j. Bloekner, J. Blau. Boros, Nur Abendblatt: Vierteljährlich 8 P. gSM— Mt SSL. — EK Ml ®HS Q| gEBS Braun. Joist Erdős, Harson)!, Maisenstein monatlich 3 P. — Für die separate Zu- OH fS&pB HtBWBgr »H fit •< BKI BK ZK? UK| Egg A Vogler Cornsl Leopold. Julius Leopold, Sendung des Abendblattes nach der Pro- ara MB Jusa SrsB *L;i'' * ',3 jH ln F53 Magyar NlrJetöiroda, Rudolf Mosso A -G, vinz ist vierteljährlich 1P zu entrichten. £53 IHh ■ n TB pH Rwj x ||H Vfg fl £& B POf fjps JflJ |9v) Julius lenzer In Deutschland ^’'direkter Kreuzband- H ■■ H jl« RH! ÜL jüjr ^"lu^ewahrtfrch ^^cV'gesTeir0" Zusendung vierteljährlich 18 RM, in Briefe ohne Rückportq nicht beantwortet allen übrigen Staaten 30 P. Das Blatt Offerten sind Dokumente nur in Ab­kann durch sämtliche ausländischen schrift beizulegen. Für Beilagen lehnt die Postämter bezogen werden:* f ,n , 1eln _ _ _ . .. , Administration jede Verantwortung ab. auch durch Morawa & Co. 1. Wollzc.le 11. M ORCFNRI ÄTT Redaktion, Einzelnummer: l'XV/XlsJIji t JLI Uli. X A TI T> Administration und Drucker«! In Budapest und in der Provinz: Morgen« Budapest, VI, Eötvös-ucca 12. blatt an Wochentagen 16 fillér, an Sonn- , lagen 3* íillér; Abendblatt 10 fillér. Telephon: 112-350. 85. Jahrgang Budapest, Donnerstag, 1. September 1938 Nr. 196 * \ Der lachende Weise und die stumme Sprache Budapest, 31, August Der lachende Weise, das war bekanntlich Friedrich Karinthy, der bedeutende und betrauerte Tote der ungarischen Literatur, der morgen zu Grabe getragen wird. Mit ihm verschwindet ein Narr und ein König: vor der großen Öffentlichkeit der Leser trug er — aus Überzeugung — die mit lauten Schellen behängte und buntem Flitter be­nähte Narrenkappe; die kleine Öffentlichkeit der Kenner sah aber über seinem Haupt die Krone des Dichters, die ihm — aus göttlicher Gnade — ge­schenkt worden ist. Er konnte es niemand sagen, also sagte er es einem jeden — so bekannte er einst in seinem vielleicht schönsten Gedichte und so wurde in seiner irgendwie tragischen Gestalt der Narr zum Schicksal des Königs und der König zum Schicksal des Narren. Die größte Paradoxie, die er jemals zum Ausdruck brachte, war jedenfalls seine Persönlichkeit — diese Vereinigung eines Mystikers mit einem Mystifikator, eines Gesalbten mit einem Quacksalber, eines Harun al Raschid mit einem Strolch im Gewand eines Herrschers. Er war eben der lachende Weise... Doch ist dies nicht der Ort. um Karinthy in seiner Einzigartigkeit und Besonderheit zu würdi­gen -— die Nekrologe haben es bereits getan und der Rest ist Sache der Literaturgeschichte. Uns geht es viel mehr darum, an seiner charakteristischen Er­scheinung die Allgemeinheit einer Tragik aufzu­zeigen, welche sich in ihrer Größe und Würde auch über den hervorragenden Einzelnen erhebt: das Schicksal does um irischen Dicht hier in das ungarische Schicksal überhaupt ein. Es ist über jeden Zweifel erhaben, daß das Werk Karinthvs ein Bestandslück do Weltliteratur ist, unter der wir hier das Schrifttum von über­nationaler Bedeutung verstehen wollen. Ebenso sicher ist aber auch, daß Karinthvs Schriften nie­mals, auch nicht annähernd, die Weltgeltung er­reichen werden, die ihnen von rechtswegen zukäme. Um ihn nur mit in verschiedenen Beziehungen ver­wandten Erscheinungen zu vergleichen, war er ge­wiß kein geringerer Zauberer der Sprache als Edgar Allan Poe; auch war er in seiner paradoxen Satire be­stimmt nicht von niedrigerem Rang als Gilbert Koitli Chesterton; sein Humor war ebenso tief und ur­tümlich, wie der eines Mark Twain; und sein enzy­klopädisches Fassungsvermögen war dem eines H. G. Wells ebenbürtig, wenn auch freilich von Ge lerntem nicht aufgefiillt. Und die Synthese all dieser und. noch viel zahlreicherer Qualitäten war litera­risch so originell, so vielsagend, so eindeutig, wie cs eben nur wirklichen Größen zukommt. Das „aber“, das all diesen Vergleichssätzen hin­zugefügt werden muß und das eben diese Über­legung überhaupt veranlaßt hat, klingt sehr leicht und ist doch die Schwere selber: ... aber er war ein Ungar. Er dachte, sprach und schrieb in einer Sprache, die von zwölf oder vierzehn Millionen Menschen verstanden wird und zu allen sonstigen Kultursprachen eine Entfernung hat, die eine An­näherung durch Übersetzungen nur in den selten­sten Fällen, und auch dann bloß „drei Schritt vom Leib“ möglich macht. Dies ist ein Faktum, das alle geistigen Menschen in Ungarn stets empfunden, eine Schicksalsfügung, mit der sich alle schöpferischen Ungarn irgendwie auseinanderselzen müssen: hier zu leben und hier zu wirken ist eine unendliche Aufgabe und ein un­endlicher Verzicht. Diese Sprache ist eine stumme Sprache, die niemand in der großen Welt versteht. Die Werke, die hier erzeugt werdenf sind Werte, wie das berühmte Gold in der Sahara, tief vergraben unter dem Sand und niemand kennt den Ort. Welch seltsame Dialektik, daß das letzte Vereinigende des Geistes, eben die Sprache, auch das letzte Tren­nende ist. Gewiß, cs gibt ungarische literarische Erfolge im Ausland. Dank der Tätigkeit hervorragender Über­setzungskünstler sind viele Meisterwerke der ungari­schen Literatur heute schon in verschiedenen west­lichen Kultursprachen zugänglich. Aber die stumme Sprache weiß sich eben zu wehren: künstlich zum Reden gebracht, verliert sie den Wohlklang und die innere Harmonie ihres Wort- und Satzbaus: was übrig bleibt, ist nicht mehr der Gehalt, sondern ein Inhalt, der sich im fremden Gewände nicht zurecht­finden kann und nun von selbst eine Anpassung an Telephonbericht unseres /?.-Korrespondenten. London, 31. August Nach den Tagen äußerster Spannung wird heute die tschechoslowakische Frage in London entschieden ruhiger beurteilt. Während die heutige Morgenpresse in ihren Spalten einen breiten Raum der Kommentierung der verschärften Angriffe der deutschen Zeitungsorgane gegen die Tschecho­slowakei einräumt, stellen die Abendzeitungen eine Milderung des Tones in der rcichsdeutsehen Presse fest. Auch die Tatsache, daß von sudetendeutscher Seite eine offizielle Ablehnung des tschechoslowaki­schen Vorschlages für eine Kantonallösung noch nicht vorliegt, gibt zu einer hoffnungsvolleren Be­urteilung Anlaß. Im Mittelpunkt des Interesses steht zurzeit die Figur Sir Nevile Hendersons. Anläßlich der Lon­doner Beratungen haben die Nachrichten des Ber­liner Botschafters die Kabinettsbeschlüsse entschei­dend beeinflußt. Er genießt das weiteste Vertrauen des Ministerpräsidenten, der ihm im Rahmen der grundsätzlichen Stellungnahme des Kabinetts carte blanche zu der in Berlin anzuwendenden Methode der Vermittlung gegeben haben soll. Man vermutet auch, daß es Sir Nevile Henderson war, der den Ministerpräsidenten dazu veranlaßt hat, den Ge­danken einer schriftlichen Botschaft an Hitler fal­len zu lassen obwohl der Text dieses Briefe« bereits ' r 4 f0 e redigiert war. Er vertrat die Ansicht, daß jede schriftliche Demarche die deutsche Empfindsamkeit verletzen könnte. Es wurde ihm daher anheimge­stellt, eine Botschaft des Ministerpräsidenten an den Führer mündlich zu übermitteln. Diese soll dahin­gehend lauten, daß ein tschechoslowakischer Kon­flikt nach Ansicht des englischen Kabinetts nicht isoliert werden kann. Es sollte deshalb alles aufge­­boten werden, um die Möglichkeit einer deutsch­englischen Auseinandersetzung zu vermeiden. Die stärksten Befürchtungen erregte hier die Mutmaßung, daß etwaige unwiderrufbare Erklä­rungen des deutschen Führers und Reichskanzlers in Nürnberg jeder weiteren Diskussion den Weg schließen könnten. Es ist daher die Aufgabe des Berliner Botschafters, nicht nur die Ansicht des englischen Kabinetts nach Berlin zu übermitteln, daß die Kantonallösung zumindest als Basis weite­rer Diskussionen von sudetendeutsrjher Seite berück­sichtigt werden müßte, sondern vor allem darauf hinzuwirken, daß die grundsätzliche Möglichkeit einer Einigung im Wege weiterer Verhandlungen offen gelassen wird. Im Foreign Office herrschte heule eine außer­ordentlich rege Tätigkeit. Nach einer Besprechung mit dem amerikanischen Botschafter Kennedy empfing Lord Halifax den tschechischen Gesandten Masaryk. Wie verlautet, hat der englische Außen­minister der Prager Regierung den Rat übermitteln lassen, die Vorschläge zu einer Kantonallösung in den nächsten Tagen zu veröffentlichen. Das eng­lische Kabinett soll diese Vorschläge grundsätzlich gebilligt haben. Es empfiehlt daher eine Bekannt­machung zur Orientierung der öffentlichen Meinung in- und außerhalb der Tscltechoslowakei die fremde Umgebung sucht, wo es dann Vorbilder findet, die er möglicherweise niemals hatte. So be­zeugt es auch die Geschichte der „Tragödie des Men­schen“, mit der besten ungarischen Kunstübersetzung in Deutschland, wo plötzlich die an sich gar nicht übermäßig bedeutsame himmlische Szene durch die goethische Gravitation in den Mittelpunkt des Inter­esses gelangte. Es ist hoffnungslos und es scheint kaum etwas anderes übrig zu bleiben, als irgend­welche ehrenwörtliche Versicherungen abzugeben — wie wir es Ausländern gegenüber so oft tun —, daß Vörösmarty, Arany oder Ady Größen wie die Größten sind. Und lymals, niemals wird man in Europa den heiligen Nmnen Petöfis auch nur annähernd so gut kennen, wie den eines zweitklassigen Bérenger. Es wird neuerdings so viel von einem ungari­schen Pessimismus gesprochen, der im Wesen die­ses Volkes begründet sein soll. Nun. wenn das Ge­fühl der Vergeblichkeit wirklich so stark wäre und Die Besprechung des englischen Außenministers mit dem französischen Botschafter Corbin trug einen gegenseitig informativen Charakter. Lord Halifax soll bei dieser Gelegenheit auch über eine französische Fühlungnahme mit Warschau für den Fall eines tschechoslowakischen Konfliktes infor­miert worden sein. Allerdings soll in den kommen­den Tagen Frankreich auch weiterhin die Initiative einer Vermittlungsaktion England überlassen, um jeder Provokationsmcglichkeit aus dem Wege zu gehen. Trotz der ruihigereh Beurteilung vertritt man in den der Regierung nahestehenden Kreisen die An­sicht, daß die kommenden zehn Tage eine kritische Periode für den europäischen Frieden darstellen. Der Schwerpunkt der Entwicklung liege zurzeit in Berlin Und die entscheidende Wendung der nächsten Tage sei mit dem Verlauf der Y •nhittlungsmission des englischen Botschafters in Bc in (Vng verbunden. nicht nur in einer gewissen Schicht der ungarischen Geistigkeit — wahrscheinlich mehr sozial, als natio­nal motiviert — existierte, so müßte man die unga­rische Literatur für eine Chimäre halten, so könnte es sie gar nicht geben. Das Entscheidende ist jedoch auch in dieser Sphäre der sich selbst behauptenden Existenz nicht das Gefühl, sondern der Wille und dieser Wille ist es, der unserem kleinen Volk in allen Sphären wenn sclhon nicht zur Weltgeltung, so doch zur Selbst­geltung verholfen hat. Eitelkeit und Beschränkung sind die beiden Eigenschaften, die der Lachende und der Weise am meisten verachten. Darin liegen aber auch die größ­ten Gefahren für unser Volk, und hier wird der Tote, den wir betrauern, der lachende Weise wieder zum Sinnbild. Die wenigen, die die stumme Sprache sprechen, werden seiner nicht vergessen. Hochbetrieb im Foreign Office Carte blanthe für Botschafter Henderson in Berlin Reihenweise Diplomaten^ $$pr^diun3en in London Telegramm des Pester Lloyd \ Loi hHSI Frage hatte Außenminister Lord woeh vormittag m •hrere Unlerr'alngMflHHHH Oll dem \ : i I.Í eillll i üi -.1 er einen I IrM ner Rückkehr nach Berlin nochmals drW&jjBfeC« sprechen, nachdem «owohl aus Prag, vv"^EßsSa« Lageberichte eingetroffen waren, die an ter Stelle als weniger beunruhigend bezcich^HraHi den. Weiter, dürfte Sir Nevile Henderson Unterredung den endgültigen Wortlaut der in^^B Dienstag-Kabinettsitzung vereinbarten Verbal-NtW an die Reichsregierung erhalten haben. m Weiter batte der amerikanische Botschafter in London Kennedy, der bereits am Dienstag mit dem Ministerpräsidenten Chamberlain jjusammengetrof­­fen war, ebenfalls eine kurz. Unterredung mit Außenminister Lord Halifax. Ferner empfing Lord HaJif<r den französischen Botschafter Corbin, der am Mit vor - von Paris nach London zurückgekehrt w r um. wü verlautet, schriftliche Instruktionen des französischen Außen­ministers mitgebracht hatte. Diese Anweisungen wa­ren in der Dienstagsitzung des französischen Kabi nelts vereinbart worden. Die Unterredung Corbin Halifax, der in unterrichteten Kreisen erheblich u deutung beigemessen wird, dauerte nahezu eine Stunde. Wie es heißt, betonte der französische Bot­schafter erneut, daß Frankreich in der Minderhei­tenfrage einem engen französisch-englischen Zu­sammengehen allergrößte Bedeutung beimesse. In diesem Zusammenhang wird hier allgemein betont, daß diese englisch-französische Zusammenarbeit in den letzten Tagen besonders eng gewesen sei, und daß auch die französische Regierung von der Mitt­woch vormittag stattgehabten Besprechung zwischen Außenminister Lord Halifax und dem französischen Botschafter über die in der Dienstagsitzung des eng­

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