Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. október (85. évfolyam, 221-246. szám)

1938-10-01 / 221. szám

2 ’Abe Anwesenden schienen von einer freudigen f " tneren Erregung erfaßt zu sein. Eine unsagbare rleichterung verdrängte den grenzenlosen Alp­druck der vergangenen Wochen. Der ungarische Gesandte v. Barcza kam in Be­gleitung des Militürattachés Major v. Utassy. Er wurde von Lord Halifax herzlich begrüßt und wandte sich dann dem französischen Botschafter Corbin und dem deutschen Geschäftsträger v. Kordt zu. Als »liuro 5.30 Uhr das gigantische Lockhead-Flugzeug »ü^er unseren Köpfen erschien, befand er sich gerade in lebhafter Unterhaltung mit dem Kriegsminfeter Höre Belisha. Schon vor der Landung des Apparates brach die Menge in begeisterte Jubelrufe aus. Das Flugzeug war noch kaum gelandet, als sich die Tür * bereits öffnete und der Ministerpräsident strahlenden Gesichts der Maschine entstieg. Als erster trat der Uordkämmerer an ihn heran und überreichte ihm ein eigenhändiges Schreiben dös Königs, das Cham­berlain mit sichtbarem Wohlgefallen durchlas. Als­dann begrüßte ihn Lord Halifax im Namen der Re­gierung. Es folgen ihm der deutsche Geschäftsträger und der französische Botschafter. Beide brachten ihm ihre herzlichsten Glückwünsche dar. Nachdem der Ministerpräsident sich vom fran­zösischen Botschafter verabschiedet hatte, trat der ungarische Gesandte v. Barcza an ihn heran, um ihn mit folgenden Worten zu begrüßen: -r Gestatten Sie mir, Herr Ministerpräsident, daß ich die aufrichtigen Glückwünsche der königlich ungarischen Regierung und die tiefe Bewunderung meihes Landes für Ihr großartiges Friedenswerk • fLum Ausdruck bringe, sowie unsere innigste Hoff­­hiitig, daß Sie dieses Werk fortsetzen werden. Chamberlain war sichtbar erfreut. Er drückte <km Gesandten mit besonderer Herzlichkeit die Hand. Er schien durch die freundliche Geste des Gesandten besonders erfreut zu sein, zumal Ungarn ja nicht direkt an der Münchener Konferenz teil­genommen hatte. Mit lächelndem Gesicht erwiderte er dem Gesandten: — Ich danke Ihnen sehr, sehr herzlich für Ihre 'Aufmerksamkeit; ich bin Ihnen für Ihre Liebens­würdigkeit Wirklich dankbar. Die sehr herzliche Unterhaltung des Minister­präsidenten mit dem ungarischen Gesandten er­weckte unter den Anwesenden sichtbaren Eindruck und werde dementsprechend vielfach kommentiert. Der Ministerpräsident begab sich vom Flugplatz ins Buckingham-Palais, um den Dank des Königs entgegenzunehmen. Die jubelnde Menge wünschte ihn zu sehen, während er sich im Palast aufhielt, und die Szene, als er auf dem Balkon des königlichen Palais neben dem Monarchen erschien, brachte das Jubiläum und die Krönung in Erinnerung. Seine Fahrt vom Buckingham-Palast nach Downing Street war eine Triumphfahrt. Sein Wagen fuhr White Hall entlang, während die Glocken der Westminster-Abtei läuteten, Die Erleichterung in der Volksstimmung wächst von Stunde zu Stunde. Die Kanonen, Reflektoren und Schutzgräben erinnern noch an den Alpdruck von gestern. Um so, inniger ist der Dank an den Staats­mann für seine erlösende Friedensvermittlung. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die Viermächte­konferenz der Beginn einer neuen Ära sei, die die noch schwebenden europäischen Konflikte aus der Welt zu schaffen versucht. Obwohl man sich darüber im klaren ist, daß die gemeinsame Erklärung Hitlers und Chamberlains keine juristische Regelung des Verhältnisses der beiden Großmächte darstellt, so ist sie doch ein Beweis des beiderseitigen guten Willens. Man nimmt in Londoner Kreisen an, daß eine ähn­liche Geste vielleicht in bezug auf die deutsch-fran­zösischen Beziehungen angeregt werden wird. Auch soll Chamberlain nach den mir erteilten Informationen binnen kurzem eine weitere Konfe­renz mit Mussolini und Daladier erstreben zwecks Herbeiführung einer Generalregelung der Mittcl­­meerfragen. In gut informierten Kreisen hofft man, daß die ungarische und die polnische Minderheitenfrage ebenfalls binnen kürzester Frist einer zufriedenstel­lenden Lösung zugeführt werden kann. Im Anschluß an den Empfang Chamberlains hatte ich Gelegenheit, mit dem ungarischen Gesandten Herrn v. Barcza über die Stellungnahme der englischen Regierung zu der Frage der ungarischen Minoritäten in der Tschechoslowakei eine ausführliche Unterredung zu führen. Auf Grund der Mitteilungen des Gesandten habe ich den Eindruck gewonnen, daß die englische Regierung der Frage der ungarischen Minderheit tiefste Sympathie und aufrichtiges Wohlwollen ent­gegenbringt. Naturgemäß mußte sie ihre Bemühun­gen vorerst auf die Vermeidung der Gefahr eines Weltkrieges konzentrieren. Nach Behebung dieser Gefahr wird die Regierung ohne Zweifel ihr groß­artiges Friedenswerk durch eine vollständige Lösung der anderen Nationalitäten vollenden. PESTER LLOYD Samstag, 1. Oktober 1938 Unser MltternadUs-Telephonberltht aus Paris: Frankreich hofft auf allgemein-europcisdie Lösungen Günstiger Siimmungsumschwung in den italienischen Beziehungen Telephonbcrkht unseres J. F. K.-Korrespondenten Paris, 30. September Der erste Eindruck amtlicher Kreise war heute vormittag, daß die Münchner Vereinbarungen das Beste darstellen, was zurzeit überhaupt im Interesse des Friedens zu erreichen war. Die gleiche Zufrieden, heit entnahm man der kurzen Rede, die Minister­präsident Daladier nach seiner Ankunft am Flug­platz in das Mikrophon gesprochen hatte. Es wurde viel bemerkt, daß der Ministerpräsident Worte ge­brauchte, die darauf schließen lassen, daß er auch bezüglich anderer politischer Probleme Europas die Hoffnung hegt, sie würden in der jetzigen Atmo­sphäre gelöst werden können. Ob er damit bestimmte Fragen gemeint hat oder ob es nur ein allgemeiner Hinweis war, muß sich erst zeigen; es wäre jeden­falls voreilig, wollte man aus einer improvisierten Rundfunkbegrüßung feste Folgerungen auf den weiteren Verlauf der Außenpolitik ziehen. Auch die Mitteilung über den heutigen Ministerrat gibt keine l Anhaltspunkt, denn amtlich wurde nur bekannt­gegeben, daß das Kabinett unter dem Vorsitz des Präsidenten Lebrun Daladiers Politik einstimmig be­jaht hat. Spätabends verlautete, daß Minister Bonnet die Vertreter der französischen Presse empfangen syürde, so daß in den morgigen Zeitungen autorisierte Kommentare zu den Münchner Vereinbarungen er­scheinen dürften. Auch der außenpolitische Leit­­ajtikel des Temps enthält nur eine Erläuterung der Münchner Beschlüsse und deren Durchführung, ent­hält sich jedoch jedweden Kommentars bezüglich der weiteren Perspektiven der neuen außenpolitischen Atmosphäre. Daladiers Ankunft war ein wahrer Triumphzug, und das schönste daran war, daß sich alles spontan, chne Aufruf, ohne behördliches Zutun abspielte. Bloß die Stunde der Ankunft war im Rundfunkt be­kanntgegeben worden, wie übrigens ausnahmslos jedesmal bei den in den lezten Wochen zahlreichen Auslandreisen führender Staatsmänner Frankreichs oder Englands. Die Straßen von der Richtung des Flugplatzes Le Bourget bis zum Landesverteidigungs­ministerium waren schwarz vor Menschen. Schon eine Stunde vor der Ankunft stockte der Verkehr bei der Oper und mußte schließlich ganz eingestellt wer­den. Auf den Treppen der Madelaine standen wie auf einer Tribüne Tausende von Zuschauern. Alle Fenster waren voller Zuschauer; von den meisten hingen französische und englische Fahnen. Im großen Warenhaus Galerie Lafayeltes wurde der Verkauf eingestellt, Käufer und Personal begaben sich auf die Terrasse und die Balkons. Das Auto Daladiers konnte nur langsam zwischen den dichten Menschenmassen, die kein Polizeikordon am Gehsteig hielt, weiterkommen. Der Ministerpräsident stand im Wagen, neben ihm saß Georg Bonnet. Das Parlament wurde für den kommenden Dienstag einberufen. Voraussagen sind unmöglich, zumal in der französischen Innerpolitik die Stim­mungen oft und unerwartet wechseln. Zweifellos empfing ganz Frankreich freudevoll die Botschaft, daß der Krieg vermieden wurde. Es gibt aber viele Abgeordnete, die den Prestigeverlust Frankreichs als übermäßig groß bezeichnen. Daß diese Meinungen so zu verstehen wären, daß die unzufriedenen Poli­tiker den Krieg der Unterschrift Frankreichs vorge­zogen hätten, ist höchst unwahrscheinlich. Eher gibt der inner politische Artikel des heutigen Temps ihre Stimmung richtig wieder, wenn er sagt, daß die in­neren Zwistigkeiten und der wirtschaftliche Zerfall des Landes daran schuld seien, dz>ß es so weit kom­men konnte, daß Frankreich zwischen Untreue zum Bündnis und Weltkrieg zu wählen hatte. Dies läßt voraussehen, daß die Regierung einem heftigen par­lamentarischen Sturm entgegengeht, wobei aber we­niger ihr Verhalten während als vor der Krise (oder zu Beginn derselben) streng kritisiert werden dürfte. Wohlinformierte Kreise sind der Meinung, daß die Münchner Abmachungen, mehr noch aber die letzten Tage der Krise den Weg für eine italienisch­französische Verständigung einigermaßen erleichtert Ihiaben. Man nimmt hier an, daß die Stimmung des italienischen Volkes, wie sie sich in den kritischesten Stunden offenbart hat, den Veiständigungswülen Italiens und anschließend auch Deutschlands kräftig gestärkt haben. Es wäre durchaus möglich, öbsdhon diesbezüglich nichts Positives vorliegt und scheinbar in München auch nichts besprochen wurde, daß diese Slimniungsäußerung in Italien den Ausgangs­punkt einer neuen Entwicklung der französisöh­­italieniischen Beziehungen bilden werde. Die Beurteilung des Problems der ungarischen Minderheiten in der Tschechoslowakei ist hier zu­mindest nicht unfreundlich, da aber die Frage bis jetzt in amtlichen Kreisen nicht bearbeitet wurde, so ist abzuwarten, wie weit sich diese nicht ungünstige Einstellung bei den Verhandlungen praktisch auswirken wird. Erste Sitzung des Botschafter- Ausschusses in Berlin Telegramm des Pester Lloyd Berlin, 30. September Heute um 17 Uhr fand im Auswärtigen Amt die erste Sitzung des durch das Münchner Abkommen eingesetzten internationalen Ausschusses statt. Die Mitglieder der Kommission, die Botschafter Englands, Frankreichs und Italiens, sind in den ersten Nachmittagsstunken, von München kommend, in Berlin eingetroffen. An der Sitzung nahm aucli der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Freiherr v, Weizsäcker und als Vertreter der Tschechoslowakei der tschechische Gesandte in Berlin Mastny teil. Man rechnet damit, daß der Ausschuß zunächst einmal an Hand des Textes des Abkommens und der zusätzlidben Erklärungen seine Zuständigkeit feststellen und sodann seine in dem Abkommen vor­gesehenen Aufgaben beschleunigt festsetzen wird. Man hält es nicht für ausgeschlossen, daß sich die einzelnen Vertreter der Regierungen in dem Aus­schuß noch durch besondere Experten beraten lassen, wobei man insbesondere an die Militär­­attachés der Berliner Missionen denkt. Wie man weiter hört, galten die heutigen Bera­tungen der Räumung der Zone I und II, um eine reibungslose Durchführung der in den Münchner Abkommen vorgesehenen Besitzergreifung des Su­detenlandes durch Deutschland sicberzusteilen. AmílSíher Prager Bericht über die Evakuierung Prag, 30. September (CTK) Im Sinne des am 29. September zwischen der deutschen, der britischen, der französischen und der italienischen Regierung abgeschlossenen Abkom­mens, das von der tschechoslowakischen Regierung am 30. September angenommen worden ist, beginnt in der Nacht auf den 1. Oktober die stufenweise Evakuierung in dem mit I des angenommenen Planes bezeichnetea Abschnitte. Die Evakuierung wird am 1. und 2. Oktober vollzogen, worauf dann die stufen­weise Evakuierung der übrigen Gebiete folgt. Das mit I bezeichnete Gebiet ist die Südwestgrenze von Siidböhmen, der südliche Böhmerwald nördlich von Passau und Linz. In diesen Streifen gehören die Städte Wallern und Hohenfurt, sowie zahlreiche Ge­meinden, die zum überwiegenden Teil ay^tier Moldau liegen. Tagesbeféhl an die deutschen Truppen Berlin, 30. September (DNB) Der Oberbefehlshaber des Heeres Ge­neraloberst v. Brauchitsch hat folgenden Tagesbefehl an die Truppen erlassen: — Mit dem 1. Oktober beginnend, wird das deutsche Heer in die von unserem Führer befreiten deutschen Gebiete der Tschechei einrücken. Das deutsche Herr betritt die erlösten Gebiete in der stolzen Freude, Künder deutscher Zucht und Ord­nung zu sein und als Werkzeug seines obersten Be­fehlshabers von nun an seinen deutschen Stammes­brüdern den starken Schutz der deutschen Waffen gewähren zu dürfen. Weisung an das Sudetendeutsche Freikorps Berlin, 30. September (DNB) D.e Pressestelle der SdP meldet aus Dresden• Ohne Auftrag des Kommandos des Sudetendeutschen Freikorps in Bayreuth dürfen Freikorpsmänner weder einzeln noch in Gliederungen die Grenze überschreiten noch eintnarschieren. DNB-Mcldungen über tschechische Zerstörungen Wien, 30. September (DNB) Nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse der Münchner Besprechungen haben die Tschechen in mehre­ren Grenzabschnitten sofort große Zerstörungen ins Werk gesetzt. Auf dem tschechischen Bahnhof gegenüber Gmünd wurden viele hundert Tonnen Kohle in Brand gesetzt. In der Papierfabrik von Krumau wurde eine Be­triebsordnung bekanntgegeben, daß vor dem Eintreffen der deutschen Truppen sämtliche Fabriksanlagen zu zer­stören sind. In Budweis sind gestern und heute sämtliche deutsche Beamte und Angestellte einer Buchdruckerei verhaftet und nach unbekannten Orten verschleppt wor­den. Heute früh wurde die deutsche Kreditanstalt in Bndwcis von Tschechen gestürmt. In Weipcrt waren die Tschechen im Laufe des Frei­tags dabei, ihren Abzug vorzubereiten und alles, was sie zusammengeschleppt hatten, mit einem Zug abzutrans­portieren. Dabei bereiteten sie gleichzeitig die Sprengung des Bahnkörpers vor. Die Sprengung erfolgte aber, bevor der Zug Weipert verlassen konnte. Daraufhin wurde ein Hilfszug aus Komotau herbeigerufen; dieser entgleiste dann an der gesprengten Stelle. Es ist Pflicht einer jeden Frau, durch täglichen Gebrauch einer kleinen Menge natürlichen ,,Franz-Josef“-Bitterwassers für regelmäßigen und ausgiebigen Stuhlgang zu sorgen! Fra­gen Sie Ihren Arzt.

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