Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. október (85. évfolyam, 221-246. szám)

1938-10-01 / 221. szám

AUSLANDSCHAU ' 1. OKTOBER ———i Die letzte Mahnung Polens Nachdem das Schicksal des Sudetendeutschtums sich nunmehr entschieden hat, kann die Entschei­dung aueih in Teschen-Schlesien nicht mehr lange ausbleiben. Seit Wochen tobt ein Guerillakampf in den von Polen bewohnten Gebieten der Tschecho­slowakei, und diese Kämpfe beginnen den Charakter eines bewaffneten Aufstandes anzunehmen. Der Kampf, den die unterdrückte polnische Nationalität um seine elementaren Lebensrechte und um ihr Selbstbestimmungsrecht fülbrt, hat durch die Mün­chener Beschlüsse und durch die energische Haltung Polens eine moralische Unterstützung erhalten, und dies macht sich auch in der Lage im Kampfgebiet bemerkbar. Warschau geht dabei selbständig und energisch vor, um die Forderungen des polnischen \ olkcs in kürzester Zeit durchzusetzen. Nach polnischer An­sicht — die sich mit der Auffassung maßgebender ungarischer Kreise offenbar weitgehend deckt — haben die vier Großmächte Europas das Recht der ungarischen und polnischen Nationalität, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, anerkannt. Es ist überhaupt kein Prinzip denkbar, auf Grund dessen man den Polen und Ungarn das vorenthalten könnte, was man den Sudetendeutschen zugeslanden hat. Die Dreimonatsfrist begründet keine Abweichung in der Lösung der verschiedenen Nationalitätenfragen und schafft daher auch keine besondere Rechts­grundlage, auf der eine verschiedene Regelung ange­strebt werden könnte. Eben deshalb — und dies wiid in Warschau besonders stark betont -— behält sich Polen absolute Bewegungsfreiheit vor. Das bedeutet aber, daß Warschau auf die schnellste Erledigung des ganzen 'Fragenkomplexes drängt. Es liegt edier aucli nicht im Interesse Prags, die Entscheidung >.u verzögern. Mit dein Verlust ocr nichttschechischen Gebiete muß sich Prag eben abfinden, denn jede Hoffnung auf eine Änderung der internationalen Lage ist ja seit München geschwunden, Also je schneller sich die Tschechoslowakei in das Unab­wendbare fügt, desto besser für das Volk diesseits und jenseits der Grenzen. Zu dieser Überzeugung scheint man sich aber in Prag noch immer nicht durchgerungen zu haben. Die Antwort Prags auf die letzte, konkrete Lösungsvorschläge enthaltende Note Warschaus steht noch immer aus. Mit der Taktik der Verzögerung, die ihm bis jetzt zeitweilige Scheinerfolge und dem Staat schließlich das jetzige Verhängnis, die gerechte und billige Auflösung, ein­brachte, wird aber diesmal Benes wohl gar nichts mehr erreichen: die polnische Armee ist stark genug, um den Wünschen Warschaus den notwendigen Nachdruck zu verleihen. Sowohl das Recht als auch die Macht stehen auf der Seite Polens, wenn also die Vernunft die Herren des Hradschins noch nicht ganz verlassen hat, so werden sie bald eine positive Ant­wort auf die „letzte Mahnung“ Polens geben und auch das strittige Gebiet räumen. Da man aber in München der ungarischen und polnischen trage eine auf dem Selbstbestimmnngsrecht beruhende gleiche Behandlung zugedacht hat, werden die Prager Machthaber gut daran tun, eine gleichzeitige und identische, aber rasche Lösung zu finden, um einer weiteren gefährlichen Verwicklung der Lage vorzu­beugen. Genf und das Münchner Ergebnis Von unserer Genfer A. Sz.-Korrespondentin er­halten wir den folgenden Bericht: Von den Weltereignissen überschattet, hat der Völkerbund Freitag abend seine Fleißarbeit beendet, und beinahe unbemerkt ging die Vollversammlung auseinander. Drei Beschlüsse verdienen der Er­­wähnung. Erstens wurden in der fernöstlichen f rage die früheren Beschlüsse im Interesse Chinas einiger­maßen erweitert. Nachdem Japan es abgelehnt hatte, mit dem Völkerbunde über den fernöstlichen Konflikt zu verhandeln, wurde im Rat Artikel 16 als anwend­bar erklärt. Indes werden keine Schritte zur Koordi­nation der Maßnahmen gegen Japan unternommen, sondern es wird jedem Staate freigestellt, individuelle Maßnahmen zur Unterstützung Chinas zu treffen. Zweitens wurde ein Schritt für die formale Trennung des Völkerbundpaktes von den Friedensverträgen unternommen, in dem Sinne, daß aus dem Text des Paktes jene Stellen gestrichen werden sollen, die an Sieger und Besiegte erinnerten. *5*$ PREIS 10 FILLÉR / £ \feRSgHLEISS Bezugspreise Anzeigenannahme HMMMM HM MMM MMMMM^b|^ ''jL. \ ■J Morgen-und Abendblatt: vierteljährlich Sr*m Wlin V« ilSr SSHT «Kl ff' m 9*| Administration des Pester Lloy« 18 P, monatlich 6.40 P. Nur Morten- Wk ^B B ■ B ■ Hl aB 11 SS SB BB SB Mm BK M « ^B und in den Anzeigevermirtlungen Ala A.-O. blatt: Vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. H gfg jjgf 10 flBx- * B §81 1 »B §£f K «8 XM 8® K 'S»M SB Bi Alexander Balogh, 1. Blocknsr, J. Blau, Boros, Nur Abendblatt: Vierteljährlich 8 P. (BQ J| Sím VBk SH SBB 1R2 SH H MS jH Bf MB MM Braun, loset trdds, Harsenyi. Heteenttem monatlich 3 P. — Für die separate Zu- 8®B BM SR99 80S W8|j MSP WZ vjjjf Bi k Vl5lller- Cornel Leogold, Julius Leopold, Sendung des Abendblattes nach der Pro- EsSB '^Bl fli 9BT MH MB HB EM BB |H «war Hlr Jetoiroda, Rudolf Hosse A.-S.. vinz ist vierteljährlich 1 P zu entrichten. ■ h 'BE EJM MB m MN HB 3aEh B ififfl 0E tVä HB SB pj M»» iuliut lenzer — JL M J BL J i Ulili JL MM Äüs.rd" W W TM Briete ohne Rückporto nicht beantwortet allen übrigen Staaten 30 P. Das Blatt Offerten sind Dokumente nur ln Ab­kann durch sämtliche ausländischen schritt beizulegen. 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Oktober Das heutige Datum hat weltgeschichtlichen Klang: an diesem Tage wird mit der Durchführung der Münchner Viermächtekonvention und insbeson­dere mit der Abtrennung der nichttschechischen Ge­biete vom tschechoslowakischen Staat begonnen. Das, was in zwanzig Jahren von übermütigen und ver­blendeten Konjunkturdiplomatcn als unumstößliche Wahrheit verkündet wurde, ist damit schlagend widerlegt: territoriale Änderungen bedeuten nicht unbedingt den Krieg. Die internationale Gerechtig­keit, die Vernunft und der Friedenswille der führen­den Staatsmänner Europas hat heute bereits der Erkenntnis allgemeine Rechtsgeltung verschafft, daß es unmöglich, weil unmoralisch und rechtlich un­haltbar ist, einen Nationalitätenstaat trotz des Wil­lens seiner nicht dem beherrschenden Minderheils­volk angehörenden Volksgruppen als politische Ein­heit beisammenzuhalten. Die Gerechtigkeit bricht sich Bahn; die Tschechoslowakei hört auf, ein aus verschiedenen Nationalitäten zusammengesetztes po­litisches Gebilde zu sein. Mit dein heute beginnenden Einmarsch der deutschen Truppen in die sudetendeutschen Teile der Tschechoslowakei wird der auf die Sudeten­deutschen bezügliche Münchner Beschluß der euro­päischen Mächte in die Wirklichkeit umgesetzt. Seit München ist aber auch die Angelegenheit der übri­gen unterdrückten Nationalitäten der Tschechoslo­wakei, namentlich der Ungarn und Polen, res judi­cata. In München wurde zwar für die praktische Erledigung dieser Frage eine dreimonatige Frist ein­geschaltet, aber durch diese Prozedur kann das Recht der ungarischen Nation nicht geschmälert weiden; die Rechtsgrundlage, auf der die Angelegen­heit der ungarischen Volksgruppe erledigt werden soll, ist — und das wird heute allgemein anerkannt — die volle und uneingeschränkte Selbstbestim­mung, weil jede andere Grundlage moralisch, recht­lich und politisch unhaltbar wäre. Nur die Wieder­vereinigung der heute — wie seit tausend Jahren im­mer — ungarischen Gebiete der Tschechoslowakei mit Ungarn kann als Lösung der ungarischen Teil­frage des tschechoslowakischen Problems in Frage kommen, und nur die volle Anwendung des Selbst­bestimmungsrechts auf alle nichttschechischen Völ­ker der Tschechoslowakei kann zu endgültiger Beru­higung jenes Problem lösen, dessen durch Betrug und Gewalt erzwungene Scheinlösung vor zwanzig Jahren zur Errichtung- der Tschechoslowakei in ihrer heutigen (oder vielmehr gestrigen) Gestalt führte. In München hat das Prinzip der wahren und freien Selbstbestimmung der Nationen gesiegt; an diesem Sieg hat auch Ungarn seihen Anteil, dessen energische, entschlossene und ruhige Politik in die­sen Tagen ihre volle Rechtfertigung findet. Mit vol­lem Vertrauen in diese Politik und in den unabän­derlichen Willen der führenden Staatsmänner Euro­pas, den in München vereinbarten Grundsätzen volle Geltung zu verschaffen, erwartet die ganze unga­rische Nation die baldige Erfüllung ihrer gerechten und unabdingbaren Forderungen. Punkt 12 Uhr: Einmarsch der deutschen Truppen im Sudetengebiet Telegramm des Pester Lloyd Berlin, 1. Oktober Der Einmarsch der deutschen Truppen in die durch das Münchner Abkommen geschaffene Zone I. ist Samstag mittag erfolgt. Die deutschen Truppen unter Führung von Generaloberst Ritter v. Leeb haben beute mit­tag 12 Uhr die ehemalige deutsch-tschecho­slowakische Grenze im Böhmerwald zwischen Helfenberg und Finsterau überschritten und mit der Besetzung der Zone I. begonnen. ln vieleiStädten und Dörfern des Sudeten­landes ist man eifrig mit der Ausschmückung der Straßen und Häuser für den bevorstehenden Einzug der deutschen Truppen beschäftigt. Die Grenzstadt Warnsdorf stand schon am Freitag ganz im Zeichen der deutschen Fahnen und jedes Haus ist mit Krän­zen und Blumen geschmückt. Die Geschäfte, in die­nen Hitler-Bilder, Fahnen und Girlanden zu haben sind, werden von den Kauflustigen förmlich ge­stürmt. Auch in Rumburg und Oberhen uesderf wehen aus allen Fenstern deutsche Fahnen. Die froh erregten Einwohner verzieren ihre Häuser mit Gir­landen und Blumen. Die Reichspost hat bereits entsprechende Vor­kehrungen getroffen, um sofort nach der Besetzung des sudetendeutschen Gebietes durch die deutschen Truppen den Postbetrieb in diesem Gebiet zu über­Vierundzwanzig Stunden nach der Viennächte­konferenz in München, wo ein neuer Weltkrieg glücklich vermieden werden konnte, vierundzwanzig Stunden nach dem Einsetzen einer neuen Bot­schafterkonferenz, diesmal aber in Berlin, konnten aus dem Völkerbundpakt die äußeren Zeichen, die Europa für unabsehbare Zeiten in Sieger und Besiegte teilen sollten, entfernt werden. Etwa zur gleichen Zeit wurde in München zwischen dem deutschen Führer und Reichskanzler und dem britischen Premier­minister ein Konsultativabkommen unterzeichnet. Als dritter Genfer Beschluß ist derjenige in der spanischen Frage zu erwähnen. Auf Wunsch Bar­celonas wurde von den Vertretern Großbritanniens, Frankreichs und Irlands ein Ausschuß eingesetzt, der­­betraut ist, den Abtransport; der ausländischen Truppen aus dem republikanischen Spanien durch ein geignetes Organ kontrollieren zu lassen. Der Aus­schuß übernahm indes in diser Frage keine Verant­wortung und betont ausdrücklich, daß der gesamte Fragenkomplex der ausländischen Streitkräfte auch fernerhin in die Kompetenz des Londoner Aus­schusses gehöre. Der britische Unterstaatssekritär Butler gab bei der Annahme des Berichtes seinef

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