Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. október (85. évfolyam, 221-246. szám)

1938-10-01 / 221. szám

2 nehmen. Sie werden umgehend Postanstalten errich­­ten, um damit das Sudetenland im Postverkehr mit möglichster Beschleunigung in dm Postbetrieb des Gesamtreiches cinzugliedem. Hitler in Berlin Telegramm des Pester Lloyd Berlin, 1. Oktober Jubelnd begrüßt traf der Führer und Reichs­kanzler Hitler um 10.40 Uhr mit seinem Sonderzug von München kommend, in der festlich geschmück­ten Reichshauptstadt ein. Auf dem Bahnsteig des Anhalter Bahnhofs hatten sich zur Begrüßung die Vertreter des Staates, der Partei und des Heeres, sowie der Reichshauptstadt eingefunden. Als der Führer den Sonderzug verlassen hatte, schritt zunächst Ge­neralfeldmarschall Göring auf ihn zu und begrüßte ihn durch herzlichen Handschlag. Dann folgte die Begrüßung durch den Reichsminister Dr. Goebbels und den Generalobersten v. Brauchitsch. Zwei Su­detendeutsche überreichten als Dank für die Be­freiung ihrer Heimat dem Kanzler einen Strauß roter Rosen. Auf dem Bahnhofsvorplatz und in den Stra­ßen, durch die der Führer mit Göring und Henlein zur Reichskanzlei am Wilhelmsplatz fuhr, hatte eine vieltausendköpfige Menschenmenge Aufstellung ge­nommen. Die Schulkinder Berlins, die heute schul­frei haften, bildeten vom Bahnhof bis zum Wilhelms­platz Spalier. Als der Wagen zur Reichskanzlei einbog und Hitler sein Haus betreten hatte, verlangte die Men­schenmenge, ihn zu sehen. Immer wieder schallte der Ruf hinauf: „Wir wollen unseren Führer sehen!“ Der Führer zeigte sich dann auch wiederholt auf dem Balkon der Kanzlei. Die Menge rief: „Führer, wir danken Dir! Führer, wir danken Dir!“ Krise' überwunden wurde und eine Lösung fand, die den Zustand der Gerechtigkeit herstellte. Das Treffen von München hat darüber hinaus die leitenden vier Staats­männer Europas einander nahegebracht. Es ist, als ob künstliche Wände über Nacht eingestürzt wären, so daß die erstaunten und beglückten Völker plötzdch in der Lage sind, in die . Länder und Herzen der Anderen hioiüberznlb'iicken. Im Berliner Tageblatt heißt cs: An der Sofortlösung der tschechischen Krise hat sicli der gemeinsame Wille der vier Männer, die Europas Zukunft von einer schweren Belastung befreit haben, so unmittelbar erprobt, . daß auch die Beziehungen der Mächte untereinander ein neues Gewicht erhalten haben. Aus München sind die drei aus ländischen Staatsmänner im einmütigen Gefühl der bisher unerhörten direkten Annäherung der nationalen Stand­punkte wieder abgereist. D e realen Probleme bleiben die­selben, jedoch ein neuer Start zur illusionslosen und ge­rade darum höchst wirksamen Zusammenarbeit ist gegeben. Der Völkische Beobachter stellt fest: Es ist nicht nur die Freude darüber, ungewissen Gefahren entgangen zu sein, die heute allen Völkern des Erdballs die Münchner Vierer-Besprechung und die deutsch-englische Erklärung als eine historische Tat erscheinen läßt. Vielmehr :st es die richtige Empfindung, daß sich ein neuer Weg ins Freie geöffnet hat und daß sich Kräfte, die sich bisher im Widerstreit verzehrten, zu gemeinsamer Arbeit für eine bessere Zukunft zusammenfenden. Demobilisierungsmaßnahmen der Mächte Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Oktober Die cinberufenen Reservisten der Luftabwehr und der Marine haben wieder Urlaub erhalten. Die als Luftschutzkeller ausgebauten Tunnels der Lon» doner Untergrundbahn werden Montag wieder dem Verkehr übergeben. Zehntausende von Londoner», vornehmlich Frauen und Kinder, die während der Krise die eng-* fische Hauptstadt verlassen hatten, kehren nun alle wieder zurück. Während vor einigen Tagen noch die von London ausfahrenden Züge überfüllt waren, sind es nun die nach London kommenden, Sonntag werden in den Kirchen sämtlicher Kon­fessionen — nach einer Übereinkunft der kirchlichen Würdenträger mit dem Erzbischof von Canterbury — Dankgottesdienste zelebriert. Telegramm des Pester Lloyd Paris, 1. Oktober Als eine der am nächsten liegenden praktischen Fragen wird die nach der Demobilisierung der fran­zösischen Truppen gestellt. Der englische Minister­präsident sei von Pressevertretern in München nach dean für die Demobilisierung festgesetzten Datum ge­fragt worden. Daraufhin habe Chamberlain geant­wortet: Wir haben kein Datum erörtert, aber wir wissen, daß diese Demobilisierungsmaßnahmen bei­nahe sofort durchgeführt werden müssen. Von französischer Seite — so melden die Blätter — sei in dieser Frage noch keine Entscheidung ge­troffen worden. Daladier habe, als er am Freitag hie­­nach gefragt worden sei, entgegnet, für den Augen­blick habe sich nichts geändert. . Der Jour will aus ausgezeichneter Quelle erfah­ren haben, daß in Deutschland von Dienstag oder Mittwoch an eine etappenweise Demobilisierung statt­finden werde. Die französische Demobilisierung würde der deutschen angeblich in gleichen Etappen von ungefährt 48 Stunden folgen. Staatssekretär v. Weizsäcker — Präsident der internationaien Botschafterkommission in Berlin Berlin, 1. Oktober (DNB) Die internationale Botschafter-Kommis­sion, die mit der Regelung der Anwendung des Münchener Abkommens vom 29. September beauf­tragt ist. hat gestern nachmittag um 17 Uhr ihre erste Sitzung abgehalten. Sie hat den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Herrn v. Weizsäcker zum Vorsitzenden gewählt. Dieser dankte seinen Kollegen und gab der Überzeugung Ausdruck, daß ein Geist der Freundschaft und des Ausgleichs die Verhand­lungen beseele. Die Kommission ernannte eine Unterkommission für militärische Fragen, die sich sofort mit der Frage der Festlegung der Bedingungen für eine reibungslose übergäbe der fraglichen Gebiete der ersten Zone befaßte. In der Vollsitzung hat die inter­nationale Kommission alsdann die Vorschläge der genannten Unterkommission angenommen. Vor der Aufhebung der Sitzung gaben die Mit­glieder der Kommission der Überzeugung Aus­druck, daß in den beteiligten, sowie in allen übrigen Ländern nichts unterbleiben wird, was geeignet istj um die für eine erfolgreiche Beendigung ihrer Arbei­ten nötige Atmosphäre aufrechtzuerhalten. Die deutsche Presse feiert das Viermächte- Abkommen Berlin, 1. Oktober (DNB) Alle Morgenblälter widmen dem heute in Berlin ehilreffenden Führer herzliche Begrüßungsartikel, in denen sie nochmals die überragende Bedeutung des Münchener Viermächteabkommens, sowie der gemeinsa­men Erklärung Adolf Hitlers und Chamberlains über die deutsch-englischen Beziehungen würüigejl. Die Berliner Börsenzeitung schreibt: Der Kühnheit und dem Genie des Führeis ist es zu verdanken, daß die Hoffnung Ausdruck, daß der Rat im gleichen Sinne vorgehen werde, wenn „von der anderen Seite“ e n ähnlicher Vorschlag an dlhin gelangen sollte. Hierin wird ein Hinweis auf die allmählich heranrückende Anerkennung der gleichen Rechte für General Franco erblickt und bereits als e ne günstige Auswirkung der Münchener Viererkonferenz gedeutet. In bewegten Worten gedachte der Vorsitzende der Versammlung De Valera in seiner Schlußrede der kaum überstandenen Krise und ihrer glücklichen Beilegung. Chamberlains erfolgreiche, gigantische Bemühungen um die Aufrechterhaltung des Friedens wurden vom Ratspräsidenten gewürdigt. Als neue Sensation gilt heute in Genf die Bekanntgabe des Konsultativabkommens zwischen Hitler und Cham­berlain, dessen Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Auch der weiteren Entwicklung der Beziehun­gen zwischen Italén und den westlichen Demokra­tien blickt man mit großer Zuversicht entgegen. In diesem Zusammenhang wurde von verschiedensten Seiten Mussolinis staatsinännische Persönlichkeit gewürdigt. Die Forderungen Ungarns und Polens gehören selbstverständlich mit zu den aktuellsten Problemen, die erörtert werden. Das Wort des französischen Ministerpräsidenten Dalndier: „Selbst ein s.eg­reicher Weltkrieg hätte keine Tschechen aus den Sudetendeutschen machen können und das ganze Problem würde von neuem einer Lösung bedürfen“, wird vielfach auch auf die Ungarn in der Tschecho­slowakei angewendet. Von verschiedensten Seiten wird betont, daß die historischen und moralischen Rechte, deren Verwirklichung von Ungarn gefordert wird, die demokratischen Prinzipien des Selbst­bestimmungsrechts in so imperativer Weise ergän­zen. daß in den Augen der Weltöffentlichkeit es als ein Akt höchster. Ungerechtigkeit und in höchstem Maße unmoralisch erscheinen müßte, sollte diese Frage nicht ebenfalls zufriedenstellend und baldigst geregelt werden. Viele fügen noch bei, daß das Un­behagen darüber, daß die Revision zugunsten der Sudetendeutschen nicht unter normalen Umständen, sondern unter Druck und dem drohenden Heran­nahen eines Weltbrandes erfolgt sei, nur verwischt werden könne, wenn die führenden Mächte sich nun­mehr standhaft und weitsichtig auch für die Forde­rungen cinsetzen, für deren Erfüllung die ungarische Nation in unbeirrbarer Zähheit seit zwanzig Jahren ihren friedlichen Kampf führt. Chamberlains Aus­spruch, daß die entsetzlichen Schwierigkeiten der letzten Tage durch Anwendung von Artikel 19 des Paktes hätten vermieden werden können, hat in Genf anhaltendes Echo gefunden, wenn es hier auch immer Leute geben wird. die. unfähig, mit den Er­eignissen Schritt zu halten, sich nur an leere For­meln zu klammern vermögen. PESTER LLOYD Samstag, t. Oktober 1938 Unser Mittags-Teleponberidit aus Paris: Besorgnisse und Besdiwiditigungsversudie in Frankreich Die Möglichkeit der allgemeinen Verständigung wird betont Telephonbericht unseres J. F. K.-Korrespondenten Paris, 1. Oktober Die Pariser Presse gibt heute das Bild einer optischen Linse, die alle Fragen in einem Brenn­punkt sammelt, um sie unverzüglich in tausend ver­schiedenen Richtungen auszustrahlen. Der Brenn­punkt ist die Tatsache, daß die Kriegsgefahr gebannt ist. Die Verteilung der austretenden Strahlen, die Konsequenzen, die aus der Bannung der Kriegs­gefahr gezogen werden, entsprechen wohl der bis­herigen Einstellung der einzelnen Zeitungen. Man muß aber zugeben, daß hiedurch die Blätter inhalts­reich geworden sind; konnte man während der gan­zen Krise kaum einmal einen Leitgedanken finden, so enthalten sie heute gleich eine Anzahl von hoch­interessanten Anregungen und Hinweisen, woraus sich wieder ßblciten läßt, daß die Vereinbarungen von München nach hiesiger Ansicht nicht als End­punkt, sondern als Ausgangspunkt von Vorgängen in der internationalen Politik zu werten sind. Zunächst sei festgehalten, daß trotz der großen Erleichterung in amtlichen Kreisen und den für französische Verhältnisse ganz ungewohnten Massen­kundgebungen gestern in den Straßen von Paris bei Ankunft Daladiers das Mißtrauen gegenüber Deutschland keinesfalls wie durch ein Zauberwort gebannt ist. Le Petit Párisién, der dem Quai d’Orsay besonders nahezustehen scheint, betont wieder ein­mal, daß Frankreich alles aufgeboten hat, um die Opfer der Tschechoslowakei zu erleichtern, dafür aber hofft, daß diese weiter ein „treuer Verbündeter“ Frankreichs bleiben wird. Auch zeigt die Zeitung eine nicht gut verhohlene Nervosität wegen der Son­dererklärung Hitler—Chamberlain über die gemein-same Absicht dieser beiden Staaten, nie mehr einen Krieg miteinander zu führen Klarer kehren diese Bedenken im Artikel von De Kerillis wieder. Frankreich ist demnach heute schwächer als gestern, weil es einen Verbündeten verloren hat und es den Deutschen jetzt möglich ist, ihre ganze Kraft nach dem Westen zu werfen. Die Sondereilklärung Chamberlain—Hitler macht ihn „perplex und nachdenklich“. England führte seit drei Jahrhunderten eins Gleichgewichtspolitik auf dem Kontinent, gestützt auf eine kontinentale Macht. Dieser Stützpunkt wankte aber im entscheidenden Augenblick und so will sich England mit der größ­ten Kontinentalmacht verständigen, und sie nicht, wie bis jetzt, bekämpfen. Auch Léon Blum ist in seinem Leitartikel im Populaire besorgt, denn der französisch-russische Vertrag wurde durch die letzten Ereignisse in Mit­leidenschaft gezogen, und der Weg einer englisch­­russischen Verständigung muß weiter geebnet wer­den; in diesen zwei Punkten sieht er die nächsten Aufgaben der französischen Außenpolitik. Es fehlt aber auch an zuversichtlichen Stimmen nicht. Man könnte fast sagen, daß heute sogar diese zu überwiegen scheinen. Der Artikel des Petit Pá­risién klingt zuversichtlich ans, denn München mußte Hitler die Augen öffnen, wie groß die Bereit­schaft Frankreichs zur Verteidigung seiner Interes­sen und wie groß auch seine oftmals unterschätzte Kraft ist. Im Oeuvre will Frau Tabouis wissen, daß Frank­reich und Italien bald wieder Botschafter auf die freistehenden Posten ernennen werden, da Verhand­lungen mit England über Spanien berannahen. Noch weiter geht Léon Blum, der in seinem Artikel wohl keine Tatsachen aufzählt, die sonst niemand erfahren konnte, hingegen die Hoffnung ausspricht, daß sich die Rooseveltsche Initiative doch auswirken wird und daß man nicht bei der be­schränkten Aussprache von München bleiben, son­dern alle Fragen, die die internationale Atmosphäre stören, durch Verhandlungen zu beseitigen trachten wird. Saint-Brice im Journal sieht die Geburt eines europäischen Direktoriums an Stelle des ohnmächti­gen Völkerbundes, der cs nie verstanden hat, den § 19 anzuwenden. (Das ist die erste positive Aner­kennung in der französischen Presse, welche Fehler eben in dieser Hinsicht begangen worden sind.) Saint-Brice ist auch der einzige, der indirekt eine Anspielung auf die ungarischen Forderungen macht. In München hätte man nur die sudetendeutsche Frage anschneiden dürfen, um Prag zu ermöglichen, zuzustimmen; München sei aber nur der Ausgangs­punkt der weiteren friedlichen Regelung der Wünsche aller anderen Minderheiten. Auch er verlangt die sofortige Besetzung des französischen Botschafter­postens in Rom. D’Ormesson hebt im Figaro den Sieg der Moral hervor, denn die ganze Welt habe sich dagegen aufgelehnt, daß die Durchführung der Berchtesgadener Beschlüsse durch Gewalt erfolge. Doch sei man sofort einig geworden, als deren Durchführung durch normale Methoden angestrebt wurde. Hier wird die Rolle Mussolinis lobend unter­strichen. Aus den Ereignissen müsse also die fran-

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