Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. november (85. évfolyam, 247-272. szám)

1938-11-01 / 247. szám

2 Politik der guten Nachbarschaft in diesem wichtigen Teile Mitteleuropas schaffen. Der Ort der Konferenz ist bis zur Stunde noch nicht bestimmt worden. Fest steht lediglich, daß die Staatsmänner im „Hotel Imperial“ absteigen werden. Vorläufig ist man hier der Ansicht, daß die Konferenz entweder im Hotel selbst oder im Parlamentsgebäude, wo Reichskommissär Bürckel seinen Sitz hat, statt­findet. Als dritte Möglichkeit käme das Gebäude der Reiehsstatthalterei — ehemaliges Bundeskanzler­amt — auf dem Balthausplatz in Frage. Die heutige Ankunft des Generalfeldmarschalls Görmg in Wien, die von offizieller Seite zwar als Privatbesuch erklärt wird, dürfte dennoch nicht ohne Einfluß auf den Gang der Verhandlungen bleiben und für Ungarn als ein günstiges Zeichen ge­wertet werden. Ciano unterwegs nach Wien Rom, 31. Oktober (MTI) Außenminister Graf Ciano ist heute um 21 Uhr 40 Minuten vom Termini-Bahnhof nach Bol­zano abgereist, wo er morgen bei der Trauung des Herzogspaares von Ancona als Standesbeamter fun­gieren wird. Außenminister Graf Ciano wird morgen nach Wien Weiterreisen, wo er einer der Schiedsrich­ter in der tschechisch-ungarischen Frage sein wird. Chvalkovsky reist Donnerstag nach Wien Prag, 31. Oktober (MTI) Der tschechoslowakische Ministerrat ist nachmittag zusammengetreten. Außenminister Chval­kovsky wird Donnerstag nach Wien reisen, um dort die Prager Regierung bei den Konferenzen um die Feststellung der neuen tschechisch-ungarischen Grenze zu vertreten. Der Minister wird vom slowa­kischen Ministerpräsidenten Tiso, vom russinischen Ministerpräsidenten Volosin, dem bevollmächtigten Minister und Leiter der politischen Abteilung des Prager Außenministeriums Krno begleitet. Abreise des Gesandten Baron Villan! nach Wien Rom, 31. Oktober (MTI) Der ungarische Gesandte am Quirinal, Baron Friedrich Villani, ist heute nachts 23.40 Uhr nach Wien abgereist. i Die militärischen Sachverständigen berei­ten die Räumung vor Prag, 31. Oktober Die tschechischen und die ungarischen militäri­schen Sachverständigen sind Montag um 6 Uhr nach­mittag zusammengetreten, um die technischen Ein­zelheiten der Räumung jener Gebiete vorzubereiten, die vom deutsch-italienischen Schiedsgericht Ungarn zugesprochen werden. Die Arbeit der militärischen Sachverständigen wird dauern, bis die Besetzung der überlassenen Gebiete beendet ist. Der deutsche Standpunkt: Primat des Volkstums Berlin, 31. Oktober (DNB) Die Deutsche Diplomatisch-Politische Korrespondenz beschäftigt sich mit der Annahme der Schiedsrichterrolle in der Frage der künftigen unga­­risch-tschecho-slowakischen Grenzziehung durch Deutschland und Italien. Die Korrespondenz schreibt: 1 Deutschland und Italien sind sich klar darüber, daß sie im Hinblick auf die starke Festlegung der öffentlichen Meinung der beider, streitenden Parteien eine nicht dankbare Aufgabe übernommen haben. Andererseits ist dias Interesse der beiden Großmächte an einer stabilen und ersprießlichen Gestaltung der mitteleuropäischen Verhältnisse derart notorisch, daß von ihnen in der Tat ein gerechter Spruch er­wartet werden kann, der allein die geeignete Voraus­setzung dafür ist, daß sich in Zukunft harmonische Verhältnisse im Donauraum entwickeln können. Bei der Aufgabe, die beide Mächte vor sich sehen, spielt die Verletzung der Wilsonschen Punkte durch den Vertrag von Trianon eine wesentliche Rolle. Es han­delt sich deshalb jetzt darum, diesen Mißgriff wie­der gutzumachen und dem ungarischen Volk das zu­rückzugeben, was ihm vor zwanzig Jahren unter Verletzung des ethnographischen Prinzips wider­rechtlich entrissen worden ist. Deutschland hat bei der Regelung der sudetendeutschen Frage gezeigt, daß es sich selbst in seinen Ansprüchen an die Maxime gehalten hat, deren Außerachtlassung es seit Versailles bekämpft bat: das Primat des Volkstums. Das Beispiel, das das Reich bei dieser Gelegenheit ge­geben hat und noch gibt, nämlich der Verzicht auf extensive Interpretierung volkstumsmäßiger und da­bei sichtlich nicht unberechtigter Ziele, gibt ihm das Recht, auch bei dien streitenden Parteien ein gleiches Verständnis vorauszusetzen. Auch Italien, bei dem der nationale Gedanke der Ausgangspunkt für den Aufbau und die Gestaltung dieses großen Landles ge­wesen ist, ist von den gleichen Anschauungen be­seelt und hat diesem Standpunkt nicht nur einmal in hochherziger Weise zur Geltung verhoben. In die­sem Geiste werden beide Mächte an die Arbeit gehen, um als ehrliche. Makler diesen Streit beendigen zu helfen und damit die Grundlagen für ein gutes nach­barliches Zusammenleben der Völker im Donauraum zu legen. Insofern kann die Übernahme dieser Auf­gabe von der Weltöffentlichkeit auch im Sinne der Die italienische Auffassung: Ungarn muß Gerechtigkeit widerfahren! 1 ' Rorp, 31. Oktobef Die italienischen Blätter bringen die Nachricht über den bevorstehenden deutsch-italienischen Schiedsspruch an leitender Stelle und heben die Mitteilung Budapests und Prags hervor, daß sie sich ohne Vorbehalt dem schiedsgerichtlichen Entschluß unterwerfen. In einem mit „Um den Frieden in Europa“ betitelten Leitaufsatz schreibt heute Virginio Gayda im halbamt­lichen Giornale d'Jtalia: —— Rom und Berlin haben auf Ersuchen Budapests und Prags gemeinsam die Schiedsrichterrolle zur Be­stimmung der tschechisch-ungarischen Grenze über­nommen. Ihren Beschlüssen wird entscheidende Bedeu­tung zukommen, da Budapest und Prag schon im voraus erklärt hatten, daß sic den Beschluß, wie immer er aus­­fallen möge, annehmen werden. Die gemeinsame deutsch-italienische Schiedsgerichts­barkeit erbringt allen anderslautenden Behauptungen gegenüber den Beweis, daß die italienische und die deut­sche Regierung in der Beurteilung der tschechisch-unga­rischen Frage und auch hinsichtlich deren praktischen Lösung vollkommen übereinstimmen. Sie beweist ferner, daß die deutsch-italienische Zusammenarbeit, die in der Achse Rom—Berlin zum Ausdruck kommt, vom Gesichts­punkt des europäischen Friedens eine wichtige Rolle spielt, und daß somit das von den beiden interessierten Parteien angesuchte Einschreiten mit einer gerechten Be­friedigungsformel schnell einen Streitfall abschließen wird, der leicht zu einer gefährlichen Wendung hätte führen können. Diese Schiedsgerichtsbarkeit befestigt die Paral­lelität der mitteleuropäischen Interessen Italiens und Deutschlands, einer Parallelität, die auch von den Donau­staaten selbst anerkannt wird, was auch das an Rom und Berlin gerichtete Ersuchen der ungarischen und der tschechischen Regierung beweist. Was die als Ergebnis d^s Wiener Schiedsspruchs des italienischen Außenministers Grafen Ciano und des Reichsaußennninisters v. Ribbentrop zust a.nidekommende entscheidende Lösung betrifft, so läßt sich diesbezüglich mit Rücksicht auf den heiklen Augenblick nur mit der größten Vorsicht etwas sagen. Immerhin können wir wiederholen, schreibt Gayda, daß beide Regierungen die Notwendigkeit anerkennen: 1. die Frage der tschechisch-ungarischen Grenze so­fort und endgültig zu lösen, um den Donauraum von einer gefährlichen Lage zu befreien, die bei einer Ver­schleppung nur immer schwieriger werden könnte, 2. das Wesen der ungarischen Forderungen zu er­füllen und jenen gerechten und unbestreitbaren nationa­len Rechten Geltung zu verschaffen, die die notwendigen Faktoren des Gleichgewichtes unter den einzelnen Staa­ten bedeuten, 3. in herzlichem Geiste bei der neuen politischen Einrichtung der tschechischen Republik mitzuwirken, welches Land bestrebt ist, mit neuen Menschen und mit neuen Gedanken in engerem, jedoch billigerem Rahmen éin neues nationales Leben zu beginnen. Das faschistische Italien bat bereits zu Anbeginn des PESTER LLOYD Dienstag, T. November 1938 europäischen Friedensgestaltung nur als begrüßens­wert empfunden werden. Berlin, 31. Oktober (DNB) Die deutsche Presse unterstreicht als Hauptaufgabe des Schiedsspruchs, der am Mittwoch in der Frage der ungarisch-tschecho-slowakischen Grenzen gefällt werden wird, die Wiedergutmachung des Unrechts von Trianon. Einmütig wird hervor­gehoben, daß, wie bei der Ziehung der deutsch­­tschecho-slowakischen Grenzen auch bei der Fest­setzung der ungarisch-tschecho-slowakischen Grenzen nur der Grundsatz der ethnographischen Gerechtig­keit Geltung haben könne. Die Revision der Grenzen der Pariser Vorortver­träge, so erklärt die Nachtausgabe, ist nicht möglich, wenn man strategische, wirtschaftspolitische oder gar rein machtpolitische Grundsätze zugrunde legen will. Das Hamburger Fremdenblatt hebt hervor, daß die Übernahme der Schiedsrichterrolle durch Deutsch­land und Italien zum Besten des gesamteuropäischen Interesses auf das Wärmste begrüßt werden müsse, weil sie die Meinungsverschiedenheiten zwischen Prag und Budapest aus jener gefährlichen Sphäre heraushebe, die zeitweilig in diesem Zusammenhang am Horizont erschienen sei. Dabei fühlten sich wieder einmal diejenigen enttäuscht, die sich der eitlen Hoffnung überließen, daß die Interessen Deutschlands und Italiens im Südosten wegen der Grenzschwierigkeiten aufeinander platzen würden. Obwohl das Abkomenm von München das Gremium der vier Großmächte als letzte Instanz vorgesehen habe, entspreche es nur der tatsächlichen Stellung, die Deutschland und Italien heute im Südost-Raum beanspruchen dürfen, wenn von beiden Parteien des Grenzstreites ihr alleiniger Schiedsspruch eingeholt werde. Die Kritik, die ein Teil der französischen Presse an der Ausschaltung Englands und Frank­reichs übe, sei unverständlich, denn die überragende Bedeuaung Münchens für die künftige Befriedung Europas habe gerade darin bestanden, daß mit den Unwahrheiten des Versailler Systems aufgehört wurde, das Frankreich und England eine diesen Mächten geographisch, politisch und wirtschaftlich nicht zustehende Schiedsrichterrolle in Südosten ein­räumte. Es komme darauf an, daß jetzt eine Ordnung geschaffen werde, die gerecht sei und ewige Dauer verspreche. (MTI) gegenwärtigen Streitfalles erklärt, daß es nicht der tsche­chischen Nation, sondern dem auf die Friedensverträge unglückseligen Angedenkens von Versailles, Trianon und Saint Germain basierten politischen System gegenüber­stehe. Die Mitteilungen, die in einigen Tagen Graf Ciano und v, Ribbentrop vor den Vertretern Ungarns und der Tschechei abgeben werden, werden von Lebenswichtigkeit für die Befriedung und die herzliche Zusammenarbeit der beiden Nationen, sowie auch für ganz Europa sein. Die berufenen Führer Ungarns und der Tschechei hatten auch an der äußersten Grenze der Krise die Weisheit, daß sie sich nicht in abenteuerliche Unternehmungen einließen, da sie beiderseits der Freundschaft und dem politischen Ver­antwortungsgefühl Italiens und Deutschlands vertrauen. Dafür zollen die italienische und die deutsche Nation ihnen vollste Anerkennung und stellen sie den unruhigen euro­päischen Gemütern als nachahmenswertes Beispiel vor. Unsarn hat in Ipolyság jeden Beamten übernommen, der auf seinem Piai; geblieben ist Eine Widerlegung der Behauptungen des Pozsonyer Rundfunks Magyar Távirati Iroda meldet: Ira Pozsonyer tsche­chischen Rundfunkdienst wurde behauptet, daß die in Ipolyság verbliebenen staatlichen oder öffentlichen Be­amten entlassen worden seien. Weiter unten zählen wir alle Ipolyságer staatlichen, öffentlichen und städtischen Institutionen auf, bei denen die unter der tschechischen Besetzung diensttuenden Beamten und Angestellten noch bis zum heut/gen Tag Dienst leisten. Der überwiegende Teil dieser Beamten hat den Amtseid bereits abgelegt, und in Bälde werden dies auch diejenigen Angestellten tun, die den Eid bisher noch nicht geleistet hatten. Der leitende Primarius des Landesspitals, der Ab­teilungs-Oberarzt und der Sekundararzt sind auf ihren Posten geblieben, ebenso die Angestellten des Rechnungs­amtes und die mit Vertrag angestellten Personen. Meh­rere Angestellte haben freiwillig ihren Posten verlassen und darüber auch schriftliche Erklärungen abgegeben. Die Grenzfinanzwache hat sich selbstverständlich aufgelöst. Ihre Mitglieder leisten seit dem Tage des Einmarsches an der neuen Grenze Dienst.. Hier handelt es sich um tschechische Legionäre. Vor dem ungarischen Einmarsch haben auch der tschechische Stationschef und die tsche­chischen Beamten ihre Posten verlassen, es verblieben nur zwei ungarische und zwei slowakische Angestellte, die bereits seit dem Tage des Einmarsches Dienst leisten. Das Gefällsamt hat sich mit seinem tscheehichen Leiter noch vor dem Einmarsch entfernt. Gleichzeitig haben auch die städtischen Beamten Ipolyság verlassen, zurück­geblieben ist nur ein Beamter, der jetzt die Agenden der Militärsektion versieht. Die Beamten des Bezirksgerichts sind mit Ausnahme eines jüdischen Bezirksrichlers an Ort und Stelle geblie­ben. Diese Beamten haben den Amtseid abgelegt und ver­richten ihre Arbeit. Unter den Beamten befinden sich mehrere Slowaken. Auch der Leiter des Gerichtshofes ist in seiner leitenden Stellung verblieben. Der tschechische Chef der Post hat sich mit den tschechischen Angestell­ten, durchwegs Legionären, gleichzeitig mit den tsche­chischen Truppen entfernt. Die ungarischen Beamten leisten seit dem Tage des Einmarsches, 11. Oktober, Dienst und haben den Amtseid abgelegt. In der Post sind ein ungarischer Beamter, drei ungarische und ein slowa­kischer Angestellter zurückgeblieben. Die beiden Notare haben sich mit den Tschechen entfernt. Der Stadtrichter hat mit Hilfe dreier pensionierten Notäre provisorisch die Leitung der städtischen Angelegenheiten übernom­men. Die Polizisten sind an Ort und Stelle geblieben, nur einer von ihnen spricht gebrochen ungarisch, Sämtliche Mitglieder des Unterrichtspersonals sind in 'der Stadt geblieben, mit Ausnahme des slowakischen Direk­tors des Gymnasiums und auch das Unterrichtspersonal der slowakischen Elementarschule und der slowakischen Bürgerschule hat sich gleichzeitig mit den tschechischen Truppen entfernt. Da die Mitglieder des Lehrkörpers die Stadt verlassen haben, haben sich die slowakischen Schulen von selbst aufgelöst. Die tschechische Gendarmerie hat in den Morgenstunden des Tages, an dem 'der Einmarsch er­folgte, die Stadt verlassen• An ihre Stelle sind ungarische Gendarmen getreten. Von selbst hat sich auch das ehe­malige tschccho-slowakische Schulinspektorat aufgelöst, da der Schulinspektor mit 'den ihm zugeteilten Lehrern sich bereits am 10. Oktober nach Korpona begeben hatte. Ein ungarischer Hilfsbeamter ist dagegen in der Stadt geblieben, Cie ungarische Behörde hat alle übernommen, die ihre Posten nicht verlassen haben. Es ist nicht das Ver­schulden der ungarischen Behörde, 'daß anläßlich des Ein» marschs die heute auf tscbeeho-slowakischem Gebiet be­­findlichen ehemaligen Ipolyságéi- Angestellten nicht auf ihren Posten angetroffen wurden. Der Leitspruch der un­garischen Regierung und der ungarischen Behörden lautet: Jeden übernehmen, Vier auf seinem Platz geblieben ist! Die ungarische und die slowakische Nation haben nicht deshalb in tausendjähriger Schicksalsgemeinschaft im gemein­samen Vaterland gelebt, damit sie voneinander etwas zu befürchten hätten. In Ipolyság kann sich jedermann an Ort und Stelle von der Ordnung und dem Gefühl der Sicherheit überzeugen, von 'dem alle Bewohner der Stadt ohne Unterschied der Nationalist oder Konfession erfüllt sind. Cie sicherste Garantie für die Rechtsordnung und die Gerechtigkeit bietet eben die Person des vormaligen Land­tagsabgeordneten und jetzigen ungarischen Regierungs­kommissärs Dr. ííugen Salkovsky, der als Urbewohner von Ipolyság 'die sich durch die Lage ergebenden Bedürfnisse am besten kennt.

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