Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. november (85. évfolyam, 247-271. szám)

1938-11-02 / 247. szám

2 PESTEB IXOYD Mittwoch', 2. November 19"” Eröffnungsreden y. Ribbentrops und des Grafen Ciano Wien, 2. November (Ung. Tel.-Korr.-Bureau) Bei der Eröffnung der Sitzung des Schiedsgerichtes hat Reichsminister für auswärtige Angelegenheiten von Ribbentrop fol­gende Rede gehalten: — Eure Exzellenzen! Meine Herren! ;— Ich habe die Ehre, Sie namens der Reichs­regierung in Wien willkommen zu heißen. Ich be­grüße insbesondere den Außenminister des faschisti­schen Italien, meinen Freund, Herrn Grafen Ciano, sowie die Außenminister des Königsreichs Ungarn und der Tschechoslowakei. — Das Königreich Ungarn und die Tschecho­slowakei haben den Schiedsspruch Deutschlands imd Italiens über die Grenzziehung zwischen ihren beiden Ländern angerufen. Die Reichsregierung und die königlich italienische Regierung sind diesem Rufe gefolgt und der italiensche Außenminister und ich sind heute hier zusammengekommen, um diese Entscheidung zu treffen. Ich betrachte es als von besonderer symbolischer Bedeutung, daß Italien und Deutschland gerade in diesem Hause des Prinzen Eugen von Savoyen sich dieser hohen und verant­wortungsvollen Aufgabe widmen können. Hat doch schon einmal vor zweihundert Jahren dieser Fürst aus italienischem Stamm als deutscher Staatsmann und Feldherr den Völkern im Südosten Europas Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit gebracht. — Es ist unsere Aufgabe, heute auf ethnogra­phischer Grundlage die endgültige Grenze zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei und eine Lösung der damit zusammenhängenden Fragen zu finden. Der von uns gefällte Schiedsspruch ist bindend und endgültig und wird von Ungarn und von der Tsche­choslowakei im voraus als endgültige Regelung an­erkannt. Der Standpunkt der beiden Regierungen ist uns aus den vorangegangenen Verhandlungen in den wesentlichen Punkten bereits bekannt. — Ich halte es trotzdem für zweckmäßig, wenn die Vertreter der beiden Regierungen ihre Einstel­lung zu der Frage kurz zusammenfassen und be­gründen, damit vor dem zu fallenden Schiedsspruch nochmals alle Argumente abgewogen werden können. — Bevor ich den Vertretern der beiden Regie­rungen das Wort erteile, bitte ich zunächst seine Exzellenz, den italienischen Außenminister das Wort zu nehmen. Der italienische Außenminister Graf Ciano hat folgende Rede gehalten: — Exzellenzen! Meine Herren! — Ich habe die Ehre, Sie im Namen der faschi­stischen Regierung auf das freundschaftlichste zu grüßen. Meinem Freunde von Ribbentrop, dem Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten, spreche ich meinen aufrichtigen Dank für den herz­lichen Empfang aus, der mir hier in Wien bereitet worden ist im Hause des Prinzen Eugen, der — wie Herr Reichsaußenminister gesagt hat •— vor zwei­hundert Jahren den Völkern Südosteuropas Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit gebracht hat. — L nd so hat sich die Achse Rom—Berlin, als sie auf Wunsch der ungarischen und der tschecho­slowakischen Regierung das Schiedsrichteramt über­nahm, das Ziel gesetzt, die vielen, bereits geleisteten Bemühungen um den Frieden und Wiederaufbau Europas einen weiteren wichtigen Beitrag folgen zu lassen. — Ich bin sicher, daß unsere Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden, und daß aus der Zu­sammenkunft von Wien eine neue Ordnung und eine neue Ära in Mitteleuropa hervorgehen wird, auf der Grundlage jener internationalen Gerechtigkeit, die wird stets angestrebt und gewollt haben. 12.30 Uhr: Die Verhandlung noch nicht begonnen Wien, 2. November (MTI) Der italienische Außenminister Graf Ciano führte heute vormittag eine längere Be­sprechung mit dem Reichsaußenminister Joachim v. Ribbentrop. Die Beratung der beiden Staats­männer zog sich derart in die Länge, daß die ur­sprünglich für 11.30 Uhr festgesetzte Verhandlung verschoben werden mußte. Unter diesen Umständen traf die ungarische Delegation um 12 Uhr im Bel­vedere-Palais ein, wo ihr ein Ecksalon zur Verfügung gestellt wurde. Den tschechischen und slowakischen Delegationen sind ebenfalls Sonderräume zugewiesen worden. Bei dem Eingang der Haupttreppe wurden die Mitglieder der ungarischen Delegation vom Grafen Ciano und Herrn v. Ribbentrop empfangen. Die Abordnungen versammeln sich in den für sie bestimmten Räumen. Die Verhandlung hatte um diese Zeit noch nicht begonnen. Deutschland für die Wiederherstellung der Rechte ungarischen Volkstums Wien, 2. November (MTI) Nach dem gestrigen Feiertag ist von den Wiener Blättern heute früh nur die Wiener Ausgabe des Völkischen Beobachters erschienen. Das Blatt be­schäftigt sich ausführlich mit den Äußerlichkeiten und der Bedeutung des heutigen Schiedsspruchs und schreibt unter anderem: Genau einen Monat nach der historischen Zu­sammenkunft in München unterziehen sich die bei­den aktivsten Vorkämpfer einer neuen Ordnung in Europa: das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien, der Aufgabe, das in Mün­chen noch offen gebliebene Problem einer neuen un­garischen Grenze zu lösen. Der 2. November wird damit zu einem historischen Datum fürSüdosteuropa werden, das einmal den Beginn einer neuen Epoche völkischen Zusammenlebens auch in diesem Raume bezeichnen wird. Wien steht im Zeichen eines politi­schen Ereignisses, das zwar nicht mit einem äußeren Bilde verbunden sein wird, dafür aber von ganz an­derer Bedeutung ist- als jene unzähligen Konferen­zen, bei denen nach den Pariser Diktaten der Ver­such gemacht wurde, mit unzulänglichen Mitteln un­gangbare Auswege durchzusetzen. Das System der Diktate und der Bündnisstrategie ohne Rücksicht auf völkische Gegebenheiten ist vorbei und an seine Stelle tritt das Ergebnis eines politischen Willens, der zum erstenmal das Recht der Völker als Hauptwert pro­klamiert. Die Aufgabe, diesem Recht zu seinem Siege zu verhelfen, ist vielleicht nirgend schwieriger als im südosteuropäischen Raume. Ilm so selbstver­ständlicher war es aber deshalb auch, daß Deutsch­land und Italien keinen Augenblick gezögert haben, zur Lösung gerade dieser Frage ihre Bereitwilligkeit und ihre Hilfe zur Verfügung zu stellen. Die italienische Auffassung ltom. 2. November (MTI) Im Mittelpunkt des Interesses \on Rom steht beute früh die Wiener Sohdedskonferenz. Die italienischen Blätter greifen dem Beschluß der Scihiedsikonferenz nicht vor, sondern beschäftigen sich nur im allgemeinen mit der Bedeutung dieses Ereignisses. Nach Popolo di Roma bürgt der Umstand, daß um die Übernahme der Schiedsrichter rolle Italien und Deutsch­land ersucht worden seien, von vornherein für die Un­parteilichkeit und das moralische Gewicht des Beschlus­ses. * Diese beiden Großmächte vertreten nämlich bereits das neue Europa, und sie sind am ehesten dazu berufen, unter Berücksichtigung der Interessen der kleineren Staa­ten jede Frage im Einklang mit den allgemeinen Gesichts­punkten dies europäischen Friedens und der friedlichen Regelung zu lösen. Messaggero meint, der Schiedsspruch werde bestäti­gen, daß die Politik der Achse Rom- -Berlin heute dem Gedanken der Gerechtigkeit und des Friedens in Europa vertrete. Die polnische Presse für eine gründliche Lösung Warschau, 1. November (Pat.) In der Frage des italienisch-deutschen Schieds­gerichtes stellt die Presse einstimmig fest, daß die geplante Lösung keine vollkommene Lösung ist. Gazetta Polska schreibt, daß das italienisch-deutsche Schiedsgericht nicht den ganzen Zurist beilegen werde. Das Russinsko-Problem bleibt auch weiterhin von großer Bedeutung und ohne die Lösung dieser Frage könne von einer Beruhigung der Seelen in diesem Teile Europas nicht die Rede sein. Express Potaimg schreibt: Wenn schon der Stalus((uo in den bestimmten Teilen Europas fraglich geworden ist. wäre es klüger, der Sache auf den Grund zu gehen, um so neuerliche provisorische Zustände zu vermeiden, die mit dem Entstehen neuerer Zwistigkeiten drohen. Man müsse die dauernde Stabilisierung dieser Gegend sichern. Eine Teillösung widerspreche auch dem Willen jener Bevölke­rung, die mit reichen Blutopfern — die tschechischen Eroberer beschießen sie ja mit Maschinengewehren — energisch gegen die Erhaltung der Ptagcr Herrschaft und gegen die aufgezwungene Regierung protestierte. Der chi­rurgische Eingriff müsse gründlich durchgeführl werden. Im Zusammenhänge mit den letzten Ankündigun­gen des Außenministers Beck über die berechtigten un­garischen Forderungen äußert sich das nationalistische Oppositionsblatt Warszawski Dziennik Narodowy über diese Äußerungen. Das Blatt stellt fest, daß das polnische Volk die endgültige Stabilisierung dieser Teile Europas fordere und es für unerläßlich halte, daß dieser Frage auf den Grund gegangen werde uftd daß das Zustande­kommen neuerlicher Provisorien verhindert werde. Es wäre unmöglich, die Richtigkeit der Wertungen, die durch Beck zum Ausdruck gebracht wurden, nicht anzu­erkennen — .schließt das Blatt seine Ausführungen. Die jugoslawische Presse über die Bedeu­tung der Konferenz Belgrad, 2. November (MTI) Politika hebt hervor, daß der Wiener Konfe­renz, abgesehen von der Festsetzung der neuen tschecho­slowakischen Grenzen, vom Gesichtspunkt des ganzen Dowaubeckens entscheidende Bedeutung zukomme. Nichts beweise augenfälliger die tief reichende und radikc Änderung dieses europäischen Gebiets, als die Methode wie jetzt der tschecho-slowakisch-ungarische Konflikt g- ■ löst werde. Prag: »Frei von allen Fremden« Prag, 2. November Die Wiener Beratungen des italienisch-deutschen * Schiedsgerichtes zur Regelung der ungarisch-slowakischen Grenzfrage bildet den Hauptgegenstand der tschecho­slowakischen Mittwochpresse. Narodoi Politika bezeichnet den Beginn der Wiener Verhandlungen als einen ge­schichtlichen Tag. Von tsöheeho-slowakischer Seite könne man, so sagt das Blatt, eine vernünftige und realistische Bescheidenheit erwarten. „Jedermann hat sich bei uns bereits damit abgefunden, daß die Slowakei und die Rus­­sinen ihre von Magyaren bewohnten Gebiete abtreten müs­se n.“ Die Tseheidho-Slowakei vertrete den Gedanken der Legitimität, die im Jahre 1938 den Gedanken der natio­nalen Grenzen bedeute. Die Tschecho-Slowakei wolle ihrQn Staat national rein, frei von allen Fremden haben, fordere aber, daß dieser Grundsatz bei der Bestimmung der unga­rischen Grenzen auch eingehalten werde. Das Denkmal Seton-Watsons in Rózsahegy entfernt London, 2. November (MTI) Wie die Times aus Prag berichten, haben die Mitglieder der slowakischen Hlinka-Garde in Rózsahegy die Gedächtnisstatue des Professors Seton- Watson entfernt. Der slowakische Minister Dur­­csánszky und Abgeordneter Sidor betonten, daß der Gelehrte hinsichtlich der Wahrung der Rechte der Slowakei den Ungarn gegenüber wohl eine große Rolle gespielt, jedoch durch seine neuesten Publika­tionen den Unwillen des verstorbenen Paters Hlinka erregt habe. Besonders entrüstete sich seinerzeit Hlinka über die Stellungnahme Seton-Watsons zum Pittsburger Vertrag. Durcsánszky und Sidor erklär­ten, daß Pater Hlinka selbst vor seinem Tode die Entfernung des Denkmals verlangt habe. Auflösung des russischen Nationalrats Warschau, 2. November (MTI) Aus Prag wird der Polnischen Telegra­­phen-Agentur gemeldet: Die russinische Regierung hat die Auflösung des russinischen Nationalrats verfügt. Im Stammhausc des Nationalrates wurde eine Hausdurchsuchung ab­­gehallen und das Vorgefundene Geld beschlagnahmt. Die Auflösung erfolgte, weil der russinische National­rat für die territoriale Unteilbarkeit Russinskos und im Sinne der vom ehemaligen Ministerpräsidenten Brödy vertretenen Prinzipien für die Volksabstim­mung Stellung genommen hatte. Andauernde Unruhen in Russinsko Ungvär, 2- November (Polnische Telegraphen-Agentur) Im Russinsko wird die Lage immer ernster, und die Militärbehörden sehen sich veranlaßt, in den Zeitungen täglich mehrere Berichte zu veröffentlichen, uin dadurch 'die infolge der tschechi­schen Gewalttätigkeiten in der Bevölkerung herrschende Mißstimmung irgendwie zu beheben. Diese Maßnahmen haben aber wenig Erfolg, denn die betreffenden Meldungen stehen völlig im Gegensatz znr wirklichen Lage und er­wecken nur Mißtrauen. Die 'durch die Ereignisse am Sonntag cntslandenen Unruhen dauern noch an. Gestern abend veranstaltete die russinische Bevölkerung in den Straßen eine Kundgebung gegen das Kabinett Volosin, wobei 'die Fenster der Woh­nung Volosins eingeschlagen wurden. Die Demonstranten wurden von Polizei, Gendarmerie und Militär auseinander­gejagt. An verschiedenen Stellen der Stadt sind Maschinen­gewehre aufgestelll worden. Wer steh frisch und arbeitsfähig erhalten will, nehme wö­chentlich wenigstens einmal vor dem Frühstück ein Glas natürliches , Franz-Josef“-Bitterwasser, da dieses den Magen­darmkanal gründlich entschlackt, das Blut reinigt und den gesamten Stoffwechsel wirkungsvoll nnregt! Fragen Sie Ihren Arzt. Die Tschechen räumen gründlich Balassagyarmat, J. November (MTI) In der Umgebung von Tótgyarmat wurden die Eint i oh tu ngsgege ns t ä n de und amtlichen Aktenstücke der tschechischen Wachstuben zum Teil fortgesebafft, zum Teil verbrannt. Auch die Einrichtung der Postämter wurde abmontiert. Die Tschechen wollten auch die Ein­richtung des Gemeindehauses fortschaffen, doch wurden sie daran durch den Gemeindevorsteher verhindert. Die Einrichtung des Zollamtes von Tölgyarmal und anderer Amlslokalitätcn wurde auf Lastautomobilen abtraos­­portiert. Im Grenzrayon wurden Maueranschläge afTiohiert, in denen die Bevölkerung aiufgef ordert wird, ihre Steuern unverzüglich zu entrichten, da sonst dem Militär die Löh­nung nicht ausbeizahlt werden könne. Steuerzahler, die größere Beträge zu entrichten haben, erhielten eine beson­dere Aufforderung. In Ipolgnyék sind Maueransehläge affiehiert worden, in denen die Bevölkerung aufgefordert wird, tschechisches Geld dringend in ungarisches einzu­wechseln. Irgendwelche Gründe hiefür werden nicht an­gegeben.

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