Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. július (86. évfolyam, 147-172. szám)

1939-07-01 / 147. szám

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Juni ( _ Das ungarische Abgeordnetenhaus war heute die Stätte eines historischen Ereignisses. Histori­sche Ereignisse sind heutzutage eine recht häufige Erscheinung und das Menschengeschlecht, das heute lebt, kann sich fürwahr nicht über Langeweile oder Eintönigkeit beklagen. Wir leben in einer Zeit der gewaltigen Umschichtung der Macht, der heftigen, stoßartigen Umwertung politischer und wirtschaft­licher Werte, die von leidenschaftlichen Kämpfen und vorerst noch, zumindest in Europa, von bösen Wortgefechten begleitet sind. All dies ist Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes und wenn wir oder unsere Kinder dereinst aus der Perspektive eines Jahrzehnts auf das Heute zurückblicken, so werden wir unsere Bewunderung der Generation nicht ver­sagen können, die diese unerhörte Spannung und dieses Höchstmaß an Arbeit ohne Erschütterung der Nerven zu ertragen wußte. Doch Geschichte im ungarischen Sinne des Wortes bedeutet nicht bloß eine ständig unter Voll­druck gehaltene Dynamik. Die ungarische Ge­schichte ist reich an plötzlichen und kraftvollen Entladungen, sie weist zahlreiche Beispiele einer fast übermenschlichen Ballung der seelischen und physischen Kräfte dieses Volkes auf, das Bezeich­nende, das Einmalige und das ganz Besondere sei­ner Geschichte sind aber zähe Ausdauer, unerschüt­terlicher Gleichmut in allen Fährnissen und Heim­suchungen und eine von fast keinem einzigen euro­päischen Volke übertrofTene, gleichsam fatalistische Geduld, gepaart mit dem festen Glauben an die eigene geschichtliche Mission. Es sind dies vielleicht tief in der Seele verankerte, ererbte Eigenschaften der Ahnen, des kühnen Reitervolkes, des einzigen, das seinen Charakter trotz der Stürme, die über es hinweggingen und trotz der vielfachen Blutverluste und Vermischungen unbeugsam erhalten und einen europäischen und christlichen Staat im Tale des europäischen Schicksalsflusses, des mächtigen Donaustromes errichten konnte. Der heutige Tag war ein Sieg dieser ererbten Tugenden des ungarischen Volkes. Der Minister­präsident deutete mit einem einzigen Satze auf die Steilheit des Aufstiegs hin, an der die Größe des Augenblicks und die Tiefe der Empfindungen zu messen sind. Wer wie Graf Paul Teleki die gesamte Entwicklung vom Zusammenbruch der Zentral­mächte vor 21 Jahren, die „Friedensverhandlungen“ und das Diktat von Trianon, die erdrückende Atmo­sphäre der Zwanzigerjahre in Genf miterlebt und an der heroischen Arbeit des Wiederaufbaus Ungarns einen aktiven Anteil genommen hat, kann die Größe der Leistungen ermessen, die ihren, wir wollen hoffen bloß ersten Höhepunkt in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses erreicht haben. Einer von denen, die niemals, keinen Augenblick, an dem endgültigen Sieg des ungarischen Gedankens zweifelten, ist Ungarns gegenwärtiger Ministerpräsi­dent und der Leitartikel, der vielleicht in der trost­losesten Stunde der neueren Geschichte dieses Lan­des in diesem Blatte unter dem Titel „Die geogra­phischen Wurzeln des ungarischen Staates“ erscnie­­nen ist, war vom Grafen Paul Teleki gezeichnet. Die Wurzeln, die geographischen, aber auch psycho­logischen Wurzeln haben sich trotz des Unwetters, das über uns niederprasselte, kräftig und lebens­fähig erwiesen, sie klammerten sich fest an die ge­liebte uralte Scholle, sie trieben wieder Blüten und die erste Frucht war die Heimkehr nicht bloß der entrissenen ungarischen Brüder im Oberland, son­dern auch der mit ihnen zusammenlebenden Slowa­ken und der Russinen, deren Anhänglichkeit an das alte ungarische Vaterland heute in so ergreifenden Worten zum Ausdruck gebracht wurde. Es wäre müßig, den schönen und männlichen Worten, in denen die Sprecher der Ungarn, Slowa­ken und Russinen des Oberlandes und des Kar­pathengebiets ihre Gefühle, Wünsche und Hoffnun­gen zum Ausdruck brachten, und der kurzen, in ihrer ernsten Aufrichtigkeit so ergreifenden Begrü­ßungsrede des Ministerpräsidenten Deutungen und Ergänzungen hinzuzufügen. Alle vier Reden wiesen einen, nur für den Kenner der Geschichte und der Seele der Donauvölker faßbaren gemeinsamen Zug auf, die Stimme der Sehnsucht nach einem besseren Verständnis, nach einem ruhigeren und ungestörten Zusammenleben, nach einer gegenseitigen Achtung und Schätzung, nach jener Eintracht, die so lange unter allen Völkern des Stefansreiches geherrscht hatte. Diese Eintracht wurde erst iq den letzten Jahr- Papst Pius XII. an die ungarischen Pilger Der Heilige Vater begann und schloß seine Rede mit ungarischen Worten Rom, 30, Juni (MTI) Se. Heiligkeit Papst Pius XIL hat Frei­tag vormittag eine aus etwa 1500 Ungarn bestehende Pilgergruppe empfangen, die unter der oberhirt­­lichen Führung des Kardinal-Fürstprimas Dr. Justinian Serédi nach Rom gepilgert war, um dem Heiligen Vater Dank aiiszusprechen für die innige Liebe, die er besonders anläßlich des im vorigen Jahr in Budapest abgehaltenen Eucharistischen Kongresses Ungarn gegenüber bekundet hat. Die ungarischen Pilger füllten den großen päpstlichen Empfangssaal, in dem der päpstliche Thron errich­tet worden war, bis auf den letzten Platz. An der Spitze des Pilgerzuges standen Kardinal-Fürst­primas Dr. Justinian Serédi, der ungarische Ge­sandte am Vatikan Baron Gabriel Apor, die ehe­maligen Ministerpräsidenten Graf Moritz Esterházy und Karl Huszár, der Hajdudoroger Bischof Nikolaus Dudás, der Auxiliarbischof von Eger An­dreas Kriston, der Feldbischof Stefan Hász, die Staatssekretäre Josef Stolpa und Karl Jakab ff y, der Präsident der Actio Catholica Stefan Zsembery, der Direktor der Actio Catholica Siegmund Mihalo­­vics, der apostolische Protonotar Julius Qzapik und seitens der ungarischen Gesandtschaft am Vatikan päpstlicher Protonotar Franz Luttor und Legalions­­attaché vitéz Ernst Falta. HuldigiingsadrfS4C dtS Kardinal-Fürstprinius Kardinal-Fürstprimas Dr. Justinian Serédi über­reichte dem Heiligen Vater die Huldigungsadresse, in der der ungarische Kirchenfürst im Namen der Pilger der tiefsten Huldigung der ungarischen Katholiken für den Papst Ausdruck verleiht und be­tont, daß wohl viele, doch im Verhä'Wis zu den Ferngebliebenen nur wenige nach Rom gepilgert seien, daß aber alle den apostolischen Segen des Heiligen Vaters in tiefster Huldigung für ihre Be­strebungen, Absichten und ihre Arbeit erbitten, auf daß der allmächtige Gott ihnen und allen Menschen, die guten Willens sind, jenen Frieden gebe, der auf der Gerechtigkeit aufgebaut ist. Sodann begrüßte der Heilige Vater mit einigen ungezwungenen ungarischen Worten die Pilger, wo­bei er sagte: —- Gelobt sei Jesus Christus! Seid willkommen meine lieben ungarischen Kinder! Mit großer Freude sehe ich Euch im Hause des Vaters! Dann setzte der Heilige Vater seine Rede in lateini­scher Sprache fort und schließlich richtete er an die ungarischen Kinder eine längere Rede in deut­scher Sprache. Der Papst drückte seinen Dank dafür aus, daß upter der Führung des Kardinal-Fürstprimas und der Bischöfe die ungarische katholische Geistlich­keit sich in so großer Zahl eingefunden habe. Be­sonders hob der Heilige Vater hervor, daß die un­garische Geistlichkeit, in deren Vertretung aus den verschiedenen Teilen des Landes Delegierte gekom­men sind, mit einem geradezu staunenswerten Eifer den seelischen Teil des Eucharistischen Kongresses vorbereitet habe, damit die Gläubigen im Verein mit der Geistlichkeit mit reiner Seele an dein unver­geßlichen Kongreß teilnehmen könnten. Se. Heilig­keit drückte seine große Zufriedenheit darüber aus, daß die nationale Pilgerfahrt in den heutigen schweren Zeiten 1500 ungarische Katholiken in das Haus des Vaters geführt hat, fügte aber hinzu, daß diese 1500 Menschen gleichzeitig jene vertreten, die hierher kommen wollten, ihre Absicht aber nicht ausführen konnten. Von tiefer Dankbarkeit und zehnten ernstlich gestört, doch haben wir alle für die Irrungen und Verfehlungen schwer büßen müs­sen. Diese Zeit ist überwunden und vorbei, der Ver­treter der oberländischen Slowaken dankte heute schon für das seinem Volke entgegengebrachte Ver­ständnis und die flammende Vaterlandsliebe, die aus den Worten des Führers der russinischen Abgeord­neten uns hell entgegensch'lug, bildet das Unterpfand für die freie Entfaltung der nationalen Eigenart, des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens dieses bie­deren und treuen Bergvolkes. Die heutige festliche Sitzung des Abgeordneten­hauses ist aber bloß ein rasch voriibergerauschter Augenblick in der Hochflut der Ereignisse, an deren Liebe erfüllt gedenke der Heilige Vater des Buda­­pester Eucharistischen Kongresses, an dem er als päpstlicher Legat teilgenommen hat, und jetzt gereiche es ihm zur unaussprechlichen Freude, daß er die Ungarn, als gemeinsamer Vater der Christen liebevoll empfangen könne. Der Heilige Vater wies dann in seiner Ansprache darauf hin, daß die ungarische Nation, seitdem sie dank dem apostolischen Eifer König Stefans des Heiligen den christlichen Glauben angenommen hat, stets treu zum christlichen Glauben gehalten, be­sonders in den schwersten Zeiten. Die katholische Kirche bedürfe stets der ungarischen Nation. Die ungarische Nation hielt seit den Zeiten St. Stefans stets die engsten Beziehungen zu dem apostolischen Heiligen Stuhl aufrecht und halte sie auch jetzt auf­recht. Eines der eindrucksvollsten und stärksten Symbole dieser Beziehungen sei die St. Stefanskrone, die Ungartum und Katholikentum zusammenfaßt. — Im Laufe der Jahrhunderte aber, als die ungarische Nation große Heimsuchungen erdulden mußte, wurde sie stets durch ihre Verbindung mit dem Apostolischen Heiligen Stuhl und ihr Festhalten am heiligen Glauben wieder erhoben. — Auch in unseren Tagen — fuhr der Heilige Vater fort —, da unsere Religion und die katholi­sche Kirche allerlei schweren Anfechtungen ausge­setzt ist, tun Katholiken not, die im Glauben, in der moralischen Tugend und in der Treue zur Kirche ihren Mann stellen. Der Heilige Vater betont sodann, daß die Kirche der 7 Millionen ungarischer Katholiken bedürfe, und daß der Statthalter Christi auf Erden auf sie rechne. Der Heilige Vater schloß seine Rede mit den folgenden, ungarisch gesprochenen Worten: — Es lebe das Land des heiligen Stefan! Es lebe das Land Mariä! Es lebe Ungarn! Anderthalb Millionen Unterschriften Der Heilige Vater gab sodann durch die Person der Erschienenen seinen Apostolischen Segen der ganzen ungarischen Nation und allen, die in die Gedan­ken und Absichten der Pilger eingeschlossen sind. Er dankte für die Erinnerungsgegenstände und für die Geschenke, die ihm dargebracht wurden. Beson­ders herzlich empfing der Heilige Vater die andert­halb Millionen Unterschriften, die nicht nur andert­halb Millionen, sondern viel mehr gute Taten der Ab­sichten des Heiligen Vaters darbringen. Er dankte auch für das mehrsprachige Album des Eucharisti­schen Kongresses, für das Album der Hauptstadt und für die Photographiesammlung der Actio Catholica, sowie für das Gedenkalbum der Caritas-Ausstellung, das sich ebenfalls auf den Kongreß bezieht. Schließ­lich dankte der Heilige Vater für das Meßgewand, das die Pilger aus Mezőkövesd mit sich brachten. Der Heilige Vater erteilte nach der mehr als eine halbe Stunde währenden Audienz noch einmal seinen apostolischen Segen. Seine Worte wurden mit der größten Begeisterung aufgenommen und men­­reremial durch Applaus und Eljenrufe unterbrochen. Die Rede wurde durch Kardinal-Fürstprimas Justi­nian Serédi in ungarischer Sprache verdolmetscht. Er teilte auch mit, daß der Papst in der Sommer­­audienz am vorhergehenden Tage ausnahmsweise die Erlaubnis erteilt hatte, daß die Bischöfe und hohen Geistlichen ihren Kirchengemeinden oder Schülern nach ihrer Heimkehr zu einer freigewähl­ten Zeit, aber nur ein einziges Mal, den päpstlichen Segen erteilen können. Der Budapester Kamara-Chor, der sich in der Verlauf auch Ungarn einen durch Geographie und Geschichte bedingten, seiner inneren Kraft angemes­senen Anteil nimmt. Dieser Rolle und der Aufgaben, die mit ihr verknüpft sind, kann dieses Volk nur dann gerecht werden, es wird nur dann, um die oft gebrauchten Worte des Ministerpräsidenten zu wie­derholen, auf den eigenen Füßen stehen können, wenn es einig bleibt und sich durch innere Kämpfe nicht selbst zerfleischt. Die Geschichte spricht eine nicht mißzuverstehende Sprache und die Lehre, die wir aus der Vergangeneit ziehen müssen, ist das Gebot zur Einigkeit, wie sie von allen Rednern heute so nachdrücklich und leidenschaftlich gefordert wurde.

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