Pester Lloyd - esti kiadás 1941. április (88. évfolyam, 74-98. szám)

1941-04-01 / 74. szám

JPreis 10 Fillér Besuch des bulgarischen ückerbauministers Kuschel! in Budapest (Siehe Seite 3) 88. Jahrgang Eine neue Fett­ver Ordnung (Siehe Seile 5) ABENDBLATT Budapest, Dienstag, fl, April 194Í Mr. 74 AUSLANDSCHAU — 1. APRIL ■* Der englisch-iianzösische Seekonllikt Am vergangenen Sonntag fand in der Nähe der Küste Algeriens — nach französischen Meldungen innerhalb der französischen Hoheitsgewässer, nach englischer Behauptung außerhalb der Küstenzone — ein Gefecht statt, dessen Nachwirkungen auf die Entwick­lung des englisch-französischen Ver­hältnisses noch nicht abzuschätzen sind. Ein englischer Schilfsverband, der aus einem Kreuzer und fünf Torpedo­booten bestand, griff an der algerischen Küste zwischen Oran und Nemours einen französischen Geleitzug an, der von einem Torpedobootzerstörer be­gleitet war, Ins Gefecht griffen auch die Küstenbatterien von Oran und fran­zösische Bombenflugzeuge ein, deren Auftreten die englischen Kriegsschiffe zur Abfahrt veranlaßt©. Die französi­schen Schilfe — es handelte sich um einige Handelsschiffe mit Lebensmittel­ladungen — konnten den Hafen von Nemours erreichen. Die französische Öffentlichkeit rea­giert auf diesen neuerlichen Angriff der ehemaligen Verbündeten mit großer Erbitterung. Es wird darin ein Zeichen der Entschlossenheit Englands erblickt, die Blockade ohne Rücksicht auf die drückende Lebensmittelnot im unbesetzten Frankreich in voller Schärfe aufrechtzuerhalten. Diese Frage beschäftigt die internationale Öffentlichkeit seit längerer Zeit: na­mentlich in Amerika zeigte sich in letzter Zeit wachsendes Verständnis für die Notlage Frankreichs, und erst vor zehn Tagen konnten die französischen Blätter melden, daß die amerikanische Regierung bei den Engländern die Durchlassung von zwei französischen Lebensmitlelschiifen, die mit 14.000 Tonnen Weizen an Bord nach Mar­seille ausgelaufen sind, erwirkt habe. Nun kommt gleichsam als englische Antwort auf diese Nachrichten das be­waffnete englische Eingreifen gegen französische Lebensmittellieferungen — die Behauptung, daß die Schiffe des Konvois für Deutschland bestimmtes Kriegsmaterial an Bord gehabt hätten, ist vollkommen abwegig und kann nicht ernst genommen werden —, und schließlich noch eine Erklärung des britischen Botschafters in Washington Lord Halifax, wonach die Regierung von Vichy mit einer weiteren Locke­rung der englischen Blockade nicht zu rechnen habe, da bekannt geworden sei, daß Vichy große Mengen Weizen aus dem besetzten Gebiet erhalten habe. Diese Einstellung Englands ist cs, die dem Zwischenfall von Nemours eine große Bedeutung verleiht: denn das Gefecht selbst Halte keine schwere­ren Folgen, höchstens dürften einige Opfer unter der Mannschaft der am Kampfe beteiligten Küstenbatterien zu beklagen sein. Die von den englischen Kriegsschiffen abgefeuerten Schüsse wollten als Mahnung gellen, daß Eng­land es mit der Blockade seines ehe­maligen Verbündeten durchaus ernst meine und sich durch die Nachrichten über die Hungerzustände im unbesetz­ten Frankreich unter keinen Umstän­den zu einem humaneren Standpunkt erweichen lassen wolle. Gerade diese kalte und rücksichtslose Einstellung ist es aber, die wieder die Gesamtfrage der englisch-französischen Beziehungen als akluell erscheinen läßt. England hat sich schon in den Tagen des französischen Zusammenbruchs auf den Standpunkt gestellt, seine Flotten­interessen dem unter der Last des gemeinsamen Krieges zusammengebro­chenen Verbündeten gegenüber scho­nungslos durchsetzen zu wollen. So kam es nach einem Ultimatum des eng­lischen Flottenkommandos an die in Oran vor Anker liegenden französischen Kriegsschilfe, sich England zur Ver­fügung zu stellen oder sich auf Stütz­punkte im Atlantischen Ozean zurück­zuziehen, zur Seeschlacht von Oran am 4. Juli 1940, die den Verlust wertvoller Einheiten der französischen Flotte und den Abbruch der diplomatischen Be* Ziehungen zwischen England und Frankreich zur Folge hatte. Ende Sep­tember erfolgte dann der mißlungene Handstreich de Gaullescher Seestreit­kräfte auf den Hafen von Dakar, der auch von englischer Seite unterstützt wurde. Schließlich ließ die Handhabung der Blockade von englischer Seite gegenüber Frankreich bemerken, daß England auf die Lebensnotwendigkeiten des französischen Volkes keine Rück­sicht nehmen wolle. Nacheinander wur­den mehrere französische Lebensmitlel­­schilfe, die aus den französischen Be­sitzungen Vorräte nach dem Mutter­­lande befördern wollten, durch die englischen Blockadekräfte aufgebracht, so daß sich Admiral Darlan am 10. März zur Erklärung veranlaßt sah, die französische Regierung werde die fran­zösischen Schiffe, die mit Lebensmitlel-ladungen nach französischen Häfen unterwegs sind, durch Kriegsschiffe be­gleiten lassen. Nach dieser Erklärung haben zwar die mit amerikanischer Vermittlung geführten Verhandlungen über die Milderung der Blockade eine etwas günstigere Wendung genommen (wie erwähnt, kam es sogar zur eng­lischen Zusicherung der Durchlassung von Weizenschiifen), doch konnte eine prinzipielle und gründliche Besserung der Lage nicht erzielt werden. Dies er­hellt auch aus dem Umstande, daß die französische Regierung ihren Lebens­mittelschiffen tatsächlich Kriegsschiffs­­begleitung gab, und daß dieser Begleit­zug von englischer Seite nun mit Kano­nenschüssen angegriffen wurde. Tn der Blockadefrage stehen einander die beiderseitigen Standpunkte, wie dieser letzte Vorfall zeigt, nach wie vor schroff gegenüber. Da aber die Bevöl­kerung des unbesetzten Frankreichs heute keine unmittelbar drückendere Frage kennt als die der Lebensmittel­versorgung aus Übersee, kann die Be­deutung der in dieser Frage bestehen­den Meinungsverschiedenheiten mit England nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Schäden, die die Geschosse der englischen Kriegsschiffe vor Ne­mours verursacht haben, sind nicht so sehr materieller, als vielmehr morali­scher und politischer Natur. Admiral Darlan, der jetzt neben Marschall Pétain der wichtigste Mann der fran­zösischen Regierung ist, war auch bis jetzt als ausgesprochener Gegner Eng­lands und Vertreter einer scharf anti­englischen französischen Seemanns­tradition bekannt. Der Beschluß, fran­zösische Handelsschiffe durch Kriegs­schiffe begleiten zu lassen, ist Darlans eigenste Politik. Es bleibt abzuwarten, welche Gegenmaßnahmen nun der Ad­miral nach dem mit amerikanischer Vermittlung in London eingelegten diplomatischen Protest gegen das ver­schärfte englische Vorgehen ergreifen wird. wiiiinwMiMiM—um Ili mii IIIMTTIT—rnnw MMBWBBBnManruiiMiiiBiii w»,. 111»■»»■iMiiimjuüMW ««■■■■■ Hufruf Simowitsch’ an die Bevölkerung Jugoslawiens Strenge Ermahnung zur Pulte und zum üiGhtveriassen der Wohnstätten - Kein Grund zur Oerehe - Ktrulaemälii vorgesehene Evakuierungen sind eriaubt ideit in Belgrad eingetroffen Ankara, 1. April (TP) Der englische Außenminister Anthony Eden, der anscheinend jetzt in Jugoslawien Chancen für die neuen britischen Kriegsausweit erungs plane vermutet, ist heute nacht in Belgrad eingetrofTen. Wie#es heißt, will er mor­gen früh wieder ahreisen. Belgrad, 1. April (INB) Der „Befehl Nr. 1 des neuen jugo­slawischen Ministerpräsidenten Simo­­witscli“ wurde am Montag mehrmals im Belgrader Rundfunk bekannlgegeben. Auf den Straßen Belgrads sammelten sich zahl­reiche Menschengruppen, die die Rund­funkübertragungen hörten. In dem „Befehl Nr. 1“ heißt es u. a.: „Anläßlich der alarmierenden Nachrich­ten, die in unserem Land durch ausländi­sche Agenten verbreitet werden; um in die Bevölkerung und die Beamtenschaft Un­ruhe zü bringen, ordne ich an, daß allen und jedem bekanntgegeben wird, daß das Volk diese unwahren, geschickt verbreite­ten Nachrichten nicht befolgen soll, da keinerlei Gründe zur Beunruhigung be­stehen. Die königliche Regierung führt eine freundschaftliche Politik mit allen Nach­barn und versucht, mit ihnen in den Be­ziehungen bester Nachbarschaft und Freundschaft zu bleiben. Sie wird in dieser Richtung auch weiterhin Anstrengungen machen, indem sie alles, was in den Gren­zen ihrer Möglichkeiten liegt, unternehmen wird. Die gesamte jugoslawische Bevölke­rung muß ruhig bleiben und ihren laufen­den Geschäften weiter nachgehen und darf sich nicht durch unbegründete Nachrich­ten, die aus dem Ausland, oder aus dem Inneren des Landes verbreitet werden, be­unruhigen lassen. Deshalb verbiete ich jedes Aussiedeln aus dem Wohnort und das Verlassen der eigenen Wohnungen, weil dies unbegründet ist und schwere Folgen haben könnte. Die Interessen des Staates und Volkes erfordern, daß jeder sein Heim beschützt und an seiner Pforte, wenn es nötig sein und das Schicksal es so bestim­men sollte, sein Leben für das Wohl des Vaterlandes, des Königs und des Volkes läßt. Die Armee, Luftwaffe und die Flotte unseres Königreiches sind bereit, ihr» Pflicht zu erfüllen. Alle Staatsbehörden* in erster Linie die Gemeindebehörden und der Klerus haben in jedem Fall auf ihren Po­sten zu verbleiben. Der zuständige Minister wird nur die Evakuierungen, die plan­mäßig vorgesehen sind, ertauben, für die schriftliche Genehmigungen ausgegeben werden. Der Innenminister wird alle not­wendigen Maßnahmen anordnen, daß An­sammlungen, die den Notwendigkeiten der heutigen Lage nicht entsprechen, verboten werden, und daß ebenfalls jedes Zusam­­menscharen der Bevölkerung auf Plätzen verboten wird. Auf Grund dieses Befehles wird der zuständige Minister sofort die Durchführungsbestimmungen treffen. Bei dieser Gelegenheit wird die Aufmerksam­keit der Staatsbeamten besonders darauf gerichtet, daß sie ihre Pflicht in den heuti­gen schweren Augenblicken erfüllen und sich ihrer Rolle bewußt sein müssen, an der Bekämpfung unwahrer Gerüchte und der Erhaltung des Volksgeistes auf der notwendigen Höhe mitzuwirken.“ Matsckeks Bedingungen Bildung eines Kronrales aus Vertretern der Stämme Keine Zusammenarbeit mit der gegenwärtigen Regierung ? Belgrad, 1. April (Stefani) Der Führer des kroatischen Volkes Mätschek. der von Belgrad aus ständig gedrängt wird, sich der Regierung anzuschließen, hat als Antwort verschie­dene Garantien verlangt. In erster Linie wünscht er die Bildung eines Kronrates, in dem eiin Kroate, ein Serbe und ein Slowene vertreten wären. U- a. bemerkte er, daß er die Machtübernahme des jungen Königs beim Staatsstreich des 27. März für nicht verfassungsmäßig halte. Der Kronrat wäre die Grundlage für die Zusammenarbeit der Vertreter der Kroaten, Serben und Slowe­nen im Rahmen der Nation. Der Kronrat müsse in jeder außen- und innenpolitischen Frage entscheiden. Weiterhin erklärte Mätschek, daß er nie­mals in der Lage sein würde, mit der jetzi­gen Regierung zusammenzuarbeiten, der Männer angehörten, die ihn seinerzeit Ver­haften ließen und für einen Mörder gehal­ten hälfen. (MTI) Freilassung der kroatischen Nationalisten Zagreb, 1. April (DNB) Zwischen Dr. Mätschek und Vertretern der kroatischen Nationalisten ist es, wie man hier aus glaubwürdiger Quelle erfährt, in den letzten Tagen zu einer Fühlungnahme gekommen. Die Tat­sache, daß die Nationalisten, die sich zum Teil schon seit Monaten in Anhaltlagerix befanden, jetzt von den Behörden freige­­lassen wurden, wird in kroatischen Krei­sen mit dieser Fühlungsnahme in Zusam­menhang gebracht. (MTI) Verdunkelungsniaßnahmen in Zagreb Zagreb, 1. April (DNB) Zum ersten Male wurde Montag abend in Zagreb die Leuchtreklame auf behördliche Anweisung hin gelöscht. An- USA beschlagnahmt 300 000 Tonnen Schiffsraum Die Regierung der Vereinigten Staaten hat einen neuen kriegerischen Akt gegenüber den Achsenmächten be­gangen: auf persönliches Geheiß des Präsidenten Roosevelt wurden gestern 29 deutsche, italienische und dänische Schiffe, die sich in den Häfen der Ver­einigten Staaten aufgehalten haben, mit einer Gesamttonnage von 296.000 Tonnen, beschlagnahmt, die Besatzung, mit Ausnahme der dänischen Matrosen, verhaftet und interniert. Diese Maß­nahme, die schon vor Monaten geplant, damals aber infolge schärfster Proteste der deutschen und italienischen Presse

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