Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1942. április (89. évfolyam, 74-97. szám)

1942-04-01 / 74. szám

89, Jahrgang % Budapest, Mittwoch, 18 Aprili 1942 Nr. 74 PESTER LLOYD MORGENBLATT B % - Beilin vom Schiffbruch der Indienmüssion Cripps’ überzeugt Berlin, 31. März Von zuständiger deutscher Stelle wird mitgeteilt: In maßgebenden deutschen und hiesigen politischen Kreisen ist man davon über­zeugt, daß Sir Stafford Cripps, gleichgültig, welche Vorschläge er Vorbringen mag, mit seiner Indienmission Schiffbruch erleiden wird. Generell wird festgestellt, daß trotz der Aufforderung an das indische Volk, die Vergangenheit zu vergessen und begraben sein zu lassen, die Inder und ihre Führer über diese Vergangenheit, die mit blutigen Lettern in der britischen Indienpolitik ver­zeichnet ist, nicht hinwegkommen können. Die gestrige Rede des britischen Sendboten wird in Berlin als sehr raffiniert bezeich­net. Sie ist nach hiesiger Auffassung dazu angetan, die Anstrengungen zu illustrieren, die Cripps unternimmt, um die Wider­stände des indischen Volkes zu beseitigen. Aus seinen Ausführungen geht jedoch — worauf hiesige politische Beobachter be­sonders hinweisen — hervor, däß es den Briten nicht um die Schaffung eines wirk­lich selbständigen indischen Staates, son­dern um die Schaffung eines Gebildes geht, innerhalb dessen die Gegensätze beibehalten werden sollen, womit England die Möglich­keit haben werde, diese Gegensätze gegen­einander auszuspielen. Was Cripps über die Möglichkeit sagt, daß einige Provinzen gegebenenfalls sich der vorgeschlagenen Union nicht anzu­schließen brauchten, wird in Berlin als eine Art „Rheinbundstaat en-P olitiku bezeichnet, das auf nichts anderes, als auf die Schaf­fung selbständiger Provinzen hinauslaufen würde, die dann im Interesse Englands gegen das übrige Land ausgespielt werden könnten. Wenn Cripps die Inder mit der vom „Angreifer“ drohenden Gefahr zu be­eindrucken sucht, ist dem nach deutscher Auffassung entgegenzuhalten, daß diesem angeblichen Angreifer überhaupt nichts von den Schund- und Greueltaten nachgesagt werden kann, die auf das britische Konto in Indien kommen. Als aufschlußreich sieht man hier auch die Erklärung Cripps’ an, daß glaubensmäßige und sonstige Gegen­sätze sehr wohl unter einen Hut gebracht werden könnten, wie das Beispiel der Sowjetunion zeige. Sowjetrußland werde also für Indien als Vorbild einer Regelung glaubensmäßiger, soziologischer und son­stiger Verschiedenheiten hingestellt. (MTI) Berlin, 31. März (DNB) Das Projekt über die „Indischen Freiheiten", das das englische Kriégskahi­­nett durch Cripps der Weltöffentlichkeit bekannt gab, ist nach echten britischen Spielregeln zusammengestellt — schreibt die Deutsche Diplomatisch-Politische Kor­respondenz. „Divide et Impera“ dies war von Anbeginn seiner Großmachtstellung die Devise Atbions, nicht nur um die Völ­ker Europas gegeneinander auszuspielen, sondern auch um die ungeheuren Kräfte Indiens meistern zu können. Mit finanziel­len Lockungen — so schreibt die Korre­spondenz — soll jetzt schon präventiv da­für gesorgt werden, daß kein einiges Indien zustande kommt. Das Moment der Förde­rung separatistischer Bewegungen ist also geradezu zum legalen Programmpunkt Englands geworden. Im übrigen ist von einer Zurückziehung der britischen Armee nicht die Rede. Außerdem zeigen die Fälle Aggptens und Iraks sehr wohl, daß man als ,,unabhängiger Staat“ außerhalb des britischen Empire stehen kann und doch unter dem Joch britischer Garnisonen blei­ben muß. Im großen und ganzen — so schreibt die Korrespondenz abschließend — England soll kommandieren, soll herrschen und die Inder haben weiter für England zu kämpfen und zu arbeiten. So war es in der Vergangenheit mit Hilfe einer wohl­­organisierten Zwietracht, so soll es auch, käme es auf Englands Träume an, alle Zei­ten bleiben. (MTI) .................................. —— Cripps verspricht nähere Einzelheiten über seine künftigen Absichten London, 31. März (INB) Bei einer neuen Pressekonferenz, die Sir Stafford Cripps am Dienstag ab­hielt, wurde er gefragt, ob in den britischen Vorschlägen auch ein Passus enthalten sei, der die Stellung des indischen Vertre­ters in Washington regele und ihn den Vertretern der übrigen Dominien gleich­setze. Cripps antwortete, er sei nicht in der Lage, Washington zu verpflichten, schlage jedoch vor, daß dem Vertreter Indiens der gleiche Status gewährt werde, wie den Dominienvertretern. über das Abendessen, das er am Montag zusammen mit Nehru einnahm, sagte Cripps lediglich, es habe sich um eine An­gelegenheit zwischen zwei alten Freunden und nicht um eine geschäftliche Bespre­chung gehandelt. Im übrigen glaubt Cripps, daß er am Donnerstag nähere Einzelheiten über seine künftigen Pläne bekanntgeben könne. Die Beratungen der Kongreßpartei dauerten auch noch am Dienstag an. Nach Meldungen aus Neudelhi soll Gandhi vor dem Ausschuß der Partei eine lange Er­klärung abgegeben haben, über dere^ In­halt jedoch noch nichts verlautet. Krise in Indien Die Mehrheit der Kongreilleitung für die gänzliche Ablehnung des Cripps-Planes — Nehru will Gegenvorschläge machen Die Frage der Verfügung über die bewaffnete Macht Indiens die grollte Schwierigkeit Neu-Delhi, 31. März (OFI) Die im Schosse des Kongresaus­­schusses stattgefundenen Verhandlungen sind anscheinend in ein kritisches Stadium getreten. Der letzte Punkt des von Sir Stafford Cripps vorgelegten Entwurfs be­treffend die Kontrolle der Verteidigung Indiens ist auf eine so starke Gegnerschaft gestoßen, daß mat it der Ablehnung der britischen Vorschläge in ihrer Gänze rech­net. Man glaubt, daß von der Auffassung des Ausschusses im bezug auf die Landes­verteidigungsfrage Dienstag nachmittag auch Sir Stafford Cripps unterrichtet wor­den ist. (MTI) Amsterdam, 31. März •(.DNB) Wie Reuter aus Delhi meldet, steuern die Diskussionen im Exekutivaus­schuß des Kongresses auf eine „Krise“ zu. Ein Teil des Cripps-Planes über die Kon­trolle der Verteidigung ist im Aus­schuß „auf eine derartige Opposition ge­stoßen, daß ohne eine wesentliche Abände­rung dieses Punktes der ganze Plan abge- Ichnt werden könnte". (MTI) Schanghai, 31. März (DNB) Die Mehrheit der Mitglieder des Arbeitsausschusses der Kongre'ßpartei ist — wie eine amerikanische Nachrichtenagentur aus Delhi meldet — für die Ablehnung der Vorschläge Sir Stafford Cripps’ eingetreten. Ein Kongreßmitglied habe dazu erklärt: „Nicht ein einziges Mitglied der Kongreß­partei ist für die Annahme der Crippsschen Vorschläge in der vorliegenden Form.“ Da nach der Presseerklärung von Cripps Ab­änderungen seiner Vorschläge nicht möglich seien, glaubten einige Kreise der Kongreß­­partei, daß sich die Mission Cripps ihrem Ende nähere, falls das britische Kabinett nicht die Genehmigung zu Änderungen auf dem Verhandlungswege gebe. Mit der Ab­lehnung der Crippschen Vorschläge durch den Kongreß erscheint die Haltung aller anderen indischen Parteien unwesentlich. denn sie werde zu dem Ergebnis führen, daß Cripps gezwungen sein werde, nach Hause zurückzukehren. (MTI) Bern, 31. März (DNB) Die Aussichten für eine Annahme des englischen Planes seien — wie Ex­change Telegraph aus Neu-Delhi meldet — nicht sehr günstig. Man schätze sie auf höchstens 50 Prozent. Von den zwölf Mit­gliedern des Kongreßausschusses seien sie­ben gegen die Annahme und fünf dafür. Gandhi gehöre zu den heftigsten Gegnern des Cripps-Planes. Nehru solle bereit sein, Gegenvorschläge zu machen. In der indi­schen Presse seien drei Strömungen festzu­stellen, die einen seien gegen, die anderen für die Annahme, während die dritten glaubten, daß gewisse Gegenvorschläge ge­macht werden könnten. Eine Unabhängig­keit ohne Verfügung über die bewaffnete Macht, so erklären sie, sei eine Farce. Darin liege eine der größten Schwierigkei­ten für eine Einigkeit. (MTI) Stockholm, 31. März (DNB) Der britische Nachrichtendienst meldet, daß führende Persönlichkeiten der Kongreßpartei dem britischen Indienplan kritisch gegenüberstehen. Es verlautet, daß Gandhi eine Rede vor dem Arbeitsausschuß der Partei halten werde, und zwar gegen den Plan. Auch Pandit Nehru werde für Gegenvorschläge eintreten. Nehru erklärte, daß der Plan folgende Mängel habe: Die vorgesehene gesetzgebende Versammlung räume den indischen Staaten (den selbstän­digen Fürstentümern) mehr Einfluß ein, als ihrem nur 25prozentigen Anteil an der Bevölkerung entspreche. Ferner sei es un­möglich, die indischen Volksmassen zu einem leidenschaftlichen Kampf zur Ver­teidigung des Landes aufzurütteln, falls die Verteidigung Indiens nicht Indiens allge­meine Angelegenheit werde. Die Londoner Times schreibt in einem vom britischen Nachrichtendienst verbrei­teten Sonderbericht aus Indien, die Kon­greßpartei sowie einzelne Parteilose be­dauerten vor allem den Mangel an kon­kreten Vorschlägen für die jetzige Über­gangsperiode. (MTI) Japanische Pressestimmen zur Frage der Crippsschen Vorschläge Tokio, 31. März (DNB) Die Annahme det Crippsschen Vorschläge würde —- wie die japanische Presse übereinstimmend feststellt — die Umwandlung Indiens in ein Schlachtfeld bedeuten. England — so schreibt Yomiuri Shimbun — versuche zurzeit den letzten Widerstand gegen Japan zu leisten, indem es Indien als Operationsbasis benutze. Dies sei der tiefere Sinn des englischen Planes und das indische Volk würde gut daran tun, zu begreifen, daß je großzügiger der britische Plan erscheine, um so hinterhälti­ger das Motiv dazu sej, Die völlige Unab­hängigkeit des indischen Volkes werde sich nur erreichen lassen, wenn man die durch­triebene Taktik Cripps’ durchschaue und den Beschluß fasse, an der neuen Ordnung Ostasiens mitzuarbeiten. Jetzt — so schreibt Tokio Asahi Shimbun zum glei­chen Thema —, wo sogar Australien, Süd­afrika und Kanada versuchten, sich aus dem britischen Reichsverband zu lösen, müsse es lächerlich erscheinen, wenn sich Indien mit dem Dominionstatus zufrieden geben würde. (MTI) Preis 12 Fillér Luftkrieg statt Offensive Budapest, 31. März In letzter Zeit hat sich die englische Fliegertätigkeit über dem Kontinent stark belebt. Ein heftiger Angriff der Royal Air Force richtete sich gegen die einzigartigen historischen Baudenk­mäler der alten Hansestadt Lübeck. Die deutsche Öffentlichkeit, die mit be­greiflicher Erbitterung den militärisch vollkommen sinnlosen Zerstörungsakt registrierte, kann in derartigen Über­fällen auf die Wohnstätten der deut­schen Zivilbevölkerung nur einen Be­weis dafür erblicken, daß die Eng­länder, überall in die Defensive ge­drängt und in den wichtigsten Zentren ihres Machtsystems bedroht, nur mehr auf diese Weise eine offensive Haltung bekunden und* den Anschein eigener Initiative erwecken können. Freilich ist damit die Frage noch nicht beantwortet, welches Ziel die Engländer mit diesen hartnäckig wie­derholten Aktionen verfolgen, die schließlich doch nur auf eine militärisch belanglose Störungstätigkeit hinaus­laufen. Außer den Luftangriffen auf nordwestdeutsche Städte gehören auch die mit unzulänglichen Kräften vorge­nommenen und daher völlig wirkungs­losen Raids hieher, die gegen einzelne Punkte der französischen Küste (zu­­letzt gegen St. Nazaire) unter Beteili­gung von See- und Landstreitkräften vorgenommen wurden. Auch diese letztgenannte Aktion war auf den augenblicklichen Effekt berechnet: ein militärisches Ziel war dadurch nicht erreicht, aber die Engländer konnten auf einen Vorstoß hinweisen, den sie aus eigener Initiative gegen den Feind unternommen halten. Und wenn sie die verhältnismäßig hohen Verluste, die mit diesen folgenlosen und isolierten Angriffsakten verbunden sind, in Kauf nehmen, dann muß diese Taktik ihre bestimmten Beweggründe haben. Wir glauben, nicht fehlzugehen, wenn wir sie in der Gesamtproblema*ik der bri­tischen Kriegsführung suchen. England steht in einem Krieg, des­sen Verlauf von allen historischen Vor­bildern wesentlich abweicht. Es ver­liert in fernen ozeanischen Regionen eine wichtige Machtbasis nach der anderen, so daß bereits die Erhaltung des wichtigsten Grundpfeilers der bri­tischen imperialen Macht, Indiens, in Frage gestellt zu werden beginnt; es muß lag für Tag die schwersten Ver­luste seiner Schiffahrt, dieser Lebens­grundlage des britischen Volkes, erlei­den. Inzwischen wird der eigentliche Krieg, der Krieg der kontinentalen Großheere, ohne direkte Beteiligung Englands geführt. Gegen die überlegene deutsche Militärmacht kämpft die So­wjetunion mit ihrer hart mitgenomme­nen Streitmacht allein; in über­seeischen Regionen sieht man nur erste Ansätze zu einer angelsächsischen Aktivität, die sich hinter dem mäch­tigen Zupacken der vollgerüsteten und kampffertigen japanischen Militär­macht in nicht wieder gutzumachen­dem Nachteil befindet. Und jeder Schritt, der in der Richtung der Er­höhung des angelsächsischen Kriegs­potentials unternommen wird, ver­schiebt das Machtgleichgewicht weiter zuungunsten der Briten; wenn über­haupt angelsächsische Verstärkungen Australien und die übrigen noch intak­ten Positionen im Pazifik erreichen, so können es nur amerikanische Truppen und amerikanische Rüstungen sein, wie denn überhaupt immer mehr britische Besitzungen von den auch selbst mili-

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