Pester Lloyd - esti kiadás, 1942. augusztus (89. évfolyam, 173-196. szám)

1942-08-01 / 173. szám

Press 10 Fillér J­ÁRONNEMESÍT ! 89. Jahrgang____________—ISml M . Samstftgf4v4ngHolt 1942__________________ Nr. PESTER LLOYD A ABENDBLATT Japanische Aufbauarbeit Im Fernen Osten Budapest, 1. August Bevor Japan in den Krieg eingetreten war, haben neutrale und weniger neu­trale Wirtschaftsfachleute fast bis auf das letzte Gramm die Rohstoffvorräte ausgerechnet, über die Japan verfügt und mit denen es gezwungen sein wird, auszukommen, falls es in den Krieg ein­­treten sollte. Man war sich darüber einig, daß Japan aus Mangel an Roh­stoffen es sich gründlich überlegen werde, einen Krieg zu riskieren, und sollte cs dennoch dazu kommen, so waten seine Tage gezählt, in denen es mit seinen knappen Rohstoffvorräten auskommen könne. Seither hat sich das 'Bild gründlich verschoben. Die glei­chen Fachleute wissen heute ein ganz anderes Lied zu singen. Nicht nur hat sich Japan ein gewaltiges Kriegspoten­tial erobert, es hat auch in der verhält­nismäßig kurzen Zeit trotz der von sei­nen Gegnern angewandten Methode der verbrannten Erde bereits viel davon wie­der aktiviert und ist heute in der Lage, unbeschwert von ernsten Rohsloffsor­­gen, seine Pläne weiter zu verfolgen und sie von Stufe zu Stufe zu verwirk­lichen. Auch angelsächsische Kritiker miis­­^sgn heute zugeben, daß der Prozeß der Reorganisation in vollem Gange ist. Die zerstörten Verkehrseinrichtungen, Brücken. Straßen, Hafenanlagen sind weitgehend wieder hergcstcllt. Es wur­den bereits großangclegte Organisatio­nen ins Leben gerufen, um die früheren Handels- und Industrieunternehmun­­gen weiterzuführen. Diese Organisatio­nen sind dem Rat für den Wiederauf­bau Großasiens eingegliedert. Unter dessen Leitung wurden auch besondere Ämter eingesetzt, die sich mit der Frage der Gewinnung von wichtigen Rohstof­fen, wie Chrom, Mangan, Bauxit. Zinn, Nickel zu befassen, haben. Die Finan­zierung all dieser Aufgaben wurde einer zu diesem Zwecke gegründeten Bank für die Entwicklung der Südseegebiete anvertraut, die ein Kapital von 100 Mil­lionen Jen besitzt und noch weitere Beträge erhalten kann. Japan hat mit Nanking-China, Indo-China und Thai­land ein Währungsabkommen geschlos­sen, und zwar auf der Grundlage des deutschen Zehtral-Clearingsvstems. ln den besetzten Gebieten ist der Militär- Jen die Währungseinheit. Die Möglich­keiten auf dem Gebiete der Land- und Forstwirtschaft werden durch den Zen­­fralraf der Nippon-Industrien erforscht. Der Handel der wichtigsten Artikel wurde gesperrt und unter militärische Kontrolle gestellt. Infolge verschiedener Maßnahmen steht es heute außer Zweifel, daß sich die Rohstofflage Japans wesentlich ver­bessert hat. Das wird nun auch von angelsächsischer Seite zugegeben. So mußte auch das angesehene englische Wirtschaftsblatt The Economist in einem kürzlich üb^r Japan veröffent­lichten Aufsatz offen zugeben, daß die von dem Chef der Munitionsabteilung des japanischen Kriegsministeriums, Oberst Okctda, gemachte Erklärung, wonach Japán keine Rohölschwierig­keiten mehr hat, durchaus zutreffend sei. Die in Japan und Mandschukuo vorhandenen Raffinerien reichen aus, um den Kriegsbedarf zu decken, wäh­rend die auf der Insel Sumatra erober­ten Olfelder unbeschädigt in japanische Hände gerieten. Mit der Gewinnung von Zinn und Kautschuk auf den Philippi­nen und in Malaya wurde bereits be­gonnen und die Produktion befindet sich in raschem Anstieg. Das Ernäh­­rungsproblem, das Japan früher so große Sorgen bereitet hat, ist jetzt ge­löst, zumal es über den überwiegenden Teil des in den Welthandel gelangen­den Reises verfügt. Einige Sorge bereitete der japani­schen Regierung unzweifelhaft die Schiffsraumfrage. Die Zusammenfas­sung des beherrschten riesigen Gebietes erfordert beträchtlichen Schiffsraum. Der größere Teil der in diesem Raum verwendeten Schiffe gehörte holländi­schen und britischen Eigentümern und ist zum Teil abgezogen worden. Nun hat aber Japan einen gewaltigen Plan entworfen, um den Mangel ehestens beheben zu können. Bereits im vorigen Jahr wurde ein amtlicher Plan be­kanntgegeben, demzufolge die japani­sche Handelsschiffahrt auf 15 Millio­nen Tonnen gebracht werden soll. Der Präsident des wichtigsten japanischen Schiffahrtunternehmens ging sogar weiter und stellte die Forderung nach 20 Millionen Tonnen Schiffsraum auf. Bei der Konstruktion der neuen Schiffe paßt man sich den Kriegsnot­wendigkeiten an. Es werden zwei Typen hergestellt. Der eine Typ ist ein Holzschiff für Küstenverkehr, der an­dere ist für den Fernverkehr bestimmt, aber mit einer Mindestmenge an Stahl. Die Japaner machen dabei Gebrauch von den Docks in Honkong, Shanghai und Singapore. Es ist unstreitig, daß Japan noch einige Zeit benötigt, um mit seinem Wirtschaftsprogramm auf volle Höhe zu kommen und den von ihm be­herrschten Raum auch wirklich in vollem Maße zu einer Wohlstands­­sphäre auszubauen. Heute kann aber nicht mehr daran gezweifelt werden, daß Japan dazu durchaus fähig ist, und daß es die aus diesem Raum ver­drängte holländische und angelsächsi­sche Wirtschaftsführung durch eine raumzuständige und überlegene eigene Führung wird ersetzen können. Ministerpräsident Nikolaus v. Kállay bei der Eröffnung der Debreeener Ferien­universität Die Eröffnung des 16. Jahrganges der Ferienuniversität in Debrecen ist ein kul­turpolitisches Ereignis von weittragender Bedeutung. Ministerpräsident Nikolaus v. Kállaij, der int Kraftwagen in Debrecen ein­getroffen war, wurde im Komitatshaus vom Obérgespan László Szilassxj empfangen und begab sich dann mit seiner Begleitung nach dem Ibüversitätsgebäode, wo die Eröff­nungsfeier abgehalten wurde. An der Feier nahmen auch Kultus- und Unterriclilsmini­­ster Eugen v. Színijei Merne, Minister für öffentliche Versorgung Stefan Lossovczy, mehrere Staatssekretäre und unter der Füh­rung des geschäftsführendeil Vizepräsiden­ten der Partei Ungarisches Leben Stefan Kölesen eine größere Abordnung von den der Partei angehörenden Abgeordneten teil. An­wesend war auch der Vizepräsident des deutschen Reichstages Georg Emil Stäup, der italienische Gcsandle in Budapest An­­fiiso, sowie mehrere Mitglieder der deut­schen und italienischen Gesandtschaft in Budapest. Die Feier, die auch vom Rundfunk überira-gen wurde, begann um 10 Uhr vormittag und würde durch Absingen des Hymnus eingeleilet, worauf Rektor Koloman Kálimj an die Erschienenen eine Begrüßungsanspra­che richtete. Sodann folgte dip Eröffnungs­rede des Kultus- und Unterriohtsniinisters Eugen Színijei Merne und der Vortrag des Ministerpräsidenten Nikolaus Kállaij. Im weiteren Verlaufe der Feier sprach Uni­­versitälsprofessor Ernst Flachbarlh über die Zielsetzungen des an der Ferienuniver­sität veranstalteten Lehrkurses über Na­tionalitäten, Vid Mihelits über die Bedeu­tung des Presselehrkurses und Universi­­lätsprofessor Béla Pukánsíkij erörterte das Programm für den Fortbildungskurs der Professoren für deutsche Spreche. Bürger­meister Alexander Kölesen begrüßte im Namen der Stad! Debrecen die Gäste und die Hörer der Ferieniuiiversität und schließ­lich hielt der Direktor der Somnieruniver­­siliit Johann Hankiss die Schlußrede. Die Feier wurde mit dem Absingen des Szózat geschlossen. Dle Rede des Katins­­und Unterrlchtsmiiaistea's Kultus- und UnterrichtsTninistcr Dn Eugen Szinyei-Merse hielt die Eröffnungs­rede, in der er u. a. ausfiihilr: — Gestattet mir, daß ich vor allem eine Herzenspflicht erfülle. In unser aller, im Namen unserer ausländischen Freunde und der ungarischen Teilnehmer begrüße ich auf das wärmste mit ungarischem Herzen in unserem Kreise den Herrn Ministerprä­sidenten, der die Ferienuniversität in Debrecen dadurch ausgezeichnet hat, daß er den ersten Vortrag hält. Inmitten seiner schweren Regierungssorgen hat sich der Herr Ministerpräsident Zeit genommen, nach Debrecen zu kommen und er bat auch durch seinen Aufenthalt in Debrecen zum Ausdruck gebracht, daß er sich mit den Zielsetzungen der Universität identifi­ziert und inmitten des Weltkrieges diese entschiedene Offenbarung der ungarischen Seele und des ungarischen Geistes für wichtig hält. — Von tiefer Achtung erfüllt, begrüße ich auch den Herrn Gesandten Filippo Aufuso, den Vertreter der großen befreun­deten italienischen Nation, und Herrn Emil Georg Stauß, Vizepräsidenten des deutschen Reichstages, die uns durch ihr Erscheinen geehrt haben. — Am heutigen Tage eröffnet an der westlichen Lnndesgrenze die. Sopronéi- Fe­rienuniversität der Paiatin Josef Techni­schen und Wirtschaftswissenschaftlichen Universität und die Keszthelyét Feriemmi­­versität der Elisabeth-Universität ihre Pfor­ten. Von dieser Stelle, aus dem Herzen der großen ungarischen Tiefebene entbiete ich ihnen meinen Gruß und bedauere es auf­richtig. daß ich nicht persönlich der Er­öffnung dieser Ferienuniversitäten beiwoh­nen kann. — Es gereicht mir zur großen und aut­­riihl igen Freude, daß ich als voran wort lieber Ecitcr des kulturellen Lebens des Landes in amtlicher Eigenschaft gleichzeitig an die Hörer aus dem Auslande und aus dem Inlande das Wort richten kann. Auch in der Tatsache spiegelt sich alle schöne Tradition! denn die wahren Söhne des unga­rischen Geistes sprachen' zu jeder Zeit nicht nur zu ihren Landsleuten, sondern auch zu Europa, zu allen Kulturnationen Europas, die guten Willens sind. Ich halte es für keinen Zufall, daß wir auch inmitten des Weltkrieges die traditionellen Vorlesungen an der Ferienuniversität halten. Die Rolle, die das Ungartum in Ost- und Mitteleuropa innehat, beruhte stets auf zwei Kräften seiner europäischen Sendung: auf der Kraft des Schwertes und des Geistes. Der Ungar, der das Schwert schwingt, hat seine Kraft stets aus seiner echten heldischen Seele geschöpft und den Spuren des ungarischen Schwertes folgte .stets der hehre und menschliche ungarische Gedanke. Wir bi­bén nicht nur durch unser Schwert und unsere Iieldentwjenden dieses von Stür­men heimgesuchte und von Krisen erfüllte Stück Erde Europas erobert und geordnet, sondern auch durch die Ausstrahlung un­seres Geistes und unserer Kultur. Der un­garische Heldenmut und der Geist der un­garischen Kultur verschmolzen ineinander, sie wurden eins und mit vereinter Kraft durehdrangen sie dieses Stück Erde. — leb balle es für besonders wichtig, all dies gerade heute festziistellen, da wir mit unseren Verbündeten eine der größten Schlachten der Welt schlagen. Nicht nur unsere Honvédsoldate« stellen ihren Mann auf den russischen Steppen und erkämpfen •sich die Anerkennung unserer Kameraden und Freunde, wir entzünden aucli liier in Debrecen dieFackel des ungarischenGeisles und verkünden aller Welt, daß, wie das ungarische Schwert an dem Kampf um das neue Europa teilnimmt, der ungarische Geist an dem gigantischen Werk des Auf­baues des neuen Europa teilnehmen werde. Der ungarische Geist hatte, hat und wird eine wichtige Mission nach dem Osten zu haben. Das ungarische Volk ist jenes ui Mitteleuropa lebende Volk, das sich die Kultur und die Zivilisation des Westens zu eigen gemacht hat, ohne seine eigene Seele und die Eigenheiten seines Geistes aufzu­geben. Das ungarische Voile ist also dazu berufen, nach dem Osten hin eine Mission zu erfüllen, ein Beispiel zu geben, in der Treue zum Vaterland und es bestrahlt auch den Geist Europas. Das ungarische Volk stellt jetzt in der großen Schlacht der Völ­ker seinen Mann und es wird auch in den Kämpfen des Friedens seinen Platz aus­füllen. — Ich werde hier in Debrecen von einer gewissen Rührung ergriffen und habe das Gefühl, daß aus der Erde, aus den Gräbern die historische Vergangenheit erstellt und uns dazu verpflichtet, über sie zu sprechen. Diese Gegend wird das Hajdugebiet ge­nannt, denn hier siedelten sich die Hajdus, die heldenmütigsten Soldaten des Ungar­­tums, an Und in dieser Gegend wurde sich auch Graf Stefan Széchenyi, der größte Un­gar, seiner ungarischen Pflichten bewußt, ln den Bänken des Debreeener Kollegiums saß Franz Kölesei/. der Dichter des Hym­nus, und Johann Arrmij, der Dichter des Toldi. Und hier verkündete im Jahre 184!) Ludwig Kossuth die ungarische Unabhän­gigkeit. Aus dieser herrlichen Vergangen­heit müssen wir lernen, denn wenn eine Na tion den Faden ihrer Vergangenheit fallen läßt, darin verirrt sie sich unrettbar auf der Landstraße der Völker. — Unsere ausländischen Freunde finden in Debrecen nicht so viele schöne alte Ge­bäude; wie in den Städten des Westens. Was mag der Grund sein? Die Antwort er­teilt die ungarische Geschichte. Wir mußten hundert- und aber hundertmal wieder alles neu aufbauen. Wir ermöglich­ten eine friedlichere und günstigere gesell­schaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Westens. Unsere Vergangenheit ruht hier unter der Erde und überall finden wir die Überreste der Ungarn aus der Árpáden­­zeit und jener Ungarn, die für ihre Un­abhängigkeit ihr Lehen gelassen haben. Aber dieses unterirdische Ungarn und die heldischen Sitten dieses unterirdischen Ungarns leben n'cht nur unter der Erde, sondern auch in unseren Seelen. Unsere ausländischen Gäste und Freunde werden in dieser Stadt und ihrer Umgebung das reine Ungarluin kennenlernen. Und sie mögen eingedenk dessen sein, daß dieses Ungartum der Urquell unserer Kraft und unseres avitischen Bodens ist. Dieses Un gartum stellt auf den Kriegschaupiätzeit seinen Mann, dieses Ungarlum schloß sich aus vollem Herzen dem gerechteren und menschlicheren Gedanken des neuen Europa an. Die Kräfte und Tugenden die­ses Ungarlums werden im Leben des neuen Europa einen unersetzlichen Werl darstellen. Dieses Ungartum hat stets eiii Wort gehalten, es hütete seinen kostbar­sten Schatz, seine Freiheit und Unabhän­gigkeit, war aber gleichzeitig stets herei', mit anderen zuammenarbeiten. Wir sina glücklich, daß wir unseren ausländischen. Freunden und Gästen hier, ini Herzen un-

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