Pester Lloyd - esti kiadás, 1943. december (90. évfolyam, 272-296. szám)

1943-12-01 / 272. szám

Preis 16 Fillér 90. Jahrgang__________________Budapest, Mittwoch, 1. Dezember 1943_______________________flJr. 272 —■■ DrCTTD T T AVH — riblUC LLuiD ABENDBLATT f : AUSLANDSCHAU 1. DEZEMBER Die geheimnisvolle Konferenz In der letzten Zeit hatten sich die Anzeichen verdichtet, die darauf schlie­ßen ließen, daß die lange erwartete Dreier-Zusammenkunft der führenden .Staatsmänner der USA, Großbritanniens nnd der Sowjetunion unmittelbar be­vorstehe oder schon im Gange sei. Vor allem die Abwesenheit Churchills und Edens bei der Eröffnung des britischen Parlaments ließen eine solche Vermu­tung begründet erscheinen. Die in den letzten vierundzwanzig Stunden einge laufenen Nachrichten haben nun diese Mutmaßungen bestätigt und dahin er­gänzt, daß auch der Präsident und Generalissimus von Tschungking- China, Tschiang Kai-schek, eine vorher­gehende Besprechung zu dritt mit Roosevelt und Churchill in Kairo ge­habt hat, wonach sich die beiden letz­teren Staatsmänner nach Teheran oder einem anderen Ort begeben ha­lién, um dort mit Stalin' zusammenzu- I reffen. Es gehört gewiß zu den undankbar sten Aufgaben, noch während des Ver­laufes solcher Besprechungen über die Themen, die dabei zur Sprache kom­men mögen, sowie über ihre Aspekte Betrachtungen anstellen zu wollen, liegt es doch auf der Hand, daß man hiebei auf bloße Mutmaßungen ange­wiesen ist. Es empfiehlt sich daher, sich damit zu bescheiden, die Vorbe­dingungen und die allgemeinen Um­stände zu untersuchen, die zu Zu­sammenkünften von zwei Staatsober­häuptern und zwei führenden Staats­männern der größten alliierten Staaten in einem entscheidenden Augenblick des Krieges geführt haben und den Versuch zu unternehmen, daraus ge­wisse Schlüsse zu ziehen. Wenn für solche internationale Staatsmännerbegegnungen ganz allge­mein der Satz gelten kann, daß ihnen in der Regel eine rege diplomatische Vorbereitungstätigkeit vorausgeht, die ihnen die Wege ebnet und das Terrain vorbereitet, wie dies z. B. auch bei den erst vor kurzem stattgefundenen Bera­tungen der drei Außenminister in Moskau der Fall war, so darf das gleiche jedenfalls auch — vielleicht noch in erhöhtem Maße — für die ge­genwärtige Zusammenkunft angenom­men werden. Dies ist auch gewiß einer der Gründe, warum diese Zusammen­kunft, von der schon seit mehr als •Fahresfrist gesprochen und geschrie­ben wird und die selbst durch Roose­velt und Churchill wiederholt ange­kündigt wurde, so lange auf sich war­ten ließ. Roosevelt erklärte einmal, er wäre bereit, sich an einen auch noch so entfernten Ort zu begeben, um mit Stalin zusamenzutreffen. Nun ist an­scheinend dieser Fall eingetreten, wo­bei cs heute roch verfrüht wäre, in be­zug auf das Maß der zu erwartenden Einigung Vermutungen anzustel'en. Aus den übereinstimmenden Äuße­rungen ausnahmslos aller Teilnehmer an der Moskauer Konferenz, einschließ­lich Stalins, kann allerdings auf die Tatsache geschlossen werden, daß die militärischen Probleme wohl kaum zu dem zur Sprache kommenden Fragen­komplex zählen dürften. Dafür sprechen vielleicht nicht einmal so sehr jene Pressekommentare, die wissen wollten, daß man sich in Moskau auch über alle Einzelheiten, ja sogar über den genauen Zeitpunkt der geplanten und aufeinander abgestimm-len militärischen Aktionen geeinigt habe, als viel eher die immerhin auf­fallende Tatsache, daß der Ruf nach der zweiten Front, der bis- dahin von sowjelrussischer Seite immer wieder vernehmlich ausgesloßen worden war, vollkommen verstummt ist. Ein weiterer wichtiger Punkt, be­züglich dessen in Moskau eine wenn freilich auch nur prinzipielle Einigung erzielt worden konnte, ist die Fest­legung jener Grundsätze, die für die Politik der Vereinigten Nationen nach dem Kriege maßgebend sein sollen. Staatssekretär Hull hat es in seinem Expose über die Moskauer Konferenz als den wichtigsten Erfolg der Bespre­chungen bezeichnet, daß man sich auf die Grundlage des Prinzips der kollek­tiven Sicherheit und der in der Atlantic Charta ausgesprochenen Grundsätze einigen konnte und daß auch China durch seine Unterschrif1 diesem Übereinkommen beitra! Aber ein anderes ist es freilich, ideellen Prinzipien zuzustimmen, und wieder ein anderes, sie, wenn cs darauf ankommt, auch in der' Tat durchzu­führen, ganz abgesehen davon, daß ein und derselbe Grundsatz verschiedene Deutungen zuläßt. In diesem Zusam­menhang mag auch die Frage aufge­worfen werden, ob die so rasch nach Moskau erfolgende Zusammenkunft von Teheran (oder anderswo) eher für oder gegen die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Einigung sprechen dürfte. Kurz nach Abschluß der Mos­kauer Konferenz gab es nämlich Stim­men, die besagten, man habe dort eine so weitgehende Verständigung unter den Alliierten erzielen können, daß die Zusammenkunft der „big three“ nun nicht mehr so dringend sei. Wenn diese Begegnung nun trotzdem in so kurzer Zeit zustande kam, so drängt sich die Annahme auf, daß inzwischen neue Probleme aufgetaucht sein mö­gen, die einer raschen Erledigung be­dürfen. Zu diesen gehört wohl fraglos mit in erster Linie die polnische Frage sowie überhaupt jene die künftige West­grenze Rußlands betreffenden Fragen, deren Erledigung angesichts der Mög­lichkeit, daß sie in naher Zukunft aktuell werden könnten, nicht erst der Friedenskonferenz überlassen werden können. B°i der weiteren Prüfung jener Pro hleme. die in Teheran möglicherweise zur Beratung stehen könnten, wollen wir davon absehen, auf die vielfachen Hinweise und Gerüchte einzugehen, die von 'irgendwelchen Friedensfühlern munkelten, da diese Meldungen sowohl von Berlin, als auch vom Vatikan ius, der gleichfalls in diesem Zusammen­hang genannt wurde, eindeutig demen tiert wurden. Andererseits verdichtet sich nament­lich in deutschen Kreisen die An­nahme, daß einer der Beratungsgegen­stände ein an Deutschland zu richten­des „Kapitulationsultimatum“ unter An­drohung noch schwererer Luftangriffe wäre, wobei von deutscher Seite auf die im voraus feststehende Wirkungs­losigkeit solcher Appelle hingewiesen wird. Eine weitere Frage, die mit einiger Wahrscheinlichkeit Gegenstand der Be­ratungen bilden dürfte, da sie zu sehr weit auseinandergehenden Stellung­nahmen zwischen Moskau einerseits und London und Washington anderer­seits geführt hat, ist wohl das Balkan­problem und die Frage der verschiede­nen, dort kämpfenden Partisanengrup­pen, über die, wie bekannt, eine leb­hafte Kontroverse vor allem in den so­wjetrussischen und englischen Blät­tern siallgcfunden hat. Das gleiche gilt für das Problem der von den Angelsachsen begünstigten und seitens Moskau strikt abgelehnten Föderationsbildungen in Europa nach dem Kriege, eine Frage, die durch die. den jüngsten Nachrichten zufolge, erst bevorstehende Reise Dr. BcneS’ nach Moskau einen neuen Akzeni erhält Was die Frage der Slärke der gegen­seitigen Positionen der einzelnen ver­mutlich in Teheran beratenden Staats­männer anbelangt, so erfährt diese offenbar durch die jeweiligen Kriegs­ereignisse eine ständige Veränderung. Im Augenblick dürfte der Verlust von Schitomir und Korosten der in Moskau noch unangezwcifclt stärkeren Position Stalins kaum förderlich gewesen sein, wie andererseits die Tatsache der Bom­bardierungen Berlins — die übrigens vielfacht damit wie mit der Frage des Appells an Deutschland in kausa­len Zusammenhang gebracht wer­den — die .Stellung der westlichen Al­liierten in den Augen ihres die Tat­sachen nach ihrem realen militärischen Wert nüchtern wägenden Bundes- Korosten von den Sowjets geräumt Stockholm, 30. November (DNB) Der amtliche sowjetische Heeres­bericht vom 30. November gibt den Verlust der Stadt Korosten zu. (MTI) Deutscher militärischer Sprecher zur Ostfrontlage Berlin, 1. Dezember (INB) Die Kampfgebiete von Gomel im mitteleren und von Tscherkassg im süd­lichen Ostfrontabsehnitt bezeichnet;; der deutsche militärische Sprecher am Diens­tag mittag als die derzeitigen ausgesproche­nen Schwerpunkte der Ostfronischlacht. Im Gebiet von Kiew sind dagegen nach der Darstellung der deutschen MilitärsteHen zurzeit keine neuen Momente zu verzeich­nen. Auch im großen Dujepr-Bogen und hei Nikopcl haben die Kampflhandluugen im Vergleich zu den Vortagen wieder etwas nachgelassen. Der Regen hat aufgehört Dagegen halt das regnersiche Wetter im mittleren Abschnitt weiter an. Berlin. 1. Dezember (DNB) Die deutsche Luftwaffe war an der Ostfront am 30. November mit starken Kräften vornehmlich an den Räumen von Tscherkassy und Kriwoj Rog eingesetzt, wie DNB erfährt. Im Laufe des Tages .chossen deutsche .läger in zahlreichen Luftkämpfen nach bisher vorliegenden Mel­dungen allein in diesen Abschnitten 39 feindliche Flugzeuge ab, während nur vier deutsche Flugzeuge verloren gingen. (MTI) Die päpstliche üunzialur und die portugiesische Gesandtschaft in Berlin zerstört Lissabon, 1. Dezember (DNB) Wie das portugiesische Außen­ministerium bekanntgibt, ist nach einer telegraphischen Mitteilung des portugiesi­schen Gesandten in Berlin Conde de Tovar sowohl das Gebäude der portugiesischen Gesandtschaft in der Reichshauptstadt als auch die Kanzlei des portugiesischen Kon­sulats dortselbst durch die Luftangriffe völlig zerstört. Das gesamte Personal der Gesandtschaft und des Konsulats befindet sich wohlauf. Der materielle Schaden ist groß, da der größte Teil der Werte des portugiesischen Staates und der persönliche Besitz einzelner Beamter ' zerstört wor­den ist. Der Berliner Nunzius in der Vatikanstadt Vatikanstadt, I. Dezember (INB) Im Vatikan ist bekannt geworden daß die Nunziatur in Berlinjei den briti­schen Bombenangriffen in der vorigen Woche zerstört worden ist. Die S;u bricht hat, wie aus Vatikankreisen béka; n! wird, den Papst tief betroffen zumal d. er die Nunziatur von seinen langjährigen Aufent­halt in Deutschland her kannte und — so wird versichert — wie sein eigenes Heim liebte. Der Nunzius in Berlin weilt zurzeit in der Vatikanstadt Irgendwelche Pläne hinsichtlich seiner künftigen Wohnung in der Reichshauplstadt sind bisher nicht be­kannt. Positive Seiten des Luftangriffs auf Berlin Stockholm, 30. November (MTI) Zur Frage, oh Deutschland den Krieg ohne Berlin weiterführen kann, schreibt der Berliner Korrespondent von Stockholm Tidninge.n, ob man so eine riesengroße Stadt wie Berlin durch Luft­angriffe lahmlrgen kann? Der Korrespon­dent weist darauf hin. daß das Leben und die Arbeit auch in dem von zahlreichen Luftangriffen heimgesuchten Hamburg wei­tergeht. Die Luftangriffe haben in bezug auf die Verwaltung Berlins auch positive Seiten gehabt. Man kann die Lage so zusammen­fassen, daß für die Berliner Bevölkerung die totale Mobilisierung in radikaler Weise durchgeführ! worden ist. Die Aufrechter haltung des I^bensstandards der Bcvölkc rung in der iota! mobilisierten Hauptstad1 ist vereinfacht worden und ist mit viel weniger Kosten verbunden. Für die Arbeiter wurde eine Massen Verpflegung eingeführt Sie wohnen an ihren Arbeitsplätzen und sind von den Sorgen um ihre Familien be­freit, die aufs Land geschickt wurden und dort bei den Unwirtschaftlichen Arbeiten mithelfen. Japanischer Korrespondent Uber die Luftangriffe auf die Reichshauptstadt Tokio, 1. Dezember (INB) Der Berliner Korrespondent der Asahi, Sasanioto, betont in einem Bericht, daß die britischen Luftangriffe, die auf eine Vernichtung der Berliner Moral gerichtet waren, keineswege Erfolg hatten. Im Ge­genteil, erklärt der Korrespondent, der Wille zum Widerstand ist ungebrochen und die britischen Luftangriffe haben genau das Gegenteil erreicht. Die Aufräumungsarbei­ten wurden in erstaunlicher Schnelligkeit und mit größtem Erfolg in Angriff genom­men. Die Verkehrsmittel waren größten­teils am 26, November wieder in Betrieb. Sorge und Kummer sind von den Gesich­tern der Berliner wieder verschwunden. Die Einsatzbereitschaft bei Löscharbeiten war größter Bewunderung wert. Auch die in Berlin ansässigen Japaner haben eifrig beim Löschen der Brände mitgeholfen. Einflug von USB-Bombern nach Westdeutschland Berlin, t. Dezember USA-Bomberverbände flogen in den frü­hen Morgenstunden des 30. Novembers nach Westdeutschland ein. Einer der Ver­bände versuchte zunächst, wie DNB er­fährt, einen Angriff auf Südwestdcutsch­­land vorzutäuschen, während ein weiterer mit starkem Jagdschutz die Niederlande überquerte und, nachdem er die Jägerver­bände wieder entlassen hatte, in das Ruhrgebiet vordrang. Die deutsche Luft­verteidigung stellte sich mit starken Kräf­ten den feindlichen Bombern entgegen und bekämpfte laufend die vorstoßenden ame­­rikan'schen Flugzeuge, hinderte sic an der Durchführung eines zusammengefaßten An­griffs und drängte sie schließlich nach Westen zurück. Dabei warfen die USA­­Vcrbär.dr zum Teil im Notwurf Bomben zerstreut :m südlichen Ruhrgebiet zwischen Ruhr und bergbehem Land. Nur an einem Ort entstanden Schäden und geringere Perso.-.cnvcrlustc. Die ersten Maldu. gen über vbrchlnßerfoige deutscher Jäger lie­gen bereits vor. Der Absturz mehrerer viermotoriger Bomber wurde über dem rtuhrpebiet beobachtet. Drei weitere feind­liche Flugzeuge wurden über Holland ab­geschossen. (MTI)

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