ACTA HISTORICA - A MTA TÖRTÉNETTUDOMÁNYI FOLYÓIRATA TOM. 18 (1972)

18. kötet / 1-2. sz. - ETUDES - J. SZŰCS: "Nationalität" und "Nationalbewusstsein" im Mittelalter. Verusch einer einheitlichen Begriffssprache. I. Teil

./. Szűcs Terminus »Nation« sowie der Qualifikation »national« (z. B. »Nationalbewußt­sein« und dergl.) in der Geschichte berechtigt ist. Diesbezüglich fehlen die all­gemein angenommenen begrifflichen »Koordinaten« heute nicht. Jweniger als vor hundert oder hundertfünfzig Jahren, obwohl gerade die älteste historische Schicht des Problems — die Frage des »Nationalbewußtseins« im Mittelalter — seit der Jahrhundertwende Gegenstand einer zusammenhängenden Reihe quellenmäßiger Forschungen bildet. Hier wäre selbst eine noch so skizzenhafte Literaturübersicht nicht am Platze," wir haben uns also damit zu begnügen, mittels Erwähnung einiger Bei­spiele auf die wichtigeren Prototypen der divergenten Antworten hinzuweisen. Die Antwort des einen Typs datiert das Entstehen und die kontinuier­liche Existenz der »Nationen« von jenem Moment, wo die gegenwärtigen Na­men der Nationen in den Quellen überhaupt in umfassender Ethnonym-Funk­tion auftauchen; sie qualifiziert die Selbstabgrenzung gegenüber den Fremden und jegliche Art des quellenmäßigen Auftretens des »Wir (in-group)-Bewußt­seins«, ohne weiteres, als Zeichen des »Nationalbewußtseins«. Wurde nach der Auffassung von Ranke oder Thierry die universale karolingische Einheit im Laufe des 9. und 10. Jh. durch »das Erwachen des Nationalgefühls« zerrüttet, so trachteten seit der Jahrhundertwende zahlreiche Detailuntersuchun­gen, diesen Rahmen der Geschichtsbetrachtung und der Begriffsanwendung mit möglichst viel Quellenbelegen auszufüllen. Obwohl die eine Abzweigung dieser Forschungsrichtung, von dem frühen Zusammenfassungsversuch von Fr. G. Schultheiß bis z. B. zu dem unlängst veröffentlichten umfangreichen Werk K. G. Hugelmanns, die ideologische Zielsetzung ihrer Entstehung, d. h. die geschichtliche Apologie des Nationalismus nicht verleugnen kann, gelang­ten seltsamerweise manche Historiker von einer entgegengesetzten ideologi­schen Richtung ausgehend, auch zu ähnlichen Schlußfolgerungen. Selbst nach der Ansicht von Jan Huizinga »erklingt« aus dem sogenannten längeren Prolog der Lex Salica (wohl Mitte des 8. Jh.) »der Fanfarenton eines völlig neuen Nationalbewußtseins«, und лгав den Wesensinhalt von »Nationalismus« und »Patriotismus« anbelangt, so zeigt sich, nach seiner Ansicht, »daß beide Gefühle im Laufe der Zeiten eigentlich nur etwas schärfer umrissene Linien erhalten haben, nichts weiter. Sie sind geblieben, was sie immer waren: pri­mitive Instinkte menschlichen Zusammenlebens«. Was die Begriffsanwendung anbelangt, so ist der Ausgangspunkt Erich Zöllners charakteristisch, nach dessen Auffassung uns der unbestreitbare Unterschied zwischen dem Volks­begriff des Mittelalters und der Neuzeit nicht dazu berechtigt, »das selbst problematisch gewordene anspruchsvolle Nationalbewußtsein des 18. und 19. 2 Die zwei thematischen Bibliographien bieten einen Ausgangspunkt, obwohl beide gerade hinsichtlich der Arbeiten, die die mittelalterlichen Antezedenzien des Fragenkreises behandeln, recht große Mängel aufweisen: K. S. PINSON: A Bibliographical Introduction to Nationalism. New York 1935; K. W. DEUTSCH: An Interdisciplinary Bibliography on Nation­alism, 1935—1953. Cambridge 1956. Acta Histori ca Acadtmiae Scientiarum Hungaricae 18, 1972

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