ACTA HISTORICA - A MTA TÖRTÉNETTUDOMÁNYI FOLYÓIRATA TOM. 23 (1977)

23. kötet / 1-2. sz. - ÉTUDES - A. SIKLÓS: Ungarn im Oktober 1918

Ungarn im Oktober 1918 Von A. SIKLÓS »Schwere Lage an der bulgarisch-mazedonischen Front« Die erste Nachricht über den Angriff der an der Balkan Front konzentrierten Entente-Armee am 14. September 1918, der die Ausscheidung Bulgariens aus dem Krieg zur Folge hatte, erschien am 27. September in der Budapester Tagespresse, also etwa 14 Tage nach Beginn der Offensive. Aus dem knappen Bericht des Unga­rischen Nachrichtenbüros erfuhr der Leser, daß die Entente-Truppen am 14. Sep­tember »die bulgarische Front eingedrückt haben« und den darauffolgenden Durch­bruch noch »erweitern konnten«. Der Bericht stellte fest: »Infolge des schwierigen Geländes und der schlechten Wege erlitten die bulgarischen Truppen bedeutende Ver­luste sowohl an Kriegsmaterial wie auch an Gefangenen. Der Rückzug der Bulgaren dauert noch an. Das helfende Eingreifen der österreichisch-ungarischen Einheiten stieß wegen der schlechten Verkehrsverhältnisse auf außerordentliche Schwierigkei­ten. Diese Ereignisse an der mazedonischen Front beeinträchtigen die strategische Lage der österreichisch-ungarischen Truppen in Albanien. Das Militärkommando muß entsprechend der gegebenen Lage die Konsequenzen ziehen, um unsere dortigen Stellungen nicht in Gefahr zu bringen.« Da die bulgarischen Waffenstillstand-Verhandlungen um diese Zeit schon im Gange waren, und Bulgariens Austritt aus dem Krieg jeden Augenblick zu erwarten war, versuchte die aus Wien datierte Mitteilung die öffentliche Meinung auch darauf vorzubereiten : »Durch diese Entwicklungen der militärischen Lage auf dem Balkan steht die Möglichkeit offen, daß diese Ereignisse auch politische Folgen haben wer­den. « Am 28. September erschien großgedruckt auf der ersten Seite der Zeitungen: »Bulgarien ist aus dem Bund der Mittelmächte ausgetreten. Nach dem Willen des Königs und des Volkes ersuchte die bulgarische Regierung die Entente um Waffen­ruhe und machte ein Friedensangebot.« Die alarmierenden Nachrichten brachten das Hinterland um seine relative Ruhe. In Budapest begann auf einmal jedermann Zeitung zu lesen: in den Straßen­bahnen, stehend an Straßenecken oder unterwegs. »Wie Möwen vor dem Sturm, so flatterten die weißen Zeitungsblätter in der Luft« — lautete treffend ein zeitgenös­sischer Bericht.1 1 Pesti Napló (Pester Journal), 27. September 1918. Acta Historica Academiae Scientiarum Hungaricae 23, 1977

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