Arader Zeitung, Januar-Juni 1925 (Jahrgang 6, nr. 2-68)

1925-06-19 / nr. 64

2. Seite „Arader Zeitung“ er Be. 1­437 Ein Wort an Europa nennt­­ Rabindranath Tagore einen Artikel | „Das neue Zeitalter" im soeben erschie­­­­­nenen Heft 2 der von Karl Anton Prinz Rohau herausgegebenen „Europäischen Re­­vue“ (Der Neue Geist Verlag, Leipzig), das in lebendigster Deutlichkeit die Be­­sonderheit­ der neuen Zeitschrift ausdrückt. Henry de Montherlant gibt „Gedanken über Krieg und Frieden", Benedetto­­ Croce schreibt über „Liberalismus“, Maurice Legendre einen Ueberblick über „Die spanische Krise“. Besondere Auf­­merksamkeit dürfte ein Yuflag „Orga­­nisierte oder organische Wirtschaft" von Leopold Ziegler finden, der neue und schöpferische Gedanken zum Problem der Volks­gemeinschaft „äußert. Der litera­­rische Teil vereinigt eine Novelle „Dona Sylvia“ der führenden portugiesischen Dichterin Virginia de Castro, einen Ein­­t­akter „Wollen Sie mit mir spielen" " von Marcell Achard, eine von Felix Braun verdeu­tschte Ballade Drinkwaters „Die Bauern von Cotswold“, eine Skizze „Protesse“­ von Luigi Pirandello und Charles Vildracs „Skizze zu einem Pe­­gasus“. Der „Horizont“ vervollständigt­ diesen ungewöhnlich reichen Inhalt durch „Historische Randbemerkungen“ von Alexander von Gleichen-Rußwurm, einen Bericht über die französische Ausstellung an der Wiener Sezession von Franz Ottmann, einen „Schweizer Brief“ von Andre Germain und zwei Glossen des Herausgebers: „Utopie des Pazifismus“­­ und „Zum Problem der Kriegsschuld“.­­ Kredite für die Landwirte. Wie aus Bukarest gemeldet wird, hat das Aderbauministerium die Landesanstalt für­­ landwirtschaftliche und Gewerbe­­hypothekarkredite zur Flüssigmachung von Darlehen an solche Landwirte ermächtigt, die auf Grund der Agrarreform Grund­­beu­g erhielten. Todesfall in Lippa. Der dortige Dripdereibefiger Nik­ Beer, eine all­­seits geschäßte Persönlichkeit der Gemeinde Lippa, ist an Herzschlag gestorben. Beer f saß mit seiner Familie beim Mittags­­tisch, da es ihm plößlich unwohl wurde. Die herbeigerufenen Aerzte konnten nur­­mehr den eingetretenen Tod feststellen. Gegen die vom Sci>sal schwer heimge­­suchte Familie wendet sich in Lippa und der Umgebung allgemeine Beileidskunde gabe zu. — Das sicherste Mittel um der Schweine- und Beflügelseuche vorzubeu­­gen, ist „Wijo“. Alleiniger Erzeuger : Nozsnyai’iche Apothe, Arad. E E E E R E R F I R E E R E E S E I N E N F E R E H R E R E A a n g S A G E N Das Neuarader Kriegerdenkmal.“ In unserer letzten­ Folge haben wir­­ ausführlich über die feierliche Ein­­weihung des Neuarader­ Kriegerdenkmals berichtet. Das Denkmal wurde nach dem Entwurf Joh. Fr. Teichert's von ihm und seinen Brüdern verfertigt, ist 71­ 3 Meter hoch und wurde aus Petro­­sanier Granit hergestellt . Auf dem Denkm­al sind 162 Namen eingraviert, die Opfer des großen Welt­­krieges wurden, und zwar: Abel Stefan, Adam Lorenz, Albecker Josef, Albecker Michael, Amann Franz, Amann Johann, Ander Franz, Ander Josef, Ander Michael, Barsy Josef, Dr. Bauer Julius, Bauer Lorenz, Baumgartner Josef, Benedek Adalbert, Bodrogan Adalbert, Bodrogan­­ Nikolaus, Freirich Michael, Britt Johann, Britt Lorenz, Bucheder Franz, Ciocan Georg, Dambacher Georg, Danilo Georg, Dengl Adam, Dengl'Adant, Dengl Adam, | Dengl- Franz, Dengl- Georg, Dengt Josef, Dengl Nikolaus, Ducke Michael, Engel Eugen, Finster Johann, Finster Josef, Friedrich Franz, Friedrich Josef, Friedrich Konrod, Friedrich Lorenz, Frieß Franz,­­ Frieß Johann, Gaug Josef, Gaug Michael, Ger Franz, Ger Johann, Gehl Mathias, Götz Franz, Graber Michael, Grizam Philipp, Groß Franz, Giutti Johann Hans Andreas, Hans Ferdinand, Hans Georg, Hans Josef, Hartmann Andreas,­­ Hartmann Anton, Hartmann Anton, Hartmann Jos­ef, Hartmann Lorenz, Her­­mann Lorenz, Heß Andreas, Heß Georg, Heß Johann, Heß­ Josef, Heß Sebastian, Hoffmann Anton, Hoffmann Georg, Hohl Beter, Hohn Johann, Hohn Nikolaus, Humm Jakob, Illenz Johann, Jäger - Andreas, Jäger , Johann, Junginger Ignaz, Kamenit Franz, Kaufmann Josef, Keller Georg, Keßner Franz, Kirk Fer­­dinand, Klug Balthasar, King Franz,­­ Klug Jakob, Klug Josef, Klug Josef,­­ Klug Josef, Klug Josef, Knapp Peter, Kopf Franz, Koppinger Georg, Kovacs | Franz, Krämer Georg, Künstler Jakob, Künstler Josef, Künstler Philipp, Lam­­|­bert Eugen, Löw Alois, Marisca­­eter, | Mächler | Mathis Josef, Maurer Kart, Philipp, Mergl Georg, Metterling Josef, | Meyseß Nikolaus, Morichl Georg, Mult Franz, Paul Peter, Philipp Adam, Philipp Franz, Philipp Franz, Philipp Johann, Bommersheim Anton, Pom­­mersheim Georg, Bommershein Josef, Pommersheim Michael, Poriche Franz, Pöschl Franz, Boßler Anton, 1 Putin­­ f Michael, Raky Franz, Ratzinger Johann,­­ Nay Valentin, Reiter Franz, Ruc> Jo­­hann, Sachs Franz, Salih­ Michael, Schmidt Anton, Schneider Georg, Schnei­­der Friedrich, Schneider Valentin, Schor­­Schmidt Rudolf, Schragner Jakob, Schrag­­ner Josef, Schweißer Johann, Schweißer Nikolaus, Sommer Josef, Spring! Jo- Fann, Staron Georg, Steigerwald Adam, Straub Josef, Szegedi Valentin, Teichert Avam, Thun Franz, Treps Lorenz, Watz­ron, Watz Josef, Waz Josef, Waß Michael, Weber Andreas, Weber Anton, Wever Nikolaus, Weininger Franz, Weißennburger Michael, Welisch Johann, Wohlfahrt Paul, Zabos Andreas, Zeller Anton, Zeller Josef, Zimmer Nikolaus, Friedrich Josef, Mojolygo Josef, Deugl Anton. EEE ER LR wnn „Ueßerfall im Teme­schburg:-­­Arader Zug. Im Temeschburg— Ara­­der Zuge wurde ein frecher Naub verübt. In Temeschburg nahm­ die wohlhabende Kaufmanns­gattin aus Neumarkt am dex: | Marosch Frau Helene Nister in einem­ Abteil 2. Klasse Platz, wo sich außerr | ihr noch fünf Herren befanden. Nach»­­ : Dreydorf nahm ihr: unmittelbarer­ Nach» * bar ein Taschentusch: hervor und fing sich» damit an zu lächeln. Aus dem­ Taschen­­tuch strömte ein» starker,, betäubender Duft, wahrscheinlich von­ Chloroform herrührend, und die ohnehin müde Frau,­­­ die von Herculesbad kam, verfanf bald in einen tiefen Schlaf. Als der Zug im Arader Bahnhof einlief,­ wurde Frau­ Nistor von einer Frau bemerkt und ge­­wet. Die Männer waren bereits­­ ver­­V­e­n e­­e­n­­tänwunden, und mit ihnen die Reisekoffer der Frau Nistor mit­ der Wäsche und­ mit den Kleidern und einigen tausend Lei Bargeld. Der Gesamtschaden beträgt ungefähr 50.000 Lei. Die Polizei sucht . Nach den Tätern. Schneefall im Juni.. Die Kron­­städter Zeitung berichtet: Ein Hagelwet­­ter 393 über unsere Stadt, das geringen Schaden anrichtete und­ nur etwa 5 Mi­­nuten andauerte. Im Tömnischpaß aber und insbesondere auf der Strecke zwischen Predeal und Comarnic gab es ein regel­­­­rechtes Schneegestöber. An einigen Stel­­­­len liegt der Schnee über einen halben Meter Ho. Auch aus Curtea de Argesch und Targoviste werden große Schneefälle gemeldet. Unsere Beilage. In­ der­ heutigen" Folge unseres Blattes liegt ein Bücher. EE verzeichnis der „Tagblatt - Bibliothek“, Wien. I, Wollzeile 20 bei, in welchem unsere Leser — besonders Bücherlieb­­­haber, Vereine und Bibliotheken — so manche unentbehrliche Bücher finden. Finanzwachleute erstechen den Gemeinderichter. Aus Großbetschke­­set wird berichtet: Im­­ Nakofalvaer- Agrischen Gasthause saß Samstag abends der Gemeinderichter Johann Eberhardt mit einer größeren Gesellschaft Am - Tifige gegenüber drei Finanzwachleute, wel­ Höynische Bemerkungen über den Richter machten und schließlich „Nieder mit dem Schwaben“ schrieen. Als der Richter­ gegen diese Ausdrücke protestierte, ergriffen­ sie ihr Bajonett­ und stachen­ ihn nieder. Bei der Verhaftung gaben die Finanzer an, daß sie der Respizient Z8iha Milsjen'ts­en stiftete, der ihnen­­ sagte, daß ihnen nichts geschieht, | sie den Richter angreifen und/ordentlich verprügeln. Die Einmeldungsbögen­. Der | Leiter ' seiner Anmeldungspflichten nachgekommen. ‚iM oder nicht. «Aus den bisher einge­­­­kaufenen Daten geht ' überschritten habe, wenn des hiesigen Populationsamtes» hat mit Nackfuh­t: auf­ die überläufte Arbeit, den Termin­ für Eingabe der­­ Anmeldungsbögen: auf­ den 20. Juni: ver­­­längert!­­Nach: diesem: Termin. wird: die: Kontrolle: ausgeübt, ob der Hauste­iger hervor, daß die­ ; Seelenzahl unserer Stadt 100.000 bereits" Kirchenrenovierung in Reu­­­­panat. Wie wir aus Neupanat unter­­richtet sind, wurde die dortige Pfarkirche einer gründlichen Renovierung unterzo­­gen. Die Arbeiten sind noch in vollem Zuge. Auch der Kirchturm soll um einige Meter gehoben werden, da der­­ bisherige sehr niedrig war. Man wi­cen Kirche­nurm nun dem massiven­ Umfang des Sundamentalbaues gemäß­ um 10 Meter erhöhen.­­ Heuschrecenplage Nostale­ilagy. Im Szilagyer Xomitat sind Heuschreckenschwärme­ aufgetreten, die an den­­ Getreidefeldern erheblichen Schaden anrichteten. Insbesondere die Gemar­­fungen von Nagylaroly, Gencs und Kiralydäroc haben darunter zu leiden. vom Blitze getroffen. Ueber Groß­­scham zog vor kurzem ein heftiges Ge­­witter mit häufigem Blitz­ und Donner nieder. Die "61-jährige Frau Magdalena. Mehler, wollte sich vor dem Gewitter nach­­­ Hause flüchten, wurde aber vor dem Dorfe von einem Blißschlag getroffen und­­ stürzte leblos BAT RICI Polars Tragödien. (Schluß.) w­u­­l­i­g­e i­s Z­I­E ] “Es sind viele, viele Hunderte, die den „Drang nach dem Pol“ mit dem Leben haben bezahlen müssen, verunglicht, er­­trunken, erfroren und — der Jchred­­lichste der Schweden — langsam ver­­hungert! Furchtbare Tragödien haben sich abgespielt da oben im ewigen Eis­. Von mancher Expedition ist auch nicht ein einziger zurückgekommen. Schiffe sind mit Mann und Maus verschwunden, zu­­ Wracks gequetscht worden zwischen den langsam mahlenden, aber unermüdlichen Kinnbacken riesiger Eisschollen oder sie­­ kreisen, vom Packeis eingeschlossen, als eizüberkrustete Gespensterschiffe — die „Fliegenden Holländer“ der Eskimosagen­­ — mit Skeletten an Bord in ewiger Triftfahrt rund um den Pol. Glücklich wam die, die seinen Versuch zu ihrer Rettung gemacht und sich, rasch ent­­schlossen, zum Sterben aufs"Eis niede­r­gelegt haben. Denn der Polartod ist grausam­­ Grausam, weil er mit den Menschen spielt wie die Katze mit der Maus, weil bei der Eigenart der Polar­­katastrophen gewöhnlich ein Teil der Leben­smittel gerettet werden kann. Die­­ Erzählungen Geretteter, die Tagebücher,­­ die man neben Skeletten aufgefunden­­ hat, Sprechen eine erschütternde­ Sprache. Wochen, Monde,­­ ja oft Jahre sind die Schiffbrüchigen zwisgen Felsen und Eis umhergeirrt und wenn die letzten Vor­­räte aufgezehrt waren, da Hat ihnen das tückisc­he Schiesal ein paar eßbare Flechten an einem Felsen, ein paar Wurzeln unterm Schnee, eine Robbe oder einen Eisbären geschenkt und die Qualen der Sterbenden um Wochen verlängert. Und der ewige Kampf mit Kälte und Hunger und die hoffnungspendenden Danaer­­­­gaben des Schiesals steigern den Lebens­­mut der Irrenden zu einer furchtbaren Lebenswut, die — so reich die Geschichte der Polarforschung auch an Kamerad­­schaftstreue ist, Kranke und Invalide dem­­ Schijal überläßt und schließlich nicht einmal mehr Ekel fühlt vor — Menscen­­fleisch ! Es ist durchaus nicht die Kälte, die die P­olarkatastrophen­ verschuldet. Frei­ 1, sind die Winter oft furchtbar manche Expedition hat ihren Wein oder Schnaps mit den Rexten in Portionen und­ teilen und am Feuer auftauen müssen. Oft kam es vor, daß die Mannschaft in hohem Fieber, aber mit steifgefrorenen­­ Gliedern in den Hütten lag und Leute von der Hall-Expedition im Jahre­­ 1871 haben mit gefrorenen Quecksilber­­­­kugeln durch Bretter geschossen. Furcht­­|­bar wird die Kälte, wenn ein Schiff, | das nicht auf eine Ueberwinterung vor­ |­bereitet ist, im Eis eingeschlossen wird.­­ Gefährlicher werden die langen Polar­­­ nächte, weil sie von der Bewegung in der­ | freien Luft abhalten und ihre dumpfe | Trägheit den Körper so schwächen, daß | er gegen die Polarkrankheit widerstands» | [os wird. Und diese furchtbare Polar­­| frankheit, die schon ganze Expeditionen | vernichtet hat, ist der Sharbo>. Er ent­­­­steht vor­ Mangel an frischen Lebens­­mitteln und hat wohl die meisten Todesopfer unter den Polarforschern gefordert. Die meisten Polarkatastrophen­ sind lethten Endes auf die furchtbare Gewalt, des Eises zurückzuführen, das oft Schiffe zerdrüht, als wären es Streichholz­­ schachteln, oder sie so in Fesseln schlägt, daß sie nie wieder vom Eis loskommen. An sich ist so ein Sciffsverlust nicht so gefährlich. Aber bei den Versuchen, be­­wohnte Gegenden zu erreichen, erliegen die meisten den Strapazen. Die Boote müssen sich oft wochenlang zwischen den, die­­ Eisschollen hindurcharbeiten, oft über 1 Kilometer große Eissc­hollen getragen wer­­den. Nicht selten überlasfen sich die­­ Schiffbrüchigen solchen Riesenschollen, die sie in3 weite Meer tragen. Monatelang find schon ganze Expeditionen auf solchen­­ Eisschollen herumgetrieben. So die Mannschaft, der deutschen „Hansa“, deren Schiff­ im Jahre 1869 zum­ Wrad ge­­quetscht worden war. Sie bauten eine Blockhütte auf der Scholle, „mit der sie dann kreuz und quer über 2000 Kilo­­meter trieben. Ein ähnliches Schisal hatte eine der ersten Polarexpeditionen überhaupt, die holländische Barrents- Expedition getroffen. Sie hatte in einer Blockhütte überwintert und war durch den Sharbon dezimiert worden. Im Frühjahr suchten sie mit Booten das Festland zu erreichen. Nach furchtbarer Fahrt — sie legten in 25 Tagen nur 110 Kilometer zurüc­k wurden sie von Fischern gerettet. Das war im Jahre 1596. Erst dreihundert Jahre später kam wieder einmal ein Mensch in jene Gegend, wo Barrent überwintert hatte. Seine Hütte fand man mit allen zurück­­gelassenen Instrumenten und einem schrift­­lichen Bericht unversehrt vor­ Herold- Münden.

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