Banater Deutsche Zeitung, Juli 1926 (Jahrgang 8, nr. 144-170)

1926-07-01 / nr. 144

„Seite 2 : N­ENES ES WIR EE EEC EEB LIB M5. ‚Bene Deutsche Bellatig” en führenden Geldinstitute fi) dagegen ausgesprochen habe. In der Wirklichkeit handle es sich aber um einen hinter den Kulissen erfochtenen Sieg Vintila Bra­­tianng über Averesecn, 10 Millionen Notstandsfredit Bufareit, 29. Sum. Der heutige Ministerrat be­­schloß für die von Ueberschwemmung betroffenen Gebiete einen Notstandskredit von 10 Millionen Lei zu bewilligen. Der Ministerrat beschloß ferner, von der Eintrei­­bung der gegeblich festgelegten Strafgebühren für Nichtbeteiligung bei den Wahlen abzusehen. Eine be­­sondere Amnestie für Wah­ldelikte, wie dies mehrere Blätter meldeten, wird jedoch nicht erlassen werden. Bujarest, 29. Juni. Es ist allgemein aufgefallen, daß Mihalace sich seit der Eröffnung des Par­­lamentes noch nicht in der Kammer zeigte. In politi­­schen Kreisen verlautet hiezu, daß Mihalache die Kammer nicht betreten wolle, bevor er nicht für seine während des Wahlkampfes erfolgte Verhaftung durch einen Gendarmen eine entsprechende­ Genugtuung erhalte. Caillaux als französischer Finanzdiktator Kehraus bei der Nationalbank Paris, 29. Juni. Caillaux begann seine re­­formatorische Tätigkeit durch Austausch der gesamten Lei­­tung der französischen Nationalbank. Die in der heutigen Kammersitung verlesene Regie­­rungserklärung Briands fordert weitgehendste Voll­­machten für die Regierung zur Verwirklichung der finan­­ziellen Sanierung. Es wird die Wiederaufnahme der Schuldve­rhandlungen mit England angekündigt. Das Washingtoner Uebereinkommen soll in den nächsten Tagen dem Parlament zur Ratifizierung unterbreitet werden. Wie es heißt, will Caillaux den Franc zwischen 160 und 180 zum englischen Pfund stabilisieren. Spanien vor oder nach einer Revolte? M­a­d­rid, 29. Juni. Entgegen den alarmierenden Mel­­dungen über eine Militärrevolte wird offiziell berichtet, daß im ganzen Lande Ruhe herrscht. Zahlreiche Offiziere der Garnison Valencia und Bar­­celone, die bekanntlich anläßlich der Aufs*gung der Ver­­schwörung gegen Primo de Rivera den Gehorsam Decmes gez­ten, wurden verhaftet. ml. Donnerstag, den 1. Juli 1996 Beginn der­­ militärisgen Erni lake. Das + Duc ministerium hat die alljährlich üblichen Ernteurlaube auch heuer bewilligt. Sie beginnen morgen Donnerstag, iden Juli und dauern 30 Tage, bei vielen 60 Tage, Gut­a 1. gebildete­n Soldaten und guta Schüßen erhielten 60 Tage Urlaub. Seit zwei­ Tagen ist der Josefstädter Bahnhof außergewöhnlich lebhaft. Von allen Seiten kommen frühe Ernteurlauber in die Banater Heimat an. Die Züge sind mit Urlaubern vollbelegt. Nach Ablauf der ersten Urlaubs­­serie geht die zweite Serie in Urlaub. Leider ist die Wit­­terung absolut nicht errungmäßig aufgelegt. Ueberall regnet es in Strömen. In manchen Ortschaften stehen die Felder unter Wasser, das Getreide, das nicht reif werden kann, Vogt am Posen. Heute ist der Techte Tag des Waffenstillstandes, den das Stadthaus mit den Fleischhauer- und Sel­­lermeistern schloß. Wie bekannt, wurde nach längeren Verhandlungen die Vereinbarung getroffen, daß die Selcher und Fleischhauer bis 1. Juli um die alten Maximalpreise die Fleischwaren in Verkauf bringen. Die Zeit bis zum Ablauf dieses Termins sollte die Stadt zu einer Enquete über die Marktpreise und die Region benüßen und gemeinsam mit den Vertretern des Fleischergewerbes die Preisberechnungen für den nächsten Monat anstellen. Da in derselben Zeit eine Abordnung des Fleischergewerbes in Bukarest die Aufhebung der Höchstpreise verlangte, wurde als Zu­­saß in die Vereinbarung eingefügt, daß die neue Maximierung der­­ Fleischpreise nur dann in Rechts­­kraft erwächst, wenn das Ministerium das Ansuchen des Fleischergewerbes um die Freigabe des Handels ablehnen würde, war Freitag, am ersten Tag des Waffenstillstandes, der Bürgermeister mit einigen Gemeinderäten und dem Leiter des Wirtschaftsamtes auf dem Vieh­­markt, um persönlich festzustellen, wie hoch die Brei de3 lebenden Viehe3 sind. Der Markt war aber nur schwach beschi>i und die Preise standen Demzufolge viel zu hoch, als daß man ein Durchschnittsbild über die Preislage hätte gewinnen können. Montag­nach­­mittag sezze sich nun die Preisbestimmungskom­­mission zusammen, um die der heutigen Situng des ständigen Ausschusses zu unterbreitenden Vorschläge auszuarbeiten. Zu den Beratungen wurden auch die Selcher und Fleischhauer zugezogen, die für die Erhöhung der Maximalpreise eintraten und für Juli folgende Preise verlangten: Rindfleisch 40—42, Schweinefleisch 48—52, Kalb­­fleisch 48-52 und Fett 68. Beim Rindfleisch wurde die Erhöhung 6 Lei, bei den anderen Fleischsorten und Schweinefett 4 Lei betragen. Im Laufe der Be­­ratungen, die Bürgermeister Dr. Dobosa­n­nn zeigte es sich, daß die Fleischhauer und Die Stadt über Die An­lage der Vrei ishe "der sich nach Di, ME­i nung,"d. h. über den Preis,­­ laerlung ergibt,einig sind und die Meinungen gehen nur bei der Kalkulie­­rung der Region auseinander. Bisher wurden 4 Lei als Regien nach einem Kilo­­gramm gerechnet. Die Fleischhauer und Selcher ver­­langen fest beim Schweinefleisch 15 und beim RENTEN 20 Prozent als Region. Die Prozerete werden nach dem Preise des geschlach­­teten Drehs BrBANe Ob ihren Wünschen. Plaß gegeben wird und wenn ja, in welchem Maße, darüber wird der stän­­dige Ausschuß heute nachmittag entscheiden. Tatsache ist es, daß sich die Regiekosten, wie im allgemeinen bei jedem Gewerbe, erhöht haben. Hoffentlich wird es dem ständigen Ausschuß gelingen, den Gegensatz zwischen den Wünschen der Fleisch­­hauer und seinem in dieser Frage bisher befun­­deten Standpunkte soweit auszugleichen, daß es “nicht wieder zu einem Bruch kommt und der Waf­­fenstillstand seine Fortsezung in einem festen Frieden zwischen dem Stadthaus und dem Ben­schergewerbe findet.­­­ ­ Die Abordnung der Fleischhauer, die vom Han­­delsminister in einer Denkschrift die Aufhebung der Maximalpreise verlangte, kehrte aus Bukarest zurück. Ihr Aufträg dem sich die Fleischhauer und Selcher aller größeren Siebenbürger Städte anschlossen, soll­­ im nächsten Ministerrat­­ auf die Tagesordnung gesetzt werden. Jäher Geschäftsrükkgang bei den Schafschlächtern Zur Zeit der großen Fleischnot machten die Schafschlächter ausgezeichnete Geschäfte. Die Nach­­frage nach Schaffleisch war so groß, daß sie nicht ge­­nug schlachten konnten. Täglich wurden bei einem Stand durchschnittlich 100 Stück Schafe verkauft. Seit­­dem in den Fleischheuer- und Selcherbetrieben wie­­der gearbeitet wird, ist die Konjunktur für die Schafe schlächter zu Ende. Der Schafschlächter, der heute 3­­5 Schafe zu verkaufen im Stande ist, geh­. zu den Glücklichssten. Die bestraften Fleischhauer und Selcher Wie wir seinerzeit berichteten, hat das städt. "In­dustrieamt eine Anzahl von Fleischhauern und Sel­ . nicht ausübten. Sgesamt wurden 64 bestraft. Die Strafe beträgt 25 bei jedem 3000 Lei. Ein Teil appellierte d­en Die­ne die übrigen konnten sich nur­ mit­ dem­­ Ausmaß der Strafe nicht abfinden in Verhandlung an. Die städtischen Fleisch bäute wieder außer Betrieb Die städt. Fleischbänke, die in den legten Slter des Konfliktes zwischen der Stadt und dem Fleischer­­­­gewerbe eröffnet wurden, stellten ihren Betrieb wie­­der ein. Vergangene Woche kaufte die Stadt in Billed eine größere Anzahl Schweine, die heute von­ den Verkäufern übernommen und um denselben Preis an die Selcher weitergegeben werden.­­ Kommt es zum Frieden zwischen dem Stadthaus und dem Fleischergewerbe ? Heute nachmittag Entscheidung über die Maximalpreise für Juli — Die Frei­­gabe des Handels auf der Tagesordnung des nächsten Ministerrates v “ . 1 bestraft,­­ weil sie ihr Gewer! 8 SEI CK 4 En u Zu ge = En] Der Sekretär fand er wie ein Sack voll DDR: lehm, daß er mir schier erbarmt. Und­ ich frag' ihn: „Was wollen Sie also?“ „Zwei „Unterschriften, wenn ich bitten dürft'“ . „Bas,“ sag’ ich wieder. „Gleich zwei? Wo zu meinem Ressort auch noch die Statistik hab’ , ich kommen © morgen, da hab’ ich dienstfrei. Du ist mein Kolleg' da!“ Ich hab’ schon gehofft, mich von den zwei Unterschriften drü>en und sie auf meinen Kollegen abwälzen zu können, da sagt der Unglück3=­­mensch: „Ja, Herr Oberinspektor, morgen geht's lei­­der nicht. Denn da ist das Amt überhaupt geschlossen.“ „Was,“ sag' ich, „morgen ist das Amt über­­haupt geschlossen? Ausgerechnet, wenn ich ohnedies dienstfrei Hab’, wird das Amt geschlossen! . . . Und warum?!“ „Ja, wissen es der Herr Oberinspektor noch nicht? Wegen Hochwasser . . .“ „So,“ sag’ ich, ‚wegen Hochwasser? Das ist mir ganz entgangen . . Wenn man halt zu seinem Res­­sort auch noch eine­­ Statistik hat. Ich gebe dem Sekretär in meiner Gutmütigkeit also vie zwei Unterschriften und schau' dann gleich zum Fenster hinaus wegen vom Hochwasser. Richtig, da strudelt und sprudelt die Donau schon daher wie eine hochgehende See. Unsere Amstgebäude ist damals hart am Ufer gestanden und ist alljährlich von einem reinen Hochwasser heimgesucht worden. Alle acht oder zehn Jahre gab es ein sogenann­ 108 großes Hochwasser, das gewöhnlich bis zum ersten Stock ging, wo die höheren Beamten ihre Büros h­atten. Allem Anschein nach sollte es Diesmal ein großes Hochwasser werden. Und ich dachte gleich an meine Statistik. Dem nur das Hochwasser bis zum ersten Stoß stiege! Kaum war also der Sekretär mit seinen Unter­­schriften bei De Tür hinaus, da hab' ich die hundert grünen Foliobände schon der Reihe nach auf das Fensterbrett gestellt und die Vollzugsbestimmungen obenauf gelegt. Und wie das Wasser stieg und schwoll, freute sich mein Beamtenherz. Denn ich hatte so meinen Plan. Es dauerte nicht lange, wa tönt auch schon Die Amtsglocke. Höchste Wassergefahr! Ich raffe noch rasch meine Zeitungen und die Virginier zusammen und stürze ins Freie. Und Dante meinem Schöpfer, daß er das Wasser so hoch steigen ließ. Ich suche über die hochgelegenen Straßen, weil ja die Ufersteige schon alle überschwemmt waren, die Donaubrücke zu gewinnen, was mir glücklich gelingt. Wissen­­­, meine Herren, von der Donaubrücke aus hatte man nämlich die wunderschönste Aussicht auf unser Amtsgebäude, besonders auf das Fenster mei­­nes Büros, wo die hundert grünen Foliohände mei­­ner Statistik lagen. Und obenauf die V­ollzugsbestimmungen . . . Ich stehe also baumfest auf Der Donaubrüce, die von den heranrollenden, jede Sekunde höher steigen­­den Wassermassen fortwährend leise bebt und habe nur einen­­ Blick­ auf die Statistiken am Fenster. Ich stehe noch keine Stunde dort, da spülen die Fluten schon um den Fenstersims, und ich sehe deut­­lich, wie in die hundert Foliobände schon Bewegung kommt. Da braust eine besonders hohe Welle daher und reißt den ganzen Aktenstoß mit sich fort — die hun­­dert Bände der Statistik schwimmen schon Donau mitsamt den Vollzugsbestimmungen , auf der I< Sag’ Ihnen, meine Herren, das war mein schönstes Erlebnis in meiner langjährigen Beamten­­laufbahn. Die Donau war ganz grün von den hun­­dert grünen Bänden. Nur ein Wermutstropfen fiel in den Becher meiner ungemischten Freude: die Reue darüber, daß ich mir die Arbeit mit dem Numerieren der Bände und dem Lesen der Vollzugs­bestimmungen gemacht hatte, sogleich Aber diesen Wermutstropfen schwemmte ich im nachfolgenden Frühschoppen hinunter, den ich mir im Ratskeller genehmigte. Die Statistik war ich nun endgültig los. Und mit Recht, meine Herren: Wie Sie ja selbst wissen, taugt keine einzige Statistik etwas, weil alle falsch sind. Ich habe natürlich sofort einen Bericht über den Hochwasserscharen, beziehungsweise den schmerzlichen Verlust der hundert grünen Foliobände nebst den Vollzugsbestimmungen gemacht und anheimgestellt, die verlorenen Folianten zu erseßen, damit die Sta­­tistik sinngemäß fortgesezt werden könnte. Die hohe Regierung hat auf den Bericht hin wohl Ersaß in Aussicht gestellt, die Lieferung der neuen hundert Foliobände aber unterlassen, sicher aus Sparsamkeitsgründen. Denn damals, meine Her­­ren, hat man noch gespart. Wie's mit der Zulage war, fragen Sie? Ganz einfach! Die ist mir natürlich verblieben. I< war und blieb Amtsstatistiker, wenn auch ohne Statistik, und bezog als solcher meine Zulage. Denn damals, meine Herren, ließ sich der Staat nicht lum­­pen. Was einmal genehmigt war, das war und blieb genehmigt. Basta! — Das wäre also die Geschichte meiner Statistik, aber streng vertraulich natürlich. Sonst heißt's gleich: Aha, so haben’s damals die Herren getrieben . . . Dreizehn Zeitungen, vieizehn Virginier.­­­ Und die Statistik ließen sie in die Donau hinausschwimmen. 3a, ja -- es war halt doch schön in der guten alten königlichen Zeit. Kathi, bringen © mir noch a Maß, daß wir's hochleber­­ können ER Zeit — und die Statistik dazu . £ R­WEGENER MOE AMS­CH LEHE AVENE IDR HESS LOISN TER TIER­EN ; +

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