Banater Deutsche Zeitung, Januar 1927 (Jahrgang 9, nr. 1-23)

1927-01-11 / nr. 7

mit „Sanaier Deutsche Zeitung“ Rechenschaftsberichte deutscer Parlamentarier Senator Franz. Blaskovics und Abg. Dr. Reitter vor ihren Wählern S Samstag, am 8. v. nachmittags hielt Senator Brulat Blaskovics seinen­­ Rechenschaftsbericht in Brudenau und Jahrmarkt, Sonntag vor­­a­ittags in Merczy­dorf, wo er auch Hochamt und Vöredigt hielt, nachmittags in Orczydorf. 183 be­­gleitete ihn Advokat, Präses des Deutschen Kultur­­vereines, Dr. Josef G­abriel. Die Versammlungen waren sehr gut besucht, nam­entlich in Jahrmarkt, Merczydorf und Orczydorf war sozusagen die ganze männliche Bevölkerung, Alt und Jung, zugegen. Senator Blaskovics schilderte die politische u­n­d wirtschaftliche Lage. Er wies darauf hin, daß bezüglich unserer deutschen Schulen und unserer Behandlung im öffentlichen Leben sich manches ge­­bessert hat, wenn auch unsere berechtigten Ansprüche noch nicht befriedigt sind. Es ist wenigstens mehr Ver­­s­tändnis für unsere Rechte vorhanden, als es bei den Liberalen war, die uns planmäßig unterdrückten. Die Existenz von Minderheiten in ihrer Konstitution Überhaupt verschwiegen, und auch jezt gegen jede Verständigungs­politik und Gleichberechtigung hetzen, obwohl sie für ihre Partei deutsche Proselyten suchen. Redner wies darauf hin, daß das deutsche Volk sich zersplittern würde, wenn es irgendeiner ru­mänischen Partei sich anschließen möchte. Nur als einheitliche, selbständige Deutsche Par­­tei können wir unsere völkischen Rechte verteidigen, wie dieselben Rumänen, die uns heute in ihre Partei roden, seinerzeit in Ungarn an ihrer rumä­­nischnationalen Partei festgehalten haben. — Die wirtschaftliche Lage ist­ äußerst schlecht, wie dies Redner auch im Senate öffentlich erklärte. Aber das heutige Elend ist nur eine Folge­ der von den Liberalen eingeführten Export­­taxen, der Drosselung unseres Handels, der absicht­­lichen Herabprüfung der Preise landwirtschaftlicher Produkte und unsinniger Einschränkung des Geld­­verkehres. Der jenigen Regierung können wir mir Den Vorwurf machen, d­aß sie sich von der schäd­­lichen liberalen Wirtschafts- und Finanzpolitik noch nicht freigem­ac­ht hat. Es ist aber Aussicht vorhanden, daß Nberbauminister Garoflid sein vernünftiges Agrarprogramm durchsegen wird. Wenn nicht, so werden wir als unabhängige, selbständige Deutsche Bartei diese Regierung gerade so bekämpfen, wie ihre­m­ Unter allen Umständen aber wird unser­er Vol in feinem Griffenztampfe nur,dann­­ wenn es Kraft und Erfolg auftreten können, es einheitlich, geschlossen und opferbereit gesteht Dr. Josef Gabriel wies in seiner Rede darauf hin, was wir in kurzer Zeit geschaffen haben, seitdem wir zum völkischen Bewußtsein erwacht und organi­­­siert haben. Die deutsche kath. Lehrerbildungsanstalt, 235 deutsche kath. Lyzeum, das imposante Banatia- Schülerheim, die eigene Presse und Druckerei, der n­eugegrün­dete Deutsche Kulturverein sind glänzende Beweise zielbewußter Arbeit. Und nun werden wir l:offentlich bald auch eine eigene deutsche A­u­e­r­b­a­u­­sch­ul­e haben. Nur fest organisiert und mit vereinter Kraft konnten wir all’ dies schaffen und werden auch in Zukunft unsere kulturellen und wirtschaftlichen Interessen fördern können. Ganz besonders empfiehlt er den begeisterten Anschluß aller Volksgenossen an die Volks­gemeinscaft und aller Bauern an den Schwäbischen Landwirtschafts­­­verein. Alle Stände organisieren sich und bringen hiezu bereitwillig Opfer; auch für uns liegt darin die Gewähr einer besseren Zukunft. Beide Reden wurden überall mit größter Auf­­merksamkeit angehört und mit lebhaften Beifalle be­­gleitet. Ueberall empfingen die Redner herzlichsten Dank für ihr Erscheinen. EI Die schwäbische Heide ist das Herz unserer Volksgemeinschaft. Dort ist nicht nur das Zentrum unserer Wirtschaftskraft, sondern auch seit jeher die Urquelle unseres völkischen und politischen­ Lebens gewesen. Immer wieder kommt es zur Geltung, daß die schwäbische Landbevölkerung auf der Heide das Rücgrat unseres Volkskörpers bildet und die Trä­­gerin und Vorkämpferin des Gedankens einer Volfs­­gemeinschaft ist. In besonders eindrucksvoller Weise ist diese Tatsache beim Rechenschaftsberichte des Ab­­geordneten­ Dr. Emmerich Reitter in Lovrin und Gottlob zum Ausbruch gelangt. Am Diens­­tag, den 4. Jänner, versammelte sich die Lovriner Be­­völkerung um einhalb 11 Uhr vormittags zahlreich im großen, modern­ eingerichteten Saale des Hügel­­schen Gasthauses, um den Rechenschaftsbericht des Sahres ihrer Gemeinde, Abgeordneten Dr. Emmerich Reitter, entgegenzunehmen. Abgeordneter Dr. Reitter schilderte in seiner bekannten, überzeugen­­den und eindrucksvollen Weise die gegenwärtige poli­­tische Lage, kam auf die Bedeutung des Wahlpakites wett ver Averescu-Regierung zu sprechen und befaßte sich als gründlicher Kenner unseres Wirtschaftslebens eingehend mit der wirtschaftlichen Lage. Zum Schlusse seiner mit großem Beifall aufgenommenen Rede, forderte er die Anwesenden auf, bei den kom­­menden Wahlen für den Sopriner Schulrat wie Mann auf die deutsche Liste zu stimmen, da man ein in der fast rein deutschen Gemeinde versucht hat, für die vier Stellen in der Schulkommission nicht einen einzigen Deutschen zu kandidieren. (Ein soeben eingelangter telephonischer Bericht aus Lovrin meldet den vollständigen Sieg der deutschen Liste). Sodann sprach Hauptamtssekretär Erwin Schiller über die Ziele der Volksgem­einschaft und eiferte Die Lovriner zum weiteren­ Ausbau ihrer­­ D Ortsgemeinschaft an. Nach dem Mittagessen wurde der Abgeordnete und seine Begleiter in einem präch­­tigen Vierergespann, das von einer Wagen­­kolonne von 12 Wagen begleitet war, in die benach­­barte Gemeinde Gottlob geführt. An der Gemeinde­­grenze begrüßte Gemeinderichter Michael Herbed und Obmann der Deutsch-schwäbischen­ Ortsgemein­­schaft Michael F­rx ich die Vertreter der Volksgemein­­schaft. Ein prachtvolles Banderium der Gottlober Jugendinstellte sich an die Spitze des Zuges und geleitete die Gäste bis zum Gemeindegast­­hause, wo um 3 Uhr nachmittag die Volksversamm­­­lung in Gegenwart der Gemeindevorstehung, des Gemeindenotars Josef Faber, Pfarrers Rudolf Balestiewicz und zahlreicher anderer Volkss­­genossen nach Vortrag ver­banater Heimatshymne durch die kunstbegeisterte Gottlober Sängerschaft er­­öffnet wurde. Der Schriftführer der Ortsgemeinschaft Franz 5:4 midt erstattete nach einer Begrü­ßung der Gäste, die der beliebte Ortsobmann Michael Friß­­ in einer schwungvollen Rede vorbrachte, einen Jahres­­­bericht über das Wirken der dortigen Ortsgemein­­schaft, aus dem entnommen werden formte, daß die­­ Gottlober Ortsgemeinschaft seit ihrer Gründung am 1.- 30. April 1922 ihren völkischen Verpflichtungen voll­­ und ganz nachgekommen ist. Nebst beträchtlichen Volfsabgaben wurde eine Stiftung für die Lehrer­­bildungsanstalt in der Höhe von 11.000 Lei gemacht, 4600 Lei in Bargeld und zahlreiche Lebensmittel zur Erhaltung der L­ehrerbildungsanstalt direkt abge­­geben, sowie Sammlungen zur Unterstütung der reichsdeutschen Kinder im Jahre 1924 mit Erfolg durchgeführt. Nachdem die Versa­ung das Ab­­solutorium erteilt hatte und Hauptamtssekretär Erwin Schiller die Grüße des Wolfsrates und der Temesvarer Leitung verdolmetschte, sowie­ einen­­ Rechenschaftsbericht über die Tätigkeit der Hauptstelle­­ erstattete, ergriff Abgeordneter Dr. Emmerich Reitter das Wort zu seinem Rechenschaftsbericht, der ausführlich die aktuellen Fragen des politischen­­­ und wirtschaftlichen Lebens und unsere­­ Kulturbe­­strebungen behandelte. Auch hier wurde der populäre Abgeordnete wiederholt durch laute EHEN .55 ede versicherte ihm Ortsobmann Michael Fri­des uner­­„bungen unterbrochen und am Schlusse seiner schütterlichen Vertrauens der Gottlober deutschen . Wähler. Die einstimmig vorgenommenen Neuwahlen in der Gemeinde ergaben folgendes Resultat: Ortsob­mann Michael Frik, Or­tsob­­mannstellvertreter Michael Herbek, Schriftführer Jakob Wilhelm, Kassier Franz Schmidt. In den Bezirksrat wurden gewählt: Michael Friß, Matthias Krogloth, Franz Schmidt. Nachbarschafts­­obmänner: Johann Vogel, Franz Hassentensch, Johann Bauer, Karl Wagner, Michael Reichhardt, Franz Tittenhoffer, Johann Berger, Johann Gellert, Michael Schmidt, Johann­­ Herbek, Michael Hervek, Georg Deschu. Ortsräte Michael Friß, Dr. Peter Gellert, Josef Faber, Peter Wischert, Franz Ziegler, Nebelprüfer: Johann Krogloth und Georg Schura. Im Lokale des Landwirtschaftsvereines fand nach der Versammlung noch eine gemütliche Aus­­sprache mit den führenden Persönlichkeiten der Ge­­meinde Gottlob statt, in welcher noch so manche Fragen besprochen werden konnten, die von allge­­meinem Interesse sind. und von Kundgebungen Diese beiden eindrucsvollen des Volksvertrauens be­­gleiteten Versammlungen auf der schwäbischen Heide sind wohl ein erneuerter Beweis dafür, daß das Vertrauen zwischen Volk und FAT Er­schaft unerschütterlich fortbesteht. LENZ 22 <<< le ee de en <a een ne ee <a ei ee m eo nv nu 24 Sie nennen es Dred, was zwei Männern, die einmal wirklich gute Freunde waren, Jahrzehnte ver­­jümmert hat. Und — jeder der Väter gibt ihnen un­­zierlich recht. Innerlich! Nach außen hin schimpfen sie und drohen: „Bringt die Geschichte mit dem Stein in Ord­­nung.“ „Wie denn?“ Er ist mir egal. In Ordnung muß sie. Eher un­d Jeder der Väter sprach es. War es Zufall, daß am Nußbühl trafen, daß sich die Alten eines Abends sie nicht weit voneinander standen und jeder auf den Grenzstein sah?“ Der Heinrich begann: es mußt mir doch recht geben, daß das, weiß Gott. „Jab was ist, weiß Gott,­­ „un­d Sag ich auch“ „Also das muß in Ordnung kommen­. Sonst, von mir aus, meinetwegen.“ Da fliegt ein Lachen über die ernsten Gesichter, da reichen sich die zwei die Hände, kneisen die Augen bald zu, reden, schließen lächelnd: „Machen wir!“ Und sehen jeder seines Weges, niemand merken zu lassen, wie es steht. Aber frei sind die zwei, pfeifen, gucken :die Kinder foigbüblich an, um­­ gleich­ darauf die Augenbrauen drohend aneinander zu rücen: „Daß mir das in Ordnung kommt!“ Am Abende, das Korn steht hoch, ich, der Mond­­, liegt über den Feldern, treffen sich Die­ beiden Bauern am Kreuzweg hinter dem Unger, jeder hat eine Hade­­veschultert, schütteln einander wieder die Hände und achen dem Nußbühl zu. Da, — Hang vom dort her nicht Eisen gegen Stein? Doch wohl nicht. Es ist alles still, nur die Wachtel ruft. Aber, be, da figen zwei unter dem Baume und — =­­sigen auf dem Grenzsteine, den die Alten eben ausgraben und beseitigen wollten, um den Kindern zu sagen: „So, der Plan ist euer. Soll niemand mehr sprechen, da hört der eine auf, da fängt der andere an." Der Heinert findet zuerst die Sprache: „Du, du, ja, was soll man da sagen?“ schreit er seinen Sohn an. „Gar nix, Vater. Das ist in Ordnung.“ „Den Dreh ist's," grollte der alte Grieser. „Wir sind auch noch da.“ „Freilich“, mischt sich dessen Marie ein, „sogar da auf dem Nußbühl.“ Und schelmisch, sich von einem zum andern wendend: „Warum habt ihr denn eure Haken mitgebracht?“ „Geht dich nichts an. Ist unsere Sache.“ „Aber es gilt uns,” trägt die Marie lachend. Da sieht der Grieser den Heinert an: „Was meinst du, Nachbar?” „Was du meinst.“ „So, dann mein ich hast, wir sind auch noch jung rg um was von den zweien ihrer Dummheit zu üben.“ „Denk ich auch,“ spricht der Heinert. Und zu den zweien: „Macht, daß ihr heimkommt. Dahier wollen wir jekt fißen.“­­ Sie siken noch eine Weile, schweigen, schütteln die Köpfe, reichen die Hände: „Es ist mir sauer genug "HfWorden, die ganze Zeit her.“ Zn “Der Stein ist leer, be: "und scheint darauf, und in den Zweigen des alten Nußbaums raunen Geister, gute * 7 Dienstag, den 11. Jänner 1987 — Die Frage der Herabsehung der TR Bukarest, 9. Jänner. Die Meldungen mehrerer Blätter über die bevorstehende Herabsetzung der Dienstpflicht auf 18 Monate sind verfrüht, da die Frage erst vom Obersten Rate­­igung durc­hberaten werden muß. für Landesvertei­ In Fachkreisen bemerkt man hiezu, daß eine der­­artige Maßnahme vom finanziellen Gesichtspunkt­­wegen der großen budgetären Ersparnisse zwar vor­­teilhaft, vom militärischen Standpunkt jedoch nur dann zulässig sei, wenn sie gleichzeitig von einer intensiveren Ausbildung der Mannschaft be­­gleitet würde. Die Eröffnung des Br Wach EL bs London Newyork London, 9. Jänner. Alle Blätter bringen aus­­führliche Berichte über die Eröffnung des drathlosen Telephondedienstes London-Newyork. Der Direktor des Generalpostamts in London und der Präsident der amerikanischen Telegraphen- und Telephongesellschaft tauschten als erste Teilnehmer Begrüßungsanspra­­chen aus. Hierauf begann der Privatverkehr. In den ersten 75 Minuten wurden zehn Gespräche geführt. Die Redaktion der „Evening Standard“ berich­­tet, daß bei einem acht Minuten dauernden Gespräch zwischen ihr und der Redaktion World“ die Verständigung so gut war, der­art da­ni­ eine einzige Rückfrage übrig wurde. Laufe des Nachmittags wurde auch ein Inserat­­ der hiesigen Tabakfabrik zur Veröffentlichung in den „New York Times“ telephoniert. Zwischen den Ban­­den wurden Wechselgeschäfte vollzogen. : ° " - : . ; 5 * - - -. - -/ Entspannung in Hankau Ein Abkommen der Engländer mit den <inesischen­­ Behörden London, 9. Jänner. Das Reutersche Büro er­­fährt, daß nach den Testen aus H­ankau eingegan­­genen amtlichen Meldungen sich die­­inesischen Be­­hörden damit einverstanden erklärt haben, alle <­i­­nesischen Truppen aus dem Gebiet der britischen Konzessionen zurückzuziehen. Das britische Konzessionsgebiet wird dann unter der Kontrolle der britischen Polizei und der Polizei der ehemaligen russischen und deutschen Konzessionsgebiete stehen, die von einem sowohl aus Chinesen wie aus Auslän­­­­dern­ bestehenden gemischten Ausschuß verwaltet wird. "Es ist vereinbart worden, eine Belästigung britischer Staatsangehöriger in­ Zukunft nicht mehr zu dulden. ° Unter dieser Voraussetzung rechnet man damit, daß die britischen Staatsangehörigen ihre "Geschäfte wieder aufnehmen werden. °

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