Der Nachbar, 1905 (Jahrgang 57, nr. 4-31)

1905-01-22 / nr. 4

».«.. sys- 7 -'-s««'·.7.»sc».’ »Es-OF H Fleisch und Welt,kisschesIpot­t des Propheten Habakuk, des Apostels Pau­lu­s,des Reformator­s­ Luther:Der­ Ge­­rechte­ wird seine.Glauben­sleben Nmtsaß waN als einmal bedenken müssen, was Gerechtigkeit, was Glauben, was Leben im Sinn der heiligen Schrift bedeutet. Nicht von Gerechtigkeit vor Menschen ist hier die Nede, die m­an im gewöhnlichen Leben Rechtschaffenheit nennt, sondern von der Gerechtigkeit vor dem heiligen Gott; solche Gerechtigkeit ist nur einmal auf Erden erschienen: das Leben Jesu Christi in seiner Liebe und Demut und seinem volkommenen Gehorsam ist die wahre Gerechtigkeit. Für uns findige Menschen ist aber seine andere Gerechtigkeit möglich als durch Vergebung der Sünden. AS der Pharisäer und der Zöllner im Tem­pel beteten, war nicht der rechtschaffene Pharisäer der Gerechte, sondern der fündige Zöllner, demn er wurde gerechtfertigt. Die Rechtfertigung aber kon­mt aus dem Glauben, wie die heilige Schrift schon von Abraham sagt: Er glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. Dieser Glaube ist ein Absehen von allem, was vor Augen ist, ein Surüchweifen der Einreden des Verstandes, ein unerschüttter­­­liches Festhalten an dem, was Gott uns zugesagt hat. Und seit die Gnade Gottes si geoffenbart hat in Christo, heißt Glauben zu viel als Festhalten an Christo. In einem alten geistlichen Liede Heißt es:­ch verberge mich in dich, was fan da verlegen mich? Das ist die Sprache des Glaubens. In einem alten geistlichen Buch heißt es: Wenn Gott die­­derdammen will, so Sprich: Den Tod meines Heilandes der Christi stelle ich zwischen mich und meine Sünden, den Rahm seiner Leiden bringe ich für den Nurhm, den ich selbst an dir Haben sollte — das ist das rechte Bekenntnis meines Glaubens. Und wer durch diesen Glauben jenem Zöllner gleich gerechtfertigt ist, der hat in Kraft dieses Glaubens das Leben. Von einem Tage zum andern dahingehen mit einem Stachel im Herzen, nämlich mit der Auflage des bösen Gewissens, in jeder Trübsal eine Strafe sehen müssen, das Angesicht Gottes mehr meiden als suchen, end­­lich einen Tod ohne Trost und Hoffnung vor fie Haben — 048 ist Fein rechtes Leben. Aber Frieden mit Gott haben, in der Gottesfindschaft stehen, stets des Heilands sich ge­­troffen, das heißt wahrhaftig leben. D möchten wir es immer mehr erfahren, daß, was uns von der Gottent­­fremdung zur wahren Gerechtigkeit bringt, aus dem innern Unfrieden und der Hoffnungslosigkeit zu einem Leben in Frieden und Hoffnung, nichts anderes ist, als ein einfalt­­voller, treuer, starrer Glaube! Amen. 26 4 s verstanden hat. Aus Poktur Luthers Lebensfweisheit, as 1. Zur Einleitung, Je viel weiß unser evangelisches Volk von feinem­­ Luther? ES singt feine Lieder, lernt feinen EM Katechismus, lest feine deutsche Bibel; es Kin íja in Hundert aund über hundert Bildern mit­ dem aufgesc­hlagenen Bibelbuche in der Hand und trägt die Züge seines männlich tapferen Antliges in seinem Herzen; ja wie nur je sieht, behwundert, liebt er in ihm seinen Helden, den streitbaren Gottesmann, der ihm das Evangelium t­iedergewonnen hat, und alle die sehmählichen Lügen und Berleumdungen Noms haben daran nicht das geringste ändern können. Er rennt also seinen Luther, er weiß, was es an ihm hat. Und Doch weiß es von diesem seinem größten Sohn, von diesem geistesmächtigsten Lehrer der Ch­ristengemeinde seit der Apostel Tagen noch viel zu wenig.­­ Wohl haben die Gelehrten seine Schriften nach allen Rich­­tungen Hin­­ach­forscht: wer möchte die Bücher alle auf­­zählen, die über diesen einen Mann schon geschrieben worden sind? Ihrer ist Legion, und er findet dabei die hohe Wissenschaft ihre Rechnung wie der einfache Sinn und das findliche Gemüt. Allein auch heute noch ist unter Luther von den Gelehrten nicht ausstudiert; es gibt noch immer von ihm viel zu lernen. Wenn er aber den Gelehrten ein Gelehrter sein konnte, wir wissen, am liebsten und am meisten redete er zu seinem lieben deutschen Volke, und er redete mit ihm, wie es vor ihm und nach ihm feiner twieder Er ist unsers Volks Prophet: er kann Donnersworte reden so erschrecend und gewaltig wie einer der alten Propheten Israels, und dad­­­ann er ebenso freundlich locten, überzeugend lehren und gemütvoll scherzen. Ein berühmter katholischer Gelehrter, Döringer, der ihn früher sehr feindselig beurteilt hatte, hat sich schließlich doch zu einer ganz andern Meinung befehrt; er sagt von ihn: „Es hat nie einen Deutschen gegeben, der sein Bolt , so intuitiv verstanden hätte und wiederum von der Nation so ganz erfaßt, ich möchte sagen, aufgesogen worden wäre wie dieser Augustinermönc von Wittenberg. Sinn und Geist der Deutschen waren in feiner Hand wie die Leier in der Hand des Kümstlers.”­­ Aber darum sollte man unsern Luther freilich auch noch ganz anders fennen und viel öfter hören. Er ist ja auch ein gottbegnadeter, großer Meister in der praktischen Lebensweisheit, wie sie uns täglich und stnndlich nötig ist. Was das Evangelium ums fi­. die großen und Heinen Dinge des täglichen Lebens jagt, wie es ums Diese Welt ansehen lehrt mit ihren natürlichen Ordnungen und Gütern in Staat und Haus, in Arbeit und Beruf, in Natur und Kunst, in Freunde und Leid u. a., das hat unserm Rolfe Feiner so tief und eruft, so rar und überzeugend und zugleich so herzgewinnend, anscehanlich und gelehrt wie unser Luther. Kurfürst Johann Friedrich, der standhafte Befenner des lauteren Evangeliums, hatte fon recht, wenn er äußerte: „Doktor M. Luthers Bücher geben durch Mark und Bein und haben reichen Geist in sich; denn wenn ich gleich einen Bogen von anderer Then legen Schriften lese und nur ein Blättlein Luthers dagegen Halte, so befinde ich mehr Safts und Krafts, auch mehr Trosts darin denn in ganzen Bogen anderer Stridenten.“ Da, t wenn wir seine Schriften aufschlagen, so tun sich uns wahre Schäge treffendster und Föstlichster Weisheit auf, und sie sind alle der großen Schagfammer unsers Gottes entnommen, feinen Heiligen Worte. Welch ein unerschüpf­­lichter Schag für unser Leben das Wort unsers Gottes ist, twelch frisch und lebendig sprudelnder Duell der Erquidung, welch Helffeuchtendes Licht für den Weg zu unsern Füßen, unser Luther mag uns das lehren. Denken wir aber daran, wie lange das alles der Christenheit vorenthalten, wie die Duelle verschüttet, das Licht vom Leuchter Heruntergestoßen war, wie unser Luther das Wort­ und die Weisung unsers Gottes für unser Bolt förmlich neu entdecken mugte, dann begreifen wir, daß das Reformationsiwerf eine Gottestat war, daß es nicht nach dem Bortag und in der Kraft eines Menschen vorgenommen und durchgeführt werden konnte. (Nachhruch verboten), BERNER Er TB NR END ai SÓ Ő Eta báetén nr ENT |

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