Deutsche Tagespost, Oktober 1919 (Jahrgang 12, nr. 223-245)

1919-10-23 / nr. 242

: : - . 2 EERTRTRTHTETT ELTERN RT NN Hermannstadt, Donnerstag B. ELTERN ER, aan verirt ftete verdichtende Mißtrauen zurück. Ich möchte sehen, wer sich ausschliekt von der ungeheuren Mehrheit der Deutschen, wenn die NeichBregie­­rung, getreu ihrem aufenpolitischen Programm, den Ruf ergehen lädt: für den friedlichen Aufbau, für Die Bölterverständigung, gegen die gewissenlosen Brunnen oder­­gifter des Chaupinismus. Die Rede des Neid­ekanzlers, die schon an verschiedenen markanten Stellen lebhafte Zu- Stimmung des Hauses gefunden hatte, wird am Schluß mit lebhaften­ Beifall aufgenommen, der jedoch durch Zischen von rechts unterbrochen wird, worauf erneuter Beifall eingeht. Parteierklärungen. Dr. Betersen (Demokrat) legt die Gründe dar, die die demokratische Partei zum Wieder­eintritt in die Regierung veranlaßt haben, 4 seien vor allem vaterländische Grü­nde, die über dem P­arteistandpunkt stehen. Redner wendet sie in längeren Ausführungen gegen die Rechte. Scheidemann führt aus: In der ja­­lichen Beurteilung de uns aufgezwungenen Ges­waltfriedens besteht seine Differenz zwischen dem Reichskanzler und mir, und ebenso nicht zwischen den Parteien des Hauses. Die Propaganda der­­ sogenannten Nationalen für das­­ Gestrige ist Das Wort muß sehen, daß die neue Demokratie neue Wege “, eröffnet zu neuen Bestrebungen. Der Feind steht »rechts. Ich wollte, ich könnte sagen, er steht nur­­ rechts, “wollen, sobald die monarchistische Gefahr da 50 wird er zu spät sein, Ich richte den Dringen­­den Appell nach Sints, die Arbeiter mögen sich vorläufig Hindern Die ·«nicht selbst zerflekschsek«..­. -unabhängigen Fi­yrysx jede Einigung.(Lärmende­­ Zwischenrufe bei den Mai-hängigen Sozialdemos Dag Mitbestimmungsrecht und das Ein- Spruch­recht der Arbeiter sind eine Forderung, “von der wir nicht abgehen können. Nedner schließt "mit den Worten: Die V­ollegen offen, Die Die * Siegermächte von uns trennten, bleiben Die unsrigen. (Beifall) Wir verzichten auf eine ges­paltsame Wiedereroberung, aber darum muß "ein anderes Mittel einfegen: Die Revision dieses * Friedens. (Beifall) ‚Die Wiederkehr der Monarchie. Graf Pojadomwijti (deutschnational)­­ führt aus: Wenn die Wahlen einmal eine mon­­archisch gesinnte­ Mehrheit bringen würden, so wäre die Wiederkehr einer Monarchie ‚nicht unmöglich; aber eine solche Monarchie ‚ müßte vieles aus dem secht Bestehenden über­­­­­nehmen (Hört! Hört -Pufe.) . Seht Denten wir an seinen 18. Brumasre,­­ ein Napoleon, der aus einem siegreichen Kriege­­ zurücehrt. 305 (Zentrum) erlläd­: Nach außen müssen .. wir eine Kulturpolitik betreiben, die auf moralische Eroberungen ausgeht. Unser Nationalgefühl muß gereinigt werden von den Schladen, die ihm noch anhaften. Unsere Behandlung bezüglich des eis von der Nechten bis zur gung .Ausschlusses von Dem­«tschösterreich­­,»pfind­enwiruile, ·äußerstenLinken-c.spisseixxeDemüti .und Kräukuteg.Die Frage Deutsch öfterreichs z«w·ird.dadurch abeen ietzt aus­ der Welt geschafft, -sie bleibt fü­r die Z­ 1kunf·tbesteht-Js. » Die rote Armee räumt Vietersburg. Lyon, 22. Oktober. Die roten Truppen räumen Petersburg und die Arbeiter und Ge­­werbetreibenden erhielten Befehl, die Stadt zu verlassen. (B.B.) Stocholm, 22. Oktober. Die Note der Alliierten bezüglich der Blockade Sowjetrußlands hat in Petersburg, wo die Bolschewiken sich in verzweifelter Lage befinden, großen Eindruck ge­macht. Die Bevölkerung erwartet ihre Befreiung von der gegenwärtigen Herrschaft. (B.­B.) Amerika und Die Fiumaner Frage. Rom, 22. Oktober. Das Mitglied des amerikanischen Kongresses Mr. Tinkan hat der Kammer einen Antrag überreicht, in dem ver­langt wird, daß die amerikanische Regierung in der Fiumaner Frage nicht interveniere. (P.-B.) gefährlich, traten,­ weil Wenn sie Mißtrauen tät, sich Die Arbeiter exit vereinigen « ist, | } Uns fehlt vor allem s­«­ ­­ Deutschösterreich. Das deutschösterreichische Kabinett tritt zurück .Wien,22.Oktober»Nach der Ratifizierung des Friedensvertrages wird Renner und das ganze Kabinett demissioksieren. (P.-B.) Magyarische Zollbehörden gegen Deutschöstene in Wien,22.Oktob­ oer.Die österreichische ·Pressever·zeichnet mit befremden die Tat»sache,­­daß Ungarn noch vor Unterzeichnung de FFrte­­"dene gegen Oesterreich Zollbehördenein gesetzt habe und diese füh­ jede aus Oe­sterreich ges (T.­A.D .brächte Wate eine­ Taxe einheben­ sNentrale Bewegung zur­ Wiederher­­stellung deezskronenkurses. Wien,22.Oktober.Alle größeren Banken der zeutralen Staaten haben im Einverständn­is «mit der österreichisch zivil Regierung ein­eAEttpy ’zur Rehakxiliti­­kisngdeeKroxke einelettet.Die mit der Approvisionierung Oesternichs bestruten Ententemissionen unte­rstützen aus allen Kräften­­ diese Aktion­,da bei dem heu­tigen Kurs der Österreichischen Kzone Oesterreich für die geliefer­­ten ebensmittel seine entsprechende Anleihe ge­­währt werden könne, da diese Anleihe in Kronen enorme Summen ausmachen würde. (TR. D.) + Bon der Friedenskonferenz. &ir Eleark Vertreter der Entente in Ungarn. Dienpeift, 22. Oktober. Für Donners­­tag wird die Ankunft Glearts erwartet, der von der Friedenskonferenz zum bevoll­­mächtigten Vertreter der Entente für Ungarn ernannt wurde. X. D.) Die Durchführung Des Friedensvers­trages mit Deutschland. Lyon, 22. Oktober. Die mit der Ueber­­wachung der Durchführung des Friedensvers­trages betraute interalliierte Kontrollommission wird demnach­ in Berlin eintreffen. Si­e besteht­­ aus 400 Offizieren. und 8­513 9000 Mann. (B«-3.) Beiehung Ditthraziens der alliierte ANTON­ext« Lyon,22.Ost-Jiscs2«.Ostthyrazierx,das von den Bulgaren im Sijkxxe des Friedensvertrages geräumt wird, wird von dem alliierten Truppen unter der Führung des Generals Charpj beiekt. U . (P.-B.) «Verfägäedegaiskä kåaxizrichtet». Die Armee Jubeikit FØv vor Petersburg. Lyon,22.Okt­ober.«Die Armee Judenitschs befindetU sich isarkådisch vor den Toren Peters­­­burgs.Nach Goltschjna be setzte sie Kkasgiselo und Krasuigor. % a­uw „Dentiges Tagespan" Er Nee ame programmrede des Abgeordnetenkandidaten Dr. Hand Otto Roth. (Gehalten in der Wählerversammlung vom 20. Oktober 1919 in Schäßburg.) (Schluß) Die spätere politische Entwicklung in Rus­mänien kann wohl niemand voraussehen. Umso bedeutungsvoller ist für uns Sachsen und alle übrigen Deutschen Großrumäniens der möglichst baldige und enge Zusammenschluß. Sowohl Die Schaffung des Verbandes der Deutschen in Großrumänien, als auch das deutsche Wahl­­p­ogramm haben das Ziel, das gesamte deutsche Bolt ohne Nacsicht auf seine soziale Gliederung als Einheit zusammenzufassen. Unsere Volks­­politik soll nur die allen Schichten gemeinsamen nationalen Lebensäußerungen umrasen und will nicht Stellung nehmen, für ein bestimmtes so­­ziales Programm. Der Ausgang des Weltkrieges hat al­leuen Necht gegeben, die schon früher den Standpunkt vertraten, aus Erfahrung wußten, dar der Sozialismus seine antinationale Welt­­srömung ist. Er ist ein Gegner des Imperialis­­mus und des unherdrücenden Nationalismus. Er kann aber in der Abwehr — wie die tjche­­‚Hilde Sozialdemokratie gezeigt hat — sogar gesteigerten Nationalismus an den Tag legen. Engelbert PBernerstorfer beispiels­weise ist nach seinem Uebergang in das sozialistische Lager aus dem Deutschen Schulverein nicht ausgetreten und hat nachher in einem grundlegenden Werk über Sozialismus und Nation ein aufrichtiges bei­­spielgebendes „Bekenntnis zu seinem Vollstum “abgelegt. Die Reihe der Beweise für das ge­­sunde Boslsempfinden der modernen Sozial­­demokratie konnte nach den Zeignissen des legten Jahres nach Belieben fortgelegt werden. Wie die soziale Entwiclung auch immer gehen mag, der Wert der Erhaltung und Steigerung des Bollstums wird unverändert bestehen bleiben. Darum soll auch der Namen der Bollsorgani­­sation ber nie Großrumäniens so gezogen und das Bolleprogramm derartig festgelegt werden, Daß seine Gruppe umseres deutschen Boltes im neuen Staate einen Grund haben o­, Bun­­d au ehen ald die große Mehr­­­heit ihrer Volksgenossen. E83 ist eine Lebens­­notwendigkeit gerade unseres kleinen sächslichen Boltes, Daß ihm alle jei­e Glieder in tätiger Arbeit erhalten bleiben. Die Neugestaltung der politischen Verhält­­nisse bedeutet, gleichzeitig auch eine vollständige Uenderung der wirtschaftlichen Lebensbedingungen unsere? Bolfes. Die fächsische Landwirtschaft hatte im alten Staat die Möglichkeit, die Boden­­erzeugnisse im Inlande zu guten Preisen abzu­­seßen ; ein Schußzoll wehrte­ die gefährliche aus­­ländische Konkurrenz ab. Jebt ist der sieben­­bürgischen Landwirtschaft im eigenen Lande ein gewaltiger Wettbewerber erstanden. Der Boden Alteumäniens und Bessarabiens ist auf weiten Flächen außerordentlich fruchtbar und bietet auch ohne Düngung und besonders intensive Bewirt­­schaftung überreiche Ernten. Die Folge davon aber ist, daß zur Produktion auch bedeutend weniger und billigere Arbeitskräfte notwendig breide aus Rumänien zur Ausfuhr gelangt sind. Die Konkurrenz gegen diese landwirtschaftliche Pro­­duktion kann Siebenbürgen nicht aufnehmen. So ist unsere Landwirtschaft denn gezwungen, ihre bisherige Körnererzeugung zu beschränken und sich immer mehr auf den Futterbau und die intensive Tierzucht einzurichten. Aber auch dann wird­­ notwendig sein, in herausschauender Handelspolitik der siebenbürgischen Landwirtschaft ein reiches und wirklich ausnahmsfähiges Ab­­faßgebiet zu Schaffen. Nach aller Voraussicht wird eine gesunde Handelspolitik den Weg in die Siebenbürgen unmittelbar angrenzenden west­­lichen­ Staaten nehmen müssen. Die Hoffnung auf den lebhaften Kellanuns unserem Gewerbe und unserer Industrie. Die, noch im Frühling Dieses Jahres in und allen wach war, it in sester Zeit durch eine ganze Reihe betrübender Erscheinungen statt beein­­trächtigt worden. Es ist seine Dankbare Sache, us für den Kapitalismus eine Lanze zu techen. Aber wir leben in einem ausgesprochen kapitalistischen Staat, der seinerlei Absichten hat, die kapitalistische Wirtschaftsordnung in seinem Bereiche abzubauen. Da müssen wir denn von ihm auch verlangen, daß er eine klare und folge­richtige Wirtschaftspolitik treibe. Wenn die Ne­­gierung die wirtschaftliche Zukunft Siebenbürgen tatsächlich auf der Stärkung­ und Vermehrung der Industrie aufbauen will, so müßte sie auch bestrebt sein, die Einfuhr von Nähstoffen und Maschinen in großzügiger Weise zu fördern und zu organisieren. Anstatt diese Maßnahmen in die Hand zu nehmen und zu ihrer Durchführung einen­ großzügigen Blan zu verfolgen, tut sie nichts, um die vollständige Verelendung unserer Kronenvaluta aufzuhalten. Die Tatsache,­ daß wir­ zu essen haben, darf niemanden leichtsinnig machen. &e­it vor kurzem an hoher Stelle das Wort gefallen, daß Die Verelendung der Baluta und die Vernichtung der Kriegsanleihe eine gerechte Strafe für die politische Stellung­­nahme eines großen Teiles unserer Bevölk­erung bedeute. . E83 muß dagegen im Namen der Ge­­rechtigkeit und der guten Gesittung Verwahrung eingelegt wer­den.. Dan ist in einem gewaltigen sind, sodaß bisher immer große Mengen Ge­­irrtum befangen, wenn man annimmt, daß durch staatliche Maßnahmen ohne weiteres fünftlich eine Industrie geschaffen werden kann. Dazu gehört außer dem Kapital auch Organi­­sation, Erfahrung und Arbeitskraft. Es ist vor kurzem in unserer Breite das Wort von der­­ „Sabotage der Kapitalisten" ausgesprochen worden. Das ist wohl düs ne Mittel im Kam­pfe um den kn­­aftlichen estand. Die Zerstörung unserer Valuta aber wird in feßter Folge tatsächlich zum Stillstand unserer­­ ge­­samten Erzeugung führen müssen. Die Ber­­eiendung unserer Währung ist nicht bloß ein wirtschaftlicher Schlag für die bejikenden Be­­völkerungsschichten, sondern bedeutet vor allem die Vernichtung des stärksten Instrumentes der bestehenden Wirtschaftsordnung. Sie macht nicht nur Menschen arm, sondern sie zerstört auch be­­stehende Unternehmungen, die die Hauptelemente der staatlichen Wirtsaft sind. Das ist der Ge­­sichtspunkt, von dem aus die Staatsführung die gesamte Frage beurteilen müßte. Auf der einen Seite zahlt Staat und Gesellschaft im Acht­­stundentag und den gewaltigen Lahnerhöhungen den gerechten Tribut an die soziale Entwicklung, andererseits aber führt Die Bezeichnung der Baluta und die handelspolitische Kopflosigkeit ein wirt­schaftliches Unternehmen nach dem anderen den englischen und amerikanischen Kapitalisten in Die Arme. Die Entwirlung wird weitergehen. Wann aber wird Die Regierung endlich einsehen, daß die Beresendung der Baluta legten Endes nur dem Staate und immer wieder nur dem Staate den größten Schaden bereiten muß? Eine andere schwere Sorge für unser Wirt­­schaftsleben ist die immer größer werdende Gefahr für die Öfterr.sung. Kriegsanzeige. ES it noch nicht bekannt, welchen endgültigen Standpunkt die Regierung in bdieser Frage einnimmt. Aber auch hier sind große allgemeine Interessen auf dem Spiel, die erhöhte Beachtung verdienen. In Tiepechoslowatien bilden sich Kriegsanleihevereine, um der Regierung zu zeigen, wie groß die wirt­­schaftliche Macht ist, die hinter den Beichnungs­­gruppen steht. Wir könnten dieses Beispiel auch befolgen und würden als Mitglied in dem großen Kriegsanleiheverein auch die Czernowißer griechisch­­orientalische Metropolie finden, die allein fast so viel gezeichnet hat, als das halbe jächsliche Voll. In der Baluta- und Kriegsanzeigefrage ist die allge­meine Wertschwankung wohl die größte Gefahr. Sie muß in legter Folge — wir sehen es von Tag zu Tag immer klarer und deutlicher vor und — zur Demoralisation des redlichen Kau­­mannsstandes führen. Das aber ist ein Uebel, das rebt wie Pilze überall aus der Erde schießt Wenn ich für mein Volk auch­ nie gefürchtet habe, bei dem einen Gedanken wird mir ban ums Herz, der Boden unter unseren Füßen is leicht und schlüpfrig geworden. Sächsliches Voll, nimm Dich in acht, es geht um deinen Bestand ! Die Redlichkeit und Anständigkeit unseres Bürger­­und Bauernstandes ist unser teuerstes Gut, Das wir mit aller Kraft zu verteidigen und zu be­­wahren haben. > Geehrte Wählerversammlung! Meine Er­örterungen haben mich wieder zu dem Ausgangs­­punkt meiner Betrachtungen zurückgeführt. Die erhaltung interes­s an seine Zukunft. Meine Vaterstadt, die ich Die Ehre Haben werde, in der geießgebenden Ver­­ammlung zu vertreten, liegt im an der ächsischen Siedlung und­­ ist bekannt und geachtet wegen der strengen Lebensanschauung und des vorbildlichen Bilichtbewußtseins ihrer Bevölkerung. Wenn ich etwas in ihr vermisse, so ist «3 der ee wirtschaftliche Zug, der gegenwärtig durch­­ viele unserer sächsischen Städte geht. Ich kann mich täuschen. Vielleicht sind die Männer schon an der Arbeit, uns machen sie nicht viel Rufe lebens von ihr. Mein Bestreben wird jedenfalls reim, die natürliche führende Stellung der Stadt und des Bezirkes Schäßburg im Mittelpunkt unseres sächsischen Siedlungsgebietes mit allen Kräften zu fördern. Sooffentli­ wird der Sachsentag auch äußerlich der Anfang eines neuen Aufstieges unserer Vaterstadt und ihrer arbeit­­samen Umgebung sein.­­ 2 Der Ausblick in die Zukunft ist für einen Politiker immer schwer. Wenn er Eng ist, wird er nicht zu viel voraussagen und versprechen. Besonders schwer aber ist es, in einem Augenblick die Entwicklung voraussehen zu wollen, wo man in ein neues Staatsleben eintritt, in dem für uns noch fast alle unbekannt ist. Die Haupt­­these für mich ist im gegenwärtigen Augenblick die Einigkeit, die absolute Geschossenheit des sächsischen und des deutschen Wortes in Rumänien. Wir machen jet nicht Bolitit im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern schaffen Lebens­­grundlagen für unsere ganze spätere Entwicklung. Es wird noch viele Widerstände geben und manchen snweren Kampf. Die entscheidende Frage wird wohl sein, ob die Mehrheit des rumänischen Bolfes in Zukunft auch die Klugheit und staats­­männische Hinsicht der Heutigen rumänischen Führer in Siebenbü­rgen haben wird. Als Pflicht gegen uns selbst müssen wir aus der Entwicklung aber die Solgerung ableiten, daß sich das sächsiiche Bolt ohne Einschränkung auf den Boden De demokratischen Gedankend im gesamten Staats­­leben zu stellen hat. Das Hoffnungsvolle für und Sachen ist — wie immer unser Schicjal sich sonst auch gestalten möge — die Vergrößerung unseren Lebensbodens, die Vermehrung unseres Bolfes durch die Hunderttausende unserer schwäbis ichen, Bulowinaer, bessarabischen und Dobrud­­schaer Volfsgenossen. E83 ist, als ob ung das Schicsal im Zeitpunkt der größten Bedrängnis gleichzeitig auch das größte Geic­ent in den Schoß gelegt habe, das wir seit unserer Ein­­wanderung empfangen haben. Wir wären nicht das alte erprobte Kolonistenvoll, wenn wir Darin nicht unsere Rettung, unsere Hoffnung sehen würden ! Das Vertrauen meiner Baterstadt it für mich eine hohe Ehrung Pie die größte Verpflichtung. Ich bin dankbaren Herzens bereit, je zu übernehmen, ‚ versammlungen, statt, in denen sich der Abge­­­­ordnetenkandidat des Hermannstädter ländlichen­­ Wahlkreises, Universitätssekretä­r Dr. Julius Drendi, seinen Wählern vorstellte und seine­­ Programmrede hielt. In beiden Orten ver­­sammelte sich Groß Schneegestöber und Grunds­­ofern lau­ch auf den Straßen eine ansehnliche Bauhdrerschaft und folgte den Ausführungen des Redners mit gespanntester Aufmerksamkeit. Der ae. der zuständigen Streit- bzw. Befall­ausschüffe wurde durch Lebhaften Zuruf einhellig angenommen und die durch das Gesäß herae­­fchriebene Anmeldung von der erforderlichen Anzahl von Wählern unterfertigt. Die Wahl des Be­werbers kann als gesichert betrachtet werden. In Michelsberg eröffnete die V­ersammlung in der evang. Kirche Pfarrer Michaelis durch eine herzliche Begrüßung und Empfehlung Dr. Drendis, der hierauf in klarer Dar­­stellung ein objektive Bild der gegenwärtigen politischen Verhältnisse entwickelte, wie sie sich seit den Novembertagen des vorigen Jahres ge­­staltet haben. Die Karlsburger Beischlüffe. Die Mediafcher Tagung, das gemeinsame Wahl­­programm der Deutschen Großrumäniens würdigte der Redner nach ihrem Ursprung und nach ihrer Bedeutung für die Zukunft des sächsischen Volkes und des neuen Vaterlandes. Mit gebüihrendem Dank gedachte er auch der erfolgreichen Be­­mühungen des Sächsischen Nationalrates, wodurch manche Härten besonders in dem Del­etgefeg über die Agrarrefor­m beseitigt werden konnten und zollte Die verdiente Anerkennung auch dem offenkundigen guten Willen der führenden Männer im Regierungsrat, der mit unverkennbarem Ver­­ständnis die mannigfach sich­­ durchkreuzenden Interessen der Nationen auszugleichen bestrebt ist. Die Versdönlichkeit Dieser Männer biete Die zuverlässigste Bürgschaft für eine gedeihliche weitere Entwiclung des Staatswesens, das in seiner neuen Gestalt von Grund aus aufgebaut der Konstituante bevor, die als verfassunggebende Körperschaft ihren Mitgliedern die Lösung un­­geheurer Aufgaben zur Pflicht mache. Nebner selbst habe sich anfänglich nur zögernd dazu entschlossen, bei dieser Arbeit mitzutun, da er in den letten Jahren nur weniger unmittelbar am­ politischen Leben sich aktiv beteiligt habe. Das naheliegende Bedenken, daß niemand zweien Herren dienen könne, habe er aber dann über­­wunden, indem er sich sagte, daß er in seiner Berufstätigkeit wie auf dem Boden des P­arla­­mente tüglich doch einem Herrn Diene, dem sächslichen Volt. Mitbesti­mmend für seinen Ent­­schluß, Ah zur Verfügung zu stellen, sei auch der Umstand gewesen, daß er die rumänische Sprache soweit beherrsche, daß er den Verhand­lungen der Kammer folgen und sich schlecht und recht, in landesüblichem Siebenbürger Idiom i­n der Verhandlungssprache auch ausdrücken nie. „Staatssekretär Korodi, der als lang­­jähriger politischer Freund Dr. Drendis diesem das Geleit gegeben hatte, sprach sodann über die Persönlichkeit des Nogeordnetenkandidaten, werden müde. Die Hauptarbeit stehe aber noch der noch vor Jahren mitgeholfen Habe, die Ver­­ständigung mit dem rumänischen Volke vorzu­­bereiten, als­ er gegen dessen Vergewaltigung mit männlicher Offenheit auftrat und fi bahn einen politischen Prozeß zuzog. Der i­ und seiner Familie materielle Existenz aufs Schwerste erschäu­terte. Trewe kennzeichne diesen Mann vor allem, und treuer Männer bedürfen wir in dieser Zeit vor allem, um die Güter zu Iringen, die uns duch den geschichtlichen Um­­schwung zuteil geworden und die etwa in Zu­­kunft bedroht werden könnten. Redner schloß mit der Mahnung, daß wir uns durch unlieb­­same Einzelerscheinungen im privaten und öffent­­lichen Leben nicht irre machen lassen, denn der Mismut sei ein schlechter Berater im Leben des Einzelnen, noch mehr aber im Leben eines ganzen Volkes. Er erinnerte an das hochsinnige Wort unseres Kultusministers, daß er kein Volk Haffe, daß er aber den ablehne und geringschäge, der sein eigenes Bolistum verleugne. Wir wollen das nicht vergessen, wodurch sich die Gegenwart von der Vergangenheit vorteilhaft unterscheidet, die Beseitigung des Sprachzwangd in der Schule und im Verkehr mit den Behörden, die stärkere Vertretung im Parlament — tro& all­­gemeinem Wahlrechte werden in der Stonnsi­­tuante, Kammer und Senat, etwwa 20 Deutsche Tein —, die großzügige Unterftügung des Schul­­wesens, die Anerkennung der „Nationen“ im Segentag zu der wegwersenden Bezeichnung­ der „Nationalitäten“ von einst. Am jäh­rlichen Wort und an der neuerstandenen deutschen Nation in Großrumänien werde es in erster Linie liegen, daß diese Errungenschaft bewahrt und daß die rechten Formen für eine Neugestaltung des Bolls- und Staatslebens gefunden werden, das im harmonischen Einklang zu bringen sei. Die Bersammlung in Heltau, wo fi bie Wähler im großen Saale­bes a einfanden, leitete der dortige Notar Stein. Auch er bereitete dem Abgeordnetenkandidaten einen überaus freundlichen Empfang, und auch hier wurde D dieser, wie in Michelsberg, auch aus a­­n­­ der Wählerschaft aufs Herzlichst b­egrüßt. In den nächsten Tagen wird er Dr. Orendi au) den Hermannstädter Jnsg vorstellen, die diesem Wahlkreis ange­ ven. In Schäßburg. ER .. Schäßburg, 20. Oktober 1919. Vorsigender Dr. Johann Wolff eröffnet um 7 Uhr die auch­­ Verhandlungen mit der Militärbehörde erheblich verzögerte, stark besuchte Versammlung, indem er insbesondere auch Die Vertreter vom Lande begrüßt, die einschlägigen Verfügungen über die Presse- und Versamm­­lungszensur verliert und feststellt, daß auf Grund der dort getroffenen Einschränkungen die Mi­­litärbehörde einen Vertreter entsandt hat. In einleitenden Worten gedient er sodann der B Verdienste des gei­esenen Neid­etagsabge­­ordneten Wilhelm Melzer, dem vor bald einem Vierteljahrhundert die politische Vertre­­tung der Schäßburger Interessen anvertraut worden ist. Er sei nicht ein Mann des Wortes, sondern der Tat gewesen, und was Schäßburg, sein Wahlkreis und das sächslsche Voll, insbe­­sondere die sächsische Schule­­ und Kirche, ihm ischen Baues der opferwilligen, unermüdlichen, stillen Arbeit Stelle und verweisen hier nur darauf, D. Sch.) Die Programmrede ist in der Wähler­versammlung laute Zustimmung aus. In der Aussprache darüber weit Hilfsschulinspektor M. U. Zikeli darauf hin, daß die­ Liebe zum eigenen Volle mit der sächslichen Staatstreue nie in Konflikt kommen wird, wenn gewähr­­leistet wird, daß der Sache im rumänischen Staat als Sache leben kann, und empfiehlt, bei der Wahl einstimmig auf Dr. 9. D. Roth die Stimme abzugeben, was von der V­ersamm­­lung durch Zuruf angenommen wird. Unter dem P­orfik de Seminardirektorg Friedrich Müller, der in kurzen Ausführungen auf die hohen Aufgaben de Senats verweit, hält der Kandidat für das Senatorenmandat Symnasialdirektor Dr. Johann Wolff seine Programmrede. Seit bald 3 Jahrzehnten hat er in Schäßburg frühzeitig politisch gewirkt. Er bekennt aber, nie daran gedacht zu haben, einmal ein politisches Mandat anzustreben. Redner greift auf die Zeit vor bald Jahresfrist zurüc, da wir in düsteren Verhältnissen standen und bedacht sein mußten, unser Beben zu retten. Es ist unserer verlegten Gefühlswelt in wichtigen Besschlüfsen nicht immer Rechnung getragen wor­­den, aber wir haben den Forderungen einer zwingenden Notwendigkeit entsprochen, und unsere Söhne haben mit ihren militärischen Leistungen im rumänischen Staate mit den Rumänen das Recht der Erstgeburt erworben. Wir haben uns im Vertrauen auf die von uns gelannten Eigen­­schaften des rumänischen Volkes angeschlossen und die Tatsache, daß Die rumänische Regierung in einer jährlichen Stadt ihren Wohnsig aufge­schlagen hat, ist ein Zeugnis für das Vertrauens»­verhältnis zwischen den beiden Nationen, die bisher in Ehren mit- und nebeneinander gelebt haben. Wir werden bestehen wie wir bisher bestanden Do Der Bollsgedante, die Volfzidee ist tegreich geblieben. Das Nest auf Erhaltung­ der völkischen Eigenart ist Heilig und unantastbar. Auf den Zusammenschluß des Deutschtums in Rumänien und darauf verwesend, daß Diese Idee auch in anderen W­ollsbelangen lebe, be­­tont Redner, daß das Sachsentum berufen sein wird, in Dem neuen Staate ausgleichend zu wirken. Die sicherste Gemähe für die Zukunft liegt in uns selb­st und das Schwergewicht wird in Zukunft wie bisher in dem Leben unserer Schule und Sl­rche liegen. Die geistigen Kräfte müssen gesteigert werden, Qualität muß mehr als je Ziel für uns sein. Den gesteigerten geistigen Bedü­rfnissen, denen materielle staatliche Hilfe nie wird genügen können, ihnen m­üsten ‚gesteigerte Opfer entsprechen. Unser Schulwesen wuß auf die Berufe der­ Gegenwart ein«­gestellt werden, ohne dabei die sittliche Grund­­­lage seiner Ziele zu erschüttern. Das sächsische Bolt hat in seinen bisherigen Einrichtungen echte soziale Gesinnung schon betätigt. Unter dies­em Gesichtspunkte begrüßt Redner wärstens den Punkt des neuen Wahlprogramms, der Die Frauen zur politischen Arbeit wenigstens in bei­ratender Weise heranziehen will. Unsere Wolfsidee liegt in unserem gesunden sächslichen Egoismus und verf­uft und darum unlösbar mit unserem Boden. In ihm ruht die Kraft, auch die Not zu bezwingen. — Die Rede wird mit allge­­meiner Zustimmung aufgenommen. Ueber Antrag Diretor Müllers, der auch im­ Namen­­ des Wynethler Kreises zu sprechen beauftragt ist, wird sodann einstimmig Dr. Johann Wolff zum Kandidaten für das Senatorenmandat erklärt.­­ Nachdem noch M.A.Zikeli seiner Ueberzeugung Ausdruck gegeben hat,daß die Kandidierin Dr.WolffB die Abstattung des froßen lDanes bedeute,den sich dieser durch eine seht«dem Winter un­ter den schwierigsten Verhältnissen geleistete politische Arbeit in d­em Maße erworben habe,schließt Vorsitzender um die Bitte an die Wählerschaft,das Vers trauen uns die Ehrlichkeit ihres­ Absichten auch den Gewählteil stets zu bewahren,gegens Uhe die Versammlung. »E· « Wir berichten hier anschließend,daß am Vortage,den 19.Oktober,nachmittags Uhr, im Sinne eines Beschlusses des Schäßburger Bezirksvolksrates eine Wählerversamm­­lung in Reisch mit der gleichen Tages­­ordnung stattgefunden hat.Sie war so ge­­plant,daß auch von Schäßbur­g zahlreiche Wähler daran teilnehmen sollten,,isinsbesondere wolte der Schäßburger Muntverein sich auch Furtmusikalischen Darbietungen daran beteiligen, infolge des schlechten Wetters mußte aber dieset Ylau fallengelassen werden und es begaben sich nur die beiden Kandidaten Dr.J.Wolff und Dr.­H.O.Roth und die Leitung des Schäßburger Volksrates nach Reisch.Die Veks­­sammlung,die außer von skeisv auch von Bers­treteku aus Arkeden,Deuudorf, Deutsch-Kreuz und Klosdorf bes­­ucht war,wurde bei schoner Beteiligung in­ der Kirche abgehalten.Nach den Programms reden der beiden Kandidaten erstattete Seminars­direktor Friedrich Müller einen eingehen­­den Bericht Über die Agrarreform, und daran schloß si­e eine rege Aussprache, an der sich auch­ die Landbevölkerung beteiligte. Schließlich wurde vom Borfigenden Dr. 3. Wolff auf die schwere und mühselige Tätigkeit Hingerwiesen, die der deutsch-sächsische Nationalrat für Sieben­­bürgen bisher habe entfalten müssen, und daß er diese auch in Zukunft nur unter nachhaltiger moral­ischer und materieller Unterftügung der breiten sächsischen Volkskreise werde entfalten können. — An die Wählerversammlung schloß sich ein gemütliches Beisammensein im kircht­lichen Gemeindehaufe mit den üblichen Reden.­­ Vorbedingung aller guten. ist Die Gesund­­olistums und der Glaube Wählerversammlungen in Michelsberg in Chettau. Bei denkbar ungünstigstem Wetter fanden am Sonntag in Michelsberg und Heltau Wähler- g ro Rr. 242

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