Deutsche Tagespost, Februar 1920 (Jahrgang 13, nr. 23-46)

1920-02-01 / nr. 23

y-« f- '—­­ Schriftleitung:Hermannsladiin,Hiebenbürg­en,Riniergasse Nr. 9, Fernsprecher­­inzelnummer für Hermannstadt 80 h, auswärts 1 K­­ 60 Vani S Procuratur, Ju­pa uz­ul 118 de ce Statului Türe 5ıl. St = Berwaltung: Ar. 18. tr. 319, Z, Seteißhei K 120 °— (Lei Pk ganzjährig K 240 °— (Lei Be für Hermannstapt ohne Zustellung monatlich K 17 °, vierteljährig K 50 °, halbjährig K 100 ° — Großer x ‚28. Hermannitedt, Sonntag Den 1. Februar 1920. IIIUIIHIraiiexMitZustelluusoderssostveriasdmsnatlichksls—(soi10·50),Viertelij Cosähcizxi ee ganzjähr u ch ew 1Sgasse, 3 & XI Sahne Der Separatisuns, Der Minister a. D. Dr. Jang Klein ver­­öffentlicht in der „R. 5. P“ einen Aufiaß über die Erscheinung des Separatism­us, je allgemeine Ausführungen wir hier folgen lassen: Der denzjoösterreichischen Repnöolit machte von ihrer Begründung an eine Ernennung zu schaffen, aus der auch­ die Hauptschwierigkeiten der neuen Verfolgung entspringen: Der Bug zur möglichsten Verselbständigung der einzelnen Zeile oder Glieder de Siauted, Der Separatismus, wie man diese Erigeb­ung zu nennen pflegt. Vor dem Kriege war der Blaube an den Sinai unbegrenzt, Alis Hatte in ihm seinen Ursprung. Diese Welle ging über den ganzen S­ontinent, Koch England blieb davon nicht unbefährt. Im Kriege steigerte sich Das zur Allmacht des Staates. Sie ist noch im frischen Erinnerung und jeder­­mann weiß, wie herrlich Dieser Zustand war. Am Ende des Krieges wechselte mit einem Schlage die Szene. Nicht die Voller Gaben den Krieg verloren, sondern die Staaten. In den besiegten Ländern, Rußland eingerechnet, sind man Die einzelnen, das Wald obenan. Wie früher die Staatsverehrung, geht nun eine ebenso unwider­­sehliche Welle des Separatismus Durch einen Keil von Europa. In allen Entwicklungsform­en und Graden, als Absiut wie als vollendete Tatsache, ist es in Deutschditerreig zu beobach­­ten. Vorarlberg will sich ableiten, andere Länder wollen von Giant und Staatsregierung tunlichst unabhängig werden, Sünde Städte und Beziste jcyliegen fi gegenseitig ab ulm. Im gidgeren Wippstabe zeigte fi der &e­­pasotism­us im Deutschen Heid­e, in dem Ötanten­­gemenge auf dem Boden Des ehemaligen Kup­­land, im jiemalischen Widerstande gegen Die Bereinigung mit Dem tigeciiichen Biaate, in der Betonung Des Stvaten- und Glomwenentums im ©. 9. ©-@tonte and anderem. MUebexall ein Wille, aus Dem gegebenen Berbande hich zw Befrsten And selbständig zu Wwirden, Wine op Memggestion, für Die im Augenbliek­ jeder zw­­­gänglich ist, Aber trägt Diesen Willen aus immer kleinere Öffentliche V Verbände Zum wmindesten in Mitteleuropa ist and­ die Gesellicgaft jigon davon angefiecht. ie ji Das Staatsgebiet in eine Bnmme von krritorialen Hersigaften auf­zulßsen trachtet, ist Die Geselligaft wedei, fi­­m organisierte Menscengruppen zu zerlegen, die ebenso­lwhe Die Länder und Gemeinde in einen gewissen Bereiche für die Mnabhängigkeit vom Staate und Ermächtigung zu inzernen staat­­ligen Agenden­ verlangen. Die Ersyeinung Des Separatism­us bietet sh so ald eine ausgedehnte politische auch gr­olsgaftige Stimmrung dar, Deren gleichzeitiges Auftreten an verchiedenen Diten auf verbreitete gleige und un­rear zwingende­ Ursachen schließen läht. Sc jeffelnder wird die Sache, wenn Über Die früher genannten Zünder Hinwez ein Bid auf Europa geworfen wird, Unsexe Kenntnis‘ von Den Buständen der meisten fremden Länder ist heurigentags sehr bescheiden. Dies vorbehalten, war von einem ähnlichen Absonderungs- oder Selbständigkeitsprange in Frankreich, Italien oder Spanien einstweilen noch nichts zu lesen. England hatte zwar seine Lohnkämpfe, Ausstände usw., Doch selbst über Homerulen ist es nun ziemlich stile und aus den­­­ereinigten Staaten erfährt man ebenfalls nur von Streitigkeit über das Arbeitsverhältnis. Daraus ergibt sich eine bedeutsame Verschieden­­heit zwischen Weiten und Osten. Die Länder der lateinischen Waffe und die angelsächsische Welt it anscheinend für den Separatismus unempfäng­­lich. Die Deutschen und slawischen Länder sind ihm hingegen verfallen, und offenbar am stärksten hat er sich unter Den Deutschen entfaltet. a8 Weit au­f enge Bspiegungen d­es separatie­stischen Strevens zu Wesen, Denken und­­­­fühlen bey Weiler, sonst könnte die Erscheinung weder so allgemein sein, auch Lchussten ihre Ge­­biete sich Durihgehends mit den Stand­grenzen so jede deden. Im einzelnen Falle gesellen si ewig zu den inneren Anreizen politische oder e­wige prafitische Erwägungen. Seiner Natur nach ist aber zweifellos im Separatismus sehr viel Hegung der Wolk­e oder Geseilschaftsseele. Bewegungen, die ganze Länder oder­ überhaupt die Massen ergreifen, sind nie lediglichh verstandes­­mäßig Ueberlegtes. Diese Epidemie besser zu verstehen, macht einige Mühe. Was man als zunächst Glaub­­haftes zur Erklärung heranziehen möchte, ver­sagt. Keiner der Gegensäße, die sonst zu so­­zialem Geschehen Anstoß geben, trifft hier­zu. Derartige Berselbständigungen vollziehen sich innerhalb derselben Rasse und Nation, in Ge­bieten derselben Religion und Kultur und nicht einmal Unterschiede der politischen­­ Richtung spielen Dabei notwendig eine Rolle. Interessen haben daran bestimmt einen Anteil, ohne sie tüme man nit aus dem Ruhezustande, sie allein sind jedoch keinesfalls der Motor. wi­e vielmehr eine Wagenschatz aller separe­­tifkiigen Bergangen, Die, nicht beich Eintags­­unternehmen Mund, Daß Für je die Ungleichheit­­ bey politichen, mir ara und junfligen Interessen in Der Megel unerheblich ist. An der tigrischen und slowenischen Abfallbewegung während des Krieges ist das zum Vorschein gekommen. Die Erklärung des Mittel- und ost­­europäischen Separatismus wird auf die Ge­dichte zurücgehen müssen, denn, wenn man das Gpideniegebiet überblicht, Handelt es sh fast ausnahmslos um geschichtliche Radsäle Im Separatismus feiern ehemalige Staats und Herrschaftsgebiete oder V­ollsverbände, die bank Ueberlieferung, Literatur und Wilsen- Auferstehung. Das gilt von Steiermark, Tirol und Salzburg ebensg wie von der Mehrzahl der separatisttjgen Pläne in Rußland, Deutschland und Die Vergangenheit, allmählich zum Speol geworden oder als Verkörperun­g der alten dau­­ernden Boltsinteressen, zieht von einem bestim­m­ten Staatspirbaude ab und lud­ nach zeitgemäßer Berwhrklichung, sowie Dee Drud oder die As­geralgieh geschwunden if, die bisher Biefs­taatshoheit zu ertragen zwangen oder erträglich machten. Seinen besseren Beweis dafür kann es geben als den Umstand, daß jäntliche beden­­haft im Bolfspewußtsein sich erhielten, ihre tendere Tälle( des Bestigen Separatismus im Bereiche von Sammeljtaaten, wie man sie heißen kann, aufgetreten sind. Das heißt in Staater, deren Gebiet eine Eezeitigung ehemals mehr oder weniger unabhängiger Mänver darstellt, die durch Krieg, Heirat, Weltgang, Bundesverträge und dergleichen in fremde Gewalt kamen. Deiterreigerlngarn, 868 Deutsche Reich und Naßland waren solche Sammelstaater, nach weil­­ an die Staat von Brittel- und Ost­­europa sind, wurde Kegteres nach dem Kriege und Durch den Krieg der Sik des Separatism­us. Die Eidwirkung der Niederlage auf gewiß geschichtliche Prozesse gibt weiteren Kurschluß über den Kern der verprochenen­­ Erscheinung Der Einheitsstaat, so genannt, weil des Dualismus des mittelalterlichen Staats in ihm überwunden it, was seine Bürger mit Gaben aller Art über­begleitet, um sie vergessen zu machen, Daß er über die Trümm­es ihres alten ne­und igger­ständischen Ginrigtungen zu seines durch keine andese Gewalt mehr beengten Souveränität es vorgeschritten ist. Er konnte seines Sieges niemals ganz froh werden, denn als "P­artılus laientad, Zänderautonomie, Nationalitätenregt und Nationalitätenkampf blieb Die Vergangenheit lebendig. Mit der Niederlage der starten Zentrale gewahlt hörten alle Nachjichten auf. In den separa­­tistischen Bewegungen fan c5 an den Tag, daß der Gedanke des Einheitsstaates keineswegs schon ganz in li­ gegangen tt, Huf, nach wegen und Blut der Staatsgesellschaft über­­ve8 Bolich oder in Separatismus, dem weiteren beträchtlichen Teilen ganzen Volksstänmen­iatismus Geschichtliches wieder vorläufig zwar teils als freie Schöpfung, auf­ der Staat oder Unterstaat zu gründen, auf geringe Hemmungen steht. Der der im Mitten­­und Osteuropa eine ihres Verbreitungsbereiches überraschende Usage an den­ modernen Staat. Nach dürfte sie aller Ding mit wohlbedacht gewesen sein. evolution Gepas Die Freiheit des Individums, da dem Staate ohne BZwischenglied gegenüber steht — ein Verhältnis, das hergestellt zu haben ein Ruhm der franzds fischen war für Die modernen Menschen seine reine Freude. Sie begannen sich solche Zwischenglieder selbst zu das Organisationswesen der Gegenwart ist, noch größten im Grunde nichts anders als die Renaissance der mittelalterlichen Zünfte, Gilden, Sinnungen, Genossenschaften und sonstigen Verbände, dene vielmehr in einen neuen dem Striege aufloderte, mimmt Schaffen und Verlaufe der bedeutet so gesellschaftliche ist — Diese Freiheit RE WR ELBE TEENS - > % 4 EU­NETTE EST: m­ee ER - Museum und Anknüpfend an eine anerkennende Neu­erung unseres Kammerpräsidenten Jorga tritt im der jüngsten Sonntagsnummer Diesse8 Blattes 3 M. begeistert für die weichere Dotierung des Brufenthal’schen Museums ein. Seine Moti­­vierungen der Notwendigkeit eines weiteren Ausbaues und der rechten Nukbarmachung Dieser großartigen Sammlungen im Dienste aller Kul­­turentwiclung, der Kunst und Willenschaft, wird ‚jeder Bernünftige, der Herz und Verständnis für Die größe­re eines solchen Initie ‚Auted ‚hefiht, gerne ana puibem 0­on .­­Ganz anders fleht er aber mit die von $. M. unter 1) vorgespragenen Wege zur Erreichung Dieses idealen Zieb­s: Was dort in geradezu unglaublich naiver Weise duch Die große Gloce der Druckerschwärze in die Welt hinausposaunt wird, ist einfach unverantworte­lich, um nicht einen weniger parlamentarischen Ausdruck zu gebrauchen! 5.M. behauptet Dort: „Weil die Kriegsanleihe so schlecht steht", haben „alle (!!) Wohlhabenden mit einträglichem Er­werb auf diese innerlich verzichtet"; es sei bekannt, daß manche Unternehmungen sie in ihren Büchern „aus diesem Grunde" schon „ab» geschrieben“ hätten; diese guten Leute mögen nun „auch äußerlich aufgeben, worauf sie schon innerlich verzichtet haben". Wir fragen: Seit wann steht die Kriegsanleihe „so schlecht“ und woher willen Sie das, geehrter Herr IM.? Sie sind wohl Wilhelm Hauffs Satan, da Sie so genau wissen, was im Innern aller (I) Wohlhabenden vorgeht? Und in den Büchern welcher Unternehmungen, Banfen *) Wir glauben diesen Ausführungen in Anbetracht der Wichtigkeit des behandelten Gegenstandes unverändert Raum geben zu müssen. Die Schr. und ihon S ihrem Wege, F. M. wird das Brufenthal'sche Museum kaum jemals zu neuem Leben erstehen! Wer, um Gottes willen, hat „unerlich" oder „äußerlich“ auf sein gutes Recht, das ihm der Bet von Kriegsanleihe verleiht, schon „verzichtet"? Wer hat Sie autorisiert, Derartiges in die Welt Hinaus­­zurufen ?! Ahnen Sie denn nicht, mel­dum­­geheuere Gefahren Sie heraufbeschwören, malen? und Gemwerbefammern, wirtschaftler­­isch erinnere sichen Ausführungen des Herrn Dr. Muntean und alle Welt den Staat mit Recht je eindringlicher an seine Pflicht mahnen, den Nennwert der Kriegsanleihen­maß zu garantieren, der Zinsen­­zahlung je nicht ein ganzes Heer von verbit­terten Bettler-Bürgern schaffen! Tausende von Männern und Frauen aller Nas­tionen und sozialen Schichten haben in royaler Pflichterfülung ganzes, oder fast ganzes Vermögen, ihre und ihrer Kinder Existenzbasis und ‚Bulunftshoffnung ) Zante­ oder der ng müßten­ in vollem Aus«­er dem Vaterlande gegenüber ihr in Kriegsanleihe identiert und ständen vis-A-vis de rien, könnten verelenden und verhungern, wenn sie Dauernd auf Kapitalee und Nentenwert der Kriegsan­­leihen „verzichten“ Wer seiner „Frau Godel* 2 oder 4 Hun­­dert Kronen Kriegsanleihe geschentt erhielt und sich einen gesicherten Gpistenz mit ausreichenden Pensionsanspruch erfreut, mag in Gottes Namen inner und äußerlich für seine Bersen da verschiedenen Wüßen gemessen werden würde. E­nnoı Alu Ze geben ge Maner“ Wir erklären: Sieht man von jenen Gläd­­lichen ab, die „von der Frau Xant“ eine Kleinigkeit geschenkt erhielten, so darf niemand auf seine Rechte an der Kriegsanleihe verzichten ; niemand bat das moralische Recht, andere dazu aufzufordern oder gar unbefugt im Namen anderer von einem 5 veben, Ri bringt dadurch­ zahllose Menscgen zu — von WW offenbar ungeahnte — ungeheure Gefahren ! Mod­­ertragen wir der rechten Einsicht unserer führenden Staatsmänner, die un­möglich die Hand dazu Kriegsanleihe.'­­ ie · Privaten fu unbedacht, haben Sie „abgeschrieben“ Herr die Kriegsanleihe gesehen?! Auf ven Teufel an Die Und das zu einer Zeit, wo Handels-­­ ihr wo vernünftige Volks nur an Die vortreff-­­Die Pflicht eher wieder zu erfüllen, wenn Me will von ter Be­re Are ae amer zum eurer | Möbel und Gesinnung, Protaöte von Leonie Meyer Hof-Hildent, Herr Melchior Gorowsky, Beliker einer vermeintlich modernen Weltanschauung und einer lederfarbigen Mette, von zarter, etwas sommersprosiiger Hand mit graublauen Streu­­blümchen bestritt, befand sich in so ausgesprochen verlobtem­­ Zustande, daß alle Möbelläden, Kücheneinrichtungsgeschäfte und sonstige familien« gründungsunterstügende­nstitutionen auf ihn wirkten, wie ein Dissertations-Thema auf einen Studenten im­ legten Semester. Er sah fi außer­stande, seine Seele den Ausstrahlungen solcher laufmöglicher Darbietungen zu entziehen. Erschüttert durch die Kunde von einer in seinen Interessentreis fallenden Geschäftseröffnung seitens eines gemissen­deren Makarius Anpafser, im Gass Lintenwurzel überfiel ihn mit dieser Mitteilung sein Freund Klaus Doppelschmidt in der so überaus eindringlichen Form: „Was, das missen Sie noch nicht?“ — machte sr Melchior eines Tages nach der ihm so dringend empfohlenen, auf neuen Prinzipien aufgebauten Möbelhandlung von M. Anpasser auf Den Weg. Von der Fassade eines­iefenbaues, der Zusammenfassung eines in sc­ sehr ungleichen Häuserviertels, blisten Heren ®orowsty unleserlich gezachte Goldbuchstaben entgegen. Aber das­­ machte nichts, da er vorher wußte, was da stand: „Mal. Unpafjer. Innenarchitektur. Barteie Ausstattung * Herr Unpafjer war ein Deiner, ‚zierlicher Here mit Biedermeierbart, Batermörderfragen und Berloden. Er schien selber einen Teil einer Wohnungseinrichtung auszumachen, allerdings einen unverläuflichen. Menigstens war sein Preis nicht sichtbar an ihm vermerkt. „&8 ist für Sie selbst.... .„.?' fragte ex schonungsvoll, dan Besucher Bisfret mafteend. Beige politifge Bartei, wenn ip fragen Dauft" „Betreiben Sie — ic glaube, gar feine," folterte Herr Goromsly eingeschichtert. „ie das? Bitte sich zu erklären!" heirschte Herr Anpaffer mannhaft und zugleich mit jener­­ Ritterlichkeit, die heutzutage jungen Mensschen von noch­ zu erwartenden Verdiensten vorzugs­­weise zu teil wird. uch bin Muftler — außerdem — dem — außschließlich verlobt . . ." „Aber lieber Herr, schon die Wahl ihrer Tonart beim Komponieren verrät — Ihnen bewußt oder nicht — die angeborene Richtung Ihrer politischen Gestinnung! Wieviel mehr die Wahl ihrer Möbel. Folgen Sie mir. Vielleicht fon auf diesem Gang durch meine Magazine enthüllt sich Ihnen Ihr parteipolitisches Ge­­leit. Wab­en Sie sich auf innere und äußere Weber­­waschungen gefaßt!” Makarius Unpaffer ergriff,­­allen kauf­­männlschen Gepflogenheiten gleichsam mit­­ einem sanften Er­eis Gestreichel ins Gesicht schlagend, die Hand seines unpolitischen Mitmenschen Melchior Goromsky und führte ihn durch eine Bolstertür, die sich unter einer Art geräusch­­losem Donnern hinter ihnen fehleß, m­einen weiten, "Dielfach in verschiedene Zimmerformen gegliederten Raum Ueber den Polstern sämtlicher Möbel, aus denen ein leicht muffiger mit Lorbeer durchlegter Geruch aufstieg, strafften sich grobe Stoff-Ueberzüge von einem biedern, schlichten Grau, offensichtlich neu und nicht immer genau auf die Möbelform zugeschnitten: zu weit hier, zu eng dort An den Holzteilen der Geisel, über den Schränken, Spiegeln, Türen prangten geignigte Störungen in­ Gestalt phrygischer Müthen — leicht aufgeregt, — ja, leicht mahr­­"Lich! Denn abhebbar zeigten sie sich, und darunter kamen Kronen zum Morfschein, mie unter den grauen Ueberzügen der Volster leuch­­tender Purpur samt ... n­ie gefällt Ionen . . ‚? ahemi" fragte­­ Herr apa, mit unsicherem Zwinkern und Räufpern. Kpiforätig bliete Melchior umher: „perfekt!" nichte, er beifällig,­­ „Ja, ich“ Darf sagen: „plusquamperfekt ...." „Also­hr parteiästhetische ® empfindeh . .?" der m­enarchitekt weiter. „Bleibt unberührt,” seufzte der Musiler. „Ich sagte ihnen ja...!“ Er schauerte unter der Kälte der eingeschlossenen Luft. „Hauch der Vergangenheit," erklärte Herr Anpasser: „Gott, wie abgedroschen — für einen modernen Innenarchitekten reichlich geschmah­­los!" „3% bleibe nur im Stil," lächelte Herr Malarius, eine gefchtet maskierte Tür nach einem anderen Teil der N Ausstellungshallen­ffiend, „vielleicht werben Sie sich in diesem Saale über sich selber bar.“ „Hier wird mir leichter!" atmete Melchior eintretend. Ex fühlte plöglich ein unabmessliches Bedü­rfnis, sich auf ein Bein zu stellen, darauf umherzuhüpfen, alsdann sich dem anderen Bein zu gleicher Bewegung anzuvertrauen. Reuchend font er in den nächsten Schaufelstuhl, der sofort in entgegenkommender Gefälligkeit mit ihm auf und niederwippte. Ein Schwindel ergriff ihn; er sprang auf, um sich dem nächsten Sofa anzuvertrauen — Himmel, e8 war ein Schaufel« fofa, e8 wippte auf seinen Kufen bald hoch, bald nieder. „Man kann es auch in einen Schlitten verwandeln,” sagte Herr Anpafser und berche3 mit ein paar gefchteten Handgriffen, daß er­ nicht­ zu viel versprochen. Verwirrt blickte Gorowsky rundum und entdeckte, daß alle vorhandenen Gegenstände Schaufelmöbel Sa an Tußbänfe, Uhren, Beitstellen und ränfe. „Wie wird Ihnen?" fragte Herr Anpaffer teilnahmsvoll. Der Musiker preßte seine Schläfen zwischen die Handflächen: „Wüßt' ich das war!" ächzte er verwirrt und taumelte in die gaftlige MW Bölbung einer Hängematte, baven Schewutelneigung Doch wenigstens eine legitime Begründung aufweisen konnte und zur Ber Anderung, anstatt vom Boden gegen Die Decke, von rechts nach Kints tendierte. „Wie, froh­­lobte der Möbelgewaltige, „Sie wissen nicht mehr, wo Sie sind? Ha," (er stieß tatsächlich diese so viel gemißbrauchten Buchstaben aus), „dann haben, Sie Ihre Partei entdeckt! Hier, warten Sie," (er rannte umher), --wo ist Die Liste? Ich schreib’ Sie sofort unter die Mit­­glieder der in" Mit einem Schrei enthüpfte Melchior der wie wahnsinnig hin und her pendelnden, schlaff zu­­sammenschrum­pfenden Netzschaukel b­rannte der nächstgelegenen Tür­ zu,die sich wie durch einen Zauber ganz von selbst vor ihm öffnete. Mit zwei Sprüchen folgte Makariut Anpasser und riß die spitzbogige Pforte vollendis auf,so daß ein dreimal umfangreicherer Künstler als Herr Goromwsiy inmitten einer bereits sehr erfolgreich gegründeten Familie ungehindert hätte eintreten­ können. „In Diesem Raume," begann der Befiber mit einer Kefte, Die eine auf beide Anmwefende mit feierlichem Wohlgeruch eindringende Wolfe in wirbelnde Bewegung verfehte.. „finden Sie vor allem die bequemsten Sig- und Ruhemöbel.“ „Verzeihung!" unterbrach der Musiker: „Sind denn das Möbel? Durch das Gewöll hindurch unters­cheide ich nur einzelne Glanzlichter. — Ah, sehen Sie, wie verlodend, mie reizpos, das blintt! Aber ob es in der Tat polierte Holze teile sind? “"­ „Nicht zu nahe!" wehrte Masarius ab, als Melchior Durch den duftenden Nebel mit ausgestreckter Hand vordrang, um die ausgestellten Gegenstände in halb meta­­phystischer, halb brutaler Neugierde zu berühren. „Entweder Sie glauben an die Möbel, die diese Glanzlichter Ihnen verheißen, oder Diese Möbel sind überhaupt nicht vorhanden! Wo sehen Sie? Oder vielmehr­ ahmen Sie?" ng möchte mi hiesegen," wünsche Gorowsty"mit begreiflicher Sehnsucht nach einem­ nicht schautelnden Sig. Berstand er? Ahnte er? Reine Ahnung. „Das Lönnen Sie Und­ nie haben Sie besser gesessen — Halt!" schrie er erschroden, als der Künstler sich zum Niederlassen anschickte: „Sie sollen nicht hinein fallen, sondern si hineinfegen; aber wenn Sie mal fißen, dann können Sie — so bequem Sie sie aufgehoben fühlen — nicht wieder hoch. Es sind unwunder­­bare GSeffel, Sie ruhen darin, wie in einer ewigen Lebensversicherung.” Der Musiker hatte sich durch den Rebel hindurch bis vor einen altwirklich zuerkennen­­den Bücherschrank vorwärts getastet und blickte durch sein Glas: „Der ist ja schon ge­ne denken Sie,wie bequem:Sie bra vn gar nicht selbst zu sammeln; der Käufer bekommt gleich die ganze Parteis Literatur von Windte horft bis Scheler fertig mitgeliefert —­er ist vollkommen verfolgt, braucht nicht mehr selbst nachzudenken, nicht aufzustehen — der Sessel hält ihn mit den Sehnen, der Schranf mit seinen Autoren; er ist gleichsam, auch geistig, in Ganzpension bei erstllaffiger Verpflegung.“ „Bühren:. ... Sie... mi... Aarag . .." stammelte der Künstler in halbgelähmtemn Zustand. Und während er an Des zuspringenden Innenar­tekten hilfreichem Arm hinauswanfte: „Lieber in eigener, wenn auch noch so beid­en an Verforgung! Raum ist in der Kleinsten »Wie Figura zeigt!"unterbrach Makarius Anpasser Gorowsky,ihn plötzlich festhaltend und von dem breiten Fenster auf das sie eben passiert er auf den Hof hinunterweisend.»Sehen Sie dort die Musteranlage von hundert in­m mie außen ER gleichen Häußlein, jedes in feinem @örtigen, alle genau mit den gleichen Möbeln ausgekaktet, je für ein Ghepner mit e..­.« U. f « «" mean Nm er rn ! « ES a — ;

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