Deutsche Tagespost, April 1920 (Jahrgang 13, nr. 72-94)

1920-04-01 / nr. 72

= benbürgen, Winte driftleitung: Sermanniadt in Die · Bezug­ preise:Mitsustellung ode erstversandmonatlich KZIs­(Leilös50),vierteljährig Sazgächsåei HEXE­ R halbjährig K 180 °— (Lei 90 °—), ganzjährig Nr. 72. Igaffe Ar. 9, Bernsprecher: Ar. 319, — K 850--- (Lei 180 °— Einzelnummer für Hermennstadt 1'60 K, auswärts 2 K&(1 Leu). Hermannstadt, A­nnerstag den 1. April 1930. Schewi­sgasse, IE 4­7 N Procuratura de Statului Justizpalais Türe 51/l. St. Verwaltung: i ), fir Hermannstadt ohne Bustellung monatlich K 27 °, vierteljährig Sibilu Großer Kin: 1. E 8), Faldjuyen, & 160 UL Sahrgang. | Geiftige Einigung. (De. Sp.—) In einer Dan­entwerten Er­­widerung in Nr. 64 vd. Bl. beiost Brof Sllett, indem er meinen Vorsschlag eine geizige Einigung aller Südostdrutligen Durchuführen von schmäs­kischer Seite auf das wärmste befünmortet, da von allen Seiten Opfer verlangt werden müßten, sollten wir ein gemeinsam:sd Infinierled zusam­­­­menarbeiten wollen. Als Opfer fordert Brofessor Klett die Preisgabe jed­weder flammweise abge­­­schosfenen Eigenart, da nur unter einer solchen­­ Bedingung eine geistige Eisigung aller Sldoff- Deutungen gelingen künne. Was Diesen Punkt nun anbelangt, so möchte ich d­as von ung Südost­­deutschen geforderte Opfer bei einer geistigen Einigung nicht in einer B­reisgabe unserer einzelnen Stammeseigentümlichkeiten sehen und kann infolgedessen Diesbraliglid. Brof. Kiett nicht zuflimmen. Lehmein­,eine geistige Eixaigursgaller z Südostdentischen braucht nicht die Aufgabe der höllischen Eigenart zur Vorbedingung zu haben, schoin deshalb nicht weil das eineras andere durchaus nicht aussch­ließt Jeder einzelne Stamm der Südostdeutsche Tpll sich weiter iadet ihm ,von d die schris­tenk gezeichneten Weise ents­wickeln-Diese Entwicklungnxuß bei den einzelnen Stämmen natnruoswendig eine andere sein,­weil «die Vokantsetzung endlich ans andere sind Der Sitben­bürger Sachse mit seiner langen geschichts­lichen Vergangenheit in einer verondetenl­ms­geb­ung wird seine Stammetzeiaestümlichkeit in ganz anderer Art weiterentwickeln als etwa der anater Schwabe,der in eineanderen Ge­­schichte und in einer vbllsig verschiedenen geos­graphischen Landschaft wurzelt.Maykaij ,E.auch«uur,wen­'man«gn.«,y»er.­Bexs;ch«i,cdegh;eilt tekaisihalt, die vollkommeneE bezichüctigkeit der«einzelnen Stämme­ wahten,die Prof-Klett als Schwae mit Recht fordert. Was aber unbedingt notwendig,das ist bei voller Wahrung der Stämmegseigentümlichs seiten die Betonung der gemeinsamen Grundlage der deutschen Abstammung-Wir'dürfen niemals vergessen,waß w­irgleichen Blutess sind.Getrennt marschieren als einzelner Stamm in voller Ebene bürtigkeit, aber gemeinsan schlagen als deutsches Vort des Südostens­­ Das Opfer, das bei diesem Gang der Ent­wiclung von uns allen gefordert wird, — wenn man überhaupt von einem Opfer Sprechen kann — ist die Umentwiclung des seelischen Denkens und Fühlens, bei aller Betonung der Stammes­­eigentümlichkeiten niemals den gemeinsamen Ge­­neralnenner des Südostdeutschtums aus dem Auge zu verlieen. Dieses Umdenken wird wohl am Schwersten bei den Sachsen sein, da hier große historische Widerstände zu überwinden sind. Die Sachen müssen aus ihrer Zurückhaltung, um nicht Engherzigkeit zu­­ sager, und ihrer gewissen wißtrauffegen Küpffe den anderen Schüoftdenischen gegenüber, allein weil Die anderen es noch nicht so „meit“ gebracht haben we sie, Heraustreten. Man hat die­­ Sacsen den „stärferen Bruder“ genannt, dem die Aufgabe zugefallen it, den Übrigen Deutschen des Süöofiers in ihrer nationalen Entwiclung herzustehen und an Stüße zu dienen. Wenn die Sachen aber dieser ihrer von der Geschichte und dem Gang der Entwicklung gestellten Aufgabe gerucht werden sollen, müssen sie vor allem weniger lährigg und mehr identisch fühlen lernen. Dabei muß — und Dies gilt auch für die übrigen Dentschen — les Bonfessires Trennende beiseite gelassen werden. Der Dreuische fol den Dertischen jungen ohne Küdsicht darauf, ob er zur­ katholischen Messe oder zur protestantischen Predigt geht. Es ist Died durchaus sein Verzicht auf­­ unsere besondere Stammesentwicklung. Es sol und nur in Bleish und Blut übergehen, daß wir uns nicht nur als Sachsen oder Schwaben fühlen lernen, fordern auch als Südostdeutsche, als Teile und Glieder desselben Kulturkreises.­­ Wir müssen dies schon um unserer selbst willen tur, weil wir selbst als einzelner Stamm im Zeitalter der Mosse und der Zahl nicht nie politisch, sondern auch kulturell völlig zur Be­­deutungslosigkeit herabläufen. Es muß Dies­ou­­con deswegen geschehen, damit wir unserer historischen Aufgabe der Zukunft gerecht werden, d­enn wir nit einmal vor der Beschichte wegen dieser versäumten Pflicht am deutschen Volk Ihamrot werden wollen. Aus dem gewaltigen Zusammenbruch des Jahres 1918, wo wir allen Boden unseren Güßen firmanfen fühlten, uns Die große­nn­er­e>­ntfang der d­eutschen Gemeinbürgerschaft in Großrumänien und dann im Südosten überhaupt ohne Rücksicht entwickelt, Der auf die staatlichen Grenzen in geistigem und deutschen Gemeinbürrgerschaft fulturelem Sinn. Unsere politische Führung hat Diese Forder­­ung der Zeit begriffen und hat Die politische Nation der Deutschen Großrumäniens geschaffen. Dies Gebilde bleibt aber ein blutleerer Schemen, wenn wir sicht gewillt sind die­form mit pulsierenden Leben auszufüllen. Dies vermag seine wirtschaftlige Organisation zu tun, weil einmal jede derartige Organisation zu sehr Landschaftlich beschränkt it, bei den verschiedenen Wirtschafts­­gebieten Großrumäniens naturnotwendig ber Schränkt sein muß, dann aber, weil jede wirtschaftliche Organisation zu i­hr realen Zielen zustrebt, um für ideale Belange noch etwas übrig zu haben. So erfreulich es also ist, da man auf wirtschaftlichen Gebiet wenigstens dem Anschein zah­len Beist und die Erfordernisse der Zeit begriffen Hat, wenn man auch Das Gesinde und Bleiberde von dem manchmal Krankheiten trennen muß, s Darf das Wirt­schaftliche niemald übermägtig werden. Wirt­schaftliche Stärke it weht notmwendig. Das alleinige und allzuflurde Bieren der wirtsihaft­­lichen Normwendigkeiten aber fand uns wurd­ zu­­leicht auf das vergefsen lassen, welche Aufgabe auf uns auf kulturellem Gebiet für die Buten st­­artet. .. Die Pflege Der Fabostdeutschen Gemein­­bürgerschaft, so daß sie aus einem rein politischen Gebilde zu einem selbstvers­tändlichen Fühlen aller Glieder werde, ist vor allem Aufgabe der Schule und der Presse. Die Waffen, die diese beiden Organisationen unseren politischen Lebens bei der Erreichung­­ des gesteeften Hieles brauchen, muß ihnen aber die Wissenschaft kiefern. Unter solchen Umständen kommt unseren fine­igastlichen Bestrebungen in dem Ringen um die geistige Einigung aller Südostdeutschen eine wesentliche Bedeutung zu, da sie eben ihren rein idealen Zielen eminent praktisch- rationalen Bweden gerecht werden. Unsere Wissenschaft darf nicht verhorren, wenn unsere geistige Einigung nicht eined­­­er wesentlichsten Hilfsmittel beraubt werden sol.­­ Damit Dieg nicht geschehe, ist vor allem eine Organisierung unseres wissenschaftlichen Lebens notwendig. Diese Organisierung konnte etwa folgendermaßen gedacht werden: In allen deutschen Siedlungsgebieten schließen sich die wissenschaftlich interessierten reife zu einem landesfuich­en Verein zusammen, der vorläufig alle wissentschaftlichen Gebiete, also die Historisch- sprachliche Seite ebenso wie die naturwissenschafte­lich-geographische, in sich einschleffe, um einer Bersplitterung der Kräfte vorzubeugen. Bei einem späteren Aussau des Bereics würde sich eine Spezialisierung von selbst ergeben — am Anfang re e8 aber ein Hemmschub sind eine wundtige Belüftung. Die jagt­en Manipationen, wie sie in „Siebenbürgischen Berein für Natur­­wissenschaften“ bürgische Landesfunde“ bereits seit alters her bestehen, Thanten bei der Schaffung solcher landeskundlicher Vereine bei den übrigen Deutschen als Muster genommen werden. Ein derartiger wissen­schaft­licher Verein dunte in Temeswar für­ das Banat, in Czernowiß für die Bukowina und in Bularest für Altrumänien und dessen Teile geschaffen werden. In­­ diesen Bereinen wären die Mittelpunkte für alle wissen­­scaftlichen Bestrebungen des betreffenden Ge­­bietes gegeben. Von diesen Bereinen aus könnten wissenschaftliche Sammlungen aller Art einge­­richtet werden, könnten Vorträge gehalten werden, ebenso konnten sie al­snknnüpfungspunkte für fremde wissenschaftlice Bestrebungen im diesem Gebiet dienen, wobei ich vor allem auch an aus­­ländische wissenschaftliche Arbeiter denken möchte. "Jeder dieser Vereine hante bei seinem späteren Ausbau in eigenem Wirkungskreis ein Jahrbuch herausgeben, imo größere wissenschaftliche Arbeiten über das betreffende Gebiet­ erscheinen könnten. Em Beispiel Trnnte man hier wieder Die „Ber­­andlungen und Mitteilungen des Siebens Bergischen Vereines für Naturweisterschaften in Humannstadt“ und Das „Archiv DS - Vereines für siebenbürgische Bandesfunde“ anführen. Wären viese einzelnen wissenschaftlichen Vereine geschaffen, wobei es jeder gut wäre, wenn ji bis zur fommenden Pfm­pftragung wenigstens die ersten Anfälle dazu gebildet hätten, könnten sie sich mit den siebenbürgisch-sächslichen derartigen Organisationen zu einem ofen wissen­­schaftlichen Verband der Südostdeutschen zu­­sammenschließen, dessen Hauptausschuß sich als den hervorragendsten Weit etıra allkır Stämm­­e gleichmäßig zusemmens­e’n würde „Ihm würden in allen vier Hauptzentren deutschen Lebens und deutscher Kultur in den Dort bestehenden wissen­­schaftlichen Wireinen ebensoviele Nebenausschüfse zur Seite stehen. Dies auch ihrerseits in Zachk­ommissionen zergliedrt durch häufige Bes­totungen und rege Mitarbeit den leitenden Hauptausfguß tatkläfig zu unterfragen hälten.* Ich stimme den Diesbezüglichn ergänzenden Aus­­fürrenten Prof. Seit? zu weinem ursprüng­­lichen Borjalag_ durchaus zu, aus welchem Grunde ich auch die fi Darauf beziehenden Säge Seins Auflages wörtlich anführe. ‚ Das einigende Band um alle derartigen wissenschaftlichen Vereine der Südostdeutschen und gleichzeitig sechssermaßen das Organ des Hauptverbandes mören die „Wissenschaftlichen Mitteilungen der Südostdeutschen“. In dieser Zeitschrift konnten Anregungen gegenseitig ge­­geben werden, kleine wissenschaftliche Arbeiten, Büccherbesprechungen und Berichte über Die Be­­tätigung der einzelnen wi­ssenschaftlichen Vereine erscheinen. Diese wissenschaftliche Zeitschrift sollte nicht eine T Hochzeiticgriff für ein eng spezialisiertes Gebiet eine Wissenschaft sein, wie Prof. Klett pe­lleicht meint, da ich mir duchaus bewußt bin, daß wir niemals eine Konkurrenz gegenüber den ausländischen Sachblättern schaffen­önnen, sondern­ hätte vor allem bie en Iongief uns Südostdeutische inter flierenden willenschaft« uns so einander näher zu bringen und uns gewissermaßen bekannt zu machen, damit auch eine praktische Aufgabe erfüllen. Died Prof. Stlett wissenschaftlichen Gebiete nur historisch-philologische Probleme Spalten Beitsprift eine wissenschaftli­c­hoigen Bedingungen nicht von der­ Hand ge wiesen werden, I­eidene Anregungen bekommt, das mE. brauchten wir mit umfaffer, vor durchzuführen, wäre ein wesentlicher würde ante würde alle nicht ihrem allem auch naturwissenschaftlich-geographische Singen. Dabei dürfte aber niemals bergeffen werden, Daß Die fein sol, also immer mehr oder weniger Fachblatt bleiben muß, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen will, Unser es Die leicht auch daß auch die große Deutsche Billenshhaft bann und wann ous unieren kann und um ein allgemeins Organ handeln, wo unwissenschaftliche Fragen in der Art und Weise behandelt werden, wie dies etwa in belletristischen Beitschriften der Fanl ist, denn ‚dann hört die Wissenschaft auf eine solche zu sein, — sie wird eben zur Selletristif. Dazır aber sein neues Organ, da wir dafür das „Ostland“ bereits besigen. Das zu schaffende wissenschaftliche Organ müßte vollkom­­men selbständig seine Ziele verfolgen. Belänge e8 eine wissenschaftliche Organisation unseres südostdeutschen Volkes im obigen Sinn Schritt zu Unserer geistigen Einigung getan. Er sollte das Streben aller geistig wissenschaftlich interessierten Kreije ‚unjeres Boifes ohne Stammesunterschied sein, eifrig daran zu arbeiten, damit wir geistig immer mehr wit einander leben lernen, nicht bloß neben­einander oder w­ar an einander vorbei. 3 .dertinzelviert SirdnåäckUpdEtüWist | unter | | a ELERLA ® und im „Berein für sieben­­ lichen ragen zu Idfen, ji Die wissenschaftliche Beitschrift erörtern, wünsct. Sie sondern dürfte GES d. G. in wissenschaftlichen Problemen des a * EEE EEE . ­ Die Auuflösung des Parlam­ents. (Von unserem Bufarester Berichterslatter.) Bufarest, 27. März. General Aperescu wurde fehr Br der freilich wenig lobenden Aufgabe überdrüssig, mit einem Parlament zu arbeiten, in dem er seine eigene Partei hatte und auf die Unter­­rügung von Parteien ange­wiesen war, die ihm, wie die Liberalen, noch gestern in bitterster Feindschaft, oder, wie Die siebenbürgische Na­­tionalpartei, wohl nicht feindlich, aber mit fühler Zurückhaltung gegenüberstanden. Die Parlamentsauflösung erfolgte, ohne ‚daß die neue Regierung auch nur den Bersuch unternommen hätte, im­ Anskommen mit einer Boltsvertretung zu finden, in dem ihr wenig­­stens für Die Ten der wichtigsten Ange­edingte Mehrheit gesichert war. . Der Parteigeist aber erwies sich­ auch Glegenheiten eine­m­ diesmal öffentliche­nteresse, und eine große Anzahl von Fragen, unge­­räumte Lösung dringlich geboten erschien, auf Monate hinausgeschoben, eben sondern das Land in einer Zeit, in der es der Ruhe dring­­licher bedarf als jemals, den Aufregungen eines voraussichtlich sehr leidenschaftlichen Wahl­es ausgeregt, dessen Ausgang nicht abzu­­, ein nur annäherndes Bild von Entwielung umso mehr, der Dinge zu machen, als das tatsächlich der kommenden von Averesch sich auch und dies entwickelte Programm si durchaus in Allgemeinheiten bewegt und weder irgendwelchen Aufschluß über die lestenden Grundfüße der neuen ist, stärker, ist heute als die Rücksicht so nahezu unmöglich, auf deren auch das wurde nicht nur Nandglosien zur neuen Zeit. Bon Franz Zaver Rappaza (Temeswar). Seltsam ging das zus bie neue Bett wirch ® nicht über Nacht aus dem Boden, sprang nicht überraschend aus Der ana — und Doch steht der Mensch fremd in ihrer Wirrnis. Während sich Stein anf Stein fügte, der Unfug Gefeß, das Unglück Entwicklung wurde, während Orga­­nisches in tausendmal erfanntem Sinne vor sich ginge, schritten Millionen an allem wie an dem Außergewöhnlichen vorüber. Hinter dem früher oder später der Vorhang fallen mußte Man sagte: „Wenn der Krieg einmal zu Ende ist .. .* und spann in Gedanken ein Friedenslben weiter, wie es einmal war. Weil die Einstellung folg­g war, konnte es nachher nicht anders kommen. Weil man wähnte, nur Zeuge der großen Zeit zu sein, und in Wirklichkeit Handelnder war, auch­ wenn man daheim saß, weil man im Schügen­­graben selbst nur Medergänge fühlte, fühlen Wolkte; darum allein brach alles Ungeheuerliche de­rekt umerwartet und Tatastrophal herein. Da ringen nun oinmächtige Hände, maölen hungrige Münder im Leerlauf, schwellen giftige Bäuche auf Kosten der anderen. Was einer auch tut, was er sagt oder träumt: Hinter ihm sch ein zweiter die Achseln und kläst ihm ins Ohr: „Wer kann das Chaos verstehen, das Unbegreif«­liche deuten?“ Alles wird mit großen, fragenden Augen Hingenommen, wie ed kommt. Im Herzen glaubt niemand daran — der Darbende nicht an die Not — und der Krieg3« oder Nachkriegs­­ewinner nicht an den Reichtum. Unmirklich s­cheint beiden das Heute, nicht verwoben mit gestern und morgen, eingeschachtelt nur in eine eine, unerhört fremde Dimension. Der Ums­­chwung muß kommen, die Landung auf der alten, vertrauten Erde, das Ende Dr. Leids oder des Glücks. Über wann? Das ist die Trage, die Frage. So richten sich die Menschen ein. Führen ein Leben, das in allen Fugen schlottert und seine Maschinerie bei jedem Kolbenhub auffrei­c­en macht. Es gibt ein großes Schlagwort: in dieser­seits­­päter. Das ist dir Anker, um den sich Not dürfte, Triebe raufen. Man schie­bt Unaufr­­eiebbares auf und vergißt, daß alles auf Rechnung der schäbigen Daseinsspanne geht Man pad nicht zu, oder — wenn man­ zupadt — faßt man blind und stdrrifch nach dem ersten besten. Man will doch rn Wo alles so drunter und drüber geht, fann nur blinder Zufall Helfen, blindes Glüh, Nie noch gab es der Hazardeure so viele wie in vielen Tagen, &o ist ein Drang da, sich einzufügen in die scheinbare Gefeglosigkeit und seinen Teil daraus zu retten. Man spielt überall die gleichen Spiele, ob man sich fieberrot um die Roulette Haut oder Edelsteine Über Länder und Grenzen [muggelt — nie ist e3 das Eigent­­liche, Sim­mer ist e8 Rausch aus zweiter Hand, it e3 Handelt, vom Wesen des Betreffenden so entfernt wie Sonne von Der Erde. Man meint, 3 berbleibe später­­ weit genug, um Wieder angufulpfer, wo der Siaden entzwei gesprungen ist. Das „Später“, der Trost und Hoffnung und Beruhigungsmittel für verwüstete Serlen und Nerven ist, nährt heute Arme und Reiche. Es ist der Gott, zu dem in dieser Einsamkeit alle beten, auch wenn sie es nicht wissen. Und ea ist der d5luch, der ein ganzes Geschlecht ständet und den dunklen Nachfahren Lüge um Lüge in die Wiege legt. Denn, seien wir ehrlich, es außzu­­sprechen: «3 gibt sein Später. Wenigstens Feines, das dem Einst verwandt wäre. Nur wenig zweite, das heute schon leise und unmerklich aus dem zerwwürfelten Jet treibt... * / Aber: da ist ja die Arbeit. Noch beißen jeden Morgen Hunderttausende aufs neue in den feindlichen Granit ihres­­ Tagwerk­s. Straffen Muskel, Sinne und Hirne und laufen Sturm Freilich, sie gehen auch jet umher, laden und lächeln unter den anders, haben Fleisch, Billi, * Und: da ist die Liebe. Da gibt es die Natur, wie sie immer war, das große, unbe­kümmerte Ausschreiten der Pflanzen und Tiere an den Menschen vorbei — Die ewige Liebes­­konstante im Werden und Bestehen. Als Binde»­glieder zu ihr aber Frauen, Mädchen und Finder, diese Brücen zum Mysterium unseres Seins, gegen die Tüd­e, die aus jedem freien Augen­­lil­t ftrömt. Da sind die Reinzipienfesten, die von Zugeständnissen nichts willen wollen und nichts von Spiel und Berwegenheit. Das sind — so eigen­e8 auch klingt — die Müden, die Auseinanderfegungen scheuen und sich Die Finger blutig reißen aus Furt vor der neuen Das sind die Ausbieger vor den Stromschnellen, die überall rauschen, die Bejaher der Vergangen­­heit und die Leugner der Gegenwart. Nicht daß ze arbeiten, ist ihre Tragik, sondern das Wie. Der Wille, der ans Wende an der Nichfchr schafft und frampfartig aufbaut, um nicht ums reißen zu müssen — der Wille ist das Gift, zu dem sie geflüchtet sind. Mag die Gesamtheit auch taufendmal segenspoll wirken: Der einzelne, der sich solchem Tun ergibt, iebt nur mehr zum Schein. Er hat den Anflug verloren und wird ihn nie mehr finden. Denn er kann seine Nede davon sein, daß er jemals Necht behielte. E3 gibt überhaupt sein Recht und Unrecht in den Dinger, die so aus Schmerzen­­ geboren wurden und werben wie das Nene um und. E38 gibt nur ein Dasein, ein Betätigti werden Durch jede Minute, die kommt und geht, ein organis­­ch­s Fließen mit allen Stürmen der Umwelt. Der Arbeiter aus Berriffenheit aber feucht nach der Ande jenheit? der­ dröhnenden Erscheinungen. Während er sich in der Werkstatt den Schweiß von der Stirne wilb­t, liegt er mit allem, was Mensch an ihm war, Tür­chen bei den Toten, Sele­n und sind doch innerlich Teer und nirgends zu Hause. Junge Mütter:­­stehen hilflos vor den tausend Fragen der­ Kleinen, wissen nicht ein noch aus, sind selbst wie finder. Unter ihren Fingern splittert das Alte und faßt sie das Neue wie Blutsohle an. Hergebrach­:$ berjagt, weil seine Formeln alle Tragk­off ver­­loren haben und ih Icon im A­ussprechen Selbst widerlegen. Da schweigt man besser still, flüstert sein „Später“ ader nicht nur mie jene, die gar nichts willen. Aber auch Dana greift das Kind und Hält «8 fest — dieses Nichts, Dahinter DBerlegenheit sich verbirgt. So wird Liebe nie Liebe, die wirkt und wärk­t, so muß sie den Kleinen gegenüber Ion das harte Antlıg tragen, mit dem die Grafen einander die Hände reichen. So blühen Seelen früher als sonst zur Erkenntnis auf, daß ein fremder Planet ringsum Nätsel wirbelt, so wachsen zweifelnde Menschen ohne ein Erbe in ihre doppelt drängende Reife­zeit hinein. Und fühlen sie betrogen, ausge­spielt, verloren. *­­ Und die Mädchen, die rauen — da8 WeiH? Ah, ihr Lohengrin wird nicht sommten, das willen sie alle. Zu übersättigt ist ihre Einbildungskraft. von den Wittergestalten des Eisst, die mit dem blißenden Leutnant, dem Engen Charmeur, dem sorglosen Don Juan der fungen sind. Und: der neue Typus Mann it noch nicht da Was ihn Heute zeitweilig armselig vertritt, Ticht die dritte Bewegung aus, Trägt schiefgelaufene Absäge und ist sparsam mit dem Gefühl wie mit der Mälhe Hier wie dort gilt es, die Vorräte zu stredder, weil man doch nicht wissen kann . Sleich Eiflig sind sie darum geworden, Mann mie Wei, gleich mißtrauisch und selbst vor Feindscheft gegen unermünschte Emotionen. Dah­ei troß­­dem täglich Tausende und Tausende zusammen­­in, Beweist noch nichts. Es ist wie beim Patrouillengang im Vorfeld: zu zweien wagt man sich eher ins Ungewisse. Das ist alles. Wo der Einsame am Liebsten Die Wände Hinauf­­klettern möchte, gewinnt jeder zufällige Neben­­mensch erldsende Bedeutung. Mit Liebe hat das gar nichts zu tun. Zur Not kann der Kopf umlernen, aber das Herz nicht. Am wenigsten das syranenherz, das feine Begleiterscheinungen braucht, wenn es brennen solle Ueber solche jedoch verfügt Der Surrogatmann von heute weder innen v­och außen: seine Seele ist zers­­shliffen und ausgefranst wie der Nod, den er­­ am Leib trägt. Ajc: es ist zum Verzweifeln sch­wer. Und — Das müßte man fünnen, alles vergessen, was wiedem war, und selber ein Anfang mer«­­den, wie es Die Umwelt für alle geworden ist, weil feiner Schritt mit ihrer Entwiclung ge­halten hat. So ein Erster ohne Belastung hätte es gut. Flugd würde er im Marchen­­wert des neuen Lebens verschwinden und mit Leib und Seele eine Masche sein, wie sie für Alltag und Aufschwung taugt: robust und ohne H­intergedanken. Da dürfte es sein­e Verstecken- Spiel und seine maghalsigen Einfüge geben. Auch heute Schnur Tiche sich alles nach Ge­­fegen ab — nur auf den Standpunkt for­mt ed an. Nicht umformen und ableiten wäre Die Aufgabe des unbeschwerten Menschen, einfach hinnehmen müßte er die Dinge, ohne an ihnen zu retteln. Würde so einer, etwa ein Dreißig­­jähriger mit gesunder K­onstitution, das Kunst­­stück vollbringen. Dann gelänge vielleicht ihm allein das Werk der allmählichen Nachbildung in unteren vergötterten Zustand von einst. Und so würde am Ende, wenn wie ihm wie einem Erlöser zujubelten, die Hände vor das Gesicht schlagen und weinen ü­ber die WireniS seiner neuen Zeit. So sind wir ja, wie Menschen.

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