Deutsche Tageszeitung, Oktober 1936 (Jahrgang 3, nr. 598-624)
1936-10-01 / nr. 598
» Seite 2 nicht auffällig, daß die Bewilligung besreitig am 2. September erteilt war, wo doch der Fünferausschuß den Wahltag erst 10 Tage später, nämlich am 12. September festlegte? Heißt das aber nicht soviel, daß die Bewilligung nicht für einen bestimmten Tag gegeben war, sondern es dem Fünferausschuß freistellte, diesen Tag zu bestimmen? Wenn aber der Fünferausschuß den Wahltag wirklich schon am 12. September für den 4. Oktober festlegte und die Verlautbarung des „Landesobmannes“ nicht — wie wir mit Sicherheit annehmen müssen — aus verständlichen Gründen zurückdatiert ist, wie erklärt er dann Dr. Wolff, daß die am 2. bewilligten und am 12. beschlossenen Wahlen der Deffentlichkeit erst am 19. bekanntgegeben wurden? Merkt er nicht, daß er sich mit seinen Feststelungen in eine Gadotje vertant hat, aus der ihm selbst seine Art, Boltapolität zu machen, nicht mehr heraushelfen wird ? Halten wir also kurz zuslammen, wnos rüber er die Oeffentligkeit nun eigentlich aufklärte: Einmal darüber, daß er den Gaunertrid „Haltet den Dieb“ ein für allemal bei uns einbürgern will, und zweitens darüber, daß er sich nicht scheut, sogar im Sinnerministerium herumzuschnüffeln. Die Frage, ob es sich nur darum handelte, zu schnüffeln, oder ob seine Absichten noch viel verwerflichere waren, sei einstweilen dahingestellt. Herwart Scheiner Heuntsche Tageszeitung Blum phantasiert : Die Ftantenabwertung eine Syolge der zweijährigen Dienstzeit in Deutschland Haris, 30. September. In der geffrigen Sikung der französischen Kammer, in der die Frage der Frankenabwertung zur Verhandlung stand, ergriff vor der Abstimmung Ministerpräsident Leon Blum das Wort und führte u. a. aus: Die Kammer kann die Regierung stürzen. Das ändert aber an der vollendeten Tatsache der Frankenabwertung nichts mehr. Bei den Wahlen vom 6. Mai d. h. hat die öffentliche Meinung des Landes entschieden gegen das System der Deflation Stellung genommen. Die Regierung hat den Berfcch unternommen, das französische Wirtschaftsleben anzukurbeln. Ihr Bestreben war auch erfolgreich. Denn schon Ende August machten ich die ersten Anzeichen der Wirtschaftsbefreiung (2?) bemerkbar. Dieser Zaun der Dinge wurde aber unterbrochen durch gewisse Ereignisse im Analand, die sich auf die französische Wirtschaft ungünstig auswirken, Es find Dies der spanische Bürgerkrieg und die Einführung der zweijährigen Dienstzeit in Deutschland; Ereignisse die das Land mit Besorgnis erfüllten. Zu all dem kam die Notwendigkeit der Durchführung eines großangelegten Rüstungsprogrammes. Blum erklärte, daß die Frankerabwertung nicht als Folge der Erschöpfung materieller Mittel erfolgt sei. Der Erfolg oder der Mißerfolg, der mit Großbritannien und Amerika getroffenen Abdmahungen, sagte Blum, Hängt nicht dem inneren ‘Frieden Frankreichs ab. Er werde die öffentliche Ordnung mit allen Mitteln aufrechterhalten und gegen alles, was die Ordnung und den Bestand der Republik beeinträchtigen könne, vorgehen. Sodann nahm Blum gegen die Beriehung der Industrieunternehmungen durch die streikende Arbeiterschaft Stellung und legte die Gründe dar, die die Regierung dazu bewogen, den Wortlaut des Gesekesporschlages über die beweglichen Löhne abzuändern. Der neue Wortlaut gebe der Regierung die Möglichkeit eine Preissteigerung zu verhindern. Die Kammer nahm daraufhin mit 350 gegen 221 Stimmen die Fenanzvorschläge der Regierung in dritter Rejung an. Franfenabwertung vor dem Senat Paris, 30. September. Der französische Senat hielt gelern Vormittag eine kurze Sagung ab, in der Finanzminister YAuriol In einer Rede zu den Senanzvorschlägen der Regierung Stellung nahm und sie dem Senat zur Annahme empfahl. Auf Vorschlag des Senators Caillaur bat der Senat beschlossen seine Siktung zu unterbrechen und erst heute früh zu einer neuerlichen Wiltung zusammenzutreten. Staatssekretär Schmidt vor dem Völkerbund: Oesterreichs augenpolitischer Kurs E3 Hält an seinen Freunden fest Trennung der Friedensverträge vom Völkerbundstatut ·-E?T-L-"e-«Angwdrllgevs" Guido Shmidt, Genf, 30. September. In der geffriegen Gißung des Völkerbundes erriff der Österreichische Staatssekretär das Wort zu einer längeren Rede. Er betonte, daß Defferreich für einen ständigen und gerechhten Frieden kämpfte. Defferreich wolle seine Selbsttändigkeit bewahren und halte an seinen Freunden fest. Wenn heute der Völkerbund auseinanderfalle, müsse morgen eine neue internationale Organisation gebildet werden. Die österreichische Regierung gebe vorläufig keine endgültige Antwort betreffend die Reform des Völkerbund«Statutes und mache sie von der allgemeinen Lage abhängig. Der Standepunkt der österreichischen Regierung sei folgender : Die Oesterreichhsche Regierung it überzeugt, daß das Völkerbundstatut nur auf ewig mit den Friedensverträgen verknüpft bleiben kann. Die Friedensverträge haben eine allmähliche Aenderung ledurchgemacgt und deshalb much das Völferbundstatut vom Mordaut der Friedensverträge getrennt werden. Die österreichische Regierung nimmt für die Universalität des Völkerbundes Stellung und hält es für wünschenswert, daß der Völkerbund je mehr Mitglieder hat. Der Völkerbund muß aber eins ftifcher werden. Schmidt hält es für sehr wichtig, dabeit nur im Völkerbund sondern auch außerhalb desselben unmittelbare Verhandlungen zwischen den einzelnen Staaten geführt werden. Solche Verhandlungen sagte er, hätten fon wiederholt zu einem günstigen Ergebnis geführt. Als Beispiel erwähnte er die glückkiche politische Annäherung zwischen Deutschland und Oesterreich, die ebenfalls ein Ergebnis die sierter Verhandlungen fei, i die Miliz 80 Tote und 500 Verwundete. Iin der Festung befanden sich während der Belagerung 1200 Menschen. Die marzislische Miliz verwandte bei der Bombardierung des Alcazar 6000 Stück 75 mm. Gesdjolle und 4000 Stück 155 mm. Geschofte, darunter auch Giftgasgranaten. Unter dem Alcazar wurden drei Minen mit insgesamt 3000 kg Dynamit zur Explosion gebracht. Während der Belagerung der Festung sind auf dem Alcozar auch zwei Kinder zur Welt gekommen. Abwertungsgeieg in Holland veröffentlicht Den Haag, 30. September. Die holländische Regierung veröffentlichte gestern den Wortlaut der bereits angekündigten Geseßesvorschläge, über die im Zusammenhang mit der Stankabiwertung geplante Abwertung des holländischen Guldens. Der erste Vorschlag befaßt ich mit dem Goldausfuhrerverbot, während ein anderer die Errichtung eines Geldausgleichfondes bestimmt. Der Entwurf hebt die Goldeinleitungsverpflichtung der Bank von Holland auf. Ein weiterer Entwurf wendet sich gegen den Waren wuder und gibt der Regierung weitgehende Bollmachten zur Verhinderung der Preistreiberei und Spekulation, Einzelheiten vom Kampf der Alcazarbei den Toledo. 30. September. Die Verluste der im Alcazar eingeschlossenen gemeskenen Kadetten betrugen während der Dauer der Belagerung durch die marzielle ... Ministerrat über die Folgen der stanienabwertung Bukarest, 30. September (fernmündf.), Ministerpräsident Tatarescu, der gegenwärtig eine Nelle der Siebenbürgen macht, wird für heute in der Hauptstadt zurückerwartet. Es heißt, daß sofort nach seinem Eintreffen ein Ministerrat stattfinden werde. Ebenso Austreiiata und Schweizer Abwertungsgeiet angenommen sern, 30. September. Der Ständerat hat Montag spät abends den Bericht des Bundesrates über die Abwertung des Schweizer Franken mit großer Mehrheit zur Kenntnis genommen. Darfür stimmten 36 Mitglieder, dagegen 3 Sozialisten und 2 Liberale. Zunächst hatte Bundespräsident Meyer das Wort zur Verteidigung der Abwertungsvorlage ergriffen, worauf zur Abstimmung geschritten wurde. Gelbstmord eines Kaufmannes Su Bularest hat sich der Kaufmann David S. Muton erschossen. Muton, der ich allein in der Wohnung befand, Kraftwagenunglück in Hermannstadt Geltern ereignete sich auf dem Großen Ring Ede Sporergasse ein schwerer Autounfall. Die aus der Sporergasse kommende Straßenbahn stiek vor dem Bischofsgebäude mit einem vom Großen Ring einschwenktenden Lastkraftwagen zusammen, wobei ebenso der Wagen der Straßenbahn als al der Rastkraftwagen schwer beschädigt wurde. Die Untersuchung zur Klärung der Schuldfrage wurde eingeleitet. Der Magenführer und die Insassen sind mit heiler Haut davongelommen. 1. Oktober 1936 schrieb drei Briefe, je einen an dem Staatsanwalt, an seine Frast und an sein Kind, dann entleibte er sich durch einen Schuß ins Herz. Der Grund der Tat war ein unheilbares Leiden. Ein Dorf mit drei Einwohnern Das kleine Dorf Frankreichs ist Morteaur in der Nähe von Chaumont im Departement Haute AMtarne. Dieses Dorf besitzt nur drei Einwohner. Die Bevölkerung von Morteaur besteht aus einer alten Frau, ihrem erwachsenen Sohn und einer sechzehnjährigen Tochter. In die Wählerliste sind zwar fünf Personen eingetragen, aber vier von ihnen sind nicht ortsanwesend. Der eins äige Wähler der Gemeinde is Mr. Aber Cheng, der im Übrigen auch alle anderen nur erdenklichen Nemser und Würden der Gemeinde bekleidet. Erst Mitglied des Gemeinderats — da aber andere Mitglieder dieser widrigen Adrpershaft nicht aufzutreiben, sind hält Herr Cheng gelegentlich eine Gemeinderatefißung mit sich allein ab. Er scheint aber ein sehr gewissenhafter Beamter zu sein, denn auch in diesem Jahre legte er der Aufsichtsbehörde einen sauber ausgearbeiteten Gemeindehaushalt mit allen nötigen Belegen vor, und dieser Haushalt schloß in der Einnahme mit 956 und in der Ausgabe mit 950 Francs ab, sodoch die Gemeinde ein klares und nicht anzuzweifelndes Vermögen von 6 Francs ihr eigen nennen kann. Mortaur besißt auch eine Gebets« kapelle und ein — allerdings unbewohntes — altes Schloß. Gottesdienst findet in der Kapelle nur alle zwei Jahre an den Gedenktagen für den heiligen Sulpicus und den Antonius von Padua frat. Zu diesem Zwecke kommt eigens ein Brieffer aus seiner größeren Nachbargemeinde herüber . . . Braddock erneut untersucht Wie vor einigen Wochen bestimmt wurde, mußte sich Ameritas Weltmeister im Schwergewichtsboren, Jimmy James Braddod, am 15. September erneut der Athletis-Kommission des Staats New York zu einer zweiten Untersuchung seiner verlegten Hand stellen. Das Ärztliche Gutachten von Dr. Fred Albee, der den Weltmeister in Binice-Florida untersuchte, geht dahin, daß die Berlegung Braddods sich befriedigend befreie, es aber unratsam sei, den Weltmeister vor Dezember mit dem Training besinnen zu lassen. Daraufhin regte die Kommission eine dritte Untersuchung am, deren Bericht bis zum 15. November in Nemwyorf vorliegen musste. Verbrechen aus Unvorsichtigkeit. In der Gemeinde Blutreih fuhr der 17-jährige Mathias Kafl mit einem Kasmeraden auf das Feld. Kafl fand im Magen ein Gewehr, das wahrscheinlich von seinen Bater hingelegt worden war. Er begann an dem Gewehr herumzubantieren, plößlich entlud sich das Gewehr, der Schuß traf den Kameraden Kaffs, der tot zusammenbrach. Die Untersuchung ist im Suge. Der Zigeuner und seine Geige Weil er seine alte Zigeunergeige so sehr liebte, hat in einer Herberge in Berpelet an der ungarisc-österreichischen Grenze der 62jährige Zigeunerprimas Karl Mega Selbstmord begangen und sich in seinem Sommer erhängt. Vor 40 Jahren war Mega einer der berümetesten Sigeunergeiger Ungarns und mache durch sein Spiel derartigen Ein= — Die Buchhandlung H.Schlofier empfiehlt Ihnen hen tex Arno Dohm,Skagerrak·die arö.2,te Seeschacht der Geschichte,324-Seiten mit sodokument.Fotog.Leinen. Lei120— Ein mitreißendes Buch,das den Hergang der Schlacht und all die Hel dentaten bei Freund und Feind mits erleben läßt,dag kämpfen und Sters ben jener Bekannten und Unbekannten haben und drüben, die alle als Soldaten und Seeleute ihr Reiches hergaben, um ihrer Flotte und ihrer Flagge den Endsieg zu sichern. Bestellung auf Postanweisung genügt, Anschrift : Hermannstadt-Siblu, Sporergasse IF,