Deutscher Kalender, 1985

Wir Stellen uns vor

Sie verwirklichen auch meine Träume Frau Elisabeth Hoffmann erzählt Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Vater und Mutter verdienten gut. Wir drei lebten wie der Vogel am Hanf. Meinen zwei Töchtern habe ich nicht das Gleiche geben können. Aber meine drei Enkelkinder haben es noch besser als ich damals. Das freut mich und macht mich stolz — be­gann Frau Elisabeth Hoffmann, geb. Böss ihre bewegliche Lebensge­schichte. Sie ist 1927 in Lcintschuk/Lány csók geboren. Ihr Vater, Josef Böss aus W ersehend/Versend wie auch die Mutter, Elisabeth Kraus stamm­ten aus Bauernfamilien. Die Mutter ist früh erkrankt, durfte keine schwe­re Landarbeit mehr machen, erlernte darum den Hebammen-Beruf. Weil es in Lantschuk aber bereits eine Geburtshelferin gab, zog die Familie Böss nach Ketschinge/Görcsönydoboka. Nach fünf Jahren führte der Weg nach Baar/Bár an der Donau. Die Baarer hatten uns recht gerne. Meine Mutter hat als Hebamme sehr viel zu tun gehabt. Sie wurde oft auch in die Nachbargemeinde, so­gar auf die Mohatscher Insel gerufen. Mein Vater hat in der örtlichen Schweizerei gearbeitet. Nach der 6. Elementarklasse haben mich meine Eltern in die Bürgerschule nach Mohatsch geschickt. Ich bin täglich mit dem Rad zur Schule gefahren. In den Wintermonaten wohnte ich bei einer alleinstehenden Frau. Ich sollte nach der Bürgerschule weiteHernen und Arzt werden. Doch es kam der zweite Weltkrieg. Der Vater mußte einrücken und kam erst 1947 nach Haus. Mutter und ich hatten das Haus in Baar abgeschlossen und waren zur Oma nach Lantschuk gegangen. Auf dem Lantschuker Kirchweihball 1946 hat mich ein fescher junger Mann zum Tanze geholt: „Mädchen, du gefällst mir. Möchte dich aber gleich fragen, ob du auch ausgesiedelt wirst?“ — fragte er. „Nein“, antwortete ich. „Kein großes Problem. Ich kriege es schon fertig, daß auch du mit­darfst“ — meinte er. Unsere Mütter wollten in die Heirat nicht einwilligen. Nach meiner Mutter hätte er mehr Schulen haben müssen und für seine Mutter war ich keine Bäuerin gewesen. Denn die Hoffmanns waren wohlhabende Litowr Bauersleute.

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